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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2021

Künstlerische Grusel-Effekte

Die Nacht der Acht
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Der Prolog des Buches lässt einen bereits an den Zeilen kleben. Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Man fliegt nur so über die Seiten - von einem Cliffhanger ...

Der Prolog des Buches lässt einen bereits an den Zeilen kleben. Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Man fliegt nur so über die Seiten - von einem Cliffhanger zum nächsten. Es liest sich wie eine Hommage an eine Vielzahl von Filmen und Romanen des Horrorgenres: namenhafte Persönlichkeiten wie Stephen King und Tarantino und bekannte Gestalten finden Erwähnung - Fans des Ungewissen kommen durchaus auf ihre Kosten, wenn sie das Buch zur späten Stunden unter der Bettdecke verschlingen sollten. Dabei ist es eine Gratwanderung der Altersempfehlung für Jugendliche angemessen und realistisch zu bleiben, dabei Charakterentwicklung und Anspruch nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Hier hat die Geschichte leider erhebliche Schwächen.
Das Versprechen, eines „gruselig-spannenden Horrorthrillers, der bis zur letzten Seite atemlos macht“, wurde leider nicht gehalten. Die Geschichte verliert an Fahrt, die Auflösung zieht sich hin. Überraschende Wendungen verpuffen und das Spiel mit der Ungewissheit ist irgendwann ausgereizt. Die Erzählperspektive lässt wenig persönlichen Bezug zu. Auf das wesentliche fokussiert, werden die Jugendlichen vorgestellt, die sich zwar in Persönlichkeit und äußerer Erscheinung etwas unterscheiden, es aber beinahe unerheblich ist, ob man sich die Namen gemerkt hat, oder nicht. Sich als Leser in exzentrische Kunststudenten einzufühlen, stellt sich als Schwierigkeit heraus.

Philip Le Roy hat dieses Buch für junge Horrorfans geschrieben, wirkt aber zu bemüht darin, alles unterzubringen, was Rang und Namen hat: von Aliens bis paranormalen Phänomenen ist alles dabei. So bietet er aber vielleicht Einsteigern eine Möglichkeit auf dem Gebiet der Angst neue Erfahrungen zu machen.

Fazit: Jede Menge Klischees und Cliffhanger, in Anlehnung an Filme und Literatur des Horrorgenres - handwerklich hoch konstruierter Spannungselemente, fernab der bekannten Realität, für den Gänsehaut-Effekt und damit gruselige Genreliteratur für Kinder ab 14. Wer gern einfach gestrickte Horrorfilme mit jugendlichen Protagonisten guckt, die in erste Linie auf den Gruselfaktor abzielen, wird mit diesem Buch wohlmöglich Spaß haben und findet inspirierendes Material für schlaflose Nächte.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Kurze Texte über die Ansichten einer Katze

Kater Liam
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„Kater Liam - Ansichten eines Felltieres“ ist eine illustrierte Textsammlung von Jutta Bauer und erschien 2020 im Carl Hanser Verlag.

Das kleine Büchlein beinhaltet auf jeder Seite einen kurzen Text, ...

„Kater Liam - Ansichten eines Felltieres“ ist eine illustrierte Textsammlung von Jutta Bauer und erschien 2020 im Carl Hanser Verlag.

Das kleine Büchlein beinhaltet auf jeder Seite einen kurzen Text, der unter einem bestimmten Motto steht und mit passenden Illustrationen ergänzt wird. Die kurzen Texte sollen die Ansichten von Kater Liam zu bestimmten Themen repräsentieren.

Letztlich ist es ein Werk über das Verhalten einer Katze und der Versuch eines Menschen, dieses Verhalten zu interpretieren. Dabei verfolgt die Autorin nicht konsequent einen roten Faden. Während Liam die Worte „Zeitung“ und „Wasserhahn“ nicht geläufig sind, stellt er am Zaun wissenschaftliche Studien über das Verhalten der Menschen auf und wird nicht müde zu betonen, dass er sich viel mit Menschen im Allgemeinen beschäftigt.

Der Leser entwickelt aufgrund der Gestaltung und Kürze des Buches keinen emotionalen Bezug zu Liam, was der Grund sein könnte, warum das Buch auf mich wirkt, wie ein gedankliches Puzzlespiel aus belanglosen Textschnippseln.

