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Veröffentlicht am 23.09.2024

Ein gelungenes Remake der Witch-Ursprungsgeschichte! Ganz anders & zugleich vertraut

WITCH - Das Herz der Freundschaft
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Als Will mit ihrer Mutter nach Heatherfield zieht, geht sie fest davon aus, dass sie schon bald wieder ihre Zelte abbrechen werden. Ihre Ma beteuert zwar, dass sie dieses Mal wirklich bleiben werden, doch ...

Als Will mit ihrer Mutter nach Heatherfield zieht, geht sie fest davon aus, dass sie schon bald wieder ihre Zelte abbrechen werden. Ihre Ma beteuert zwar, dass sie dieses Mal wirklich bleiben werden, doch darauf gibt Will nicht viel, dafür hat sie dieses falsche Versprechen einfach schon zu oft gehört. Gleich an ihrem ersten Tag an ihrer neuen Schule lernt sie Irma, Taranee, Hay Lin und Cornelia kennen, die alle vier Mitglieder des Fußballteams sind. Will freundet sich schnell mit ihnen an, doch an Elyon, Cornelias bester Freundin, ist irgendetwas seltsam. Was die zukünftigen W.I.T.C.H.-Wächterinnen zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen: Elyon stammt aus einer fremden Welt und trägt dunkle magische Kräfte in sich, mit denen sie das Portal zwischen den Welten öffnen will, um das Netz zwischen den Dimensionen zu zerstören. Um dies zu verhindern, wird Will vom Orakel zur neuen Wächterin ernannt und mit dem Herz von Kandrakar ausgestattet, mit dem man die vier natürlichen Elemente vereinen kann. Ob es ihr gemeinsam mit ihren neuen Freundinnen wohl gelingen wird, Elyon zu stoppen?

Ich gehöre zu denjenigen, die mit der originalen W.I.T.C.H.-Serie groß geworden sind und die Comics damals verschlungen und geliebt haben. An der hier vorliegenden neuen Ursprungsgeschichte konnte ich daher einfach nicht vorbeigehen, wobei neben meiner Vorfreude auch eine gewisse Portion Skepsis mitschwang. Schon rein äußerlich kommt das Buch etwas anders daher als die Originalcomis, ist deren Stil im Großen und Ganzen aber dennoch treu geblieben. Im Inneren geht es genauso weiter – sowohl optisch als auch inhaltlich. Nicht jedem, der mit der ursprünglichen Reihe aufgewachsen ist, wird die vielen Veränderungen schmecken. Auch mir haben nicht alle gefallen, aber insgesamt hat mich dieses Remake sehr positiv überrascht.


Man darf einfach nicht vergessen, dass es sich hierbei um eine Neuerzählung handelt – diese haben es für gewöhnlich so an sich, dass sie sich von der Vorlage unterscheiden. Und da der Comic nur gute 100 Seiten umfasst, sollte man auch nicht erwarten, dass hier eine lange und komplexe Story erzählt wird. Tatsächlich schreitet die Handlung recht schnell voran, vor allem zum Ende hin geht alles ziemlich flott. Dennoch gelingt es dem Buch, den Charakteren Tiefe und Persönlichkeit zu verleihen und sie gekonnt in die Gegenwart zu versetzen, mit Smartphone, Instagram und Co. inklusive. W.I.T.C.H. in der heutigen Zeit zu erleben, liest sich zunächst sehr ungewohnt, fühlt sich zugleich aber auch wie ein Nostalgieausflug in die eigene Kindheit an.

Auch an die vielen Änderungen, die an den Hintergrundgeschichten und dem Charakter- und Erscheinungsbild der Figuren vorgenommen wurden, muss man sich als Kenner der Originalreihe erst einmal gewöhnen. So hat Cornelia beispielsweise eine berühmte Promi-Schwester, in deren Schatten sie steht; die Großmutter von Hay Lin lebt in China; Irma hat durch den Tod ihrer leiblichen Mutter Angst vor dem Wasser und das Orakel von Kandrakar ist überhaupt nicht so, wie man es kennt. Diese ganzen Abweichungen hauchen dem W.I.T.C.H.-Universum einen völlig neuen Charme ein und machen das Lesen auch für eingefleischte Fans spannend und interessant.


