Düster-geniale Vibes und interessante Crew
A Tempest of TeaArthie Casimir, kriminelles Genie und Waise, steckt gemeinsam mit Jin all ihr Herzblut in das Spindrift – eine Teestube, die nachts zum illegalen Bluthaus für Vampire wird und Arthie ihre wichtigste Währung ...
Arthie Casimir, kriminelles Genie und Waise, steckt gemeinsam mit Jin all ihr Herzblut in das Spindrift – eine Teestube, die nachts zum illegalen Bluthaus für Vampire wird und Arthie ihre wichtigste Währung liefert: Geheimnisse. Als sie das Spindrift zu verlieren drohen, ist klar, dass Arthie und Jin handeln müssen. Der Diebstahl eines Buches, das sich im gefährlichen Artheneum der Vampire befindet, soll die Lösung sein. Um diesen Clou möglich zu machen, braucht es eine Crew. Und schon bald hat Arthie eine ungleiche Gruppe um sich versammelt. Doch jeder von ihnen hat ein eigenes Ziel vor Augen ...
A Tempest of Tea bringt gleich mehrere Sachen mit, die mich sofort angesprochen haben: Vampire (noch immer mit meine liebsten Fantasywesen), eine starke Protagonstin (liebe ich!), eine zusammengewürfelte Crew (ganz großes Potenzial für geniale Dynamiken) und ein Teehaus (ich bin absolute Teetrinkerin). Und das Buch hat mich nicht enttäuscht!
Der Schreibstil war irgendwie besonders, er war gewählt und leicht poetisch angehaucht, mit ziemlich schönen Formulierungen, und nicht unbedingt umgangssprachlich. Darum brauchte ich auch ein bisschen, bis ich reingekommen bin, auf den ersten Seiten bin ich manchmal über einige Sätze gestolpert. Aber das hat sich sehr schnell gelegt und dann konnte ich den Schreibstil für seine Besonderheit schätzen und genießen. Außerdem passte er irgendwie gut zum Buch und den Vibes, die dieses Buch ausstrahlt.
Denn die ganze Atmosphäre des Buches fand ich richtig super. Das Teehaus, wie es aufgebaut ist und wie dort alles abläuft. Die Straßen White Roarings mit ihrer düsteren Ausstrahlung. Wie die Länder, die Gesellschaft/Regierung und das Zusammenleben mit den Vampiren aufgebaut sind und was für Einflüsse alles aufeinander hat (hier sei unbedingt dazu gesagt, das u. a. Bezüge auf Kolonialismus sowie die Situation zwischen weißen und Schwarzen Menschen aus unserer echten Welt aufgemacht werden, und wahnsinnig gut und flüssig in diese Welt und Handlung eingebaut werden). Das Artheneum als vampirischer Unterschlupf. Die ganze Thematik mit dem kriminellen Unterton, den Geheimnissen, die Arthie sammelt, die Machtspielchen, die an jeder Ecke zu finden sind. Das alles wurde durch den Aufbau der Handlung und den Schreibstil total gut transportiert.
Die Handlung baut sich etwas langsamer auf, weshalb das Buch auch ein bisschen braucht, um wirklich in Fahrt zu kommen. Bis man so richtig einschätzen kann, wo es hin will, muss man durchaus ein paar Kapitel lesen. Man merkt also auch noch, dass es der Einstieg in eine Reihe ist. Aber auch, wenn mich die ersten Seiten am Anfang noch nicht so richtig gefesselt hatten, war ich doch fasziniert und neugierig von dem, was da passiert. Und der weitere Aufbau hat mir gut gefallen. Nachdem der Status Quo aufgezeigt wird kommt die Bedrohung, dann die Suche nach einer Lösung, das Zusammenstellen der Crew, die Vorbereitung auf den Diebstahl und schließlich das Finale, wie sich beim großen Clou alles entwickelt und was für Entdeckungen dabei gemacht werden. Hat für mich wunderbar funktioniert so. Im letzten Drittel hat das Buch auf jeden Fall gut an Spannung zugelegt, was es auch gebraucht hat an der Stelle, sodass ich nun ziemlich ungeduldig auf Band 2 warte.
Die Charaktere waren eine tolle und bunte Mischung. Arthie ist eine starke Person, die trotz ihres jungen Alters schon sehr schnell erwachsen werden und sich durchschlagen musste. Man merkt, dass ihre Vergangenheit sie zu einem gewissen Teil gebrochen hat, aber sie hat sich dadurch ihre Stärke antrainiert. Sie ist nicht immer die allersympathischste, aber irgendwie auch nie unsympathisch, ziemlich genial, und ich liebe ihre Schlagfertigkeit und wie sie sich durch bestimmte Situationen manövriert. Ich empfinde Bewunderung für sie, auch wenn ich nicht alles gutheiße, was sie tut. Jin ist ihr nicht-blutsverwandter Bruder, die beiden sind schon seit über 10 Jahren ein Team. Er ist charmant, etwas weniger risikofreudig als Arthie, und auch er ist mit manchem nicht einverstanden, aber man spürt sehr deutlich, dass er Arthie als Schwester liebt und alles für sie tun würde.
Dann gibt es da noch Flick, eigentlich aus gutem Hause, aber als talentierte Fälscherin dort in Ungnade gefallen. Matteo, ein angesehener Künstler, dessen Beziehungen die Crew zu nutzen weiß. Und Laith, der eigentlich als Gardist der Gehörnten Garde auf der Seite des Feindes stehen müsste, aber sehr undurchsichtig (und faszinierend) in seinen Motiven ist.
Ich fand alle Charaktere super, ihre Interaktionen miteinander wirklich herrlich, ich habs genossen, wenn sie in unterschiedlichen Konstellationen aufeinandergetroffen sind, und jeder bringt seine Eigenheiten mit. Die Handlung erleben wir vor allem abwechslend aus Arthies und Jins Perspektiven, aber auch Kapitel aus Flicks Sicht sind dabei.
Ein bisschen was fehlte mir bei dem Buch, um es Highlight oder Lieblingsbuch zu nennen. Vielleicht, weil trotz der genialen Charaktere sie mir auf emotionaler Ebene noch ein wenig distanziert geblieben sind (was aber gegen Ende besser wurde), oder weil so das BÄM-Gefühl beim Lesen für mich fehlte. Nichtsdestotrotz fand ich es sehr gut, habs wahnsinnig gern gelesen, mochte die Vibes, den Schreibstil, die Crew und wie sich am Ende alles entwickelt hat. Nachdem einiges noch ans Tageslicht kam, und sich manche Dinge etwas überschlagen haben, bin ich wahnsinnig gespannt, wie es im Folgeband weitergehen wird.
Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine Empfehlung!