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Veröffentlicht am 06.05.2024

Cape Cod - nicht nur Idylle

Treibgut
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Ach, so ein schönes Cover. Da träumt man vom Sommer am Strand. Oder sollte man eher die dunklen Wolken betrachten?

Die Autorin Adrienne Brodeur ist mir bekannt durch ihr Buch "Wild Games", welches mich ...

Ach, so ein schönes Cover. Da träumt man vom Sommer am Strand. Oder sollte man eher die dunklen Wolken betrachten?

Die Autorin Adrienne Brodeur ist mir bekannt durch ihr Buch "Wild Games", welches mich fasziniert hat. So war ich gespannt auf das aktuelle Werk "Treibgut".

Wir Lesenden werden mitgenommen nach Cape Cod und lernen dort die Familie Gardner kennen. Zunächst ist da Adam, der knapp 70jährige Familienvater. Ein Meeresbiologe, der sich besonders auf Wale spezialisiert hat, manisch-depressive Schübe erleidet und seit vielen Jahren Witwer ist.
Sein Sohn Ken ist ein erfolgreicher Immobilienmakler, Vater der Zwillingsmädchen Tessa und Frannie und Mann von Jenny.
Auf sein Wohlwollen ist Abby angewiesen, seine 3 Jahre jüngere Schwester. Eine feinsinnige Künstlerin, die von ihrem Geliebten ein Kind erwartet.
Und dann ist da noch Steph Murphy, junge Mutter eines Sohnes, die gerne ihre Familiengeschichte aufklären möchte.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht dieser Personen geschrieben und man erkennt früh, dass keine paradiesischen Zustände an diesem schönen Ort herrschen.
Die Charaktere sind facettenreich gewählt und gut erdacht.
Ganz wunderbar empfinde ich die Beschreibungen der Natur, da sehe ich vieles bildhaft vor mir.

Adrienne Brodeur hat einen sehr angenehmen, lebendigen, manchmal poetischen Schreibstil, der dem Buch einen kurzweiligen Charme gibt.

Es werden viele Seiten einer verstrickten Familiengeschichte angesprochen, mit Träumen und Hoffnungen, aber auch mit Schmerz und ausgesprochenen oder verschwiegenen Verletzungen.

Der Autorin ist ein vielschichtiger, gut unterhaltender Roman gelungen, den ich gerne gelsen habe und der auch noch in meinen Gedanken Nachhall findet. Ich vergebe gerne die volle Sternanzahl und empfehle das Buch nicht nur als Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Abarbeiten statt Leben

25 letzte Sommer
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Bei diesem Buch hat mich als erstes das Cover angesprochen. Ein Sommertag am See. Und das ausgesprochen schöne hat sich hinter dem Papiereinband versteckt, den auch auf dem direkten Bucheinband befindet ...

Bei diesem Buch hat mich als erstes das Cover angesprochen. Ein Sommertag am See. Und das ausgesprochen schöne hat sich hinter dem Papiereinband versteckt, den auch auf dem direkten Bucheinband befindet sich das Gemälde.

Die Geschichte wird von einem namenlosen Ich-Erzähler berichtet. Er ist ein hektischer optimierender Worcaholic. Er fühlt sich im Moment beengt, lebt sein Leben nicht, sondern arbeitet es ab. Hat seine Freiheit gegen Verpflichtungen eingetauscht. Eines Morgens lernt er am See Karl kennen. Karl ist ein naturverbundener Genussmensch, der auf seinem Land Kartoffeln anbaut.

Ja, unterschiedlicher können die Männer gar nicht sein. Und doch verbringen sie ein paar Stunden miteinander und führen sinnvolle Gespräche.

Im Prinzip passiert nicht viel in diesem eher leisen Buch. Und doch passiert letztlich eine ganze Menge, zumindest im Kopf des Hektikers.

Es ist ein eher dünnes Buch, das man sicherlich in einigen Stunden lesen kann. Ich habe mir aber bewusst Zeit genommen und manchmal auch Passagen mehrfach gelesen.