Die zeichnerische Umsetzung hat mir besonders gut gefallen. Etwas irritierend fand ich nur die Darstellung von Wills Mutter, die eher wie ein Teenager als wie eine erwachsene Frau aussieht. Ansonsten ist das neue Design aber wirklich überzeugend und wunderschön. Das Artwork von Guilia Adragna ist modern, hell und bunt und ausdrucksstark gezeichnet. Jedes einzelne Panel steckt voller Details, ohne überladen zu wirken und auch die Textmenge ist überschaubar. Für Lesemuffel oder Wenigleser*innen ab ca. 9 Jahren ist dieser Comic daher ideal geeignet.

Fazit: „Witch – Das Herz der Freundschaft“ ist eine gelungene moderne Neuinterpretation der Ursprungsgeschichte, die sowohl Fans als auch Neulinge in den Bann zieht. Ein richtiger Wohlfühlcomic mit Nostalgie- und Überraschunugseffekt. Ich kann dieses Witch-Remake nur empfehlen. Mir hat es viel Spaß gemacht, eine mir vertraute Welt auf eine ganz neue Art und Weise kennenlernen zu dürfen. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Ein actionreiches & herrlich abgedrehtes Superhelden-Abenteuer!

Robodog
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Herzlich willkommen in Tumult, aber tretet nur ein, wenn ihr mutig genug seid! Tumult ist eine hässliche, schmutzige und gefährliche Stadt, die ihrem Namen alle Ehre macht. Hier lebt eine ganze Galaxie ...

Herzlich willkommen in Tumult, aber tretet nur ein, wenn ihr mutig genug seid! Tumult ist eine hässliche, schmutzige und gefährliche Stadt, die ihrem Namen alle Ehre macht. Hier lebt eine ganze Galaxie von Gangstern und Bösewichten; nichts und niemand ist vor diesen fiesen Schurken sicher. Die Polizeichefin ist verzweifelt. Sie bekommt die Kriminalität einfach nicht mehr in den Griff, die dusseligen Polizeihunde reichen nicht mehr. Die Stadt braucht dringend einen Superhelden! Da kommt der Polizeichefin die rettende Idee. Zu Hause bittet sie ihre Frau, die eine geniale Erfinderin ist, ihr einen Roboter zu bauen. Einen Superhund, der alles kann, was die Polizeihunde können, nur noch viel besser! Nur wenig später ist Robodog geboren und soll die Stadt endlich von allen Übeln befreien. Doch das ist gar nicht so leicht. Manche Hunde in der Polizeihunde sind nicht die hellsten Kerzen auf der Torte und die Katzen von Tumult sind überhaupt nicht erfreut über Robodogs Auftauchen. Als dann auch noch richtige Gefühle mit ins Spiel kommen, wird es wirklich knifflig. Ob es Robodog wohl schaffen wird, Tumult zu retten?
Ich bin schon lange ein großer Fan von David Walliams und habe bisher alle seine Bücher, die auf Deutsch erschienen sind, mit Begeisterung gelesen. Der britische Bestsellerautor besitzt einfach eine unnachahmliche Art, superlustige Kinderromane zu schreiben, die jedes Mal überzeugt. Auch sein neuester Titel „Robodog“ garantiert wieder wunderbare Unterhaltung, allerdings zählt er für mich persönlich zu den schwächeren Werken des Autors.
Wie schon bei „Spaceboy“, so hat mir auch hier der typische schwarze Humor von David Walliams gefehlt; dieses (kindgerechte) Makaber-Grausliche à la Roald Dahl. Etwas vermisst habe ich auch Kioskbesitzer Raj, den Walliams sonst immer gerne als kleinen Gag in seinen Geschichten einbaut.
Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um einen echten Walliams, der von Beginn an in vertrauter Manier daherkommt. Ehe es mit der eigentlichen Story losgeht, werden einem kurz die wichtigsten Personen vorgestellt und schon da wird einem sofort klar, dass man es mal wieder mit äußerst schrägen Gestalten zu tun bekommt, die man so schnell nicht mehr vergisst. Kleine Kostprobe gefällig? Nun, da wäre zum Beispiel Meisterverbrecher Giga-Grips, der nur noch aus seinem Megahirn besteht; seine Gehilfin Hammerhand, die statt zwei Hände zwei riesige Hämmer hat, oder Ratti, die darauf besteht eine Maus zu sein, obwohl sie eindeutig eine Ratte ist. Und nicht zu vergessen der titelgebende Held dieses Romans, Roboterhund Robodog, der nicht nur heroische Fähigkeiten besitzt, sondern auch echte Gefühle.
Eins ist sicher: Langeweile kommt hier garantiert nicht auf! David Walliams versteht es, seine Leserschaft durchgehend bei Laune zu halten. Die Handlung ist voller Spannung und Action und ziemlich abgespact und verrückt. Der Witz ist bisweilen etwas klamaukig, aber bei Kindern wird das sicherlich gut ankommen, vor allem die Pupsszenen.
Dies wäre allerdings kein Buch von David Walliams, wenn in diesem ganzen Irrsinn nicht auch etwas Sinnvolles und Tieferes stecken würde. So gibt es ein paar schöne Botschaften über Freundschaft, Liebe und Akzeptanz sowie berührende Momente fürs Herz.
Auch optisch präsentiert sich „Robodog“ im bekannten Walliams-Stil. Der Text wird von vielen humorvollen schwarz-weiß Illustrationen begleitet, beigesteuert von Adam Stower, und coole Schriftspielereien und Comicelemte peppen das Ganze noch zusätzlich auf. Das Buch ist wirklich toll aufgemacht, sodass es auch für Lesemuffel – trotz seiner 320 Seiten – ideal geeignet ist. Ein großes Lob gebührt an dieser Stelle auch der Übersetzerin Bettina Münch, die den wortwitzigen Text gekonnt ins Deutsche übertragen hat.
Fazit: „Robodog“ ist eine rasante Superhelden-Abenteuer-Geschichte voller witziger Verrücktheiten und Lach-Garantie, aber auch mit ganz viel Herz. Das perfekte Lesefutter für alle ab 9 Jahren, die Hunde lieben und es gerne actionreich und herrlich abgedreht mögen. Obwohl ich mir ein bisschen mehr erhofft habe, hat mich auch dieser Roman von David Walliams bestens unterhalten. Auf sein nächstes Buch freue ich mich schon sehr. Von mit gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 05.07.2024

