Profilbild von Talisha

Talisha

Lesejury Star
offline

Talisha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Talisha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2018

Das Jane Austen Projekt

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
0

Eine Zeitreise ins England von Jane Austen - ich mag Bücher, die irgendwas mit Jane Austen zu tun haben, und da bot sich dieser neue Roman von Kathleen Flynn an. Erst war ich sehr skeptisch, denn mich ...

Eine Zeitreise ins England von Jane Austen - ich mag Bücher, die irgendwas mit Jane Austen zu tun haben, und da bot sich dieser neue Roman von Kathleen Flynn an. Erst war ich sehr skeptisch, denn mich haben einige der letztjährigen Bücher über/mit Miss Austen enttäuscht.

Doch "Jane Austen - Jagd auf das verschollen Manuskript" hörte sich schon mal ganz anders an. Statt Jane Austen in die Gegenwart zu versetzen, wie dies Manuela Inusa mit "Jane Austen bleibt zum Frühstück" getan hat, funktioniert es in Kahtleen Flynns Buch genau umgekehrt: Ein zweiköpfiges Team wird per Zeitreise ins Jahr 1815 versetzt und soll ein Manuskript aus der Feder von Miss Austen aufspüren, um es in der Gegenwart zu veröffentlichen. Sie haben genau ein Jahr Zeit dazu.

Liam Finucane und Rachel Katzmann müssen sich trotz bester Vorbereitung und Schulung erst einmal ans 19. Jahrhundert gewöhnen. Nur schon die Gerüche! Sie reisen nach London und freunden sich mit Henry Austen an. Sie erhoffen, durch ihn Jane kennenzulernen. Was ihnen gelingt. Aber wie können sie, ohne sich zu verraten, das Manuskript ansprechen, geschweige denn es sehen? Doch zuerst wird aus Liam William und aus Rachel Mary, die als Geschwister ihre Plantagen in Jamaika verlassen haben, um sich in England anzusiedeln. So ihre Erklärung für ihr plötzliches Auftauchen.

Liam kann sich schnell akklimatisieren. Als Mann ist er im Vorteil. Rachel fällt es nicht so einfach ruhig zu bleiben, wenn ihr etwas ungerecht erscheint. Witzig die Szenen, in denen Liam (eigentlich ein Schauspieler, der sich in der Regency Ära als Arzt ausgibt) die Patienten beobachten soll und Rachel (die in der Gegenwart Ärztin ist) später seine Beobachtungen mitteilt und sie daraus eine Prognose erstellt. Obwohl es ja leichter wäre, sie würde die Patienten gleich selbst untersuchen, was aber nicht sein darf. Es ist oft nicht leicht für Rachel in der Rolle zu bleiben. Aber auch wenn sie sich mal verspricht, fehlt es ihr nicht an einleuchtenden Ausreden.

Mich fesselte die Geschichte von Anfang an und ich bangte mit Rachel und Liam mit. Es war bis zum Ende unklar wie alles ausgeht. Klappt das mit dem Manuskript? Wollen sie überhaupt wieder zurück oder bleiben sie im 19. Jahrhundert? Und wie ginge ihr Leben in der Zukunft weiter? Schreiben sie etwa die Weltgeschichte um? Bis zuletzt waren alle Möglichkeiten offen, was den Roman sehr spannend machte.

Rachel zweifelte oft und machte sich viele Gedanken - das empfand ich sehr authentisch umgesetzt. Ich litt mit Rachel mit, die sich von Butler Jencks immer belauscht fühlte. Nie seine Ruhe haben zuhause, weil da immer noch Dienstboten anwesend sind, ob das die Leute dazumal nicht störte? Ich mochte Rachel lieber als Liam, der nicht oft aus sich herauskam. Doch sein Charme kam bei den Frauen damals an. Henry stellte sich mir als Luftikus dar, Jane hingegen war fantastisch, als sehr offener und verständnisvoller Mensch mit scharfem und schnellem Verstand, beschrieben.

