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Veröffentlicht am 04.06.2024

Die Macht der Liebe in schweren Zeiten

Das Lied der Biene
3

Ein verhängnisvoller Bienenstich bringt das Leben des erfolgreichen Geschäftsmannes Paul von einem Augenblick auf den anderen völlig durcheinander, plötzlich ist nichts mehr so, wie es einst war. Welch ...

Ein verhängnisvoller Bienenstich bringt das Leben des erfolgreichen Geschäftsmannes Paul von einem Augenblick auf den anderen völlig durcheinander, plötzlich ist nichts mehr so, wie es einst war. Welch ein Trost, als er plötzlich in seiner Einsamkeit gefühlvolle e-Mails von einer unbekannten Absenderin erhält, die sich letzten Endes als seine Haushälterin Marga herausstellt. Da ist ein Gefühlschaos vorprogrammiert und nicht alles läuft so glatt, wie man meinen möchte.

Gabriela Gross ist mit "Das Lied der Biene" ein gefühlvoller Roman gelungen, der ernste Themen so aufbereitet, dass man sich trotzdem gerne damit beschäftigt. Trauer und Verlust werden zu keinem Tabu-Thema sondern offen angesprochen, auch die Macht der Liebe zwischen gar unterschiedlichen Personen findet in diesem Buch Platz. Probleme zwischen Eltern und Kindern werden ebenso thematisiert wie der Druck, unter dem Scheidungskinder manchmal stehen. Das war eine ganze Ladung an Themen, die hier angeschnitten und teilweise sehr gut behandelt wurden. Die Protagonisten sind sympathisch und werden gut dargestellt, sodass man gut mit ihnen mitleidet und sich genauso für sie freuen kann. Die unterschiedlichen Schauplätze in Deutschland und Portugal geben dem Buch einen zusätzlichen Reiz und vor allem die detailgetreuen Schilderungen Lissabons haben mehrmals Fernweh in mir geweckt.

Es ist ein leichtes, sich in die Geschichte hineinzuversetzen und Gabriela Gross gibt uns Lesern die "Hausaufgabe", über manche Themen auch selbst ein bisschen nachzudenken. Das Buch aus der Hand zu legen und mich gleich auf etwas anderes zu konzentrieren ist mir nicht leicht gefallen, zu sehr hat mich so manches beschäftigt. Ich fand es auch schön, mitzuverfolgen, wie sich die Protagonisten in der Geschichte weiterentwickelt haben, wie aus dem Duckmäuschen Marga eine selbstbewusste Frau wurde, die ihr Leben in die Hand nahm, wie aus dem unnahbaren Paul ein gefühlvoller, liebender Mann wurde und wie sich das Verhältnis zu ihren beiden Familien, das manchmal ganz schön holprig war, wieder stabilisiert hat. Das ist der Autorin sehr gut gelungen und es machte Freude, die Personen auf ihrem Weg zu begleiten.

Leider weist die Handlung manchmal Sprünge auf, die mir persönlich etwas zu schnell gehen, über manche Situationen hätte ich einfach gerne mehr gewusst. Insgesamt hat mir "Das Lied der Biene" aber sehr gut gefallen und mein Lesejahr auf jeden Fall bereichert. Ich freue mich, dass ich es im Rahmen einer Leserunde kennenlernen durfte!

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 14.04.2024

Tansania lässt grüßen

Das Flüstern des Lebens
0

Die Kaffeeplantagen-Besitzerin Corinna verunglückt in Tansania. Die Nachricht von ihrem Tod erschüttert ihre Münchner Familie und stürzt diese in unvorhergesehene Situationen, taucht doch plötzlich Corinnas ...

