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Veröffentlicht am 14.04.2024

Viel Liebe, geringe Fallhöhe

Zeilenflüstern (Sweet Lemon Agency, Band 1)
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Ich habe das Buch gelesen, weil es um einen Hörbuchsprecher geht und nach einer leichten Lektüre klang. Leider war's für mich zu leicht, zu schwärmerisch und eher ein Jugendbuch. Die Liebe steht klar im ...

Ich habe das Buch gelesen, weil es um einen Hörbuchsprecher geht und nach einer leichten Lektüre klang. Leider war's für mich zu leicht, zu schwärmerisch und eher ein Jugendbuch. Die Liebe steht klar im Mittelpunkt. Und es gibt sehr, sehr viele Themen, die das Buch aussführlich durch- und zerdenkt.

Rezi enthält Spoiler!

Worum geht es?

Klara hat gehörlose Eltern und hadert mit dieser Rolle. Außerdem hat sie nach einigen Rückschlägen ihren ersten Job bei einer Werbeagentur angefangen und ist unsicher, ob sie das hinbekommt. Ihre Stütze ist die Stimme eines Hörbuchsprechers, der sie jeden Nacht in den Schlaf begleitet. Als sich die beiden treffen, sprühen Funken. Doch auch Noel ist gescheitert: Der Schaupsieler ist nach einer Durststrecke wieder bei seinen Eltern eingezogen und kann sich nicht aufraffen, weiterzumachen. Zwei Menschen, die geschaffen sind, einander zu stützen.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Als erstes aufgefallen ist mir, dass Klaras CODA-Dasein behandelt wird, aber nicht im Mittelpunkt steht. Ich fand das gut, weil das ein Teil ihrer Kultur ist, aber nicht ihr Leben definiert. Als Kind gehörloser Eltern muss sie oft die Vermittlerrolle zwischen der "hörenden" Welt und der Welt der Hörbehinderten einnehmen. Sie ist es gewohnt, Verantwortung zu tragen, kann diese aber schwer ablegen. Außerdem eckt sie in beiden Kulturen an. Interessant fand ich, dass sie oft laute Geräusche macht, weil diese in ihrer Kultur keine Rolle spielen. Deswegen hat sie manchmal Probleme mit Hörenden. Das klang für mich realistisch. Ich hätte aber gern mehr davon gelesen. Die Eltern spielen eher eine Nebenrolle, was ich später beim Thema "Abnabeln" nicht so gut fand.

Klara kämpft mit der Ablehnung und heilt langsam.

Im Gegensatz dazu ist Noels Probleme komplexer und ich hatte leider das Gefühl, dass es in 70 % des Buches um ihn geht. Noel kommt aus einer Handwerker-Familie, die sein Dasein als Schauspieler nicht wertschätzt. Er überdeckt das mit vermeintlicher Selbstsicherheit, spricht aber oft davon, dass er es nicht ist. Als er ein wichtiges Angebot für seine Ex-Freundin ablehnt, gibt er sich dem Selbtsmitleid hin und versinkt in Frust. Gerettet wird er nicht durch Klara, sondern durch ein Angebot seines Mentors.

Noel war für mich als Charakter interessant, aber nicht stimmig. Er redet ständig davon, arrogant zu sein, ist es aber nicht. Ohnehin sind die Figuren im Buch selten wirklich gemein, sondern eher selbstmitleidig. Er will ständig Rauchen, tut es aber oft nicht - ich wusste nicht, ob ich das witzig finde oder unnötig. Ich fand's interessant, dass er gern Theater spielt, aber TV usw. ablehnt. Ich hätte gern mehr über das Theater und seinen Ansatz gelesen, das ging aber unter. Stattdessen liest man die üblichen Phrasen, dass sich ein Schauspielender durchsichtig machen müsse. Das ist leider ein Klischee.

Gut fand ich den Konflikt mit der Familie. Denn dort wird klar, dass beide Seiten ihren Teil dazu beigetragen haben, dass Noel sich unwohl fühlt.

