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Veröffentlicht am 11.06.2024

Kein Sommermärchen für Mike Müller

Ihr letztes Spiel
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Mike Müller betreibt eine Detektei in Bochum. Gerade ist er in Hochstimmung. Er hat drei Fälle abgeschlossen, die ordentlich Geld in die Kasse gespült haben und er freut sich auf das 1. Spiel der Fußball ...

Mike Müller betreibt eine Detektei in Bochum. Gerade ist er in Hochstimmung. Er hat drei Fälle abgeschlossen, die ordentlich Geld in die Kasse gespült haben und er freut sich auf das 1. Spiel der Fußball EM . Gute Gründe seine Lebensgefährtin Alice zum Essen auszuführen. Als diese ihr vergessenes Handy holen will und nicht wiederkommt. katapultiert das Mike ins Jahr 2006 und zu Ereignissen, die er sein Trauma nennt. Auch damals, er war noch Student, lief alles super. Eine tolle Freundesclique, Vorfreude auf die WM und Valerie war seine Freundin. Plötzlich war Valerie spurlos verschwunden und er machte sich auf die Suche nach ihr. Das Ende war ein einziger Albtraum, den er bis heute verdrängt hatte.

Der Autor lässt Mike Müller die Ereignisse selber erzählen. Er ist wie fast ganz Deutschland im Fußballfieber. Zufällig trifft er seinen ehemaligen Freund Simon , der 2006 eine wichtige Rolle gespielt hat. Und Mike erinnert sich. Er berichtet, wie er Valerie kennengelernt hat und wie sie sich ineinander verliebten. Das war schön zu lesen, aber wo bleibt die Krimihandlung ?. Die drängt sich in den Vordergrund, als Valerie verschwindet und in der Gegenwart Alice nicht zurückkommt. Die Suche nach den beiden Frauen war sehr gut und spannend beschrieben und ich konnte Mikes wachsende Verzweiflung gut nachvollziehen.

Gelungen fand ich, dass es Zwischenkapitel gab, in denen eine Gefangene ihre Gefühle und Gedanken schildert. Dabei bleibt der Autor vage. so dass ich nicht wusste, ist es Valerie oder Alice. Durch einen glücklichen Zufall kommt Mike auf die richtige Spur und findet das Versteck der Entführer. Damals wie heute, ist es gelinde gesagt eine Überraschung, was uns im Haus erwartet. Mike und ich haben einige Zeit gebraucht, die Dinge richtig zu erfassen. Ich war über die Kälte und Grausamkeit der Täter einfach nur entsetzt. Und zusammen mit Mike stelle ich mir die Frage, warum sind Menschen so abgrundtief böse und wem kann man noch trauen.

Der Bezug zu den großen Fußballereignissen war in meinen Augen gering. Trotzdem fand ich es schön, dass einiges in Erinnerung gerufen wurde. Wer war eigentlich Neuville ? Ebenfalls haben die Kapitelüberschriften zu meiner Lesefreude beigetragen. Es sind Songtitel, von denen ich einige kenne. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich begann, die Lieder vor mich hin zu summen.

Der Krimi war spannend, auch wenn er etwas länger braucht. Er hat mich gut unterhalten und Erinnerungen geweckt, was mir persönlich gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Operation Nemesis

"Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht"
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Mir war der Genozid an den Armeniern als historisches Ereignis bekannt und die Tatsache, dass einige Nationen, besonders die Türkei, dies leugnen. In meinen Augen gute Gründe, sich mit der Thematik näher ...

Mir war der Genozid an den Armeniern als historisches Ereignis bekannt und die Tatsache, dass einige Nationen, besonders die Türkei, dies leugnen. In meinen Augen gute Gründe, sich mit der Thematik näher zu befassen.

Das Buch legt den Schwerpunkt auf die Operation Nemesis, eine Aktion von armenischen Attentätern durch die Ermordung der verantwortlichen des Genozids , Gerechtigkeit zu schaffen. Um ihr Handeln zu verstehen, ist es notwendig zu wissen, was sich hinter dem Wort Genozid verbirgt, nämlich die Ermordung von Millionen von Armeniern mit dem Ziel, osmanisches, später türkisches Gebiet ethnisch und religiös zu säubern. Das an sich ist schon Gräuel genug, was mich zusätzlich mit weiterem Schrecken und Abscheu erfüllt hat, es liest sich wie eine Blaupause für die Shoah. Hier wie dort hat die Weltgemeinschaft zugesehen und nicht gehandelt. Dies führte zu dem Plan, die Täter selbst zu richten, um Gerechtigkeit zu schaffen und ein Zeichen zu setzen. Auch hier gibt es Parallelen zu den jüdischen Vergeltungsaktionen gegen Nazi-Verbrecher.

Mich hat beeindruckt mit welchem Willen und Überzeugung die Attentäter vorgegangen sind, getragen von einem Netzwerk der über den Erdball verstreuten Exil - Armeniern. Tatsächlich gelangen einige Attentate auf hochrangige Verantwortliche und zeitweise ist die Öffentlichkeit auch auf der Seite der Rächer. Das ändert sich dann und man sieht in ihnen nur noch Terroristen. Im Nachwort wird darauf hingewiesen, dass die Armenier auch heute noch von Verfolgung und Genozid bedroht sind.

