Die Todesseherin
Ezlyn. Im Zeichen der SeherinBereits seit dem ersten Band ihrer Zeitenwanderer Chroniken bin ich ein riesiger Fan von Karolyn Ciseau und ihren Büchern. Ihre geschriebenen Worte erwecken jeden Charakter auf eine ganz besondere Weise ...
Bereits seit dem ersten Band ihrer Zeitenwanderer Chroniken bin ich ein riesiger Fan von Karolyn Ciseau und ihren Büchern. Ihre geschriebenen Worte erwecken jeden Charakter auf eine ganz besondere Weise zum Leben und bisher konnte mich jede ihrer Geschichten verzaubern. Und natürlich freue ich mich deshalb umso mehr, dass ihr neues Buch ein Zuhause bei einem großartigen Verlag gefunden hat! Denn seit dem 05.03.2020 ist ihr neuer Roman „Ezlyn. Im Zeichen der Seherin“ im Carlsen Verlag zu finden.
„Ezlyn. Im Zeichen der Seherin“ erzählt die Geschichte um die gleichnamige Ezlyn, die die besondere Gabe besitzt bei Berührung den Tod anderer Menschen vorherzusehen. Gemeinsam mit anderen Seherinnen wird sie von klein auf darauf vorbereitet, ihr Leben für das Wohl der oberen Gesellschaft aufzugeben und auf dem Hof eines adligen Lords ihrer Aufgabe als Todesseherin nach zu kommen. Doch schon bald wird ihr bewusst, dass der Tod sich nicht so einfach austricksen lässt und immer ein Opfer fordert.
Bleibt nur die Frage: Wird Ezlyn ihrer eigenen Gabe zum Opfer fallen? Und welche Rolle spielt der mysteriöse Schattenkrieger, der Ezlyns Herz zum Höher schlagen bringt und den sie bereits aus einem ihrer Visionen kennt?
Als ich das erste Mal den Klappentext zu „Ezlyn“ las, wurde ich schon richtig neugierig auf die Geschichte. Das ganze Konzept um die Todesseherinnen und die daraus resultierenden Konsequenzen für junge Mädchen, die als Seherinnen geboren werden, konnte mich wirklich begeistern. Zudem finde ich die gesamte Gesellschaftsstruktur, die in der Geschichte dargestellt wird, sehr spannend. Ist es moralisch vertretbar den eigenen Tod zu seinen Gunsten zu verhindern, weil man es eben kann und die finanziellen Mittel dazu hat? Wohl wissend, dass verarmte Teile der Gesellschaft nicht dazu in der Lage sind? Und darf ich mir ein Individuum unterwerfen, nur weil ich der Meinung bin, dass dessen bloße Existenz lediglich dazu dient einen höheren Zweck zu erfüllen? Und wer entscheidet überhaupt darüber, wann ein menschliches Leben wichtiger ist als das eines anderen? Wem gehöre ich, wenn nicht mir selbst?
Dies sind einige Themen, die von der Autorin innerhalb des Buches angesprochen werden. Und es wird deutlich, was unsere Protagonistin im Laufe ihrer Geschichte alles erleben muss. Träume und Wünsche sind im Leben von Ezlyn fehl am Platz und bringen lediglich Herzschmerz. Ein selbstbestimmtes Leben ist für eine Todesseherin nämlich nicht vorgesehen, da sie von den Göttern angeblich dazu bestimmt ist das Leben der oberen Gesellschaft mit ihrer Fähigkeit zu beschützen. Zu Beginn der Geschichte sind diese Kerngedanken in ihrem Bewusstsein verankert, wie auch bei ihren Seher-“Schwestern“, allerdings wird bereits deutlich, dass sie sich nicht so einfach mit ihrem Schicksal abfinden möchte. Denn wenn andere Menschen ihr Schicksal verändern dürfen, wieso wird ihr nicht das gleiche Recht zuteil? Wieso bleibt ihr ihre eigene Zukunft verwehrt? Ezlyn durchläuft im Laufe der Geschichte eine regelrechte Wandlung von der naiven Seherin zur selbstbewussten Heldin. Zudem wird es deutlich, welche Situationen und welche Geschehnisse ihr Weltbild ins Wanken bringen und welche Schlüsse sie daraus zieht. Außerdem hat sie gute Eigenschaften, die es mir ermöglichten, sie von Beginn an zu mögen. Sie ist loyal, schlagfertig und charakterstark. Dennoch muss sie zunächst einiges ertragen, ehe sie sich in eine neue Linie begibt.
Die Autorin hat neben der Protagonistin auch die weiteren Charaktere schön ausgearbeitet und insbesondere der Schattenkrieger Dorian Arcane, welcher eine wichtige Rolle in Ezlyns eigener Vorhersehung spielt, hat es mir angetan. Was soll ich sagen? Ich liebe einfach geheimnisvolle und düstere Kerle mit einem Hang zur Melancholie in Büchern :D. Neben Ezlyn besitzt auch Dorian eine mächtige Gabe, die eindrucksvoll und furchteinflößend zugleich ist. Zu Beginn der Geschichte war er für mich daher zunächst nicht ganz greifbar, da seine Persönlichkeit förmlich hinter seiner Fähigkeit verborgen blieb. Im weiteren Verlauf der Erzählung erfährt man allerdings mehr über sein Schicksal und lernt ihn besser kennen. Auch Ezlyn hatte vorläufig so ihre Schwierigkeiten ihn einzuschätzen, was nicht nur an ihrer eigenen Vorhersehung liegt.
Ein paar der Nebenfiguren konnten mich auch das ein oder andere Mal richtig täuschen, sodass ich sie im Laufe der Handlung erst mochte und zum Ende hin regelrecht verachtete. Aber mehr werde ich an dieser Stelle nicht verraten ;)
Das gesamte Setting war wunderbar aufgebaut und beschrieben, so wie ich es von Karolyn bereits aus ihren anderen Büchern her kenne und liebe. Man verliert sich richtig in ihrem Schreibstil und vergisst beim Lesen gerne mal die Zeit.
Einzig das Ende kam mir etwas schnell herbei, was aber auch daran liegen kann, dass ich das Buch in relativ kurzer Zeit gelesen habe und daher noch nicht bereit war, die Geschichte und ihre Figuren vollends abzuschließen.
Im Großen und Ganzen konnte mich die Welt der Todesseherinnen, Schattenkrieger und adliger Lords wirklich begeistern und ich bin gespannt, ob die Autorin vielleicht irgendwann zu Ezlyn und Co. zurück kehren wird. Das Ende des Buches würde dies zumindest zu lassen.