Ein Schwerpunkt des Buches ist das Kollektiv, vor allem in der Werbeagentur. Ob Feministin Franka, die überkorrekte Amelie, Chef-mit-Herz Felix oder Jesse, jeder hat eine Rolle und diese machen das Buch bunt. Vor allem Franka tritt immer wieder für Klara ein und legt sich gern mit Felix an. Auch wenn die Fallhöhe bei allen Konflikten gering ist, empfand ich Franka als Fels in der Brandung. Das hat großen Spaß gemacht, ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.

Der zweite Schwerpunkt sind die Gefühle. Liebe wird in aller Ausführlichkeit geschildert, das Schwanken zwischen Zweifel und Freude, später Leiden. Ich wähnte mich deswegen eher in einem Jugendbuch und man hätte das Buch gern um 50 Seiten kürzen können. Es war nett zu lesen, aber irgendwann hatte ich genug davon. Außerdem nervte mich, dass die Figuren lieber denken als reden.

Die Ausführlichkeit betrifft auch die erotischen Szenen - sie sind wenig vorhanden, sind explizit, aber sanft geschildert. Aber auch sie ziehen sich sehr in die Länge, ohne, dass es interessant ist. Immerhin wird erwähnt, dass Klara ihren Körper nicht überall mag.

Was nicht hätte sein müssen, war die Nebengeschichte um einen Kunden, der Klara belästigt. Es fügte sich gut ein, wirkte aber wie ein Spannungspunkt, der nicht nötig war. Es ist ein wichtiges Thema, aber hier hätte man das weglassen können. Vor allem, weil es nach Klaras Rettung wieder nur um Noels Problem geht; sie selbst scheint das so gut verkraftet zu haben, dass sie danach problemlos körperlich werden kann.

Auch einen Ex-Freund Klaras fand ich unnötig, weil die Idee eines anderen CODAs toll war, aber sein Auftritt zu klein ist.

Allgemein hat mich gestört, dass Konflikte schnell gelöst werden oder nie so schlimm sind, dass ich als Leser:in leide. Ein Satz, der oft vorkommt ist "Ich habe mich damit gerechnet, dass ..." - und dann passiert es trotzdem. Deutlich wird das am Anfang, als Klara sich innerlich aufregt, dass niemand wertschätzt, wie anstrengend die Übersetzung von Gebärden ist - aber einige Moment später Noel genau DAS feststellt.


Die Geschichte spielt überwiegend in Frankfurt, viele Orte werden genannt. Als Einheimischer hat man sicher Spaß dabei. Dresden als zweiter Schauplatz wird erwähnt, die Stadt aber nicht beschrieben. Ich habe mich gefreut, dass endlich mal eine ungewöhnliche Kleinstadt im Mittelpunkt steht, aber letztlich hätte es auch Annaberg, Chemnitz oder Buxtehude sein können.

Fazit

"Zeilenflüstern" ist ein gemütlicher Liebesroman mit interessanten Themen. Man leidet nicht viel, die Liebe wird in aller Ausführlichkeit geschildert, nebenbei gibt es ein tolles Kollektiv. Meins war es nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass viele Leser:innen genau das lieben werden.

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Veröffentlicht am 20.01.2024

Gutes Cover, wenig dahinter

TV-Tod
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Ich habe das Buch über eine Leserunde bekommen und mich hat das Umfeld in den Medien gereizt. Ich war gespannt, auf welche kreativen Arten gemordet wird und wieviel Kritik enthalten ist. Spoiler: Kreativ ...

Ich habe das Buch über eine Leserunde bekommen und mich hat das Umfeld in den Medien gereizt. Ich war gespannt, auf welche kreativen Arten gemordet wird und wieviel Kritik enthalten ist. Spoiler: Kreativ ist es selten, die Kritik ist aber vorhanden.

Rezi enthält Spoiler.

Worum geht es?