Beim Lesen hatte ich stets das Gefühl direkt dabei zu sein, mitten im Geschehen, zumindest in der Regency-Zeit. Einzig die Zeitschiene, aus der Rachel und Liam kamen, war mir zu unklar und teilweise etwas komisch, vielleicht zu bemüht "anders". Ein Roman ist ja eh fiktiv, also hätte man die Gegenwart ohne Probleme 2016 ansetzen können. Mich störte es aber nicht weiter, denn alles andere ist brillant umgesetzt und somit ist "Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript" jetzt schon ein Jahres-Lesehighlight für mich.

Fazit: Eine kreative und geniale Geschichtsreise zu Jane Austen, faszinierend erzählt!
5 Punkte.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Wohltuend ruhiger und ehrlicher Roman

Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg
0

Buchtitel mit Cafés oder Läden an einem Insel- oder Strandweg scheinen momentan bei den Verlagen sehr modisch zu sein. Und bei jedem neuen "Weg"-Titel denke ich: nicht schon wieder. Trotzdem las ich beim ...

Buchtitel mit Cafés oder Läden an einem Insel- oder Strandweg scheinen momentan bei den Verlagen sehr modisch zu sein. Und bei jedem neuen "Weg"-Titel denke ich: nicht schon wieder. Trotzdem las ich beim vorliegenden Laden-Weg-Titel den Klappentext, das Cover fand ich ja eh schön, und gab dem Buch trotz Titel eine Chance.

Die Autorin war mir gänzlich unbekannt, doch anscheinend hat sie schon mehrere Bücher herausgebracht. Ihr neuestes Werk spielt auf Spiekeroog. Hier lebt der Ornithologe Bengt abseits in einem Wohnwagen und sorgt sich um die Inselschwalben. Ole Hansen gehört das Kapitänshaus. Sonja, die mit ihren drei Kindern ebenfalls auf der Insel beheimatet ist. Die ist klein und so kennen alle Ebba und Willem. Die zwei führen eine Buchhandlung und möchten sich eigentlich zur Ruhe setzen, doch es fehlt an einem Nachfolger. Wenn es nach Ebba geht, muss es jemand sein, der ihre Gabe besitzt - sie kann den Kunden jeweils das passende Buch empfehlen. Als Journalistin Frieke für einige Tage in die Wohnung oberhalb der Buchhandlung zieht, ist für Ebba klar, wer ihre Nachfolgerin wird. Doch Frieke hat andere Sorgen. In einer Woche fliegt sie mit ihrem Freund Harald in die USA, um dort eine Agentur zu eröffnen. Chef Florian hat ihr noch einen letzten Auftrag zugeschanzt: ein Interview mit dem Naturschützer Bengt, der gänzlich offline arbeitet. Frieke ist mulmig zumute, aber nicht wegen dem Job, sondern weil ihr Vater, mit dem sie nie Kontakt hatte, auf Spiekeroog lebt.

Frieke weiss nicht, wie sie auf ihn reagieren soll, sollte sie ihn sehen. Ihre Gefühle über ihren Vater, über ihre Zukunftsaussichten und vieles mehr wurden sehr gut und echt rübergebracht. Auch die Geschichten der restlichen Charaktere empfand ich sehr lebensnah geschildert. Sei es Bengt, bei dem gegen Schluss erklärt wird, wieso er momentan offline lebt oder Sonja mit ihren Kindern. Ole Hansen ist eh ein Original, er gefiel mir sehr gut. Nur bei Ebba hatte ich Anfangs Mühe, konnte dann aber ihr Gaben-Ding akzeptieren. Für mich hätte es das nicht gebraucht, es wär auch mit "nur" der Pensionierung allein eine gute Geschichte geworden.

Die Autorin hat viele Themen in den 320-seitigen Roman gepackt: neuer Job, Auswandern, unbekannter Vater, Naturschutz, Pensionierung, Krankheit, Heimat und Medienkonsum. Bei allen, aber insbesondere beim letzten Thema sieht man die Entwicklung im Laufe der Geschichte gut. Frieke, die aktiv twittert und ohne Social Media und elektrische Geräte nicht auskommt, auf der einen Seite und Bengt, ohne alles, auf der anderen Seite werden aufeinander losgelassen. Trotzdem berichtet Julie Peters nicht schwarz-weiss und wertend über den Medienkonsum, sondern arbeitet das, und auch die anderen Themen gut und glaubhaft aus und findet einen Weg mit verschiedenen Auffassungen umzugehen.

