Platzhalter für Profilbild

Bianste

Lesejury Star
offline

Bianste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bianste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2017

Beschaulich

Tod an der Wien
0

Die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch liebt Operetten, und so schleppt sie ihren Bekannten Anton Böck, Apotheker, in die Premiere der „Gelben Jacke“ ins Theater an der Wien. Anton gefällt die ...

Die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch liebt Operetten, und so schleppt sie ihren Bekannten Anton Böck, Apotheker, in die Premiere der „Gelben Jacke“ ins Theater an der Wien. Anton gefällt die Musik, Ernestine zuliebe nimmt er sie in Kauf. Star der Operette ist Hermine Egger, eine schwierige, schon etwas ältere Sängerin, die mit vielen „ins kurze Gras“ geraten war, wie sich im Laufe der Ermittlungen herausstellt.
Ermittlungen im herkömmlichen Sinne finden nicht wirklich statt. Zwar ermittelt ein ehemaliger Schüler Ernestines als Kommissar, doch da der Fall der toten Sängerin als Unfall durchgeht, kümmert er sich eher um Antons verwitwete Tochter Heide als um den Fall.
Doch Ernestine, die ein glühender Fan von Hermine Egger war, ahnt, dass die Ungereimtheiten, die bei den polizeilichen Untersuchungen aufgetaucht sind, einen Mord nahelegen. Deshalb beginnt sie zu ermitteln.
Der Roman spielt im Wien der Zwanziger Jahre und vermittelt viel Atmosphäre und Zeitgeist. Ernestine und Anton sind ein interessantes Ermittlerpaar, zwischen denen sich wohl zarte Liebesbande entwickeln.
Neben dem offensichtlichen Fall geht es auf einer zweiten Eben auch um die Situation an österreichischen Schulen in dieser Umbruchzeit. Die Bandbreite reicht vom Prolog, der in einem sadistisch-strengen Internet spielt, bis zu der Schule, die für Antons Enkelin Rosa ausgesucht wurde, die nach den Prinzipien Maria Montessoris arbeitet.
Insgesamt lebt der Krimi eher vom Ambiente und den interessanten Figuren, von der humorvollen Erzählweise und den mannigfaltigen Informationen aus den Zwanziger Jahren.
Der Fall entwickelt sich gegen Ende zwar auch noch, richtig spannend wird es aber nicht, dazu ist das Motiv zu vorhersehbar. Außerdem spielt Kommissar Zufall den Ermittlern mehrmals in die Hände, und Ernestine erweist sich ausgerechnet an entscheidender Stelle als unzuverlässige Erzählerin.

Veröffentlicht am 19.10.2017

Spannendes Abenteuer

CanGu auf der Suche nach Saphir
0

Die beiden Hunde Streuner und Gucci verbringen die Ferien (in denen ihre eigentliche Familie eine Urlaubsreise unternimmt) wieder bei der Bäuerin Frau Müller. Dort warten die Freunde Topo und Canelo schon ...

Die beiden Hunde Streuner und Gucci verbringen die Ferien (in denen ihre eigentliche Familie eine Urlaubsreise unternimmt) wieder bei der Bäuerin Frau Müller. Dort warten die Freunde Topo und Canelo schon sehnsüchtig auf sie, denn sie haben beim letzten Mal gemeinsam ein sagenhaftes Abenteuer erlebt.