Bei einer fiktiven Promi-Tanz-Show steht zuerst eine Tänzerin in Flammen, später gibt es weitere Morde. Der Leser verfolgt die Spurensuche von Journalist Alex und Tänzerin Lara, die eine der Hauptverdächtigen wird.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Das Buch lässt sich leicht lesen und auch der österreichische Einschlag hat mich nicht gestört. Ganz im Gegenteil, ich fand das sympatisch und habe die meisten Worte verstanden.

Die Geschichte gibt leider nicht viel her. Nach einem spektakulieren ersten Mord und einem interessanten zweiten Mord flaut die Spannung schnell ab. Die Morde sind erwartbar, zu den Opfern baut man nur selten eine Beziehung auf.

Hinzu kommt, dass sich Alex und Lara nach sehr kurzer Zeit verlieben, was nicht glaubwürdig war. Lara ist die einzige Figur, die näher charakterisiert wird, ein stimmiges Ganzes ergibt das aber nicht. Ich wusste nicht, ob ich sie für stolz oder arrogant halten sollte; mit ihr als Opfer fühlen konnte ich nicht.

Alle anderen Figuren haben wenig Profil, die Arbeit der Polizei wird nur am Rande beleuchtet. Nur der vermeintliche Antagonist bekommt ein paar Zeilen, aber der Versuch, ihn als möglichen Täter aufzubauen, scheitert schnell.

Auch der Kunstkniff, die Perspektive des Täters einzubauen, verpufft nach den ersten Seiten. Anfangs fand ich das sehr interessant, aber letztlich ist der Täter eine Person mit Wahnvorstellungen und einem Trauma. All das hat man in anderen Krimis schon oft gelesen.

Was ich gut fand, war eine Stelle, an der Medienkritik geübt wird - hier spürt man, wieviele Potiential einer Satire vorhanden war, aber nur selten durchblitzte.

Die TV-Show gerät auch schnell in den Hintergrund, auch wenn Potential dagewesen ist.

Das Ende ist kein Feuerwerk, sondern eine Knallerbse.

Ebenfalls gestört hat mich die personale Perspektive, die manchmal sogar innerhalb einer Szene wechselt. Beispielsweise liegt Lara in der Badewanne und hört Musik. Der Blick liegt auf ihr. Dann ertönen Sirenen - die sie aber nicht hört, die aber erwähnt werden. Wenn wir in ihr drin sind, hätte man das über die Optik machen können.

Letztlich kann sich das Buch nicht entscheiden, ob es ein klassischer Krimi oder eine Mediensatire ist. Als Krimi ist es extrem klischeehaft, als Satire nicht bissig genug.

Fazit

Wundervolles Cover, hinter dem sich ein überwiegend stimmiges Ganzes verbirgt. Aber das hat man schon vor 20 Jahren besser gelesen.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Optisch toll, inhaltlich mau

Literally Love 1. Paperthin Touch
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Ich hatte das Buch angefordert, weil mich der Blick in die Verlagswelt gereizt hat und ich auch das Thema Social Media interessant finde. Was die Grundgeschichte betrifft, zeigt das Buch nichts Neues, ...

Ich hatte das Buch angefordert, weil mich der Blick in die Verlagswelt gereizt hat und ich auch das Thema Social Media interessant finde. Was die Grundgeschichte betrifft, zeigt das Buch nichts Neues, aber die Perspektive der Lektorin macht den Text auch erzählerische reizvoll.

Rezi enthält Spoiler!

Worum geht es?

Lektorin Clio hat ein Problem mit ihrem Vater, der die Familie verlassen hat und mit ihren Mitbewohner:innen, die eine On-Off-Beziehung führen. Dann muss sie plötzlich Autor Bryn betreuen, der als Talent, aber schwierig zu handhaben gilt. Doch je mehr Kritiken hin und her fliegen, desto mehr Funken sprühen.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Leider gab's im Buch schon relativ früh Aspekte, mit denen ich nicht klargekommen bin: Clio wirkt auf mich eher negativ, sie hat soviele Probleme, vor denen sie meistens wegläuft. Außerdem mischt sie sich gern in die Nicht-Beziehung ihrer besten Freundin ein und auch das Verhältnis zu den Eltern ist angespannt. Ich glaube, in Clio steckt viel Frust, den sie verarbeiten muss. Dass SIE körperlich Bryan näher kommen will und den ersten Schritt macht, war nicht mein Geschmack, ist aber in Ordnung.