Die Kaffeeplantagen-Besitzerin Corinna verunglückt in Tansania. Die Nachricht von ihrem Tod erschüttert ihre Münchner Familie und stürzt diese in unvorhergesehene Situationen, taucht doch plötzlich Corinnas Tochter Hannah auf, von der die Familie bisher nichts wusste. Nun gilt es einerseits, Corinnas Vermächtnis umzusetzen, sich mit ihrem letzten Willen zu arrangieren und gleichzeitig sich als Familie neu zusammen zu finden. Während Hannahs Lebensmittelpunkt plötzlich nicht mehr die Farm in Tansania, sondern die Großstadt München ist, wo sie liebevoll von ihrer Tante Doris und ihrem Cousin Alex aufgenommen wird, verlagert Nichte Isabelle ihr Leben auf die Kaffeeplantage und sorgt dort nach dem Rechten. Es gibt etliche Turbulenzen, bevor sich die Familie mit der neuen Situation arrangiert. Werden alle ihr Glück finden und den neuen Platz im Leben akzeptieren?

Katharina Fuchs ist mit "Das Flüstern des Lebens" ein schöner Familienroman gelungen, der uns sowohl nach München als auch ins schöne Tansania entführt und uns beide Welten, so unterschiedlich sie auch sind, näher bringt. Die Protagonisten werden ausführlich geschildert, sodass sich schon bald Sympathien und Antipathien entwickeln, die sich im Verlauf des Romans für mich auch nicht mehr geändert haben. Die Erzählungen aus Tansania sind gut recherchiert und vermitteln teilweise das Gefühl, wirklich dort zu sein.

Der Schreibstil ist flüssig und die Unterteilung in viele Kapitel macht es einfach, das Buch zügig zu lesen, man ist am Ende jeden Kapitels gespannt, was denn die anderen Protagonisten gerade erlebt haben, während man den Roman aus der Sicht einer Person gelesen hat. Manche Episoden sind für meinen Geschmack etwas zu kurz gekommen, so hätte ich zum Beispiel gerne mehr darüber erfahren, wie sich Hannah in München einlebt, ob sie Freunde findet, etc. Dafür fand ich anderes wieder überflüssig, die Liebelei Isabelles wäre für mich etwa entbehrlich gewesen.

Insgesamt ist "Das Flüstern des Lebens" ein gelungener und gut recherchierter Roman, dessen Protagonisten ich teilweise schnell ins Herz geschlossen habe und der mir schöne Lesestunden beschert hat. Dass der Schauplatz zum Teil in Tansania war, fand ich persönlich besonders schön und ließ mich in Urlaubserinnerungen schwelgen. Ein herzliches Dankeschön auch hierfür!

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Veröffentlicht am 01.01.2025

Schwedischer Weihnachtszauber mit Liebesverwirrungen

Schneezauber über Stockholm
0

Alice hat das letzte Jahr seit der Trennung von ihrem Freund zurückgezogen und in ihrer eigenen Welt verbracht und auch das aufkeimende Weihnachtsfest will sie ignorieren. Ein neuer Job bringt aber wieder ...

Alice hat das letzte Jahr seit der Trennung von ihrem Freund zurückgezogen und in ihrer eigenen Welt verbracht und auch das aufkeimende Weihnachtsfest will sie ignorieren. Ein neuer Job bringt aber wieder etwas Abwechslung in ihr tristes Leben und dass ihr Auftraggeber Samuel auch noch attraktiv ist, lässt dann doch wieder Lebensfreude zurückkehren. Vielleicht ist ja doch nicht alles schlecht und vielleicht kann Alice im romantischen Stockholm um die Weihnachtszeit das Leben und die Liebe wieder neu für sich entdecken?

Camilla Davidsson hat mit "Schneezauber über Stockholm" einen atmosphärischen Weihnachtsroman geschrieben, der uns während der Weihnachtszeit in die schwedische Hauptstadt mitnimmt. Als begeisterten Skandinavien-Fan hat mir das sehr gut gefallen und ich konnte tatsächlich während des Lesens die Atmosphäre in Stockholm etwas nachfühlen - ein großer Pluspunkt dieses Romans. Alice ist sympathisch, aber auch etwas flatterhaft. Erst trauert sie ein Jahr lang ihrer alten Beziehung mit Sebastian nach und plötzlich wirft sie sich jedem Mann an den Hals, der es irgendwie gut mit ihr meint.

