Lesenswerte und erschreckende Fortsetzung
Die ZeuginnenIch bin zurück nach Gilead gereist und habe es nicht bereut.
Wie ging es weiter in dieser dystopischen Welt und diesem erschreckenden, frauenverachtenden, totalitären Staat?
Das erzählen uns drei Zeuginnen ...
Ich bin zurück nach Gilead gereist und habe es nicht bereut.
Wie ging es weiter in dieser dystopischen Welt und diesem erschreckenden, frauenverachtenden, totalitären Staat?
Das erzählen uns drei Zeuginnen abwechselnd fünfzehn Jahre nach dem „Report der Magd“. Die Perspektiven wählt Atwood hierbei geschickt. Indem sie einmal die jugendliche Agnes und Tante Lydia in Gilead und zum anderen die sechzehnjährigen Daisy in Kanada zu Wort kommen lässt, beleuchtet sie das System von allen Seiten.
Die beiden Mädchen schildern ihr Aufwachsen und wie sie jeweils ihr Leben wahrnehmen ganz klar und ungeschönt, wodurch die Unterschiede in beiden Staaten unmittelbar deutlich werden für uns Lesende.
Tante Lydia berichtet in ihren Aufzeichnungen nicht nur von der momentanen Lage, sondern schildert auch ihren Werdegang als Tante und berichtet von den ersten Tagen Gileads. Es sind erschreckende Einblicke, die mich immer wieder nach Luft schnappen ließen. Gerade ihren Teil empfand ich als unglaublich stark, der er ein ganz anderes und sehr viel differenzierteres dieser Frau zeichnet, als es im ersten Teil der Fall war. Was wir Menschen erleiden und ertragen können und wozu wir am Ende bereit sind zu tun, veranschaulicht diese Figur vollumfänglich. Dadurch bringt vor allem ihr Lebensweg mich immer wieder zum Nachdenken.
Es sind die gewichtigen Fragen nach Moral und Schuld und nach dem Überlebenswillen eines Menschen. Wo sind die Grenzen der Menschenwürde und gibt es eine Rechtfertigung sie zu überschreiten?
Margaret Atwood schreibt packend und fesselnd, dabei blitzt in ihren Aussagen immer wieder auch Sarkasmus und schwarzer Humor auf. Ab der ersten Seite nahm sie mich mit in die Handlung und ich konnte das Buch nur schwer zur Seite legen.
Die Entwicklungen ihrer Charaktere sind nachvollziehbar und ließen mich immer wieder atemlos mitfiebern. Relativ schnell hatte ich verschiedene Vermutungen bezüglich Agnes und Daisy, was der Spannung keinen Abbruch tat.
Die Autorin führt uns hier einmal mehr vor Augen, was in unserer Welt möglich sein könnte und leider durchaus bereits in Teilen der Realität entspricht. Der Schrecken, der sich beim Lesen einstellt, rührt meiner Meinung genau daher und das ist gut so.
Ein definitiv lesenswerter Roman!
Allerdings mit der klaren Empfehlung erst „Der Report der Magd“ zu lesen, um den Staat Gilead zu kennen.