Rotkäppchen, das Böse und der Wolf
Böhmen, 1636: Die kleine Irina findet mit ihrer Familie bei der Großmutter Zuflucht von den Gräueln des Krieges. Dennoch verliert sie ihre Eltern und muss zusehen, wie ihre Schwester brutal vom geheimnisvollen ...
Böhmen, 1636: Die kleine Irina findet mit ihrer Familie bei der Großmutter Zuflucht von den Gräueln des Krieges. Dennoch verliert sie ihre Eltern und muss zusehen, wie ihre Schwester brutal vom geheimnisvollen Wolfsmensch getötet wird, welcher die Wälder unsicher macht. Als sie Jahre später die Avancen des Jägerssohnes Skandar ausschlägt und vor dessen Zudringlichkeiten in den Wald flieht, begegnet sie dem Wolfsmenschen erneut.
Mit „Wolfssucht“ hat Nora Bendzo das Thema um Rotkäppchen und den bösen Wolf neu interpretiert. Die dunkelfantastische Novelle ist im 30-jährigen Krieg angesiedelt und der Auftakt weiterer Galgenmärchen aus der Feder der Autorin.
Die Erzählung ist düster und zugleich emotional sehr bewegend. Nicht nur das Erleben des Krieges aus Kinderaugen hat mich fasziniert, sondern auch, wie die traumatisierte Irina dem Aberglauben des Dorfes ausgeliefert ist und als Aussenseiterin behandelt wird, weil ein Mädchen, welches als einzige dem Wolfsmenschen entkam, mit einem Fluch belastet sein muss. Das Besondere an „Wolfssucht“, was mich auch am meisten begeistert hat, ist jedoch der Hintergrund des Wolfsmenschen, welcher im Laufe der Novelle offenbar wird und diesen Charakter dadurch vom Täter zum Opfer werden lässt.
Eine düstere und ergreifende Interpretation von Rotkäppchen, schockierend und faszinierend zugleich und somit eine absolute Leseempfehlung von mir.