Hinzu kommt, dass ihre Bemerkungen im Text sehr schnell persönlich werden - sie übertritt damit die professionelle Ebene, was ich nicht gut fand.

Herzstück ist die Geschichte in der Geschichte - Clio korrigiert Bryns Text und als Leser sehen wir diese Bemerkungen. Der Buchsatz hat das wundervoll umgesetzt, es sieht "echt" aus und die meisten von Clios Bemerkungen konnte ich nachvollziehen. Das gab einen guten Einblick in die Arbeit einer Lektorin. Auch die Arbeit im Verlag wirkte realistisch. Allerdings hat man manche Passagen öfters gelesen und für mich hat das den Lesefluss gehemmt. Ich habe die Passagen irgendwann überlesen. Richtig interessant wurde es erst nach 50 %, als sich die beiden näher kommen. Hinzu kommt, dass ich die Geschichte in der Geschichte nicht so interessant fand: Eigentlich geht es um einen Mann, der von seinem besten Freund gestalt wird und dessen Leben zerstört wird. Davon lesen wir aber wenig. Stattdessen liegt der Fokus auf der Beziehung zur Jugendliebe des Mannes - die Frau ist gleichzeitig die Schwester des Stalkers. Als Parallelgeschichte zur Clio-Bryn-Ebene funktioniert das im Roman ganz gut - beide Geschichten sind so unterschiedlich, dass es nicht langweilig wirkt, aber so ähnlich, dass man Parallelen zur Handlung ziehen kann. Viele Leser:innen werden damit Spaß haben, aber mich hat es leider nicht gepackt.

Denn wenn man diesen Aspekt ausblendet, haben wir nicht viel: Zwei Figuren, die so vage charakterisiert sind, dass ihre Liebe für mich nicht nachvollziehbar wirkt. Vor allem Bryns realer Beruf kommt zu kurz, was ich sehr schade fand. Witzig war's leider auch nicht.

Es gab einige Nebenfiguren und einen Nebenhandlungsstrang mit der besten Freundin und ihrem Love-Interest, der immer wieder aufgegriffen, aber nur am Ende ein bisschen vertieft wird. Dieser Strang hat etwas Überraschendes, das leider ein bisschen untergeht.

Der zweite Schwerpunkt ist Clios Verhältnis zum Vater. Dieser hatte die Familie verlassen. Doch nun nähern sich die Eltern wieder an, was Clio nicht gefällt. Aus meiner Sicht hätte hier viel mehr erzählt werden können, weil soviele Jahre der Schuld, des Verlustes und Frustes nicht in ein paar Wochen zu bereinigen sind. Das Ende des Konfliktes fand ich aber nachvollziehbar und versöhnlich. Das war rund.

Von Oxford als Setting sieht man wenig, aber es gibt nette Landschaftsbeschreibungen.

Irgendwie klärt sich am Ende alles sehr schnell und Clio wirkte auf mich ein bisschen naiv.

Fazit

Die Geschichte hat ihren Reiz, vor allem optisch, und die Grundidee gefällt mir. Trotzdem waren mir die Charaktere nicht tief genug, die Story nicht witzig genug. Die Geschichte wirkt schwerer, als sie ist, ich habe nur selten mitgelitten.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Manchmal zu selbstdarstellend

Dear Dolly. Die besten Antworten auf die wichtigsten Fragen im Leben
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Ich suchte eine leichte Lektüre für die Straßenbahn, etwas, dass sich gut in Etappen lesen lässt. Letztlich gab es viele interessante Fakten im Buch, ich bin mit der Autorin aber nicht warm geworden.

Worum ...

Ich suchte eine leichte Lektüre für die Straßenbahn, etwas, dass sich gut in Etappen lesen lässt. Letztlich gab es viele interessante Fakten im Buch, ich bin mit der Autorin aber nicht warm geworden.