Ich fand das Buch aufrüttelnd , bewegend und auch wichtig, weil es eine "Randnotiz" der Geschichte ins Scheinwerferlicht stellt und die Öffentlichkeit mit diesem Unrecht konfrontiert.

Was für mich das lesen erschwert hat, war die Fülle der Namen, die in meinen Ohren fremd klingen und deshalb für mich schwer , zu merken waren.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Schlangen im Urlaubsparadies

FriesLandOpfer (Nordseekrimi)
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Kommissar Fabiu Covaci wechselt eher unfreiwillig von München zum LKA in Kiel. Sein neuer Vorgesetzter Carsten Wolf ist über den Neuzugang nicht begeistert, nimmt dieser doch die Stelle der geschätzten ...

Kommissar Fabiu Covaci wechselt eher unfreiwillig von München zum LKA in Kiel. Sein neuer Vorgesetzter Carsten Wolf ist über den Neuzugang nicht begeistert, nimmt dieser doch die Stelle der geschätzten und kranken Kollegin Manu ein. Gleich am ersten Tag im Dienst muss Fabiu mit Wolf auf eine mehrtägige Dienstreise nach Wyk auf Föhr. Eine gute Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen. In Wyk wurde der allseits beliebte und geachtete Barbetreiber Königsberger ermordet. Die Tatumstände lassen auf einen Racheakt schließen. Gerade der tadellose Ruf und Lebenslauf des Opfers machen die Ermittler stutzig. Ehefrau, Sohn, Geschäftspartner oder einer der vielen Touristen, bei jedem wäre ein Motiv denkbar.

Die beiden Kommissare hatten in meinen Augen nicht den besten Start miteinander und da ich beide Gefühlslagen gut verstehen konnte, war ich uneins, wem ich meine Sympathien schenken sollte. Als beide im Verlauf der Ermittlungen auftauen, bilden sie ein gutes Team, wenn es auch weiterhin Meinungsverschiedenheiten gibt.

Der Fall selbst ist schwierig, denn es scheint kein Motiv zu geben. Wer sollte so einem Vorzeigemitbürger und perfekten Ehemann Böses wollen ?Dann tauchen kleine Hinweise auf, die sich zu einem monströsen Verdacht auswachsen. War das Opfer mehr Täter ? Nun beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Möglicherweise schwebt eine weitere Person in Lebensgefahr.

Die Suche nach dem Mörder und möglichen Täter war fesselnd zu lesen. Mich hat beeindruckt, wie nach und nach der wahre Charakter des Toten enthüllt wurde. Gelungen fand ich auch, wie sich der eher dörfliche Charakter des Umfelds auf die Ermittlungen auswirkt. Gut dargestellt waren für mich , wie die beiden Kommissare sich annähern und beginnen ihre Vorbehalte abzubauen. Dabei konnte für mich Fabiu ein wenig mehr punkten

. Die Auflösung war stimmig und dabei in meinen Augen tragisch. Das Ergebnis fand ich richtig, auch wenn es sich nicht völlig an die Regeln hält.

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Für die Kinder !

Die Zeit der Kinder
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Der Roman widmet sich dem Leben und Werk von Friedrich Fröbel, dem "Erfinder" des Kindergartens und seiner Ehefrau und Vertrauten Luise Levin.

Fröbel war ein Suchender und hat Wissen aufgesogen wie ein ...

Der Roman widmet sich dem Leben und Werk von Friedrich Fröbel, dem "Erfinder" des Kindergartens und seiner Ehefrau und Vertrauten Luise Levin.

Fröbel war ein Suchender und hat Wissen aufgesogen wie ein Schwamm. Wichtige Denkanstöße erhielt er durch Rousseau und andere wichtige Persönlichkeiten der Aufklärung. Friedrich war Pfarrerssohn und wurde sehr streng erzogen. Züchtigungen gehörten zum Alltag, wie es damals üblich war. Der Mensch ist von Natur aus böse und Kinder sind kleine Erwachsene. Fröbel wagt einen revolutionären Ansatz. Der Mensch ist von Natur aus gut. Kinder sind anders und lernen durch das Spielen. Diese Auffassung stößt auf Widerstand und offene Ablehnung Sogar bei Pestalozzi ! Da liegt es nahe, eine eigene Schule zu gründen.

Luise lebt lebt geduldet im Haushalt ihrer verheirateten Schwester und kümmert sich um die Kinder. Auch sie hält Schläge für kein geeignetes Erziehungsmittel. Als die Kinder zur Schule gehen, wirft ihr Schwager sie aus dem Haus. Da sie nicht weiß wohin und zudem mittellos ist, fährt sie zu Fröbels Schule nach Keilhaus und ist begeistert vom Umgangston und von Fröbel fasziniert.