Ein spannender Auftakt, der Lust auf mehr macht!

Dream Keeper (Band 1) - Aufbruch ins Reich der Träume
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Die Achtklässlerin Kiki hat es nicht leicht. Nachdem ihre Mutter verstorben ist, betrinkt sich ihr Vater täglich und sie muss den Haushalt ganz alleine führen. Auch in der Schule läuft es nicht besser. ...

Die Achtklässlerin Kiki hat es nicht leicht. Nachdem ihre Mutter verstorben ist, betrinkt sich ihr Vater täglich und sie muss den Haushalt ganz alleine führen. Auch in der Schule läuft es nicht besser. Von ihren Mitschülerinnen wird sie gemobbt und ihr Mathelehrer scheint sie auf den Tod nicht ausstehen zu können. Ihr einziger Lichtblick ist ihre lebhafte Fantasie, in die sie flüchten kann. Kiki hat eine außergewöhnliche Begabung: Sie kann ihre Träume ganz nach ihren Vorstellungen gestalten. Für sie war das bisher nichts Besonderes, doch dann taucht eines Tages plötzlich ein schwarzer Kater auf und Kiki erfährt etwas ganz Unglaubliches: Sie ist dazu auserwählt, eine Traumkünstlerin zu werden! Sie soll fortan gemeinsam mit dem Kater Bobbi wunderschöne Träume für die Menschen erschaffen und sie vor Albträumen beschützen. Doch die Traumwelt ist in Gefahr, finstere Schatten bedrohen das Reich und werden immer mächtiger...

Von Jiatong Chen hatte ich bislang noch kein Buch gelesen. Ich liebäugle schon länger mit seinen „White Fox“- Büchern, aber irgendwie hat es sich bis heute nicht ergeben, den ersten Band bei mir einziehen zu lassen. Das werde ich aber auf jeden Fall demnächst ändern! Da mir der Auftakt von „Dream Keeper“ sehr gut gefallen hat, möchte ich die vorherige Fantasy-Saga des chinesischen Autors nun auch unbedingt noch kennenzulernen.

Schon rein optisch ist das Buch ein Hingucker, aber anders als das Cover vermuten lässt, hängt es inhaltlich nicht mit „White Fox“ zusammen. In „Dream Keeper“ begleiten wir das Mädchen Kiki auf ihrem (alb-)traumhaften Weg zur Traumkünstlerin. Dabei geht es nicht nur um schöne Träume und Wünsche und die Magie der Vorstellungskraft – es werden auch einige schwierige Themen angesprochen wie Verlust, Mobbing, Alkoholsucht und Vernachlässigung. Hat mich persönlich sehr überrascht, ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Erzählung so tiefgründig und vielschichtig ist. Ich hadere daher auch etwas mit der Altersempfehlung vonseiten des Verlags. Der Autor hat alles zwar sehr einfühlsam und mit humorvollen Momenten zur Auflockerung verpackt, aber insgesamt finde ich die Geschichte trotz allem zu anspruchsvoll und düster für das empfohlene Lesealter, sprich ab 9 Jahren.

