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Veröffentlicht am 05.06.2024

Aufschlussreich und wichtig!

Die kurze Stunde der Frauen
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Miriam Gebhardt schreibt dieses Sachbuch von Anfang an spannend und interessant. Wenn es nicht so dicht mit Informationen zum Verdauen und Reflektieren gewesen wäre, hätte ich es in einem Zug durchgelesen. ...

Miriam Gebhardt schreibt dieses Sachbuch von Anfang an spannend und interessant. Wenn es nicht so dicht mit Informationen zum Verdauen und Reflektieren gewesen wäre, hätte ich es in einem Zug durchgelesen. Sie schreibt gekonnt, selber ist sie Journalistin und Historikerin, eine perfekte Kombination, da diese ausführliche Recherche und Zusammenfassung sehr gut aufgebaut und verständlich dargestellt ist
Anhand von schriftlichen Dokumenten und Tagebucheinträgen von Frauen, die ab 1900 geboren wurden erarbeitet sich M. Gebhardt ihr Fazit. Welche Rolle bekamen die Frauen nach dem 2. Weltkrieg im politischen und sozialen Kontext, welche Möglichkeiten sahen sie daraus und ergriffen Chancen auch im Privaten. Die Erzählungen meiner 1928 geborenen Mutter als Zeitzeugin, mit der ich auch über dieses Buch gesprochen habe, runden mein Bild zu diesen Schlussfolgerungen ab. Jetzt kann ich weitaus besser verstehen, welchen Grenzen der Frau damals gesetzt wurden, was prägend war und welche Chancen und Möglichkeiten überhaupt machbar waren. Verhaltensweisen und Vorstellungen, die mich erzogen haben, ergeben einen größeren Sinn, nämlich nicht nur einen persönlichen sondern einen mit sozialem und politischen Ursprung. Wie wurde der Alltag bewältigt, welche Möglichkeiten gab es, mit den vielfältigen hereingebrochenen Situationen und Schicksalsschlägen umzugehen? Das Leben ging weiter, die Hilfe von posttraumatischen Belastungsstörungen wurde noch nicht angeboten. Frauen, die Protagonisten in diesem Sachbuch, kämpften mit schlechter Startposition, moralisch, psychisch und körperlich vorerst um Existenzielles; schafften sie eine Selbstwirksamkeit? „ die innere Überzeugung zu haben, schwierige oder herausfordernde Situationen gut meistern zu können – und das aus eigener Kraft heraus“. Aus heutiger Sicht erscheinen die Berichte der Frauen teils erschreckend und erwecken Empörung, im damaligen Sozialsystem im Stich gelassen worden zu sein.
Das Buch stellt Vorreiterinnen, die politischen Einfluss erlangten dar, die die heutige Gleichberechtigung auch in der Verfassung maßgeblich durchgesetzt haben, aber auch Heldinnen des Alltags, die ihre Biographie in Tagebüchern aufschrieben. Auch erfährt man die Geschichte der klassischen Aufgabenverteilung von Mann und Frau, die weit vor dem 2. Weltkrieg ihren Anfang nahm und auch die Bedingungen und Möglichkeiten der Frau in der späteren DDR als Gegenüberstellung.
Alles ergibt in diesem Zusammenhang Sinn und Bedeutung und vor allem Verständnis für die Vergangenheit, die uns geprägt hat und das Bewusstsein, dass die heutigen demokratischen Rechte und Möglichkeiten, hart gegen ein Patriarchat erkämpft worden sind und noch vor nicht allzu langer Zeit keineswegs selbstverständlich waren. Miriam Gebhardt hat ein Sachbuch geschrieben, das ein wichtiges Zeitzeugnis ist, mit ihren Schwerpunkten und Schlussfolgerungen, die mich überzeugt haben und mir eine schon lange überfällige Sicht auf einen größeren Zusammenhang aufgezeigt haben. Sehr viele Aha-Erlebnisse machen das Buch durchgängig spannend. Absolute Empfehlung!

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Glaubhafte Vermittlung der Selbstheilungskräfte des Körpers

Lebenslang beweglich und kraftvoll mit Tigerfeeling
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Was für ein Buch!
Wer in fortgeschrittenem Alter verspürt nicht auch den Wunsch, so beweglich zu bleiben, wie in jungen Jahren! Leder sieht die Realität oft anders aus und mit dem zunehmenden Alter und ...

