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Veröffentlicht am 18.04.2024

Kein Grund für Optimismus

Blue Skies
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Der amerikanische Autor T.C. Boyle ist ein sehr produktiver Schreiber. Der inzwischen 75Jährige bringt fast in jedem Jahr ein neues Buch heraus. Fan‘s lieben seinen unnachahmlichen Stil und seine schrägen ...

Der amerikanische Autor T.C. Boyle ist ein sehr produktiver Schreiber. Der inzwischen 75Jährige bringt fast in jedem Jahr ein neues Buch heraus. Fan‘s lieben seinen unnachahmlichen Stil und seine schrägen Charaktere.

Sein neuester Roman „Blue Skies“ ist in nicht allzu ferner Zukunft angesiedelt und erzählt wie „der Amerikaner“ in einer von der Klimakatastrophe veränderten Welt zurechtkommt und wie er auf die seit langem bekannten Probleme reagiert….., kurz gesagt gar nicht.

Der Autor fokussiert sich in seinem Roman auf eine Familie. Mutter Ottilie und Vater Frank, sowie der erwachsene Sohn Cooper leben im Dürre geplagten Kalifornien. Ein Hitzerekord jagt den nächsten, Waldbrände sind eine ständige Gefahr. Tochter Cat erlebt in Florida das nicht weniger dramatische Gegenteil, Stürme, Hurrikans und Überschwemmungen.

Eine der fragwürdigsten Charaktere in Boyle‘s Personalkarussell ist zweifellos Cat. Sie ist schnell gelangweilt bei dem andauernden Regen. Da macht das Strandhaus, dass ihr Partner Todd geerbt hat, der fast ständig als „Bacardi-Botschafter“ unterwegs ist, um irgendwo Parties zu schmeißen, nicht wirklich viel Spaß. Gerne möchte sie Influenzerin werden und um dieses Ziel schnell zu verwirklichen hat sie die fatale Idee sich eine Schlange mit einem hübschen Muster zuzulegen. Foto‘s mit Schlange würden quasi wie von selbst für die nötigen Klickzahlen sorgen. Nüchtern betrachtet vielleicht eine blöde Idee, aber wer kann dieses Wetter schon nüchtern ertragen.

In Kalifornien versucht Ottilie ihre Ernährung auf Insekten als Eiweißquelle umzustellen, bestärkt von ihrem Sohn, der Entomologe ist und fatalerweise durch seine Liebe zu den Insekten fast zu Tode kommt.

Die Naturereignisse werden beiläufig in die Geschichten der Menschen eingeflochten, so wie auch wir schon heute die Überflutung hier, den Waldbrand da ohne große Reaktion zur Kenntnis nehmen. Gerade dieses. Beiläufige ist erschütternd und hat mich beim Lesen mit Unruhe erfüllt, denn es ist leider nur allzu realistisch. Auf der einen Seite gibt man sich umweltbewusst, verzichtet auf Fleisch, stellt die Ernährung um, aber ein Pool im Garten gehört in Kalifornien zum Lifestyle, Klimawandel hin oder her. Dererlei Beispiele gibt es viele. Es ist insofern kein schönes, aber ein sehr lesenswertes Buch. Boyle hält uns mit viel schwarzem Humor, der einem erwartungsgemäß im Halse stecken bleibt, den Spiegel vor. Am Ende zerstört er nicht alle Hoffnungen , lässt einen Funken Zuversicht zurück, aber dennoch bleibt man als Leser sehr nachdenklich und ernüchtert zurück.


Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Die Meerjungfrau

Was das Meer verspricht
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Wir befinden uns hoch im Norden auf einer Insel, die im Roman nur N genannt wird.

Unsere Protagonistin Vida ist hier geboren und will hier auch nicht weg. Im Gegensatz zu ihrem Bruder Zander, der die ...

Wir befinden uns hoch im Norden auf einer Insel, die im Roman nur N genannt wird.

Unsere Protagonistin Vida ist hier geboren und will hier auch nicht weg. Im Gegensatz zu ihrem Bruder Zander, der die Insel Richtung Festland verlassen hat, wird Vida die im kleinen Laden der Eltern mithilft, diesen irgendwann übernehmen. Jannis, den sie von Kindesbeinen an kennt, wird sie bald heiraten und dann wird sie auf den Hof seiner Eltern ziehen. So ist es geplant und Vida ist zufrieden mit der Vorstellung von ihrer Zukunft.

Doch dann zieht Marie ins Nachbarhaus ein, eine quirlige junge Frau, die so gar nicht in die Inselgemeinschaft zu passen scheint, wirbelt Vida‘s Leben komplett durcheinander. Die Inselbewohner sind mehr als irritiert, dass die junge Frau bei jedem Wetter schwimmen geht. Das würde einem Insulaner niemals einfallen. Und dann hat sie dieses Meerjungfrauenkostüm, in das sie schlüpft, bevor sie durch die Wellen gleitet. Ihren Lebensunterhalt verdient Marie mit ihrem Online Shop, wo sie genau diese Kostüme auf Bestellung per Handarbeit anfertigt .

