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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2024

Weitermachen und hoffen

You'd be Home Now
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«You'd Be Home Now» erzählt von Drogensucht im engsten Familienkreis und dem Erwachsenwerden. Durch einen Autounfall fliegt die Drogensucht des fast achtzehnjährigen Joey auf und er geht für einige Monate ...

«You'd Be Home Now» erzählt von Drogensucht im engsten Familienkreis und dem Erwachsenwerden. Durch einen Autounfall fliegt die Drogensucht des fast achtzehnjährigen Joey auf und er geht für einige Monate in eine private Entzugsklinik. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive der jüngeren Schwester Emmy, die den Drogenmissbrauch ihres Bruder bis dahin gedeckt hat. Als Joey zurückkehrt und der Schulalltag wieder beginnen soll, stellen die Eltern strenge Regeln auf. Auch für Emmy, die keine Schmerzmittel nehmen darf, obwohl sie sich bei dem Unfall am Bein verletzt hat, da die Mutter Missbrauch befürchtet. So stehen die Geschwister einen Tag nach dem anderen durch, und versuchen, nicht ihre Mutter zu verärgern, die schulischen und sozialen Herausforderungen zu bewältigen und einander zu unterstützen. Dabei wird immer wieder die Gegensätzlichkeit zwischen den Erwachsenen und den Jugendlichen deutlich. „Es ist, als wüssten sie nicht mehr, wie es ist, jung zu sein.“

Man taucht ein, in das familiäre Umfeld eines Süchtigen und erlebt die Verzweiflung mit, die Angehörige erleben, wenn sie sich hilflos fühlen und ihre psychische Gesundheit darunter leidet. Drogensucht ist eine Krankheit und eine „öffentliche Gesundheitskrise“. Kathleen Glasgow erzählt in dieser Coming-of-Age Geschichte von dieser Krise und zeigt authentisch, wie Emmy damit umgeht, dass ihr Leben aus den Fugen geraten ist. Im Nachwort findet sie eindrückliche Worte und es wird deutlich, dass hier auch persönliche Erfahrungen eingeflossen sind. Das Hörbuch wird gesprochen von Nora Schulte, die angenehm liest und deren Stimme gut zu Emmy passt. Ein hörenswertes Hörbuch mit wichtigem Thema für die junge Zielgruppe, emotional und dramatisch erzählt.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Nachschub für Fans

Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Stoff
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Diese Wohlfühl-Krimi-Reihe überzeugt vor allem wegen der ungewöhnlichen vier Hobby-Detektive und der charmanten Atmosphäre der Amsterdamer Hausboot-Detektei mit all ihren tierischen Bewohnern. Schon durch ...

Diese Wohlfühl-Krimi-Reihe überzeugt vor allem wegen der ungewöhnlichen vier Hobby-Detektive und der charmanten Atmosphäre der Amsterdamer Hausboot-Detektei mit all ihren tierischen Bewohnern. Schon durch den ersten Band sind mir die Figuren ans Herz gewachsen und dabei sind auch die Fälle eher in den Hintergrund gerückt, bieten aber gute Unterhaltung. Ähnlich ist es auch im dritten Band, indem es um tödlichen Stoff geht. Alles beginnt mit einem Verkehrsunfall und wir tauchen in die Modewelt der feinen Stoffe ein. Interessante Thematik mit guten Ansätzen und Abwechslung. Von der Handlung und dem Spannungsaufbau empfand ich diesen Teil als Schwächsten bisher, aber er ist trotzdem voller schöner Momente und bietet die gewohnt flüssige Schreibweise. Der Ausblick auf die Fortsetzung «Tödliche Farben» klingt hingegen sehr vielversprechend. Demnach bleibe ich der Reihe von Amy Achterop treu und empfehle, hier mal reinzulesen.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Unfassbar traurig und bewegend

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Ich finde nicht, dass dieses Buch den Vorgänger übertrifft. Der großartige Roman «Als Großmutter im Regen tanzte» kann man gar nicht richtig damit vergleichen. Der Roman war geheimnisvoller und erzählte ...

Ich finde nicht, dass dieses Buch den Vorgänger übertrifft. Der großartige Roman «Als Großmutter im Regen tanzte» kann man gar nicht richtig damit vergleichen. Der Roman war geheimnisvoller und erzählte auf verschiedenen Zeitebenen. Es war aber ebenso toll geschrieben und sehr berührend. «Und Großvater atmete mit den Wellen» erzählt im Gegensatz dazu geradlinig von den Kriegsjahren in Konrad Bjerke´s Leben, der 1943 von den Japanern gefangen genommen wurde. Konrad verliebt sich in die Krankenschwester Sigrid und wird von seinem Bruder Sverre getrennt. Es werden dramatische Geschehnisse geschildert und man durchlebt mit den Protagonisten die Qual der Gefangenschaft, das körperliche und seelische Leid und die Hoffnung, dass ihr „Leben danach von neuem beginnt.“ Manchmal ist es schwer zu ertragen, was in den Lagern passiert, zu welchen Mitteln gegriffen werden, um Macht zu demonstrieren. Besonders der Moment als Sigrid sich nach langer Zeit im Spiegel sieht und sich nicht wieder erkennt. Unvorstellbar, und deshalb finde ich das Buch so wertvoll. Es lässt nachvollziehen, warum die Großeltern nicht über die Kriegsjahre sprechen wollten und erzählt trotzdem ihre Geschichte. „Das alles ist so ungerecht, so unfassbar traurig. All diese Toten, ich kann bald nicht mehr.“ Sehr lesenswert, aber ganz anders, als der Vorgänger-Roman.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Vom gefühlten Mangel zur erlebten Fülle

Lebensfreude
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Im Stil einer Selbsthilfegruppe treffen sich jeden Monat fünf Protagonisten zum sogenannten „Freundekreis“ in der Natur mit dem Ziel, mehr Lebensfreude zu entwickelt. Für alle der Teilnehmer ist es unangenehm, ...

