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Veröffentlicht am 17.04.2024

Frieden Liebe Freundschaft

Das Fenster zur Welt
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Die wichtigsten Themen im Leben finden in diesem Buch eine so schöne Beschreibung das man manche Stellen immer wieder lesen möchte und gar nicht umblättern. So fühlt es sich an wenn man um seiner ...

Die wichtigsten Themen im Leben finden in diesem Buch eine so schöne Beschreibung das man manche Stellen immer wieder lesen möchte und gar nicht umblättern. So fühlt es sich an wenn man um seiner selbst willen geliebt wird, so fühlt man sich wenn sich jemand ohne Bedingungen auf einen verlässt, wenn man für diese Person alles ist, man alles teilt, die Sorgen, die Ängste, das Essen, die Wohnung und die Freundschaft zu anderen Menschen. Die Autorin vermittelt die Gewissheit jeder ist liebenswert, mit allen seinen Fehlern, Ansichten und Verhaltensweisen, egal ob er Defizite hat, krank oder einer andere Orientierung oder Herkunft hat.
Ein junger Soldat trifft im Krieg in Florenz auf eine ältere Frau, die ihm die Kunst in dieser Stadt näher bringt. Eine Schönheit die allgemein gültig ist auch in diesen Zeiten. Er nimmt dieses Wissen mit nach Hause und es verlässt ihn nicht mehr. Er teilt es und kehrt nach Jahren in diese besondere Stadt zurück. Da fängt das eigentlich Schöne an diesem Buch an. Ganz alltägliche Szenen bekommen einen ganz besonderen Reiz, einfache Handlungen gewinnen an Bedeutung, als Leser kann man die Gefühle für Freundschaften die ohne Bedingungen sind nachvollziehen. Am liebsten wäre man Teil dieser Gemeinschaft. Die Liebe an sich ist nur schmückendes Beiwerk, der erwähnte Papagei sorgt für Heiterkeit und Überraschungen.
Das Buch ist trotz Krieg und Katastrophen eine warme Umarmung nicht nur in Zeiten des Kummers oder der Kälte. Die Ruhe die der Schreibstil ausstrahlt nimmt Angst und Schrecken fort, er lässt selbst den Tod als etwas erscheinen das wir zwar hinnehmen müssen aber trotzdem in der Auseinandersetzung damit und mit Hilfe von den erwähnten Freunden als etwas Zukunftweisendes empfinden.
Das Buch ist einfach wunderbar.

Veröffentlicht am 13.04.2024

Gegen das Vergessen

Als Großmutter im Regen tanzte
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Juni will eine Auszeit nehmen und fährt in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern, es muss aufgeräumt und hergerichtet werden. Gleichzeitig kann sie dort über ihrer Zukunft nachdenken. Sie findet ein sehr ...

Juni will eine Auszeit nehmen und fährt in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern, es muss aufgeräumt und hergerichtet werden. Gleichzeitig kann sie dort über ihrer Zukunft nachdenken. Sie findet ein sehr altes Foto ihrer Großmutter mit einem deutschen Soldaten der Wehrmacht. Da auch ihre Mutter bereits verstorben ist, kann sie niemanden mehr fragen. sie recherchiert auf den Spuren ihrer Familie und kommt nach Berlin und einer kleinen Stadt im Osten Deutschlands, Demmin. Ein Ort in dem am Ende des Krieges Grauenhaftes geschah.
Es ist ein Buch über starke Frauen, Frauen die geliebt haben und dafür bestraft wurden, ein Buch über den Krieg den Männer führen und Frauen die die Folgen tragen müssen. Es sind viele geschichtliche Tatsachen verarbeitet, die auch nach so langer Zeit nichts an Grausamkeit verloren haben. Diese Details lassen sich nur ertragen, weil die Autorin immer einen Zeitenwechsel vollzieht. Mal begleiten wir Juni bei ihren Recherchen und dem neuen Leben auf der Insel. Dann wieder erleben wir die Lebensumstände von Thekla, der Norwegerin die einen deutschen Wehrmachtssoldaten geheiratet hat.
Trude Teige zeigt Folgen auf, die entstehen wenn jemand Zusammenhänge verschweigt, auch wenn es zum Schutz oder aus Liebe geschieht. Denn wir Menschen brauchen das Wissen um unsere Wurzeln, unsere Herkunft macht einen Teil unserer Identität aus.
Es war für mich ein wichtiges Buch, weil ich die geschichtlichen Details nicht kannte und weil es trotz allem zur Versöhnung aufruft. Die Autorin lässt Thekla sagen: Schauen Sie sich diese Menschen an, halb verhungert, verzweifelt ohne ein Dach über dem Kopf und die sollen Terroristen sein?
Immer nur nach vorn schauen geht nicht, man muss auch das Hinten im Blick haben.
Es gibt immer und überall zwei Seiten einer Medaille.