Interessante Charaktere, spannende Themen - das ist schon mal ein grosser Teil, den ein guter Roman ausmacht. Fehlt noch der Schreibstil. Und genau der ist es, der aus einem durchschnittlichen einen sehr guten Roman macht. Und eben der war es, der mir total gut gefiel. Die angenehmen kurzen und prägnanten Sätze fand ich enorm entspannend. Schon während dem Lesen war ich fasziniert von dem wunderbar ruhigen Schreibstil. Diesen zu schätzen wusste ich spätestens bei meiner darauffolgenden Lektüre, dort ging es so geschwätzig zu und her, dass ich zur Erholung zwischendurch jeweils ein paar x-beliebige Seiten in "Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg" las.

Mich begeisterte der Roman total, nur den Titel hätte ich anders gewählt, vielleicht wäre "Zwischen Brandseeschwalben und Buchladen" passender gewesen. Aber wenn man nur am Titel rumnörgelt, hat die Autorin definitiv etwas gut gemacht!

Fazit: Wohltuend ruhiger, ehrlicher und abwechslungsreicher Roman, den man nicht nur für Nordsee-Urlaub auf der Leseliste haben sollte.
4.5 Punkte.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Was für ein toller Roman!

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe
0

Was für ein toller Roman!
Ich habe bereits viele Bücher über Coco Chanel gelesen, doch das liegt nun schon viele Jahre zurück. Jedesmal las ich fasziniert, was die Autoren herausgefunden haben und wie ...

Was für ein toller Roman!
Ich habe bereits viele Bücher über Coco Chanel gelesen, doch das liegt nun schon viele Jahre zurück. Jedesmal las ich fasziniert, was die Autoren herausgefunden haben und wie sie aus den überlieferten Bruchstücken aus Gabrielles Leben eine Geschichte zusammen geschustert haben. So auch im vorliegenden Roman. Von der Autorin, die hier unter Pseudonym schreibt, wollte ich übrigens schon lange etwas lesen, aber da musste wohl erst ein Buch über die berühmte Modeikone erscheinen, bis ich es geschafft habe etwas von Micaela Jary zu lesen. Es hat sich so was von gelohnt!

Wenn ich mich recht erinnere, beleuchteten die anderen von mir gelesenen Bücher mehr die Zeit mit Étienne Balsan und Boy Capel oder umfassten Coco Chanels ganzes Leben. Doch keins davon nahm sich der Entstehung ihres ersten Parfüms an. Wir Leser nehmen am Geschehen teil: von den ersten Gedanken ein eigenes Duftwasser zu kreieren über den kreativen Prozess bis hin zum fertigen Produkt, das die Damenwelt damals begehrte - wir sind live dabei.

Coco war sicher keine einfache Person und biografisch schwer einzufangen, doch der Autorin glaubt man, dass sich die Geschichte so und nicht anders abspielte - auch wenn man weiss, dass sie sich einige literarische Freiheiten heraus nahm. Und so reisen wir stimmungsvoll mit Coco, ihrer Freundin Misia oder Dimitri Romanow nicht nur nach Paris und an die französische Riviera, sondern zu Beginn auch nach Venedig.
"Sie hatte keine Zeit, auf diese Bemerkung zu reagieren, denn die Glastüren des Bahnhofsgebäudes öffneten sich – und Gabrielle war plötzlich wie geblendet. Ihr Blick traf endlich auf die Kulisse, die sie von Fotografien kannte und auf die sie doch nicht zu hoffen gewagt hatte. Der Canal Grande glänzte stahlblau im Licht der Nachmittagssonne, zwei Gondeln glitten ruhig dahin, tauchten ein in den Dunst, der aus den Schornsteinen der kleinen Schiffe puffte, die am Anleger des Bahnhofs auf die Massen warteten. Auf der anderen Seite der Wasserstraße erhoben sich die prachtvollen mittelalterlichen Gebäude in sattem Tizianrot, das seinen Namen dem berühmtesten Maler Venedigs verdankte, und in einem goldenen Gelb vor einem leuchtend blauen Himmel." (S.63/341)
Mit der Protagonistin nehmen wir die Schönheit Venedigs wahr, trauern mit ihr immer wieder um Boy, treffen uns mit Berühmtheiten wie Igor Strawinsky, Sergej Djagilew, Jean Cocteau und Pablo Picasso samt deren Angehörigen und vielen anderen ilustren Persönlichkeiten.