Dieser Aufenthalt beginnt jedoch mit einem Aufreger. Die Tiere werden von einem Eichhörnchen mit Tannenzapfen beworfen. Das tut sehr weh, und die Tiere streiten sich beinahe deswegen.
Bald stellt sich zum Glück heraus, dass das Eichhörnchen, Hopsi, nur die Aufmerksamkeit der Tiere erregen wollte, da es ein Katzenjunges gehört hat, dass um Hilfe ruft und immer schwächer wird.
Sofort machen sich die Tiere auf den Weg und retten tatsächlich ein kleines, weißes Katzenkind mit saphirblauen Augen. Spontan nennen sie es Saphir. Ohne große Diskussion erklärt sich die Bäuerin bereit, die Katze aufzunehmen und zu füttern.
Als die Tiere beginnen, mit einander zu spielen und das Haus zu erkunden, geschieht ein Malheur. Saphir fällt in die Toilette und wird in die Kanalisation gespült.
Von diesem Moment an teilt sich die Handlung in drei Stränge. Die Leserinnen und Leser begleiten Saphir bei den Abenteuern in der Kanalisation, wo sie auf eine Ratte trifft, die sie zu einem Giftdepot bringt.
Gucci ist sofort losgestürzt und will das Kätzchen retten. Auch sie begegnet Ratten, die nicht sehr erfreut sind, dass Hund und Katze, die größten Feinde der Ratten neben den Menschen, sich in ihrem Reich herumtreiben.
Die anderen sind oben geblieben und beratschlagen, was sie tun sollen.
Bald stellt sich heraus, dass die Ratten ein Herz haben und einen sehr überraschenden Anführer. An dieser Stelle bekommt das bis dahin schon recht spannende Abenteuer eine neue Wendung, die ein weiteres Thema in den Fokus rückt.
Die Geschichte ist insgesamt spannend und flüssig erzählt, das Vokabular ist an den Wortschatz der Zielgruppe angepasst. Thematisch sind Tiere, die aufregende Abenteuer erzählen, immer eine gute Möglichkeit auch diejenigen Leser einzufangen, die sich mit dem Lesen schwer tun. Dazu tragen auch die sympathischen Schwarz-Weiß-Illustrationen bei, die den Text zusätzlich auflockern. Es wurde eine große Schrift mit breiten Zeilenabständen gewählt, die sich gut lesen lässt.
Das Buch eignet sich sowohl zum Vorlesen als auch zum selber Lesen.

Veröffentlicht am 18.10.2017

Atemlos

Zugzwang – Joshua Trempes erster Fall
0

Joshua Trempe fliegt zu Hause raus. Seine Frau kann es nicht mehr ertragen, sich ständig um ihn zu sorgen, wenn er im Einsatz ist. Er liebt seine Frau, kann ihre Einwände verstehen, gleichzeitig liebt ...

Joshua Trempe fliegt zu Hause raus. Seine Frau kann es nicht mehr ertragen, sich ständig um ihn zu sorgen, wenn er im Einsatz ist. Er liebt seine Frau, kann ihre Einwände verstehen, gleichzeitig liebt er auch seinen Job und gerät prompt wieder in einen gefährlichen Einsatz, bei dem er verletzt wird.
Die Ermittlungen entwickeln sich rasant, trotzdem lässt Trempe sich nicht von den anfänglich guten Ergebnissen einlullen. Er hat ein schlechtes Gefühl dabei und ermittelt weiter, auch in die Richtungen, die von „oben“ nicht erwünscht sind.
Da er nicht nach Hause kann, benötigt er eine andere Unterkunft und das führt dazu, dass er seine Kollegen besser und vor allem von einer anderen Seite kennenlernt.
Thematisch streift der Krimi verschiedene Aspekte, unter anderem geht es auch um Börsenmanipulationen, Werbung und Manipulation im weiteren Sinne.
Obwohl das eher trocken klingt, ist der Krimi alles andere als das.
Nachdem die Handlung einmal ins Rollen gekommen ist, geht es atemlos weiter. Gut, dass es ein wenig Ruhe gibt, wenn Trempe an seine Familienprobleme denkt.
Insgesamt ist dies ein spannender Krimi, mit Figuren, die überraschen, ihre Brüche haben und die einem nach und nach ans Herz wachsen, auch wenn es sich nicht um geborene Sympathieträger handelt.

Veröffentlicht am 02.10.2017

Skurril

Saufen nur in Zimmerlautstärke
0

Schon der Titel ist seltsam, und so seltsam beginnt die Geschichte auch. Adam erleidet im Zoo einen Herzanfall, er wird zwar gerettet, aber seine Retter haben nichts damit zu tun. Sie flirten lieber.
Auch ...

