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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2024

Schlechte Gewissen

Treibgut
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Die Geschichte spielt im Jahr 2016. Die Präsidentschaftswahl zwischen Clinton und Trump ist noch nicht entschieden. Die eindeutigen Umfragen lassen keinen Zweifel am Wahlsieg aufkommen. Der Roman beginnt ...

Die Geschichte spielt im Jahr 2016. Die Präsidentschaftswahl zwischen Clinton und Trump ist noch nicht entschieden. Die eindeutigen Umfragen lassen keinen Zweifel am Wahlsieg aufkommen. Der Roman beginnt mit Adam Gardner, einem hoch angesehenem Meeresbiologen und selbsternannter Dichter, auf Cape Cod lebend, der sich ganz sicher ist, dass noch eine letzte ruhmreiche Entdeckung in ihm schlummert. Sein siebzigster Geburtstag und seine Pensionierung stehen bevor und werfen „ihren Schatten voraus“, als sein behandelnder Arzt in den Ruhestand geht. Die 38-jährige Abby Gardner ist Künstlerin und unterrichtet an einer Hochschule. Sie wohnt in einem Atelier in den Dünen, das einst ihre verstorbene Mutter baute, und das leider nicht ihr, sondern ihrem Bruder gehört. Sie plant ihrem Vater zum Geburtstag ihr neues Kunstwerk zu schenken und ihr großes Geheimnis zu lüften. Ihr Bruder Ken, Bauunternehmer, verheiratet mit ihrer besten Freundin Jenny und Vater ihrer zwei wunderbaren Nichten, durchlebt eine Ehekrise. Widerstrebend geht er zur Therapie, und schnell wird klar, sein Groll gegenüber der Welt und vor allem seiner Schwester ist verheerend. „Wer verletzt ist, verletzt andere.“ Dementsprechend angespannt ist die Geschwister-Beziehung und beide stehen sich nicht nahe. In den fünf Perspektiven, die sich kapitelweise abwechseln, nimmt auch die Polizistin Steph eine Rolle ein. Kürzlich Mutter geworden, stellen sich Steph Fragen, auf die sie keine Antwort findet.

Mich konnte «Treibgut» mit der einnehmend klugen und gewandten Schreibweise absolut mitreißen. Ich mochte diese geschickte Aufdeckung und Sogwirkung, und besonders Abby, die sich auch in den wirren Konstellationen schwieriger Verhältnisse angenehm hervorhebt. Die betont weibliche Stärke ist spürbar, genauso wie Verletzlichkeit und der Wunsch, nach familiärem Zusammenhalt. Auch sehr gelungen, fand ich die Ausarbeitung der einzelnen Figuren, die durchaus außerhalb der Familie bestehen. Das Ende passt hervorragend, in Anbetracht der bleibenden Fragen, die nur die Zeit beantworten kann. Großartig einnehmendes Lesevergnügen, wunderschön erzählt, tiefgehend und vielschichtig.

Veröffentlicht am 24.04.2024

Sehr lesenswert

James
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Jim hat sich selbst das Lesen und Schreiben beigebracht. Doch seine Fähigkeiten muss er verbergen, denn Sklaven können sich vor den Weißen keine Bildung leisten. Als Jim verkauft werden soll, flieht er ...

Jim hat sich selbst das Lesen und Schreiben beigebracht. Doch seine Fähigkeiten muss er verbergen, denn Sklaven können sich vor den Weißen keine Bildung leisten. Als Jim verkauft werden soll, flieht er und lässt seine Frau und seine Tochter zurück, mit der Absicht, sie später zu befreien. Auf seiner Flucht trifft er Huckleberry Finn und sie verstecken sich gemeinsam. Dabei stehen die Abenteuer, die Sklaverei und die ständige Angst, gefangen und bestraft zu werden, im Vordergrund. Die Handlung ist in drei Teile geteilt, die überraschende Wendungen einleiten.

Percival Everetts Schreibstil ist so einfach wie genial. Die Seiten fliegen dahin. Die spezielle Schreibweise des Südstaatenenglisch birgt Stolpersteine, aber man gewöhnt sich daran und ich fand sie sehr authentisch umgesetzt. Die Handlung übt eine Sogkraft aus, der ich mich nicht entziehen konnte. Eindringlich und schonungslos wird aus der Ich-Perspektive von Jim erzählt und man spürt die ständige Anspannung, weil er selbst Huck nicht vertrauen kann, stets auf der Hut sein muss und nicht er selbst sein darf. „Vielleicht wirst du irgendwann kein Sklave mehr sein, aber du wirst nicht frei sein.“

Ein berührender Roman, der die Grausamkeit der Sklaverei offenlegt und den Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung intensiv nachempfinden lässt.

Veröffentlicht am 24.04.2024

Eine schöne Liebesgeschichte

The Happiness Blueprint
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«The Happiness Blueprint - Liebe und andere Baustellen» geht es um die romantische Beziehung zwischen Klara und Alex. Die 26-jährige Klara ist von London nach Schweden gereist, um ihren krebskranken Vater ...