Wir erleben Coco als Frau, die weiss was sie will und trotzdem zu Gefühlen fähig ist. Gabrielle Coco Chanel wird als eigenständige, arbeitssame, erfolgreiche und sensible Frau beschrieben, die nie vergisst woher sie kommt. Geheimnisvoll und still gegen aussen; einfühlsam und gewitzt zeigt sie sich nur ihrem engsten Umfeld. Sie ist lernwillig, egal ob es sich um Kunst- oder Musikverständnis oder Buchhaltung oder irgend etwas anderes geht. Sie lernt bei den Besten und deshalb wundert es nicht, dass sie sich persönlich in die Welt des Parfüms begibt, alles darüber lernen möchte und ausserdem gut zuhört. Duft, Flakon, Verpackung und Werbung - alles nimmt sie selbst in die Hand und überrascht sogar ihre Freunde, als schlussendlich "tout Paris" das wohlriechende (und damals noch streng limitierte) Toilettenwasser will.

Auch die anderen Charaktere sind der Autorin perfekt gelungen. Seien es die diversen Künstler mit ihren Allüren oder Cocos nicht immer ehrliche Freundin Misia. Es war eine besondere Zeit, als die Künstler und Mäzene jeglicher Couleur auf du und du waren, als ausländische Adelsfamilien (hier die russische Zarenfamilie) Zuflucht in anderen Ländern suchten und Künstler sich durch wohlhabende Frauen finanzierten. In dieses Paris tauchte ich bei der Lektüre ein und verschlang jede einzelne Zeile dieser wunderbaren, knapp 500-seitigen Geschichte.

Fazit: "Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe" ist ein interessanter und grossartiger Roman, den man sich nicht entgehen lassen darf!
5 Punkte.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Bacchus wird sich freuen

Der Tote im Weinhang
0

Ein Jahr nach dem genialen ersten Band liegt nun ein zweiter Fall für Commissario Andreotti und Sophia Lange vor. Ich war gespannt, wie der Autor in diesem Band Sophia Lange einbeziehen will, denn ihre ...

Ein Jahr nach dem genialen ersten Band liegt nun ein zweiter Fall für Commissario Andreotti und Sophia Lange vor. Ich war gespannt, wie der Autor in diesem Band Sophia Lange einbeziehen will, denn ihre Fähigkeiten als Geigenbauerin sind ja eher spezifisch.

Aber als Geigenbauerin kennt sie sich mit Holz aus, deshalb soll sie sich Weinfässer anschauen. Zuerst einmal jene, die Onkel Giacomo gekauft hat und mit denen etwas nicht zu stimmen scheint, denn sein Wein ist nach der Lagerung in diesen Fässern gekippt. Später schaut sie sich auch noch andere Fässer an, was wesentlich gefährlicher ist, da sie dann undercover unterwegs ist. Sozusagen im Auftrag von Commissario Andreotti.

Denn Weinfässer und -flaschen spielen aber auch in seinem aktuellen Fall eine wichtige Rolle. Der Tote, der nach dem örtlichen Weinfest in den Reben aufgefunden wird, hat eine spezielle Flasche bei sich. Ähnliche Flaschen schien der Tote zuvor noch verschenkt zu haben. War der Wein in seiner Flasche vergiftet oder weshalb musste der einst sehr bekannte Winzer sterben?

Als ob er mit den Ermittlungen nicht genug zu tun hat, taucht ein ehemaliger Kollege aus Rom auf und durch ihn erfahren wir endlich etwas aus Andreottis Vergangenheit in Rom, die im ersten Band nur angedeutet wurden.

Auch dieser zweite Band ist ein vergnüglicher Lesespass. Man fiebert mit Sophia mit; freut sich über Fedos Auftreten, dessen Frau bestohlen wurde, was doch zu einigem Schmunzeln führt; denkt über die klugen Weisheiten, die Guiseppe preisgibt, nach und würde sich auch gerne von Tante Martha bekochen lassen. Sogar mit dem Puppenspieler gibt es ein kurzes Wiedersehen.