Veröffentlicht am 03.03.2024

Besonders

König von Albanien
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Otto Witte ist das was man früher einen Herumtreiber nannte, einen Hallodri, einen Tausendsassa, einen Hans Dampf in allen Gassen. Er war eine schillernde Persönlichkeit und hatte immer die Unterstützung ...

Otto Witte ist das was man früher einen Herumtreiber nannte, einen Hallodri, einen Tausendsassa, einen Hans Dampf in allen Gassen. Er war eine schillernde Persönlichkeit und hatte immer die Unterstützung seines besten Freundes Max. Sie leben von kleinen Gaunereien, von Kunststücken auf der Straße und hin und wieder von einem Freund dem sie eine Weile auf der Tasche liegen.

Wir lernen ihn kennen als er in Salzburg in eine geschlossene Anstalt eingewiesen wird, er sagt er sei der ehemalige König von Albanien. Grund genug ihn weg zu sperren. Dort erzählt er dem jungen Arzt Schilchegger seine Geschichte.

Ist diese Geschichte von Münchhausen, Till Eulenspiegel oder einfach nur vom Leben inspiriert. Was die Menschen haben wollen, bekommen sie, sie sehen nur was sie sehen wollen. Und Menschen wie Otto haben die Fertigkeit und den Charme genau das darzustellen.

Ist dieses Buch ein Schelmenroman, eine Erzählung über eine wahre Begebenheit oder einfach nur eine gelungene Fiktion. Die historischen Daten sind das Grundgerüst und darum herum hat der Autor wieder einmal eine wunderbare Geschichte gewebt.

Andreas Izquierdo ist ein Meister seines Fachs. Ich liebe seine Figuren egal ob es junge Menschen mitten in Kriegszeiten, ein Postbote oder wie hier ein besonderer Hochstapler sind . Die Protagonisten machen neugierig, sie sind Menschen mit Ecken und Kannten, sie verhalten sich oft nicht vorhersehbar, das macht die Lektüre so spannend.

Gleichzeitig ist es die Sprache, sie wirkt wie eine Lieblingsspeise dessen Rezept man nicht kennt. Man lässt sie sich im Mund zergehen, versucht jede Nuance auszukosten. Zu erraten welche Zutat es ist. Die eine sind die Bilder die das Kopfkino hervor ruft. Eine bunte Stadt wie Konstantinopel erscheint beim Lesen vor dem inneren Auge. Dann die Gefühle für Freundschaft und eine unerfüllte Liebe, auch hier kribbelt es im Bauch. Die Planungen für einen Krieg schrecklich genau diese Gedanken könnte man zur Verhinderung eines solchen verwenden.

Danke für ein tolles Buch, in Erwartung auf das Nächste.

Veröffentlicht am 29.02.2024

Ein schöne Einladung zum Lesen

Lesen NERVT! – Bücher? Nein, danke! (Lesen nervt! 1)
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Karoline Kneberwecht lebt im Bücherregal, als sie ein Lesender stört, will sie ihn auf den schnellsten Weg verscheuchen. Leider sind ihre Ideen warum Lesen so närvig ist, geradezu ein Paradebeispiel ...