Marie ist so eigensinnig und freiheitsliebend. Vida ist fasziniert von ihr und gibt sich große Mühe,, sich mit ihr anzufreunden. Die Frauen verbringen immer mehr Zeit miteinander und aus Freundschaft wird sogar noch mehr.

Plötzlich stellt Vida ihr tief verwurzeltes Pflichtbewusstsein und auch ihre gesamte Zukunftsplanung inklusive der Hochzeit mit Jannis in Frage.

Der Roman, der gefühlt schon frühzeitig auf ein Drama zusteuert, wird aus der Ich-Perspektive von Vida erzählt. Nicht nur die Geschichte ist sehr besonders, auch die bildhafte Sprache mochte ich sehr. In den kurzen Kapiteln kommen wir Vida sehr nah und können ihre widersprüchlichen Gefühle gegenüber Marie und auch gegenüber ihrem Bruder, der plötzlich zurück auf die Insel zieht und der Nachbarin schöne Augen macht, sehr gut nachfühlen.

Auch das Ende war einfach nur gelungen, ein wirklich toller Roman, den ich wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Clarisse und Ève

Die Definition von Glück
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Den Romantitel „Die Definition von Glück“ hätte die Autorin Catherine Cusset für ihr Buch nicht passender wählen können, finde ich.

Es geht in diesem Buch nämlich um zwei sehr unterschiedliche Frauen, ...

Den Romantitel „Die Definition von Glück“ hätte die Autorin Catherine Cusset für ihr Buch nicht passender wählen können, finde ich.

Es geht in diesem Buch nämlich um zwei sehr unterschiedliche Frauen, deren Leben rückwirkend beginnend in den 60er Jahren bis in die Jetztzeit erzählt werden und deren Vorstellungen von einem glücklichen Leben sehr variieren.

Wir begleiten die Frauen Clarisse und Ève abwechselnd auf ihrem Lebensweg, teilen sowohl ihre Sehnsüchte und Glücksmomente als auch ihre schweren Stunden und erleben ihre Entwicklung vom Heranwachsen zum Erwachsensein, erfahren von ihren Partnerschaften und ihren eigenen Erfahrungen mit der Mutterschaft und mit dem Älterwerden.

Es ist ein Buch über das Leben, wie unterschiedlich man es anpacken kann, aber auch wie nachhaltig Erlebtes die weitere Entwicklung beeinflusst.

Clarisse ist ein Freigeist. Sie reist in der Welt umher, sucht das Abenteuer, ist ständig neu verliebt. Wenn sie nicht gerade wieder im Flugzeug auf dem Weg nach Asien sitzt, lebt sie in Paris.

Ganz anders ist Ève. Sie hat sich mit ihrer Leidenschaft fürs Kochen eine Existenz mit einer eigenen Cateringfirma aufgebaut, ein Job der allein die Familie schon gut ernähren kann. Sie lebt mit ihrem Mann und der kleinen Tochter im quirligen New York.

Die Verbindung, die es zwischen den beiden Frauen gibt, wird erst im Laufe der Geschichte aufgedeckt. Man sollte den Prolog , der viel vorweg nimmt allerdings erst nach Beenden des Buches lesen, finde ich.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Die Figuren wirkten äußerst lebendig und der Sprachstil der Autorin konnte mich durchweg fesseln.

Toll fand ich auch, dass geschichtliche Eckdaten wie z,B das Attentat am 11.September, die Wahl von Trump zum Präsidenten oder die Corona Pandemie klug in die Geschichte verwoben wurden.

Nicht immer waren mir die Protagonistinnen sympathisch. Manch getroffene Entscheidung war sicher auch fragwürdig, aber das machte die Figuren nur umso lebensechter.

Ich habe den Roman wirklich gerne gelesen und empfehle ihn wärmstens weiter.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Hilfe, Hormone außer Kontrolle

Morden in der Menopause
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Zum Inhalt:

Die 48jährige Liv Steinhammer ist Ehefrau und Mutter von drei pubertierenden Kindern, muß sich neben ihrem Job als Küchenplanerin auch noch um ihre Schwiegereltern kümmern und ist schlicht ...