«The Happiness Blueprint - Liebe und andere Baustellen» geht es um die romantische Beziehung zwischen Klara und Alex. Die 26-jährige Klara ist von London nach Schweden gereist, um ihren krebskranken Vater zu unterstützen, solange er behandelt wird. Das heißt, Klara leitet vorübergehend seine Fliesenfirma, obwohl sie davon keine Ahnung hat. Der 29-jährige Alex trauert um seinen kleinen Bruder Calle, der bei einem Unfall ums Leben kam. Um nicht völlig in seiner Depression zu versinken, hat Alex es sich zum Ziel gemacht, die Zeugin vom Unfallort auswendig zu machen, um dem Fahrer eine Straftat nachzuweisen. Schließlich nimmt er einen Job als Tischler in einer Fliesenfirma an, und lernt seine Chefin Klara kennen. Beide sind sich sympathisch, aber ein Missverständnis lässt Klara glauben, Alex sei verheiratet. Der trägt nämlich den Ehering seines verstorbenen Bruders. Die Verwicklungen werden glaubhaft geschildert und so landen beide in der Freundschaftszone, während sich ihre Wege immer wieder kreuzen. Nicht nur der Perspektivenwechsel zwischen den beiden lässt tiefe Einsichten zu, sondern auch viele behandelnde Themen, wie Autismus, Depression oder Diabetes machen die Figuren nahbar und interessant. Ich konnte Klaras Unsicherheit und Verzweiflung gut nachvollziehen, weil sie etlichen Male durch den Annahmetest gefallen ist, der ihren Traum verhindert, oder Alex tiefe Trauer, die er durch Briefe zu seinem Bruder ausdrückt und die Scham darüber, an Depressionen erkrankt zu sein, während andere ihren Schmerz bewältigen konnten. Die romantischen Gefühle füreinander sind aufrichtig, respektvoll und herzerwärmend. „Zwar bin ich nicht stolz darauf, aber ich bin neidisch, dass jemand seine Frau sein darf und seine Gegenwart und ruhige Stimme der Soundtrack ihres Lebens ist.“ Einfach eine romantische Liebesgeschichte, wie ich es mag, ohne Kitsch und Erotik, bei der die Entwicklung der Figuren und das Zueinanderfinden und damit verbundene dramatische Wendungen und Hindernisse im Mittelpunkt stehen.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Total genial, witziger Vorlesespaß

Grimmwald: Lasst die Felle fliegen! – Band 2
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Der zweite Band «Lasst die Felle fliegen» von der Grimmwald-Reihe ist wieder herrlich albern, tierisch witzig und ein großer Vorlesespaß. Ich finde, im Klappentext wird fasst schon ein bisschen zu viel ...

Der zweite Band «Lasst die Felle fliegen» von der Grimmwald-Reihe ist wieder herrlich albern, tierisch witzig und ein großer Vorlesespaß. Ich finde, im Klappentext wird fasst schon ein bisschen zu viel verraten, deswegen fasse ich mich kürzer: Diesmal ist der Grimmwald in Gefahr, denn ein schlauer Fuchs hat finstere Pläne. Wenn das nicht neugierig macht.

Toll ist, dass man den ersten Band nicht kennen muss, um mit der Fortsetzung Freude zu haben. Die Hauptfiguren werden anfangs vorgestellt und im ersten Kapitel erfährt man alles wichtige nebenbei. Mit dabei sind natürlich wieder die Fuchsgeschwister Ted und Nancy, die sich im Grimmwald heimisch fühlen und es mit allen Mitteln verteidigen werden. Die Assel Erik Dynamit gibt gewohnt lustige Kommentare und zeigt sich herzzerreißend emotional. Es gibt wieder reichlich lustige Illustrationen, die gerade, weil sie ein bisschen schräg sind, so super passen. Dazu kommen kreative Einfälle und viele Möglichkeiten, die eigenen Vorlesekünste zu zeigen. Da kann ich mich gar nicht entscheiden, was mir am besten gefallen hat. War es die aufdringliche Felipe in ihrem kurzen Auftritt? Oder der stille Abgang von Lady Evelyn Taylor? Das heitere Zwischenspiel? Oder die Offenbarung von der glamourösen Ente Ingrid? Wenn es etwas zu bemängeln gäbe, dann die vielen Namen, die ich irgendwann nur noch abgekürzt habe. Die Geschichte ist spannend, einfallsreich und hat ein tolles Ende. Louie Stowell bietet einfach außergewöhnliche Humor-Unterhaltung für alle, die es gern ein bisschen albern und verrückt mögen.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Fantasievoll, abenteuerlich und skurril

Indigo Wild
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Im zweiten Band der «Indigo Wild» Reihe werden Indigos Eltern vermisst. Als Monsterforscher reisen sie um die Welt, um magische Kreaturen vor dem Aussterben zu bewahren. Als die Mondbärin Calisto bei ihrem ...

Im zweiten Band der «Indigo Wild» Reihe werden Indigos Eltern vermisst. Als Monsterforscher reisen sie um die Welt, um magische Kreaturen vor dem Aussterben zu bewahren. Als die Mondbärin Calisto bei ihrem Zuhause auftaucht und von ihrem Verschwinden berichtet, beschließen Indigo und Quick, ihre Eltern zu suchen. Die neugierige Nachbarin Madame Grau und ihr Hund Kieselchen kommen versehentlich mit auf die Reise und so begegnen die Reisenden Gnomen, Riesenpilzen und anderen Seltsamkeiten im Dschungel. Der erste Band muss nicht zwingend bekannt sein, aber dort werden die Charaktere noch etwas eingehender charakterisiert.
Das Hörbuch ergänzt diese fantasievolle Lesung mit Musik und Geräuschen, was zum Mitfiebern einlädt. Es ist ein temporeiches, skurriles und spannenden Hörerlebnis. Die Tatsache, das Quick über Gebärdensprache mit Indigo kommuniziert, ist toll und in Büchern nur selten der Fall. Wer es magisch, ausgefallen und witzig mag, wird «Indigo Wild» mögen.