Was für ein Buch!
Wer in fortgeschrittenem Alter verspürt nicht auch den Wunsch, so beweglich zu bleiben, wie in jungen Jahren! Leder sieht die Realität oft anders aus und mit dem zunehmenden Alter und Versteifung der Gelenke, Muskelschmerzen, Verkürzung der Faszien und ablassender Kondition und Elastizität stellt sich so mancher Mensch auf ein Alter mit Schmerzen und Beschränkungen des Körpers ein. Doch Benita Cantieni, selbst über 70 Jahre alt, zeigt in diesem Ratgeber, dass das körperliche Erleben des Alterns auch etwas anderes bedeuten kann.
Sie spricht von eigenen Erfahrungen ihrer Kindheit, den Diagnosen ihrer Ärzte. Dieses Buch macht Mut und es ist erfrischend nicht nur zu sehen, wie strahlend beweglich und fit Frau Cantieni, die Körperübungen anleitet, sondern wie ihr ganzes Sein Kraft und Freude ausstrahlt – ein Vorbild.
Nie weder Schrumpfen - eine interessante These für mich, ist doch meine ehemals großgewachsene Mutter um viele Zentimeter im Alter geschrumpft.
Auch habe ich am Fuß einen Halux Valgus, der, so wird vermittelt, kann repariert werden und Plattfüße sollte man mit Einlagen eher nicht behandeln. Ich war neugierig auf das Buch.
Allerdings sagt Cantieni, um die versprochene Beweglichkeit zu erreichen muss man die Komfortzone verlassen, umdenken und und sich mit dem Körper bewusst und anhand der Übungen konsequent auseinander bzw. zusammensetzen, eine fortlaufende Wartung vornehmen. Für mich garantiert ein schwieriges Unterfangen verlässt man doch ungern die eingefahrene Bahn. – doch ich bin neugierig geworden.
Der Körper ist ein Netzwerk, so hat sie erfahren, alles ist mit allem verbunden und beeinflusst alles. So hat sie durch lebenslange Erfahrungen auch mit dem eigenem Körper die Cantieni – Methode erfunden. Die Rückführung in die natürliche Haltung. „es geht hier um den gesunden Menschen, den natürlichen, verschleißfreien Gebrauch des physischen Körpers. Abnutzung muss nicht normal sein. Wir müssen rebellisch sein und umdenken. Der Geist hat Gastrecht im Körper“. Der Körper wird auch atmend erkundet. Beobachten und Folgern, individuell und nicht einer Norm entsprechend. Das Buch gibt einen sehr sympathischen Einstieg mit Erklärungen, so dass man sich geistig schon einschwingen kann, bevor die Übungen nach dem ersten Drittel beginnen.
Sie beschreibt und erläutert bildlich wie sie diese Übungen macht anhand von Fotografien. Illustrationen der Knochen, Muskeln, Faszien sind unterstützend und zeigen auf, wofür die jeweilige Übung gut ist. Nina Poelchau, Journalistin, ist mit ihr im Gespräch, stellt Fragen, die die Beschreibungen von Frau Cantieni ergänzen. „ Ein gut gewarteter Körper kann schnell reagieren bei Stürzen“ - ist es nicht auch das,der Sturz mit Folge von gebrochenen Knochen, wovor sich die meisten Älteren fürchten?
Die Übungen sind so aufgebaut, dass ein guter Einstieg in unterschiedlichen Lagen erfasst ist. Nach einigen Übungen die ich ausprobiert habe, fühlte ich mich gut durchblutet und bekam zusätzlich einen sanften Schub zur positiven Einstellung. Das Buch ist glaubhaft und eingängig, deutlich beschrieben und sympathisch und menschlich an den Leser gebracht. „Für alle, die für sich selbst Sorge tragen“! So das Motto am Anfang – das ist Benita Cantieni glaubhaft und überzeugend gelungen dies zu vermitteln. Sehr empfehlenswert – nicht nur für die ältere Generation, sondern für all diejenigen, die zutiefst an die Selbstheilungskräfte des eigenen Körpers glauben und sie hervorholen möchten.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Ungewöhnliches Thema raffiniert umgesetzt!

Trophäe
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Hunter White ist ein Großwildjäger. Er nimmt seine schwere Doppelbüchse, ein Erbe seines Großvaters, mit auf die Jagd – irgendwo in Afrika – auf Safari. Der Erwerb einer Jagdlizenz für ein Spitzmaulnashorn ...

Hunter White ist ein Großwildjäger. Er nimmt seine schwere Doppelbüchse, ein Erbe seines Großvaters, mit auf die Jagd – irgendwo in Afrika – auf Safari. Der Erwerb einer Jagdlizenz für ein Spitzmaulnashorn bekam er über eine seiner Firmen. Die Jagd beginnt, die Vorfreude steigt, Van Heeren sein Freund und Führer leitet die Safari, ein Fährtenleser ist ebenso dabei. Bei einer guten Jagd sind Jäger und Beute ebenbürtig und Hunter ist physisch und psychisch in Topkondition. Eine Jagd erfordert Durchhaltevermögen.
Dieses von ihm ausgewählte Nashorn soll die Big Five seiner Großwildjagd vollständig machen. Elefant, Büffel, Löwe und Leopard sind schon erlegt, dokumentiert und ausgestopft – alle Lizenzen zu einem extrem hohen Preis, der die Kosten zur Förderung des Artenschutzes in Afrika decken soll. Soweit so gut – Hunter setzt volle Konzentration auf seine Beute, der Kick des Risikos leitet ihn.
Doch dann entdeckt er sein ausgewähltes Nashorn schon verletzt von Wilderern. Eine unendliche Enttäuschung! Das in die Augen blicken, sich messen mit der Beute, ist ihm nun verwehrt. Der ausgewogene Kampf zwischen Mensch und Tier findet nicht statt. Van Heeren führt Hunter daraufhin auf einen Beobachtungsposten, von dem aus Hunter junge Buschmänner bei einem Initiationsritual zusehen kann. Van Heeren hat über die Zeit Land gekauft und ein großes Areal Bushmen zur Verfügung gestellt zur Reintegration und zur Erhaltung jahrhundertelanger Traditionen. Hunter trifft eine Entscheidung.
Gaea Schoeters beschreibt detailliert das Herz Afrikas so, als ob man hautnah dabei ist. Das bildhaftes Beschreiben der Landschaft ist beeindruckend und sehr anziehend. Sie erzeugt mit stilistischem Feinsinn die Illusion des wilden Afrikas und hält die Distanz des Beobachtens, man spürt die Hitze, die Dürre, ist auf dem Aussichtspunkt, auf der Jagd, unter den Buschmännern – doch andererseits irritiert die Betrachtung des Geschehens mit wachsender Unruhe.
Man spürt förmlich die versteckten Gefahren afrikanischer Wildnis, ist wie die Fährtenleser mittendrin und erfährt viel über die Natur und die Ordnung der Tierwelt. Die Geschichte Afrikas, der Politik und der daraus resultierenden Entscheidungen ergänzen die Handlung. Vom Vordergründigen lenkt uns Gaea Schoeters gekonnt in die Unberechenbarkeit Afrikas und in die Abgründe der menschlichen Seele. Die wahren Triebkräfte ziehen hier im Hintergrund raffiniert die Fäden.
Treffend das anfängliche Zitat von Joseph Conrad aus „Herz der Dunkelheit“ „Es stand geschrieben, dass ich dem Albtraum meiner Wahl treu bleiben sollte.“
Gaea Schoeters widmet den Roman „Afrika - Gerechtigkeit – und Fiktion – was auch immer das ist“.
Das ist eigentlich der Leitfaden des Romans, der alles, was vorher gedacht, sich vorgestellt wird und ethisch vertretbar aufgewirbelt wird und eine Fiktion entstehen lässt, deren Intensität schaudern lässt. Man muss sich nach dem Lesen wieder neu sammeln.Trotz der Fiktion mit der Gaea Schoeters eine Möglichkeit darstellt, ist man durch diesen Roman so irritiert, durchgerüttelt, dass eine naive Sicht auf die Safari nicht mehr möglich ist.
„Van Heeren: „ Deine westliche Moral ist ein Luxusprodukt, das man sich leisten können muss. Der Rest der Welt muss mit Pragmatismus auskommen.“

Ein ungewöhnliches Thema brillant geschrieben, absolut fesselnd, lange nachhallend und großartig umgesetzt!
Gaea Schoeters, geboren 1976, ist eine flämische Autorin, Journalistin, Librettistin und Drehbuchautorin. 2012 hat sie den Großen Preis Jan Wauters für ihren kreativen Umgang mit Sprache gewonnen. Für Trophäe wurde sie mit dem Literaturpreis Sabam for Culture ausgezeichnet.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Bahnbrechender Ratgeber

Arthrose endlich heilen
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Erstaunlich ist, dass schon Thomas Edison (1847-1931) – Zitat am Beginn des Buches - sagte:
Der Arzt der Medizin wird keine Medizin mehr verabreichen, sondern seine Patienten vielmehr motivieren, sich ...