Karoline Kneberwecht lebt im Bücherregal, als sie ein Lesender stört, will sie ihn auf den schnellsten Weg verscheuchen. Leider sind ihre Ideen warum Lesen so närvig ist, geradezu ein Paradebeispiel wie spannend, witzig, unterhaltsam, abenteuerlich und noch vieles mehr ein Buch sein kann. Sie stellt Buchstabenrätsel vor, Lückengeschichten wo Buchstaben fehlen oder ganze Wörter, im Grunde in etwa wie selbst eine Geschichte schreiben. Sie stellt dabei fest es gibt ein paar Kleinigkeiten wobei sie sich geirrt hat. Das Nonplusultra ihrer Tirade ist das Gedicht. Das ist nun definitiv langweilig, ihrer Meinung nach. Dumm nur das es ein Gedicht ist, das ein Loblied auf die Spinne singt. Da ist sie überzeugt, sie lag die ganze Zeit falsch und sie würde sich freuen wenn der oder die Lesende öfter vorbei kommt und mit ihr zusammen etwas liest, gerne bei einer Tasse Tee.
Die Mischung aus der zeternden Spinne und den niedlichen Bildern zu den Geschichten die vorgestellt werden. ist grandios. Die Leserätsel machen Spaß und fördern das Leseverständnis. Lesen ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Buchstaben zu Wörtern, es ist ein Spiel mit der Phantasie. Wer lesen kann, dem steht die Welt offen, er findet über Geschichten und das gemeinsame Lesen neue Freunde. Vielleicht auch jemand wie Karoline Kneberwecht.
Es war eine große Freude das Buch zu lesen und vor zu lesen, für alle Beteiligten. Wir werden es öfter lesen und die Geschichte mit den fehlenden Wörtern werden wir mit neuen Ideen noch sehr oft schreiben.

Veröffentlicht am 23.02.2024

Liebe in schwierigen Zeiten

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Die Autorin erzählt in diesem Buch das Schicksal der Europäer während der japanischen Besatzung in Indonesien. Etwas das selten erzählt wird und auch in Romanen wenig vorkommt. Sie erzählt die Geschichte ...

Die Autorin erzählt in diesem Buch das Schicksal der Europäer während der japanischen Besatzung in Indonesien. Etwas das selten erzählt wird und auch in Romanen wenig vorkommt. Sie erzählt die Geschichte von Konrad und Sigrid beide sind Norweger in verschiedenen Gefangenenlagern. Beide hoffen auf ein gemeinsames Leben nach dem Krieg. Dieser Überlebenswille aber nicht um jeden Preis, ist sehr überzeugend dargestellt. Es sollen alle mitkommen in die Zeit danach und jedes Opfer nimmt auch ein Stück von den beiden mit in den Tod.
Die Grausamkeiten der Japaner werden nicht detailliert beschrieben, das habe ich in anderen Büchern bzw. Filmen schon sehr viel drastischer und brutaler gelesen und gesehen ( James Clavell Rattenkönig oder Die Brücke am Kwai ).
Die Menschen sind authentisch dargestellt, einige haben schon immer die Kraft in sich mit Notsituationen fertig zu werden, andere wachsen und erkennen ungeahnte Kräfte in sich, es fallen auch einige in ein schwarzes Loch und schaffen es nicht allein. Es gibt keine richtigen Helden in diesem Buch, angenehm auch das es auf japanischer Seite Menschen gab die Menschlichkeit kannten, genauso wie überall auch solche die ihre Macht ausgenutzt hatten.
Es ist gleichzeitig die Geschichte vom Großvater der zu der Großmutter die im Regen tanzt gehört.
Schön zu lesen das auch er ein Schicksal hat und das die beiden über eine lange Zeit eine Gemeinschaft aufgrund ihrer Kriegserfahrungen hatten, eine Beziehung die nicht auf Liebe beruht sondern auf ein grundlegendes Verständnis des Erlebten, des Traumas und seiner Folgen. Etwas was sie mit einander verbunden hat, das sie nicht mit anderen teilen konnten aber auch Ungesagtes wird weiter gegeben.
Daraus hat sich auch für folgende Generationen ein diffuses Trauma ergeben dessen Ursachen sie nicht kennen. Das beschreibt die Autorin in ihrem Nachwort, zusammen mit dem Quellennachweis ihrer Recherche kann man die Geschichte noch einmal sehr gut einordnen.
Eine norwegische Autorin die die Geschichten ihrer Großeltern erzählt hat, ich hoffe sie erzählt noch mehr Geschichten egal von welchen Menschen oder in welchen Zeiten. Denn ihr Schreibstil ist ruhig, trotz der Emotionen, Schmerzen und Ängste im Hintergrund. Spannend ist die Frage bis zum Schluss nach dem Ende geblieben, Ein versöhnlicher Schluss trotz der Verluste.