Ich würde dieses Buch erwachsenen Fans der Autorin empfehlen, denn im Großen und Ganzen ist es eine besondere Widmung an Kater Liam, gespickt mit künstlerischen Werken, die für sich selbst stehen.

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Spürbar erdrückend

Glück
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Marie-Claire verzaubert mit ihrer Stimme im Radio und ihr Kinderwunsch ist unermesslich groß. So sehr, dass sich ihr Leben wie eine einzige Lehrstelle anfühlt. Als sie eines morgens aufwacht, fühlt sich ...

Marie-Claire verzaubert mit ihrer Stimme im Radio und ihr Kinderwunsch ist unermesslich groß. So sehr, dass sich ihr Leben wie eine einzige Lehrstelle anfühlt. Als sie eines morgens aufwacht, fühlt sich sich dennoch wohl in ihrer Haut - wie eine Fruchtbarkeitsgöttin, die allen Männern, die mit ihr zusammen waren, mit der späteren Partnerin eine Vaterschaft bescherte.
Die Senatorin Anahita, die sich akribisch auf Interviews vorbereitet und sich sich als kinderloser Single vor der Frage über die Familie fürchtet. Es sagt niemand etwas dazu, aber die Gedanken lassen Anahita nicht zur Ruhe kommen.

Der Druck, der auf diesen Frauen lastet, ist beim Lesen spürbar erdrückend. Sie hinterfragen sich in Dauerschleife, während das zermürbende Gedankenkarussel um Kinderwunsch, fehlender Familie, dem Älter werden, Perfektion oder dem Hadern mit den eigenen Entscheidungen und dem Selbstwert niemals stillzustehen scheint. Bei Marie-Claire gab es Momente, da musste ich schmunzeln, aber insgesamt blieben mir die Figuren fremd. Es fand schier keine Entwicklung statt. Viele Ansätze haben durchaus ihre Berechtigung und waren interessant, während der Schreibstil hochwertig durch das Buch führt, aber ich wurde nicht mitgerissen und empfand den Roman ermüdend langatmig.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Langweilig und vorhersehbar

Hunting Souls (Bd. 1)
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Die achtzehnjährige Katherine Smythe ist seit einem Autounfall, weder tot noch lebendig. Als reizbare Untote (Zombie als Bezeichnung wäre politisch unkorrekt und beleidigend) fühlt sie sich bei ihren Vampireltern ...

Die achtzehnjährige Katherine Smythe ist seit einem Autounfall, weder tot noch lebendig. Als reizbare Untote (Zombie als Bezeichnung wäre politisch unkorrekt und beleidigend) fühlt sie sich bei ihren Vampireltern und ihrer Schwester und Junghexe Lyn trotzdem wie ein schwarzes Schaf. Der Rest ihrer Patchworkfamilie quillt über vor Liebe und kann mit einem Bestattungsunternehmen die Fassade aufrechterhalten. Als der Nachwuchsjäger Tate Walker mit seiner Familie in die Nachbarschaft zieht, entsteht ein Enemies-to-lovers-Techtelmechtel zwischen Tate und Katherine. Bei Lyn´s Hexenweihe werden sie durch einen Fluch zum unfreiwilligen Traumpaar und müssen alles zusammen machen. Hier ist schon absehbar, worauf das hinauslaufen wird. Viel mehr passiert leider auch nicht, denn die Handlung ist viel zu langatmig, abgesehen von interessanten Momenten, wie dem Halloween-Fest oder kurzen Kampfszenen. Denn die wirklich spannenden Fragen, werden erst in der Fortsetzung geklärt. Der Tod ist eine Art geheimer Freund von Katherine und beauftragt sie mit einem Fall, in dem Tate´s Schwester Isabelle als wichtige Zeugin vielleicht etwas gesehen oder herausgefunden hat, was sie zur Zielscheibe werden ließ. Jedenfalls werden die veraltetere Weltbilder ordentlich durchgeschüttelt und das ist, neben der Romanze, das eigentliche Thema des Romans: Das Umdenken der Hauptfiguren. Es begann so vielversprechend, um sich dann in vielen Klischees und Logikfehlern zu verlieren. Ich könnte mir vorstellen, dass die Fortsetzung wesentlich spannender wird, aber für einen Auftakt ist das wenig verlockend. Der Cliffhanger ist nicht wirklich fies, aber alles, was interessant gewesen wäre, wird auf 2025 verschoben, wenn die Fortsetzung und gleichzeitig das Finale dieses Zweiteilers erscheint.