Erstaunlich ist, dass schon Thomas Edison (1847-1931) – Zitat am Beginn des Buches - sagte:
Der Arzt der Medizin wird keine Medizin mehr verabreichen, sondern seine Patienten vielmehr motivieren, sich für den menschlichen Körper, für Ernährung und für die Ursache von Krankheiten zu interessieren.
Dr. Wolfgang Feil und Tobias Homburg haben ein bahnbrechendes Buch – ganz im Sinne des vorangestellten Zitats geschrieben. Es trifft genau die heutige Zeit und den Zeitgeist.

Die Arthrose ist eine Verschleißkrankheit der Gelenke. Diese wird herkömmlich und oft mit Operationen in Angriff genommen, künstliche Gelenke eingesetzt.
Dieser Ratgeber gibt Antworten auf die Frage, Symptome nicht einfach durch eine Operation (im übrigen halten künstliche Gelenke nur 12-15 Jahre) zu beseitigen, sondern alternativ durch eigene Aktivität, innere wie äußere und Bewusstheit mit den körpereigenen Heilungsmechanismen eine Heilung zu erzielen. Das Ziel ist, sich wieder schmerzfrei bewegen zu können.
Dr. Feil erklärt: Der Abbau der Gelenke erfolgt viele Jahre unbemerkt, bis Schmerzen auftreten. Um Heilung zu erzielen ist ein entzündungsfreies Milieu vonnöten. Chronische Entzündungen verhindern aber die körpereigenen Regenerationsprozesse.

Er hat ein System erfunden, die Dr.-Feil-Strategie. Sie zeigt 4 Bausteine auf zur Heilung:
Entzündungssenkende Ernährung,
körperliche Aktivität,
psychische Stärke und
ergänzende Nährstoffe.
Sie zielen alle darauf ab, die Entzündungen zu senken und die Gelenke wieder fit zu machen.
Auf jeden dieser Bausteine geht der Ratgeber umfangreich ein, alles wird detailliert von allen Seiten beleuchtet. Es bleiben keine Fragen offen
Was zuerst sehr komplex und kompliziert erscheint, wird beim Lesen verständlich durch die vielen Erklärungen der Vorgänge und der Fachwörter. Die Materie wird daraufhin immer spannender, das Begreifen setzt ein und damit ist schon ein Anfang erreicht, den eigenen Körper wieder als ganzheitlich zu betrachten und auf diesem beschriebenen Weg, ihm die Chance zu geben sich selbst zu heilen durch die vier Bausteine. Ich habe neben neuem Wissen auch viele Tipps bekommen, die dem Körper gut tun. Besonders interessant fand ich den Abschnitt über den Schmerz und Nennung von schmerzstillenden Lebensmitteln und Nennung von Herstellern, Preisen und Zusammensetzungen ergänzender Nährstoffe
Beeindruckend beschrieben und erklärt! Mit umfangreichen Infographiken, zusätzlichen Tipps und Erfolgsgeschichten.
Man merkt, dass dieses Buch das Herzblut von Dr Wolfgang Feil und Tobias Homburg ist.

Ein empfehlenswerter Ratgeber, unterstützt durch einen Email-Kurs zu diesem Buch, sowie Videoanleitungen für Körperübungen und Entspannungsmeditation. Diese Informationen sollte man jedem weiter empfehlen, nicht nur denjenigen die schon Arthrose geplagt sind, auch denjenigen, die es nie dazu kommen lassen wollen und eine ganzheitliche körperliche Gesundheit fördern wollen mit Bewusstheit.

Dr. Wolfgang Feil ist ein deutscher Ernährungswissenschaftler, hat zahlreiche Bücher in diesem Bereich publiziert und ist u.a. ein führender Arthrose-Experte.

Tobias Homburg ist Physiotherapeut der deutschen Biathlon- Nationalmannschaft, spezialisiert auf Rehabilitation und den Umgang mit Sportverletzungen

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Amerikanische Geschichte neu beleuchtet - großartig umgesetzt!

James
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Percival Everett hat den 1884 veröffentlichten Roman Die Abenteuer von Huckleberry Finn von Mark Twain neu geschrieben.