Worum geht es?

Der Text zeigt überarbeitete Ratgeber-Kolumnen der englischen Autorin. Geschildert werden überwiegend Probleme von Hetero-Frauen aus den Bereichen Beziehung, Sex, Trennung, Freundschaft, Dating, Körper & Seele.

Der Tonfall ist daher auf Selbstakzeptanz ausgelegt und versucht, das Problem anhand der Rollenbilder an Frauen aufzulösen.

Wie hat mir der Text gefallen?

Mein großes Problem war, dass mich viele Probleme im Buch nicht abgeholt haben. Die Texte handeln häufig von Problemen mit dem Umfeld, Selbstzweifeln usw. Dinge, die man mit einem klärenden Gespräch lösen könnte. Allerdings mochte ich, dass Fragen von jungen und alten Frauen im Buch vorkamen, die Texte also breit gefächert sind.

Die Autorin stellt sich im Buch als gute Freundin dar und wirkt kumpelhaft. Leider musste ich mich durch 10 % Einleitung quälen, was zuviel war. Und auch in den Ratgebern betont die Autorin immer wieder, dass sie mit Anfang 30 entweder zu jung ist, um manches tief beurteilen zu können, oder dass sie in 3 Dekaden viel erlebt hat. Das war mir zuviel Selbstdarstellung.

Ein weiteres Problem war ihre Sicht auf "Alkohol" - aber das ist eine Geschmacksfrage. Es gibt ein paar Texte, die sich im gesellschaftlichem Trinken beschäftigen und in diesen wird klar, dass die Autorin kein Problem damit hat, wenn man mit Alkohol "entspannt". Das eine Droge so verherrlicht wird, finde ich schwierig, aber ihre Meinung kann sie haben.

Die Texte selbst sind durchdacht und besonders, wenn es im Freundschaften geht, betrachtet die Autorin die Probleme von vielen Seiten, auch wenn es unangenehm wird. Sie wirkt wertschätzend und versucht, die Frauen zu unterstützen. Auch wenn man, aus meiner Sicht, nicht alles mit Feminismus lösen kann.

"Nebenbei" lassen sich die Texte nicht lesen, es es ist viel Stoff, der bearbeitet wird.

Nicht so tief sind die Antworten aber, wenn es um Männer geht. Das betrifft das Thema "Betrügen", aber auch "Aufmerksamkeit durch Männer" Ich hatte das Gefühl, dass es ihr hier schwer fällt, die andere, "männliche" Perspektive einzunehmen.

Außerdem gibt es sehr wenigen Fragen von Männern und queeren Personen. Am interessantesten fand ich die Frage einer Frau, die sich als lesbisch identifiziert, aber trotzdem auf die Flirts des männlichen Kollegen eingeht. Das liegt aber wohl daran, dass wenige Zuschriften von diesen Gruppen kommen.

Dennoch freute ich mich, dass sich das Buch SO tief mit Gefühlen beschäftigt, ich hatte den Eindruck, dass jedes Gefühl in Ordnung ist. Die Atmosphäre war insgsamt sehr angenehm.

Fazit

Man kann das Buch lesen, muss aber nicht. Mich hat es thematisch selten angesprochen, aber ich mochte das Grundgefühl.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Eine Prise neu, viel alt

Yours casually
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Die Grundgeschichte, sich nur zum Körperlichen zu treffen und sich dann zu verlieben, ist nicht neu, aber ich wollte einen flotten Liebesroman haben. Leider fehlt es dem zentralen Konflikt an Würze und ...

Die Grundgeschichte, sich nur zum Körperlichen zu treffen und sich dann zu verlieben, ist nicht neu, aber ich wollte einen flotten Liebesroman haben. Leider fehlt es dem zentralen Konflikt an Würze und dem zweiten an Logik. Immerhin versucht die Autorin, feministische Ansätze einzubinden.

Rezi enthält Spoiler!

Worum geht es?