Abgesehen davon habe ich aber nichts weiter auszusetzen. Kiki ist eine wundervolle Protagonistin, die man als Leser
in sofort ins Herz schließt. Sie ist ein liebenswertes und aufgewecktes Mädchen und obwohl sie ein ziemliches schweres Leben führt, lässt sie sich nicht unterkriegen. Es ist aufregend, faszinierend und berührend zugleich, gemeinsam mit ihr und dem spitzbübischen Kater Bobbi in die Traumwelt einzutauchen und den verschiedensten Sehnsüchten und Träumen zu begegnen. Langeweile kommt dabei an keiner Stelle auf. Die Handlung ist fantasievoll und fesselnd gestaltet und die wunderschönen, stimmungsvollen schwarz-weiß Illustrationen von Marie Beschorner runden das Leseerlebnis perfekt ab.

Das Ende ist recht offen und schürt die Neugier auf den nächsten Band. Auf diesen werden wir hoffentlich nicht lange warten müssen. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.

Fazit: „Dream Keeper: Aufbruch ins Reich der Träume“ ist ein spannendes und magisches Abenteuer über die Macht der Fantasie und Träume und den Glauben an sich selbst. Ein gelungener und abwechslungsreicher Auftakt einer neuen Kinderbuchreihe mit einer starken Heldin zum Mitfühlen und Mitfiebern. Mir war die Geschichte stellenweise etwas zu ernst und traurig für ein Kinderbuch ab 9 Jahren, ich würde die Altersangabe etwas höher ansetzen. Trotz meiner Kritik bin ich aber begeistert von dem Buch und kann es wärmstens empfehlen. Wer gerne Fantasybücher mit Tiefgang liest und die White Fox-Serie mag, wird auch „Dream Keeper“ mögen. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Ein berührendes und vielschichtiges Buch voller Herz & Wärme

Hat irgendjemand Oscar gesehen?
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Die 11-jährige Aurora lebt mit ihren Eltern im ländlichen Maine in einem Haus direkt am Wald. Sie ist ein sehr lebhaftes, lautes und impulsives Kind, hat stets einen frechen Spruch auf Lager und muss ...

Die 11-jährige Aurora lebt mit ihren Eltern im ländlichen Maine in einem Haus direkt am Wald. Sie ist ein sehr lebhaftes, lautes und impulsives Kind, hat stets einen frechen Spruch auf Lager und muss immer in Bewegung sein. Sie mag Edelsteine, die Natur – und Oscar, ihren besten Freund, der im Nachbarhaus wohnt. Oscar ist ebenfalls elf Jahre alt, er liebt Vögel und Vertrautes und hat noch nie ein Wort mit Aurora gesprochen. Oscar spricht nicht und lebt komplett in seiner eigenen Welt. Die beiden Kinder könnten unterschiedlicher kaum sein, bilden aber ein perfektes Team und sind unzertrennlich. Zu Oscar hatte Aurora sofort einen besonderen Draht. Dank ihrer Beobachtungs- und Einfühlungsgabe kann sie Oscars Verhalten lesen und weiß immer, was er will, sie ist sein Sprachrohr und seine Beschützerin. Bisher waren sie immer in derselben Klasse, aber zu Beginn des sechsten Schuljahres werden sie in verschiedene Klassen eingeteilt. Trotz dieser Veränderung läuft erst einmal alles gut, doch dann ist Aurora eines Tages abgelenkt und achtet nicht darauf, dass Oscar in sein Klassenzimmer geht. Plötzlich ist Oscar spurlos verschwunden und Aurora beginnt sich große Vorwürfe zu machen. Hätte sie besser auf ihren Freund aufpassen müssen? Sie begibt sich sofort auf die Suche nach Oscar – und nicht nur sie: Es dauert nicht lange und der ganze Ort setzt alles daran, um den vermissten Jungen wiederzufinden.

Da mir „Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)“ von Leslie Connor so gut gefallen hat, habe ich mich auf ihr neues Werk „Hat irgendjemand Oscar gesehen?“ sehr gefreut. Und ich wurde nicht enttäuscht! Hinter dem schönen Cover mit dem etwas ungewöhnlichen Titel verbirgt sich eine ebenso eindrucksvolle Geschichte, die hält, was sie verspricht.