Der Schreibstil ist bildlich, unaufgeregt und an einigen Stellen poetisch. Stephan Schäfer war lange ein erfolgreicher Manager und Journalist und ich kann mir vorstellen, dass letztlich er dieser "Ich-Erzähler" selbst ist.
Mit Karl denkt er darüber nach, was im Leben wirklich wichtig ist, wieviel Platz die Arbeit darin einnimmt und welche Ziele für jeden selbst maßgeblich sind.

Mir hat das Buch sehr gefallen, obwohl ich kein Fan von Selbstfindungsbücher bin. Aber dieses hier kommt ohne Ermahnungen, erhobene Zeigefinger und Plattitüden aus.
Es hat mich zum Nachdenken angeregt, denn ich weiß nicht, ob mir noch 25 letzte Sommer bleiben werden. Ich hoffe, jeder, der ein wenig zu hektisch durchs Leben eilt, trifft zur richtigen Zeit einen Karl.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Kuchenkrümel

Kinderklinik Weißensee – Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)
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Da ist er nun. Der von mir lange erwartete vierte Teil der Saga um die Kinderklinik Weißensee.

Der erste Band startete im Jahr 1911 - beim Streuselkuchenessen der beiden Schwestern Marlene und Emma. Der ...

Da ist er nun. Der von mir lange erwartete vierte Teil der Saga um die Kinderklinik Weißensee.

Der erste Band startete im Jahr 1911 - beim Streuselkuchenessen der beiden Schwestern Marlene und Emma. Der jetzige Band endet 1950 - ebenfalls mit einem Teller voller Streuselkuchen. So schließt sich der Kreis, so endet die Geschichte.

"Geteilte Träume " befasst sich vorwiegend mit Elisabeth "Lissi" Vogel, und ihre Stellung als Assistenzärztin an der Klinik Weißensee. Leider begegnet sie dort nicht nur einem knurrigen, unsympathischen Klinikdirektor sondern auch vermehrt auftretenden Fällen von Kinderlähmung. Jener Krankheit, der auch Lissi ein Beinleiden zugefügt hatte.

Schon nach wenigen Sätzen war ich mitten in der Geschichte. Das lag zum einen daran, dass mir einige aus den vorhergehenden Bänden bekannte Personen wieder begegneten. Zum anderen aber auch an dem äußerst angenehmen, bildhaften und flüssigen Schreibstil der Autorin.

Mit viel Empathie und sicher einer ganzen Menge Recherchearbeit spickt Antonia Blum "Geteilte Träume" mit menschlichen Emotionen, wie Stolz, fehlendem Selbstbewusstsein, Missverständnissen und Egozentrik. Wobei auch eine gute Prise Liebe und Zusammenhalt zu spüren ist. Zudem erfährt man einiges über den Fortschritt der Medizin, wie Operationstechniken oder den Gebrauch der Eisernen Lunge. Letztere habe ich mir erst vor kurzem an der Charitè ansehen können.
Und wie gewohnt bleibt auch die politische Entwicklung nicht außen vor. Berlin ist 1948 noch in vier Sektionen aufgeteilt. Während Emma mit ihrer Familie im sowjetischen Teil bleibt, muss Marlene mit ihren Lieben in den Westen fliehen. Eine aufgezwängte Entscheidung, die auch das Verhältnis der beiden Schwestern aufwühlt und ins Wanken bringt.

Ich habe dieses Buch wieder mit großem Genuss gelesen. Schade, dass nun nichts weiteres über die Kinderklinik Weißensee von Antonia Blum erscheinen wird.
Aber für 2025 kündigt sie immerhin eine neue Reihe an. Ich bin gespannt.

Natürlich gebe ich alle 5 Sterne und kann das Buch einfach rundherum weiter empfehlen. Es eignet sich durchaus, als Einzelband gelesen zu werden... aber dadurch verpasst man viel zu viele wunderbare Lesemomente.