Studentin Sienna hat die Trennung ihrer Eltern nicht verarbeitet und sieht sich mit zwei verschiedenen Beziehungsformen konfroniert: Ihr Vater hat eine neuen Partnerin, mit der Sienna gut klar kommt, ihre Mutter dagegen wechselt nach ein paar Monaten zur nächsten "großen Liebe", einschließlich Trennungsdrama. Koch Rafael hat vor zwei Jahren seine Freundin bei einem Autounfall verloren und hat das noch nicht verarbeitet. Ähnlich wie Sienne denkt er, das Sex die Lösung ist.

Die Figuren

Beide Figuren spielen gern Mario Kart, gucken gern alte Filme (was EINMAL erwähnt wird) und lieben Essen. Mehr Gemeinsamkeiten gibt es nicht. Die Chemie zwischen den beiden ist kaum vorhanden, es gibt weder spritzige Dialoge noch ein Gemeinschaftsgefühl.

Auch die Figuren sind blass: Sienna studiert Online-Marketing und arbeitet bei einer Frauenzeitig. Dort schreibt sie manchmal eher kolumnen-hafte Artikel. Man sieht sie weder im Bereich Werbung noch als Journalistin wirklich arbeiten. Immerhin hat Sienna durch ihren Vater eine Liebe zu Weingütern entwickelt, was sie einzigartig macht. Sienna ist umgeben von Frauen, die kein Problem mit Körperlichkeiten hat und die sie gut auffangen. Die kleine Chefin geht offen mit Dates um und versucht Sienna zu ermutigen, aktiv zu sein. Ich fand's etwas aufdringlich, aber die beiden kommen gut klar. Ihre Halbschwester Molly lebt mit Partnerin Paisley und Sienna in einer WG und auch die beiden sind locker. Ihr Vater tritt wenig auf, wirkt aber auch sympatisch. Die neue Frau des Vaters ist eher mütterlich und ein guter Kontrast zu Siennas eigener Mutter. Diese übertritt ständig Grenzen ihrer Tochter und erscheint mir als Antagonistin.

Was Sienna auszeichnet, ist ein Kollektiv, mit dem man sich auch als Leser:in wohlfühlt. Die Figuren machen den Text lebhaft und lenken gut vom Hauptkonflikt ab.

Außerdem hat sie kein Problem mit ihrem Körper - schön, dass diese Variation mal gezeigt wird und wir keine Figur haben, die sich zu dick findet.

Rafael hat einen Cousin, der anfangs sehr präsent ist, später nicht mehr. Auch diese beiden funktionieren gut. Rafael experiment gern und versucht, den alten Gerichten frischen Wind einzuhauchen. Er wirkt auf mich eher bescheiden.

Der Ausgangspunkt

Die beiden wirkten nicht, als bräuchten sie Körperliches, aber sie tun es trotzdem. Dabei stellen sie Regeln auf, die vor allem darin gründen, außerhalb des Körperlichen keinen Kontakt zu haben. Was durch zahlreiche Zufälle torpediert wird.

Ich dachte eher, dass sie über Soft und Hard Limits reden oder über Vorlieben. Körperstellen, die gut und schlecht sind, Berührungen, die mehr oder weniger gut funktionieren. Sienna sagt, sie sei unerfahren, aber trotzdem wirkt alles ziemlich glatt. Außerdem würden Menschen, die beziehungs-ängstlich sind, stärker darauf achten, dass ihre Grenzen gewahrt bleiben und diese auch deutlich machen, auch wenn sie damit andere vor dem Kopf stoßen. Die einzige Grenze, die die beiden bis zum Schluss einhalten, ist, dass sie keine Handy-Nummern tauschen, sondern nur über Tinder kommunizieren.

Ich habe nicht verstanden, was die beiden sein wollen - keine Beziehung, kein One-Night-Stand, aber auch kein Friends-with-Benefits. Denn man baut zu seinem Partner meistens irgendeine Form der Beziehung auf. Schlimmer ist aber, dass daraus keinerlei Humor entsteht oder Würze enthalten ist. Wenn das Konzept nur mäßig glaubwürdig ist, sollte es wenigstens unterhaltsam sein.