Schon die Art und Weise wie das Buch aufgebaut wird, ist außergewöhnlich. Beginnen tut die Handlung in der Jetzt-Zeit und springt im weiteren Verlauf immer wieder in der Vergangenheit hin und her. So wird von Aurora mal erzählt, wie sie in die erste Klasse kommt oder von dem Tag, an dem sie Oscar kennenlernt. Hauptsächlich ist es Aurora, die uns in der Ich-Perspektive von den Ereignissen berichtet, es gibt zwischendurch aber auch Kapitel, in denen ein allwissender Erzähler die Sicht von Oscar und einiger Stadtbewohnerinnen schildert. Trotz der vielen Zeitsprünge und Perspektivwechsel wirkt der Roman nicht durcheinander oder zusammenhanglos, allerdings muss man sich an den Erzählstil erst einmal gewöhnen.
Mir hat der gesamte Aufbau der Handlung sehr gefallen. Durch die Rückblenden erhält man einen tollen Eindruck von der Entstehung der Freundschaft zwischen Aurora und Oscar und die verschiedenen Blickwinkel verleihen dem Ganzen mehr Spannung und Tiefe. Manchmal muss man jedoch auch ein wenig Geduld beim Lesen haben. Einiges wird sehr genau und für meinen Geschmack zu ausführlich beschrieben wie die Natur, das Softballspiel oder die Pausen in der Schule. Die Geschichte liest sich dadurch stellenweise etwas zäh und langatmig, vor allem jungen Leser
innen ab 10 Jahren könnte es bisweilen schwerfallen, am Ball zu bleiben.

Auch wenn das Buch ein paar Längen für mich hatte, habe ich es innerhalb kurzer Zeit gelesen. Die Suche nach Oscar lässt einen mitfiebern und auch Oscars Kapitel und seine Gedankengänge sind spannend und interessant. Sofern ich das beurteilen kann, wird das Denken eines autistischen Jungen sehr authentisch dargestellt. Einfühlsam und voller Wärme beschreibt die Autorin Oscars Charakter und seine Andersartigkeit sowie die besondere Verbindung, die er zu der gleichaltrigen Aurora hat. Aurora ist ebenfalls eine einzigartige Figur und wunderbar getroffen. Sie ist impulsiv, immer in Bewegung und wirkt auf andere zuweilen unbedarft und vorlaut. Sie sagt stets das, was sie denkt, trägt das Herz aber am rechten Fleck und schleicht sich sofort in die Herzen von uns Leserinnen.

Im Anhang gibt es noch ein paar Fotos und Anmerkungen der Autorin, wie der Roman entstanden ist. Vorne im Buch befindet sich wiederum eine detaillierte Landkarte des Schauplatzes, dank der man das Setting noch besser nachvollziehen kann.

Fazit: „Hat irgendjemand Oscar gesehen?“ ist eine herzerwärmende Wohlfühlgeschichte über Neurodiversität, Gemeinschaft und eine ganz besondere Freundschaft zwischen dem ruhigsten und dem lebhaftesten Kind. Berührend, humorvoll, vielschichtig. Ein wundervolles und wichtiges Buch, nicht nur für junge Leser
innen ab 10 Jahren. Mir hat auch mein zweites Werk von Leslie Connor sehr viel Freude bereitet, ich kann es nur empfehlen. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Ein tolles Lesevergnügen für Jung und Alt!

Spaceboy
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Amerika, 60er Jahre. Die 12-jährige Ruth ist eine Waise und wohnt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer furchtbaren Tante Dorothy. Ruth hasst ihr Leben auf der Straußenfarm ihrer Tante und Dorothy wiederum ...

Amerika, 60er Jahre. Die 12-jährige Ruth ist eine Waise und wohnt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer furchtbaren Tante Dorothy. Ruth hasst ihr Leben auf der Straußenfarm ihrer Tante und Dorothy wiederum kann Kinder nicht ausstehen, was sie ihrer Nichte auch jeden Tag deutlich zu spüren gibt. Von früh bis spät lässt sie sie auf ihrer Farm schwer schuften. Die einzigen beiden Dinge, die Ruth auf der Welt noch hat, sind ihr dreibeiniger Hund Juri und ihr großer Traum: Sie möchte einmal selbst das All erkunden. Sie ist geradezu besessen vom Weltraum, die ganze Nacht bleibt sie immer auf, um durch ihr Teleskop die Sterne zu beobachten. Als sie wieder einmal mit Juri den nächtlichen Himmel anschaut, glaubt sie ihren Augen nicht zu trauen: Ein brennendes UFO ist gerade in dem Weizenfeld in der Nähe von ihrem Haus abgestürzt! Als sie kurz darauf die Absturzstelle erreicht, sieht sie ein merkwürdiges Wesen aus dem Flugobjekt aussteigen. Es ist ein echter Außerirrdischer, der sich Ruth mit dem Namen Spaceboy vorstellt. Ein unglaubliches Abenteuer beginnt...