Schon der Titel ist seltsam, und so seltsam beginnt die Geschichte auch. Adam erleidet im Zoo einen Herzanfall, er wird zwar gerettet, aber seine Retter haben nichts damit zu tun. Sie flirten lieber.
Auch seine Frau ist wenig an den wahren Umständen interessiert, warum ihr Mann der Arbeit ferngeblieben ist. Schließlich ist er schon einmal fremdgegangen und wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
Genauso ergeht es ihm mit seinem Schwiegervater, der zu allem Unglück auch noch sein Arbeitgeber ist. Adam sieht einen Ausweg in der vom Arzt empfohlenen Auszeit. Also reist er mit einer fingierten Überweisung zu einem (nicht existierenden) Herzspezialisten nach Island. Dort erwartet ihn (überraschend) seine Ex-Geliebte, mit der er jedoch nichts anfängt.
Stattdessen fährt er am nächsten Tag aufs Land, wird über eine Klippe geweht und von einem Mann gerettet, der sich selbst als Troll bezeichnet.
Leichtfertig verspricht Adam ihm, dass er ihn mitnimmt.
Dann muss er ihn tatsächlich mitnehmen, bis nach Berlin und plötzlich ist seine in die Brüche gehende Ehe nicht mehr Adams größtes Problem.
Soviel zum Inhalt. Rath erzählt mit sehr trockenem Humor, erzeugt immer skurrilere Situationen und bringt seinen Helden in immer absurdere Situationen.
Es macht viel Spaß, Adams Erlebnisse zu lesen, trotzdem bleibt man ein wenig ratlos zurück und fragt sich nach Ende des Buches: und nun?
Es endet irgendwie unspezifisch. Schade.

Veröffentlicht am 25.09.2017

Rasant

Hamstersaurus Rex
0

Eines Morgens findet sich plötzlich ein Hamster in Sams Klasse. Sofort schließt er ihn in sein, auch wenn er ziemlich bald wieder verschwunden ist. Sam will ihn wiederfinden und für ihn sorgen.
Dazu hat ...

Eines Morgens findet sich plötzlich ein Hamster in Sams Klasse. Sofort schließt er ihn in sein, auch wenn er ziemlich bald wieder verschwunden ist. Sam will ihn wiederfinden und für ihn sorgen.
Dazu hat er auch allen Grund, denn die Streberin Martha Cherie und der Rowdy „Miefer“ Vanderkoff haben es auch auf ihn abgesehen. Martha, weil sie Hamsterbeauftragte ist (nach eigenem Wunsch) und Miefer, weil er sich an Sam rächen will.
Kompliziert wird die ganze Angelegenheit, als der Hamster sportmedizinische Aufbaupräparate des Sportlehrers in großen Mengen frisst und daraufhin zum Hamstersaurus Rex mutiert. Mit seiner Hilfe gewinnt Sam ein schräges Sportturnier, in dem es ausschließlich um Kraft geht.
Es gelingt ihm auch, sich gegen Miefer zu behaupten, obwohl der sich wirklich fiese Überraschungen ausdenkt. Allerdings verliert Sam durch all das auch die Freundschaft und vor allem das Vertrauen seiner Freundin Kim.
Je mehr Sam versucht, geheim zu halten, dass er weiß, wo sich Hamstersaurus aufhält, umso mehr verstrickt er sich in Widersprüche und mutiert selbst zu einem Jungen, der er eigentlich nicht sein will.
Am Ende kommt es sogar zu einem Showdown zwischen Hamstersaurus und Boa Constrictor, bei dem mehr als nur die Exponate der Science Night kaputt gehen.
Insgesamt handelt es sich um einen witzigen Roman für junge Leser, der Schule als Grundlage für viele skurrile Ideen, Charaktere und Schauwettkämpfe verwendet.
Da es sich um einen Roman aus dem englischsprachigen Ausland handelt, passt natürlich einiges nicht so wirklich zum deutschen Schulsystem und damit dem Erfahrungsschatz der Leser, aber das gilt wohl für die ganze Geschichte.
Zwischendurch hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass ich eigentlich ganz gern wenigstens mal einen normalen Menschen entdecken würde … Abziehbildlehrer, Eltern, die keine Ahnung haben und Schüler, die mehr Klischee sind als alles andere … andererseits haben wir es hier natürlich mit einem deutlich überzeichneten Werk zu tun. Andernorts würde der Hamster wohl nicht mutieren.
Trotzdem bleibt ein zwiespältiges Gefühl – tolle Idee, viel Witz, kein feinsinniger Humor, mehr Haudrauf. Da Sam uns die Geschichte selbst erzählt, sind wir nah dran an seinen Gedanken und Gefühlen, und da wird es glücklicherweise ein wenig differenzierter, denn Sam denkt viel nach und erkennt auch, was er falsch macht, auch wenn er nicht sofort weiß, wie er es besser machen kann.
Auch die Schwarz-Weiß-Illustrationen bereichern das Buch, sie sind auch passend, weil Sam selber gern zeichnet, am liebsten Karikaturen. Sie lockern den locker gesetzten Text weiter auf und ermuntern zum Weiterlesen.
Dinofans werden bestimmt ihre Freude an dem Buch haben.