Ein poetisches Abenteuer über die Macht der Schöpfung
TygerDas Jugendbuch mit dem Titel Tyger von dem Autoren S. F. Said, erschienen im Karibuverlag, spielt in London. Man kann die ganze Zeit rätseln, in welcher Zeit der Roman wohl angesiedelt sein mag, denn technische ...
Das Jugendbuch mit dem Titel Tyger von dem Autoren S. F. Said, erschienen im Karibuverlag, spielt in London. Man kann die ganze Zeit rätseln, in welcher Zeit der Roman wohl angesiedelt sein mag, denn technische Geräte kommen nicht vor und auch sonst ist die beschriebene Welt rückständig, nicht aufgeklärt. Es ist die Rede von Sklaven. In dieser düsteren Welt begegnen wir als Leser dem Jungen Adam, der mit seiner Familie in einem Ghetto lebt. Er geht nicht zur Schule, sondern hilft den Eltern, die einen Laden besitzen. Er macht Botengänge und auf einem dieser Botengänge trifft er auf das mythische Wesen Tyger, einer sprechenden märchenhaften Raubkatze, die ihn vor einem Dieb beschützt.
Es stellt sich heraus, dass Tyger nur die Form eines Tieres angenommen hat und ein unsterbliches Wesen ist, von dem Adam und seine Freundin Zadie, die wie er besondere Fähigkeiten besitzt, im Laufe der Handlung noch viel lernen. Sie öffnen Tore unter anderem zu ihrer Wahrnehmung und Vorstellungskraft. Doch einem Bösewicht, der ebenfalls unsterblich ist, begegnen sie natürlich auch und das wird für alle gefährlich. Bis zum Showdown dieses poetischen Buchs hat man als Leser sehr viel Freude an der bildhaften Sprache und spannend ist die Geschichte auch.
Said hat viel recherchiert, das merkt man dem Buch an. Es werden Londoner Straßennamen und historische Orte genannt. Zum Beispiel die königliche Tower-Menagerie, die es wirklich im 17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert im Tower gegeben hat. Dort wurden exotische Tiere, die Geschenke an die Monarchen waren, eingesperrt. Und zu der Zeit gab es auch einen Bürgerkrieg in England, der die Gründung des Commonwealth of Nations zur Folge hat. Denn nicht nur die Lammhirten im Buch begehren später gegenüber ihren Peinigern und der Obrigkeit bzw. dem Bösewicht auf.
Ich vermute, dass Said darüber hinaus das Gedicht The Tyger des englischen Dichters William Blake inspiriert hat. Es wurde 1794 als Teil seiner Sammlung Songs of Experience veröffentlicht und im Zeitalter der Romantik gelangte es zu großer Bekanntheit. Das Gedicht, das dem englischen Literaturkanon angehört, hinterfragt christliche religiöse Paradigmen, die im England des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts vorherrschten, und erörtert Gottes Motivation für die Erschaffung der Welt und ihrer Kreaturen, also insbesondere des Tigers als auch des Lamms, des Mächtigen und des Opfers.
Said lässt seine jungen Hauptfiguren erkennen, dass sie mächtiger sind, als sie glauben und, dass sie einiges in ihrer Welt durch ihr Tun zum Positiven verändern können. Es ist eine Ode an die Schöpfung, ans Erschaffen und auch an den Künstler als Schöpfer. Adam ist nämlich begabt und kann sehr gut zeichnen. Diese Fähigkeit wird für den Fortgang der Geschichte noch wichtig werden.
Fazit: Das Buch ist ein wunderschön illustriertes Buch, das seine Geschichte langsam entfaltet und den Lesern den Glauben an die Menschheit wiedergeben kann, denn Tyger glaubt als göttliches Wesen an die Menschen und an deren schöpferische Fähigkeiten. Nur sie können Tyger und die Welten vor dem Bösen retten.