„Keiner von uns ist unsterblich. Es liegt also an mir, sie zu retten.“ Ein Satz, der Vorfreude weckt, aber diesbezüglich passiert einfach mal gar nichts in diesem Teil. Insgesamt leider vorhersehbar, eintönig und unoriginell. Wer ewige Neckereien, bissige Kommentare und ein gruseliges Setting, mit allem, was man so kennt, sucht, aber auf Spannung und fehlende Nähe zu den Charakteren verzichten kann, der sollte mal reinlesen.

Veröffentlicht am 21.06.2023

Drachen, Romantasy, Tödliche Gefahren

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Seit 400 Jahren herrscht Krieg in den zwei Königreichen. Violets wurde ihr Leben lang darauf vorbereitet Schriftgelehrte am Basgiath War College zu werden, doch ihre Mutter, die Oberbefehlshaberin, meldet ...

Seit 400 Jahren herrscht Krieg in den zwei Königreichen. Violets wurde ihr Leben lang darauf vorbereitet Schriftgelehrte am Basgiath War College zu werden, doch ihre Mutter, die Oberbefehlshaberin, meldet ihre Tochter für einen Ausbildungsplatz als Dachreiterin an. Violet bleibt nur ein halbes Jahr sich vorzubereiten. Dabei ist das Auswahlverfahren tödlich und nicht alle Kadetten, die es soweit schaffen, werden von einem Drachen gebunden. Es herrscht ein rauer Ton, zornige Mordlust unter den Kadetten und brutale Effizienz in den Kämpfen, Kodex hin oder her. Und dann ist da noch Xaden, der mächtigste und skrupelloseste unter den Geschwaderführern, vor dem Violet sich eigentlich in Acht nehmen soll.
Violet ist klein, schwach und hat keinerlei Mordlust in sich - was sie eher als Drachenreiterin disqualifiziert, dafür ist sie sehr klug und punktet mit ihren tugendhaften Wertvorstellungen. Sie ist eine typische Young-Adult-Heldin, weil sie unbeabsichtigt im Mittelpunkt steht, immer einen Spruch auf den Lippen hat und verlässlich zwischen Ablehnen und Anschmachten wechselt. Das gehört für mich zu den vorhersehbaren Schattenseiten des Romans. Während Begriffe wie War Games und der ständig drohende Tod an "Die Tribute von Panem" erinnert, wobei sie weniger logisch sind, rückt die erotische Romanze zunehmend in den Fokus und hat etwas von "Twilight", wenn sich die Charaktere gleichzeitig abstoßen und anziehen, vor Verlangen zerschmelzen und bei einem halbnackten Körper vor sich hin sabbern (steht so im Roman). Es begann so vielversprechend: spannend, unterhaltsam, geheimnisvoll. Die Autorin Rebecca Yarros bewies Einfallsreichtum und beschrieb abwechslungsreich den Aufstieg ihrer Heldin. Ich konnte hier zumindest noch mitfiebern, obwohl es bereits nur oberflächlich zuging. Die Drachen waren dabei großartig eindrucksvoll und diese Kapitel flogen nur so dahin. Aber dann wurde es immer langatmiger und, abgesehen von wenigen spannenderen Momenten, hätte sich die Handlung problemlos kürzen lassen können (wofür ich bei so einem dicken Wälzer dankbar gewesen wäre). Ich habe mich leider zunehmend durchgequält, was ich nie erwartet hätte, bis es ganz am Schluss nochmal spannend wurde, Verluste zu beklagen waren und einer dieser fiesen Cliffhanger, einen ziemlich hängen lässt. Der Roman hat Potential, einen zumeist angenehmen Schreibstil und beliebte Fantasyelemte, was es für mich so enttäuschend macht. Leider fand ich den Romance-Anteil schrecklich nervig. Auch das Worldbuilding war lückenhaft und einseitig. Die Charaktere völlig oberflächlich und austauschbar. Auf die kommenden vier Fortsetzungen habe ich jedenfalls keine Lust mehr. Liebend gern hätte ich mich in die begeisterten Rezensionen eingereiht und den Hype gefeiert, aber leider kann ich über diese Kritikpunkte nicht hinwegsehen.

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