Ich habe nun schon viele Bücher von David Walliams gelesen und bisher hat mich noch keines davon enttäuscht zurückgelassen. Auch sein neuer Titel „Spaceboy“ hat mich sehr gut unterhalten, wobei ich aber sagen muss, dass es für mich eines seiner schwächsten Werke ist.
Mir persönlich hat ein bisschen der typische Charme des britischen Autors gefehlt. Die Story kann zwar durchaus mit den üblichen Albereien und lustigen Verrücktheiten aufwarten (und Gepupse), allerdings geht es weniger schwarzhumorig zu, weniger eklig-grauslich. Zumindest ich habe es so empfunden. Dass es dieses Mal kein Wiedersehen mit Kioskbesitzer Raj gibt und die Erzählung nicht wie sonst von Tony Ross bebildert ist, hat mich jedoch nicht gestört. Zugegeben, an letzteres musste ich mich erst gewöhnen, aber der neue Illustrator Adam Stower hat definitiv einen wunderbaren Job gemacht. Seine zahlreichen schwarz-weiß Illustrationen sind humorvoll und setzen das Erzählte perfekt in Szene.

Nichtsdestotrotz ist „Spaceboy“ ein echter Walliams. Zu Beginn gibt es wie gewohnt eine Vorstellung der wichtigsten Charaktere und schon da wird mehr als deutlich, dass wir es mal wieder mit ziemlich schrägen Persönlichkeiten zu tun bekommen. Vor allem die Erwachsenen werden herrlich überspitzt dargestellt wie die grässliche Tante Dorothy, auf deren Bekanntschaft man wahrlich verzichten kann, oder der Präsident der Vereinigten Staaten, der ziemlich eingebildet und dümmlich daherkommt. Ruth dagegen ist eine sehr sympathische und pfiffige Hauptprotagonistin, die man sofort ins Herz schließt und nur zu gerne begleitet.
Was den geheimnisvollen Spaceboy angeht, werde ich hier nicht groß ins Detail gehen, ich möchte schließlich nicht zu viel verraten. Bei ihm könnt ihr euch jedenfalls auf eine große Überraschung gefasst machen.

Gemeinsam mit Ruth, ihrem dreibeinigen Hund Juri und Spaceboy begibt man als Leserin auf ein rasantes Abenteuer mit aufregenden Verfolgungsjagden, verrückten Wissenschaftlern, einem donutsüchtigen Sheriff und ganz viel mehr. Langeweile kommt beim Lesen garantiert nicht auf, David Walliams versteht es einfach, seine Leserschaft durchgehend zu fesseln. Nebenbei erfährt man noch, dass Hamster die intelligentesten Wesen auf dem Planeten Erde sind und die Weltherrschaft planen und was der Sinn des Lebens ist: Sei kein Dödel.
Dies wäre aber kein richtiger Walliams, wenn in dem ganzen Irrsinn nicht auch etwas Sinnvolles stecken würde. So lehrt einen das Buch auch etwas über die Geschichte der Raumfahrt und vermittelt wertvolle Botschaften wie die Bedeutung von Freundschaft und dass es sich lohnt, an seinen Träumen festzuhalten.

Für Kinder ab 9 Jahren und Lesemuffel ist „Spaceboy“ sehr gut geeignet. Die Kapitel sind schön kurz, es gibt Comicelemente, viele Schriftspielereien und durch die reiche Bebilderung befindet sich oft nur wenig Text auf den Seiten. Von der Dicke des Buches sollten sich junge Leser
innen nicht abschrecken lassen, man hat es wirklich im Nu durchgeschmökert.

Fazit: „Spaceboy“ ist eine actionreiche, witzige und völlig abgedrehte Abenteuergeschichte mit unvergesslichen Charakteren und Spaß-Garantie. Ein tolles intergalaktisches Lesevergnügen voller Fantasie und Überraschungen. Auch wenn mir das Buch nicht ganz so gut gefallen hat wie erhofft, habe ich es sehr gerne gelesen und kann es nur empfehlen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!

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