Es beginnt in Hannibal, Missouri. (In einer Höhle in diesem Ort soll Mark Twain ...

Percival Everett hat den 1884 veröffentlichten Roman Die Abenteuer von Huckleberry Finn von Mark Twain neu geschrieben.

Es beginnt in Hannibal, Missouri. (In einer Höhle in diesem Ort soll Mark Twain seine Inspiration zu seinem Roman gehabt haben)

Jetzt ist der Sklave Jim, vorerst im Besitz von Mrs Watson, die Hauptfigur und führt durch den Roman.
Jim gibt seiner Tochter sowie anderen Kindern in seiner Hütte Sprachunterricht in der Form, wie mit Weißen zu sprechen ist: einfältig tun, den Weißen die Oberhand geben, sich dümmlich im Sklavenslang ausdrücken, evtl. nuscheln und den Weißen nicht in die Augen sehen.

Er erfährt, dass Mrs Watson, seine Besitzerin, ihn verkaufen will. So flüchtet Jim auf eine Insel. Er muss seine Familie zurücklassen. Später entdeckt ihn Huck, der sich wiederum vor seinem Vater verstecken will; so entscheiden die beiden, den Mississippi runter zu fahren um zu flüchten. „Wenn sie mich nicht haben, können sie mich nicht verkaufen“.

Eine abenteuerliche Flussfahrt beginnt und endet mit einem furiosen Finale!

In Wirklichkeit ist Jim gebildet, und sprachlich begabt. Ebenso wie die anderen Schwarzen in dem Roman, die die einwandfrei formulierte Ausdrucksweise untereinander benutzen, wenn Weiße nicht in Sicht sind. - Nur die Weißen ahnen nichts davon!

Das ist ein Geheimnis aus dem Jim einen Vorteil zieht und sich so durch Klugheit und Geschick durch die Geschichte laviert. „ Sich gefahrlos in der Welt bewegen zu können erfordert Beherrschung der Sprache; Geläufigkeit.“

Gut hundert Jahre vorher wurde die Amerikanische Verfassung ins Leben gerufen, die das Recht auf Leben, Freiheit, Eigentum, Glück und persönliche Freiheit proklamiert.
Percival Everett zeigt, in Bezug auf Mark Twains berühmter Vorlage, wie es zu Zeiten vor dem Bürgerkrieg für die Schwarzen in den Südstaaten damit bestellt war und lässt hier jedoch seinen Hauptdarsteller Jim durch Bildung klug und raffiniert handeln.

Beeindruckend webt Percival Everett in seinen Roman berühmte, gebildete Personen ein, Philosophen, Denker - man erfährt aufgrund der auftauchenden Namen viel über amerikanische Geschichte, denn jeder ausgeschriebene Name hat eine historische Bedeutung.
Besonders witzig fand ich Jims Diskussion ihm Traum mit John Locke, Vordenker der Aufklärung und Anreger zur Unabhängigkeitserklärung: „Sind Sie gekommen um sich zu rechtfertigen, dass Sie die Sklaverei gebilligt haben“ fragt Jim Locke.

Es gibt Szenen, die mir in meinem heutigen Bewusstsein auf die Spitze getrieben vorkamen – doch ist es wirklich überspitzt, was Percival Everett in Geschichtsform beschreibt? Wenn nicht, ist es ein Horror diese Situationen, in denen sich ein Schwarzer Sklave damals befand.

Percival Everett nimmt ein weltberühmtes Werk „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ von Mark Twain und schreibt es auf ungewöhnliche Art neu. Ein gewagtes Unterfangen, großartig gelöst: Stilistisch gekonnt, witzig, informativ mit Auftritten von damaligen Zeitzeugen. Ein Buch, das einen spannend unterhält, packt und die heutige Sicht auf die amerikanische Geschichte deren Rassismus und Sklaverei neu beleuchtet.
Jim: „Eines weiß ich, was auch immer zu diesem Krieg geführt hat, die Befreiung der Sklaven war ein Nebenmotiv und würde ein Nebenergebnis sein“
Ein beeindruckender und wichtigerRoman!

Percival Everett ist Professor für Englisch an der  University of Southern California. Er hat für seine Romane zahlreiche Preise erhalten,   Hier wurde er bekannt durch u.a. mit: Ich bin nicht Sidney Poitier, Erschütterung und Die Bäume.

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