Die Geschichte selbst hält wenig Überraschungen bereit und ist vorhersehbar, aber das erwartet man bei einem Feelgood Roman ja auch irgendwie. Was mich tatsächlich gestört hat war, dass im Buch die Geschichte eines anderen Buches, das Alice als Lektorin bearbeiten soll, allzu detailliert beschrieben ist, es wirkte auf mich, als sollten dadurch einige Seiten gefüllt werden.

Insgesamt ist Camilla Davidsson mit "Schneezauber über Stockholm" ein gemütlicher Weihnachtsroman gelungen, der Atmosphäre verbreitet, aber durchaus auch einige Schwachstellen hat.

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Ein Pseudo-Freundschafts-Thriller

Was uns zusammenhält
3

Billie und Cassie waren jahrelang beste Freundinnen und haben viel gemeinsam erlebt. Doch wie das Leben so will, haben sich beide weiterentwickelt - jede in eine andere Richtung. Während Billie nach wie ...

Billie und Cassie waren jahrelang beste Freundinnen und haben viel gemeinsam erlebt. Doch wie das Leben so will, haben sich beide weiterentwickelt - jede in eine andere Richtung. Während Billie nach wie vor an der Freundschaft festhalten will, zieht Cassie ihrer Wege und orientiert sich anderweitig. Als Cassies Baby jedoch plötzlich verschwindet, erfährt die Beziehung zwischen den beiden jungen Frauen eine neue Wendung. Sind sie sich doch näher, als sie immer dachten? Oder ist die Freundschaft von einst tatsächlich nicht mehr zu kitten?

"Was uns zusammenhält" war für mich ein sehr zwiespältiges Buch. Auf der einen Seite ist Carola Lovering damit ein Freundschafts-Roman gelungen, der durchaus Psycho-Thriller Elemente aufweist. Der Schreib-Stil ist packend und durch die Gliederung in viele Kapitel ist man durchaus geneigt, immer weiter lesen zu wollen, weil man einfach wissen möchte, wie es weitergeht. Auf der anderen Seite fand ich das Buch samt seiner Charaktere leider sehr oberflächlich, sodass ich mich nicht wirklich dafür begeistern konnte.

Weder Cassie noch Billie sind wirkliche Sympathieträgerinnen. Erstere nervt durch ihr Pseudo-Influence-Dasein und ihr egoistisches Gehabe, zweitere durch ihre Mitleidsmasche und ihre selbst auferlegte Abhängigkeit von einer Freundschaft, die es so eben nicht mehr gibt.

Schön fand ich die Rückblicke in die gemeinsame Vergangenheit der beiden Protagonistinnen, in eine Zeit, zu der die beiden vieles gemeinsam erlebt haben. Die Gegenwart hat Tendenzen, spannend zu sein, wurde aber meiner Meinung nach viel zu sehr in die Länge gezogen, sodass das Buch im Endeffekt weder die Freundschaft mit Tiefgang behandelt, so wie ich es eigentlich anhand des Klappentextes erwartet hätte, noch zu einem wirklichen Thriller taugt - das zentrale Geschehen, die Entführung von Cassies Baby wurde dafür einfach zu oberflächlich abgehandelt.

Für mich war "Was uns zusammenhält" leider kein wirkliches Highlight, aufgrund des Erzählstils, der mir durchaus gefallen hat, ist mir das Buch dennoch 3 Sterne wert.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Schicksalsgeschichten aus einer ostdeutschen Kleinstadt

Verlassene Nester
0

Kurz nach der Wende spielt diese Geschichte in einer ostdeutschen Kleinstadt. Ein Betonwerk muss schließen, die Bewohner der Stadt versuchen mit den vielfältigen Veränderungen in ihrem Leben klar zu kommen. ...