Im Stil einer Selbsthilfegruppe treffen sich jeden Monat fünf Protagonisten zum sogenannten „Freundekreis“ in der Natur mit dem Ziel, mehr Lebensfreude zu entwickelt. Für alle der Teilnehmer ist es unangenehm, mit Fremden über Persönliches zu reden, aber alle eint, dass sie das Leben mehr genießen und öfter in die Freude kommen wollen. Für die sechs Termine gibt es Regel, die besonders der über fünfzigjährigen Britta schwerfallen. In ihrem Umfeld gehört es dazu, sich über das Leben zu beklagen und schnell ein Urteil über andere zu fällen. Die Taxifahrerin Gerda bricht das Eis in der Gruppe, hält jedoch ihren Schutzschild aufrecht. Klaus ist in trüber Stimmung und nicht ganz freiwillig da. Er ist verschlossen und wortkarg. Sebastian hat einen stressigen Job und wenig Zeit für seine Familie, bringt aber Zuversicht und Engagement mit. Anna ist die Jüngste, studiert Jura, träumt von Italien und entdeckt ganz neue Seiten an sich.

Alle der fünf Charaktere dienen als beispielhafte Identifikationsfiguren, habe unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen und profitieren gerade deshalb voneinander. Es ist spannend, mitzuerleben, wie sie sich entwickelt, denn es gibt auch nach den Treffen private Einblicke in die Gedanken und Handlungen der Protagonisten. Diese Mischung aus beispielhafter Fiktion und ratgebenden Ergänzungen fand ich nachvollziehbar und ansprechend umgesetzt. So halten die Teilnehmer beispielsweise Kontakt zu Autor Jens Corssen und erfahren den Unterschied zwischen Glück und Freude. Außerdem gibt es sachinhaltliche Einschübe und Erklärungen, die informieren und vertiefen. Ein spannenden Modell also, was die üblichen Herangehensweisen umkehrt und die Beispiele in den Fokus rückt. Deren Erfolge sind ermutigend und bleiben lebendig im Gedächtnis. Es sind simple Details, die im Leben viel mehr möglich machen. Sie lernen ihr Denken zu verändern, ihre Worte zu wählen und erhöhen ihre Lebensqualität. Insgesamt ein spannendes Experiment, das anschaulich beweist, Lebensfreude lässt sich trainieren, weil sie nicht von äußeren Umständen abhängt. Ob, wann und wie oft wir uns freuen, ist nämlich zum großen Teil von uns selbst abhängig.

Fazit: Lebensbejahend, inspirierend und ein guter Kompromiss für alle, die lieber Geschichten statt Sachbücher lesen.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Auf der Suche nach Worten

Die Verletzlichen
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In die «Die Verletzlichen» philosophiert die namenlose Erzählerin über schön klingende Blumennamen, Erfahrungen oder erinnerungswürdige (berühmte) Zitate, die das Erzählen lohnt, von einer Welt ohne männliche ...

In die «Die Verletzlichen» philosophiert die namenlose Erzählerin über schön klingende Blumennamen, Erfahrungen oder erinnerungswürdige (berühmte) Zitate, die das Erzählen lohnt, von einer Welt ohne männliche Stärke, Freundschaft, Pandemie-Marotten, dem Dasein als Schriftstellerin und die verlorenen Tage der Jugend. Ich mochte es sehr, ihren schweifenden Gedankengängen zu folgen und den ein oder anderen nachdenklichen Satz länger verweilen zu lassen. Es ist ein ruhiger Text, der vielfältige Abzweigungen nimmt und neue Perspektiven eröffnet. Wenn man sich darauf einlässt, ohne die Erwartung auf eine spannende Handlung, ist vor allem der begnadete Schreibstil eine Freude und ich habe viele Textstellen markiert.

Der Klappentext greift die späteren Umstände auf, denn die Erzählerin befindet sich mitten der der Pandemie und hütet schließlich den Papagei ihrer Freundin Iris, die im Ausland festsitzt. Diese Aufgabe tut ihr gut, denn sie steckt in einer Schreibblockade und ist, ebenso wie alle anderen, in dem seltsamen Strukturen der Pandemie gefangen. „Einem Tier zu begegnen ist wie eine Frischzellenkur. Es öffnet eine Tür zur anderen Seite. Den nicht Mitteilbaren.“ Dann kehrt der ursprüngliche Betreuer (sie nennt ihn Giersch) zurück und die Erzählerin fühlt sich in ihrer einsamen Routine gestört.

Perfekt für alle, die Entschleunigung brauchen und mit Textmarker lesen.