Fröbel ist ein Besessener im positiven Sinne. Er schreibt Briefe an mögliche Unterstützer , hält Vorträge, um seine Ideen weiter zu verbreiten. Er beginnt Kindergärtnerinnen auszubilden. Doch das neue Gedankengut ist der Obrigkeit und auch der Kirche ein Dorn im Auge. Menschen, die ihren Geist entwickeln, selbstständig denken, passen nicht in ihr Weltbild und gefährden ihren Machtanspruch. Kindergärten werden verboten, Friedrich und seine Anhänger als Staatsfeinde gebrandmarkt.

Nach Fröbels Tod übernimmt Luise sein Erbe. Nach vielen Widerständen, Rückschlägen und Demütigungen kann sie ihren ersten Kindergarten in Hamburg eröffnen. Und die Idee des Kindergartens macht sich auf zu ihrem Siegeszug um die Welt.

Die ersten Seiten des Buches waren eine Herausforderung für mich. Die Autorin stellt die wichtigsten Personen in einzelnen Kapitel vor und wechselt dabei Zeit und Ort. Das fand ich etwas verwirrend. Als ich diese Hürde genommen hatte, war ich von den Ereignissen gefesselt. Friedrich war für mich ein schwieriger Charakter. Kompromisslos hat er oft mögliche Verbündete vor den Kopf gestoßen. Im Umgang mit Kindern ist er aufgeblüht, wird nicht müde, zu erklären und zu ermutigen.

Luise war mir als Persönlichkeit näher und auch sympathischer. Von der geduldeten ledigen Schwester entwickelt sie sich zur selbstbewussten Verfechterin von Fröbels Ideen. Trotz massiver Anfeindungen, Armut und Zeiten des Zweifels hält sie an Fröbels Ideen fest. Sehr berührend fand ich ihre Liebe zu Fröbel, die auch mit dessen Tod nicht endet.

Für mich war das Buch eine bewegende Reise in die Vergangenheit, in der Kinder mehr als Last empfunden wurden. Die Kinderbewahranstalten waren in meinen Augen der reinste Horror. Die Autorin lässt Fröbel immer wieder seine Ideen und sein Menschenbild erklären. Das fand ich sehr interessant und ich habe da Neuland betreten.

Menschlich berührend und dadurch auch unterhaltsam und spannend wurde das Buch für mich durch Luise. Mit ihr habe ich gelitten, gehofft und gebangt. Alles in allem ist das Buch eine gelungene Mischung zwischen Fiktion und realen Ereignissen.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Spannender Krimi mit überraschender Wendung

Der Klang der Rache
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Kriminalhauptkommissar Daske, ein alter Hase im Geschäft, freut sich auf ein geruhsames Wochenende mit seiner Frau. Da wird er zu einem Todesfall auf dem Rockfestival in Recklinghausen gerufen . Ein junger ...

Kriminalhauptkommissar Daske, ein alter Hase im Geschäft, freut sich auf ein geruhsames Wochenende mit seiner Frau. Da wird er zu einem Todesfall auf dem Rockfestival in Recklinghausen gerufen . Ein junger Mann wurde durch Wespengift getötet. Motiv und Täter sind unbekannt. Als auch noch die einzigen Zeugen verschwinden, endet die Ermittlung in einer Sackgasse. Doch Daske kann nicht loslassen, ist besessen davon diesen Fall zu lösen. Er gelangt an einen Tiefpunkt, trinkt mehr als ihm gut tut. Dann kommt es auf einer anderen Veranstaltung zu einem weiteren Todesfall. Die Ermittlungen werden wieder aufgenommen. Doch jede aussichtsreiche Spur endet im Nichts. Da bringt eine kriminaltechnische Untersuchung einen neuen Hinweis und einen unfassbaren Verdacht.

Mir war Daske zu Beginn der Untersuchung sehr sympathisch. Viele seiner Überlegungen und Sichtweisen konnte ich gut nachvollziehen und deckten sich mit meinen eigenen Ansichten. Hinzukam, dass ich Wespengift als Mordwaffe spannend fand. Ein wenig irritiert war ich über seinen Konflikt mit seiner Tochter, die ebenfalls bei der Kripo arbeitet. Ein klärendes Gespräch wäre sicher hilfreich gewesen.

Dann verliert Daske meinen Respekt, denn er lässt sich in meinen Augen gehen und handelt nicht mehr professionell. Dass er wegen diesem einen ungelösten Fall sein komplettes Leben ruiniert, konnte ich nicht nachvollziehen. Als die Ermittlungen neuen Auftrieb bekommen, reißt er sich dann wieder zusammen. Mir hat gut gefallen, wie den einzelnen Spuren nachgegangen wird und welche Schlüsse gezogen werden. Ich fand es auch realistisch, dass der Zufall auf den richtigen Täter weist. Die Lösung war logisch begründet und die Puzzleteile passten, war mir aber in der Gesamtheit ein wenig zu unrealistisch.

Mich hat der Krimi gut unterhalten und ich fand ihn spannend, weil man lange im Dunkeln tappt. Auch der zeitweilige Fokus auf Daskes persönliche Entwicklung fand ich gelungen und gab der Handlung eine weitere interessante Facette.

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