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Veröffentlicht am 05.01.2024

Was machen wir morgen?

Der Schacherzähler
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Morgen machen wir es besser.

Das ist das Motto von der alleinerziehenden Mutter Malu und ihrem neunjährigen Sohn Janne, der wegen Hyperaktivität Schwierigkeiten in der Schule hat.
Die beiden lernen bei ...

Morgen machen wir es besser.

Das ist das Motto von der alleinerziehenden Mutter Malu und ihrem neunjährigen Sohn Janne, der wegen Hyperaktivität Schwierigkeiten in der Schule hat.
Die beiden lernen bei ihren täglichen Besuchen im Park "Oldman" kennen, einen Witwer, der eigentlich Walter heißt und zum Schachspielen mit sich selbst ebenfalls täglich in den Park geht.

Die Figuren sind wunderbar authentisch und warmherzig beschrieben. Jeder hat einen interessanten Charakter.

Judith Pinnow hat ein sehr einfühlsames Buch mit "Der Schacherzähler" geschrieben. Die Geschichte wird von den unterschiedlichen handelnden Personen erzählt, meist in der "Ich-Form". Dabei nimmt der Lesende viel auf, was Freundschaft, Miteinander und das alltägliche Leben betrifft. Manche Sätze sind so schön, dass ich sie gerne mehrfach gelesen habe. Und das ganz ohne in den Kitsch dabei abzurutschen. Dafür sorgen unter anderem auch die Sorgen um dem Coffeeshop "Blue Hour" in dem Malu arbeitet oder auch die Probleme, die Janne in der Schule hat. Und nebenbei habe ich auch einiges vom Schach gelernt.

"Der Schacherzähler" ist ein vordergründig leichtes, angenehm zu lesendes Buch. Es hat aber einen langen Nachhall und der tut gerade in der momentanen Zeit richtig gut. Und deshalb empfehle ich das Buch auch ausgesprochen gern mit allen 5 Sternen.

Das Cover finde ich sehr gelungen und es passt hervorragend zu der Geschichte.

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Halt dien Muul, du oole Hex!

Als wir an Wunder glaubten
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Auf dem Buchcover steht ein stolzer schwarz weißer Hahn. Hähne gelten im Volksglauben als Symbol für Wachsamkeit und Kampfeslust. Er erinnert die Christen daran, sich vor dem Bösen in Acht zu nehmen. So ...

Auf dem Buchcover steht ein stolzer schwarz weißer Hahn. Hähne gelten im Volksglauben als Symbol für Wachsamkeit und Kampfeslust. Er erinnert die Christen daran, sich vor dem Bösen in Acht zu nehmen. So passt er hervorragend zu der Geschichte, die Helga Bürster in "Als wir an Wunder glaubten" erzählt.

Die Autorin nimmt uns mit, in das norddeutsche abgeschieden im Moor liegende Dorf Unnenmoor, in die Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg. Die Männer sind tot oder verschollen, die Frauen sind allein mit Haus, Hof und Kind. Von diesen Frauen lernen wir unter anderem Anni und Edith und einen Teil ihrer Geschichten kennen.

Der Roman ist ausgesprochen atmosphärisch geschrieben, man merkt, dass die Autorin das Leben auf dem norddeutschen Land kennt. Sie beschreibt die Szenen sehr bildhaft, charakterisiert die Personen deutlich. Was mir sehr gefällt, als Mädchen aus einem niedersächsischen Dorf, sind die eingestreuten plattdeutschen Dialoge.

Helga Bürster berichtet von den Kriegstraumen, Hexen, Wunderheilern, Geistern und Armut. Von Aberglaube und übler Nachrede. Man fühlt förmlich die Hoffnungslosigkeit und die Suche nach Orientierung.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen, auch wenn es an manchen Stellen recht düster war. Es war vor allem aber auch spannend und letztlich auch Hoffnung machend. So vergebe ich gerne 5 Sterne.

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