Zum Inhalt:

Die 48jährige Liv Steinhammer ist Ehefrau und Mutter von drei pubertierenden Kindern, muß sich neben ihrem Job als Küchenplanerin auch noch um ihre Schwiegereltern kümmern und ist schlicht weg überfordert. Ausgerechnet jetzt gerät ihr eigener Hormonhaushalt aus den Fugen. Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen ,Vergesslichkeit und Schlafstörungen sind die Vorboten der Wechseljahre, die sie mit voller Wucht ereilen. Als sie ihren Sohn beim Drogenkauf erwischt, eskaliert die Situation und sie hat plötzlich ganz andere Probleme. Wie entsorgt man eine Leiche? Natürlich findet sich da eine kreative Lösung. Nur leider kommt da ein Rattenschwanz an Problemen gleich hinterher.



Mit „Morden in der Menopause“ hat Tine Dreyer genau meinen Nerv getroffen. Ich teile ihren schwarzen Humor und hatte wirklich großen Spaß mit diesem Buch. Die Autorin hat diesen Tabu behafteten Lebensabschnitt wunderbar beschrieben.



„ Progesteron sorgt dafür, dass wir gelassen sind und gut schlafen können. Progesteronmangel hält uns dagegen nächtelang wach und macht uns dünnhäutig, nervös und verursacht Kopfschmerzen. Und plötzlich wird Mama zur Furie.“



Neben einer wirklich lustigen, ja natürlich auch überspitzten Kriminalgeschichte erfährt man vor jedem Kapitel ein bisschen Grundwissen zur Menopause. Das ist klug gemacht und hat mir gut gefallen. Gerade wenn man sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie Liv befindet, wird man sich hier oft z.b in den Dialogen mit den Kindern, die in der Pubertät auch nicht gerade feinfühlig sind, wiederfinden, auch wenn man nicht direkt einen Mord begeht.



Alle Fans der „Achtsam Morden“ Reihe werden auch an „Morden in der Menopause“ ihre Freude haben. Ich habe so gelacht, und der sympathischen Liv konnte man ihr tödlichen Ausraster nicht übel nehmen. Es gab immer gute Gründe. Zum Glück sind die Wechseljahre ja irgendwann überstanden.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Hat mich begeistert

Porträt einer Ehe
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Maggie O‘Farrell erzählt in diesem Roman vom Lebensweg der Lucrezia de Medici , die im 16. Jahrhundert blutjung verheiratet wurde, um die Geschäftsbeziehungen ihres Vaters mit dem Hof von Ferrara zu festigen.

Die ...

Maggie O‘Farrell erzählt in diesem Roman vom Lebensweg der Lucrezia de Medici , die im 16. Jahrhundert blutjung verheiratet wurde, um die Geschäftsbeziehungen ihres Vaters mit dem Hof von Ferrara zu festigen.

Die Autorin hangelt sich in ihrem Roman an den wenigen historischen Überlieferungen entlang und füllt die Lücken mit ihren eigenen Ideen.

Daraus ist ein für meinen Geschmack sehr gelungenes Sittenbild dieser Zeit entstanden, dass sich sehr kurzweilig lesen lässt.

Am Hof ihrer Familie in Florenz führt die kleine, fantasievolle und freiheitsliebende Lucrezia als 5. Kind ihrer Eltern zunächst ein sorgenfreies Leben. Erst als ihre Schwester Maria kurz vor ihrer Hochzeit überraschend verstirbt, ändert sich für das junge Mädchen alles. Sie soll den Platz ihrer Schwester einnehmen und an ihrer Stelle den mehr als doppelt so alten Alfonso, Herzog von Ferrara heiraten. Lucrezia ist gerade einmal 12 Jahre alt , noch ein Kind, und nicht nur ihre Zofe ist entsetzt. Durch eine List dieser Zofe kann die Hochzeit mit dem Herzog zwar nicht verhindert aber zumindest noch ein wenig hinausgezögert werden. Doch mit 15 Jahren muss Lucrezia Florenz endgültig verlassen, um zu ihrem Mann nach Ferrara zu ziehen. Zunächst wirkt Alfonso wie ein liebender Ehemann, doch schnell lernt Lucrezia auch sein 2.Gesicht, seine grausame Seite kennen, und Alfonso‘s engster Vertrauter lässt gegenüber der jungen Braut keinen Zweifel offen, das diese Ehe nur einem einzigen Zweck dient, nämlich einen Nachkommen zu zeugen.

Ich bin sehr gerne in diese spannende Geschichte eingetaucht, habe mit Lucrezia mitgefühlt, der hochwohlgeboren jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde, die aber weniger Freiheiten hatte als ihre Bediensteten und die als Frau ihrem Mann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.

Ich kann dieses wunderbare Buch, dass so einfühlsam und atmosphärisch geschrieben ist und auf einen Umgang mit Frauen aufmerksam macht, den es ja bis heute auf unserer Welt leider immer noch gibt, nur wärmstens empfehlen. Dieser Roman war ein wirkliches Highlight für mich und ist auch besonders empfehlenswert als Hörbuch, dass ganz wunderbar eingesprochen wurde von Heike Warmuth.

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