Kurz nach der Wende spielt diese Geschichte in einer ostdeutschen Kleinstadt. Ein Betonwerk muss schließen, die Bewohner der Stadt versuchen mit den vielfältigen Veränderungen in ihrem Leben klar zu kommen. Teenager Pilly versucht zwischen ihrem alkoholabhängigen Vater, ihren schrulligen Tanten und ihren 2 Freundinnen, die in Wahrheit keine sind, ihren Platz im Leben zu finden - von ihrer Mutter fehlt leider von längerem jede Spur. Während jeder für sich mit den Veränderungen klar zu kommen versucht, hält das Schicksal schon wieder die nächsten Überraschungen für Pilly und ihre Familie bereit.

Patricia Hempel hat mit "Verlassene Nester" einen sehr kritischen Roman geschrieben, der wohl in vielen Arbeitersiedlungen in ostdeutschen Städten zur Zeit um die Wende stattgefunden haben könnte. Der Umbruch, all das Neue und gleichzeitig die Trostlosigkeit, die die Veränderungen mit sich bringen, werden sehr schön geschildert. Die Unsicherheit über das was kommt und das was gewesen ist, wird sehr schön herausgearbeitet. Manche haben die Stadt bereits verlassen, andere überlegen, es ihnen gleich zu tun. Dass plötzlich die Erkenntnis aufkommt, dass viele von ihnen einst dem System gedient haben und andere bespitzelt haben, trägt zur Unsicherheit bei.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die dreizehnjährige Pilly, die von Anfang an meine Sympathie gewonnen hat. Aber auch mein Mitleid, allzu traurig sind doch die Entwicklungen in ihrem Leben und ihre Suche nach Liebe und Stabilität wird nicht nur einmal erschüttert. Die Hilflosigkeit, mit der Pilly sich manchen Situationen stellt, überträgt sich auch auf den Leser, man möchte das Mädchen am liebsten mal richtig in den Arm nehmen und drücken. Hempel ist es auch gelungen, in ihrem Buch die triste Atmosphäre, die wohl in dieser Stadt geherrscht hat, sehr gut einzufangen, ich hatte beim Lesen den Eindruck, alles sei "grau".

Mir hat die Geschichte an sich sehr gut gefallen, auch wenn manche Situationen ohne Hintergrundwissen der damaligen Zeit ein bisschen schwer zu verstehen waren. Was mir leider nicht gefallen hat (und dem Buch von meiner Seite daher auch nur 3 Sterne einbringt), ist der Schreibstil. Fast in jedem Kapitel wird die Zeit gewechselt aus der erzählt wird, und auch die Sicht der Personen ist immer wieder eine andere. Bei den kurzen Kapiteln fand ich das sehr verwirrend. Kaum hatte man sich in eine neue Episode eingelesen, kam wieder ein Wechsel, das war gerade am Anfang sehr verwirrend. Auch fand ich das Buch zu wenig emotional. Es gab sooo viele Umbruchssituationen, aber was die mit den Menschen gemacht haben, durften wir leider nicht erfahren.

"Verlassene Nester" ist schwere Kost, kein Buch für fröhliche Lesestunden. Aber ich denke, das war so beabsichtigt und sollte ja auch die Stimmung der Bewohner widerspiegeln, zu einer Zeit, in der so viel geschehen ist und sich so vieles verändert hat. Es ist auch kein Buch, das man einfach in einem durchlesen möchte. Patricia Hempel hat es mit ihrem Roman jedoch geschafft, mein Interesse zu wecken, mich näher mit dieser Episode unserer Geschichte zu beschäftigen und einen ersten Eindruck zu verschaffen, wie das Leben der Menschen in dieser Umbruchszeit wohl gewesen sein mag.

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