Allerdings sind die Zufälle, die die beiden zusammenführen, nett.

Die Erotik

Im Buch gibt es wenige ausführliche Sexszenen. Im Bett, auf der Toilette eines Kinos und unter der Dusche, wobei diese nur angedeutet wird. Nicht besonders kreativ, aber nett. Hervorzuheben ist, dass die Befriedigung der Frau im Vordergrund steht ohne, dass der Mann dafür eine Gegenleistung möchte. Der Genuss der Frau mit dem Mann kam mir aber zu kurz - wieder nimmt sie eine eher passive Rolle ein, nur das Machtgefälle ist dabei weniger stark.

Der zweiten Konflikt

Das Problem im zweiten Teil des Buches ist, dass Sienna über eine Bloggerin schreibt, die zufällig die tote Freundin Rafaels ist. Was diesem nicht gefällt. Der Konflikt wird damit begründet, dass Rafael den Tod seiner Freundin nicht verarbeitet hat. Der Mann reagiert über und entschuldigt sich, obwohl auch Sienna mehrere Fehler gemacht hat.

Die Aufgabe lautet "[...]über ein Paar schrieben, das sich unter besonderen Umständen kennengelernt hatte, eine außergewöhnliche Beziehung führte oder eine, die sich von anderen durch ein bestimmtes Ereignis unterschied." (S. 121) Das ist schwammig genug und gibt ihr die Möglichkeit, nicht mit Lebenden kommunizieren zu müssen. Es ist eine Leistung, sich durch jahrelange Blogbeiträge zu wühlen und daraus einen Artikel zu tippen. Warum sie nicht mal den Versuch unternimmt, mit ihrem Umfeld in Kontakt zu treten, um das Thema differenzierter betrachten zu können, leuchtet mir nicht ein. Denn am Ende schickt sie ihren Eltern den Artikel, weil sie ein schlechtes Gewissen hat. Weder ihren Professor noch ihr Umfeld interessiert das. Natürlich stellt sich die Frage, ob Angehörige einbezogen werden müssen oder das die journalistische Unabhängigkeit untergräbt, aber man hätte darüber reden können.

Abgesehen davon, dass die Freundin über die Höhen und Tiefen der Beziehung geschrieben hat, was auch für das Buch interessant gewesen wäre. Welche Gemeinsamkeiten Sienna zwischen ihr und sich sieht, wie das Verhältnis zwischen Objekt und Betrachter ist. Was der Ex-Freund darüber denkt, dass die Freundin über die Beziehung geschrieben hat.

Der zweite Fehler besteht aus meiner Sicht darin, dass Sienna scheinbar nicht versteht, warum Rafael sauer ist. Sie erkennt seine Gefühle schwer an. Sie rechtfertigt sich, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie kapiert, was es mit einem macht, wenn ein geliebter Mensch öffentlicht so dargestellt wird, selbst wenn es positiv ist. Denn mit dem Artikel schreibt sie nicht nur über eine Person, sondern auch über eine Beziehung, an der zwei Menschen beteiligt waren.

Die restlichen Probleme

Im Laufe des Buchs konfrontiert Sienna außerdem ihre Mutter mit deren emotionaler Grenzüberschreitung und bekommt dabei nicht einmal vom Vater Rückendeckung. Das Schlimme an dieser Szene war, dass von Anfang an klar ist, dass es nicht gut ausgeht. Die Spannung war wenig vorhanden.

Gut herausgearbeitet ist aber, dass sie die Trennung der Eltern noch schmerzt. Aber sie arbeitet es nicht mir ihren Eltern auf.

Sprachstil

Der Text liest sich flüssig, allerdings nervten manche Wortwiederholungen.

Fazit

Der Text versucht mit feministischen Elementen dem Genre etwas Leben einzuhauchen, bewegt sich aber zu sehr auf ausgetretenen Pfaden. Die Geschichte ist vorhersehbar, die Chemie zwischen den Figuren und deren Besonderheiten nicht vorhanden. Ich fand's ok, war aber froh, als es vorbei war.

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