Letztes Mal hingen die Geigen im Himmel, dieser Band wird Weingott Bacchus erfreuen. Es geht um den perfekten Wein, den man liebend gerne trinken würde und um den nicht trinkbaren Wein leider auch und natürlich um den toten Winzer, der zwischen den Reben lag. Es gibt einige Verdächtige, die alle einen Grund gehabt hätten, den Mann auszuschalten, und noch viel mehr Geheimnisse. "Der Tote im Weinhang" ist enorm spannend und unterhaltend zu lesen. Ich konnte den Band kaum aus der Hand lesen, weil ich dringend wissen wollte, wie es ausgeht.

Fazit. Mich überzeugte auch dieser zweite Band, der ebenso toll geschrieben ist wie der erste Band. Die Reihe hat bisher Hit-Potential. Gerne noch viel mehr davon in gleicher Unterhaltungs-Qualität!
4.5 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.03.2024

Jeden Stein umdrehen

Steinerne Schuld
0

Wer wie ich viel Brunetti gelesen hat, hat beim Wort Vice Questore ein spezielles Bild vor Augen. VC Aurora Mair schafft ihr eigenes Bild, man denkt dabei nicht an Venedig, aber auch nicht an Florenz, ...

Wer wie ich viel Brunetti gelesen hat, hat beim Wort Vice Questore ein spezielles Bild vor Augen. VC Aurora Mair schafft ihr eigenes Bild, man denkt dabei nicht an Venedig, aber auch nicht an Florenz, wo sie eigentlich stationiert ist, sondern an Montegiardino.

An das kleine Dorf denke ich, wenn ich grün-gelbe Cover sehe. Bei Montegiardino denke ich auch an die Esel von Luca, an den lebendigen Markt, an Baristo Fabio, der je nach Laune mehr oder weniger gut drauf ist und natürlich an Commissario Luca, seine Tochter Emma, die Ärztin Chiara - und eben auch an Aurora Mair, die Vice Questore.

Im dritten "Commissario Luca"-Band tritt auch sie auf, aber sie scheint den Kopf nicht wirklich beim aktuellen Verbrechen zu haben, sondern anderswo. Luca fällt das auf, lässt sie aber erst mal in Ruhe. Denn er braucht seine Konzentration für die Aufklärung des tragischen Todes von Mauro, der in einem Steinbruch in Carrara als LKW-Fahrer arbeitete. Mauro ist der Vater von Emilia, Emmas Freundin. Er lebte aber nicht in Montegiardino, denn er ist von Emilias Mutter Bianca geschieden. Erst denkt man, es wäre ein Unglück aufgrund eines Bremsenversagens, aber nein, hier half jemand nach.

Es stellt sich heraus, dass Mauro sich für den Schutz der Arbeiter in den Steinbrüchen eingesetzt hat, dies aber nicht von allen für gut geheissen wurde. Er eckte damit bei Arbeitgebern und Mitarbeitern, aber auch bei den Aktivisten, die zur Zeit auch vor Ort sind, an. Luca und Aurora geben erneut alles, um den Fall möglichst rasch aufzuklären.

Neben der spannenden Fallaufklärung wartet "Steinerne Schuld" auch mit viel Wissenswertem zu Steinen, sprich Marmor aus Carrara, auf. Da erfährt und lernt man einiges darüber.

"Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht" - das hätte Luca vielleicht mal zwischendrin zu Chiara sagen sollen, denn sie wird eifersüchtig auf die enge Zusammenarbeit von Luca und Aurora.

Während Luca und Aurora über Stock und Stein gehen, drehen sie quasi jeden Stein um und bringen Steine ins Rollen und lassen während ihren Ermittlungen auch keinen Stein auf dem anderen. Bei manchen Verdächtigen haken sie öfters nach, ganz nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein". Wie ein Stein schläft man aber erst, wenn man die letzte Seite dieses Krimis ausgelesen hat.

Fazit: Ein Krimi zum Steine erweichen - hat mir wieder ausserordentlich gut gefallen.
4.5 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere