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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2024

Großartig

Mein drittes Leben
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Auf das neue Buch von Daniela Krien habe ich mich sehr gefreut. Da mir bisher alles von der Autorin ausgesprochen gut gefallen hat, muss ich gestehen, dass ich da schon gewisse Erwartungen hatte. Glücklicherweise ...

Auf das neue Buch von Daniela Krien habe ich mich sehr gefreut. Da mir bisher alles von der Autorin ausgesprochen gut gefallen hat, muss ich gestehen, dass ich da schon gewisse Erwartungen hatte. Glücklicherweise wurde ich nicht enttäuscht. Ich habe es - wieder einmal - geliebt.

Die Geschichte ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil steht Lindas Trauer im Vordergrund. Wie sie sich selbst von Familie, Freunden und dem Rest der Welt abkapselt, sich in eine selbstgewählte Einsamkeit zurückzieht. Im zweiten Teil erkämpft sie sich eine eigene, neue Realität. Zwar holt die Trauen sie auch hier immer wieder ein, aber sie entwickelt Strategien, um mit diesen Phasen besser umgehen zu können. Zudem findet sie einen Zugang zu ihrer eigenen Vergangenheit.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Ich bin immer wieder hin und weg über den großartigen Stil der Autorin. Ich empfinde ihn als sehr gefühlvoll, einfühlsam und gleichzeitig sehr klar und filigran. Da fällt ein alltägliches Wort für "Hundescheiße" schon fast als unflätig auf. Sie schafft es, ein überaus trauriges und bedrückendes Thema so darzustellen, dass ich als Leserin jede Emotion nachvollziehen kann, ohne mich gleichzeitig von dem Geschehen bedrückt zu fühlen. Trotz all der Trauer, dem Verlust und durchaus auch Schwermütigkeit, hat der Text durchaus eine überraschende Leichtigkeit. Man fühlt wie Linda auf Distanz geht, ebenso wie sie Schritt für Schritt Veränderungen vornimmt, die langsame Öffnung, das Herantasten an das Leben und auch die Erkenntnis, dass manches nicht wieder aufgebaut werden kann oder gar nie so war, wie wahrgenommen.
Auch die Nebenfiguren fand ich sehr schön gestaltet. Sie haben der Hauptfigur in nichts nachgestanden, ich hatte auch hier das Gefühl an weiteren Leben teilzuhaben.

Dabei entstehen Sätze, die ich mehrfach lesen musste, weil ich sie als sehr stark und auch - für mich- wahr empfunden habe. Wie z.B. "All das Unerledigte, Unterlassene, Ungesagte in unserem Leben verschwindet nicht. Es sammelt sich in uns, gärt und brodelt, und manchmal bricht es heraus."
Sätze wie diese haben mich inne halten lassen und hallen auch nach dem lesen noch ziemlich intensiv in mir nach.

Für mich ein fantastisches Buch, dass mich sehr tief berührt und nachdenklich gemacht hat. Und es schürt auf jeden Fall meine Vorfreude auf das nächste Buch der Autorin.

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Veröffentlicht am 25.05.2024

Berührend und aufwühlend

Wir waren nur Mädchen
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Ich habe wirklich gedacht, ein solides Wissen über den 2. Weltkrieg und die Widerstandsbewegung in den einzelnen Ländern zu haben. Und jetzt muss ich feststellen, dass es da durchaus noch weiße Flecken ...

Ich habe wirklich gedacht, ein solides Wissen über den 2. Weltkrieg und die Widerstandsbewegung in den einzelnen Ländern zu haben. Und jetzt muss ich feststellen, dass es da durchaus noch weiße Flecken auf meiner Wissens-Landkarte gibt, denn von Hannie Schaft habe ich bisher noch nie etwas gelesen. Und daher bin ich Buzzy Jackson unheimlich dankbar, dass sie die Geschichte dieser außergewöhnlichen Frau aufgeschrieben und für die Nachwelt erhalten hat.

Mich hat das Buch sehr aufgewühlt. Die Autorin hat es wirklich gut verstanden, die gegensätzlichen Gefühle in Hannie darzustellen. Die junge Frau im Studium, klug und zupackend, loyal, aber sozial ein wenig unbeholfen. Man hat manchmal den Eindruck, es bereite ihr Probleme ihren Platz in der Welt zu finden. Dagegen steht eine junge und entschlossene Frau, die sich dem bewaffneten Widerstand anschließt und nach einer kurzen Ausbildung mit noch mehr Entschlossenheit auftritt. Dem Wunsch, sich zu beweisen und mutig zu sein. Der Zusammenhalt und das gemeinsame Ziel mit den anderen Kämpfern spielt hier eine nicht unwesentliche Rolle. Man spürt förmlich, wie Hannie in dieser Zeit über sich hinaus wächst.
Die Ambivalenz ihrer Gefühle ist für mich absolut nachvollziehbar. Sie führt ein Leben im permanenten Ausnahmezustand. Einerseits ist da die permanente Angst entdeckt und verhaftet zu werden. Die Angst um die eigene Familie, die sie mit ihrer Arbeit in Gefahr bringt und das Wissen darum. Gleichzeitig hat sich so viel Hass auf die Besatzer angestaut. Ich kann den Gedanken nach Rache schon nachvollziehen.

Man könnte an dieser Stelle ggf. argumentieren, dass Hannie sich durch die Attentate auf die gleiche Stufe begibt wie die Nazis. Ein Leben für ein Leben. Ich finde diese Frage äußerst schwierig zu beantworten. Zumal ich, die über 70 Jahre nach Kriegsende in Deutschland Geborene, noch nie mit einer auch nur ansatzweise vergleichen Situation konfrontiert war. Und es hoffentlich auch nie sein werde. Es steht mir genau genommen gar nicht zu, an dieser Stelle ein Urteil darüber zu bilden. Und an dieser Stelle finde ich, hat die Autorin genug Raum für die eigenen Gedanken gelassen.

Die Geschichte wird nicht übertrieben reißerisch erzählt, sondern eher ruhig und sich langsam aufbauend. Mir hat das sehr gefallen, dadurch entwickelte die ganze Handlung einen unheimlichen Sog. Dadurch wirkten die Szenen, in denen wirkliche Gewalt beschrieben wurde, umso drastischer. Auch hier wieder ein respektvoller Umgang, dramatisch, aber nicht reißerisch.

Ein sehr berührendes, aufwühlendes, nachdenklich machendes und auch informatives Buch, dem ich ganz ganz viele Leser wünsche.

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Faszinierende Lebensgeschichte

Das verborgene Genie
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Ich lese die Bücher von Marie Benedict unheimlich gerne, sie schafft es immer wieder auch eher unbekannte Seiten ihrer Figuren zu zeigen. Und auch hier hat die Autorin mich nicht enttäuscht.
Rosalind Franklin ...

Ich lese die Bücher von Marie Benedict unheimlich gerne, sie schafft es immer wieder auch eher unbekannte Seiten ihrer Figuren zu zeigen. Und auch hier hat die Autorin mich nicht enttäuscht.
Rosalind Franklin ist eine unheimlich faszinierende Persönlichkeit. Ich habe bereits einiges über sie und ihre Arbeit gelesen, daher war ich auf dieses Buch besonders gespannt. Mir gefällt sehr, dass der Fokus auf ihrer persönlichen Seite liegt. Was hat sie bewegt, woran hat sie sich erfreut, womit konnte sie sich motivieren? Es wird ein abgerundetes Bild einer unglaublichen klugen, wissbegierigen und auch ehrgeizigen Frau gezeichnet. Die pflichtbewusst ist und zu ihren Freunden und engsten Mitarbeitern sehr loyal ist. Die einen guten Drink und ein gutes Essen genauso zu schätzen weiß wie eine wissenschaftliche Diskussion.
Es fiel mehr sehr leicht mich in sie hineinzuversetzen und obwohl ich im Grunde ja weiß, was passiert, habe ich so sehr über jeden Fortschritt in ihrer Arbeit mitgefiebert. Und egal wie oft ich ihre Geschichte lese - an dem Punkt, an dem sie um den Erfolg ihrer Arbeit gebracht wird, könnte ich vor lauter Ungerechtigkeit die Wände hochgehen!
Dieser persönliche Blick auf sie hat auch bei mir jede Menge Emotionen geweckt und man möchte ihre Geschichte einfach nur immer und immer wieder erzählen, um ihr posthum den Ruhm zukommen zu lassen, der ihr schon zu Lebzeiten zugestanden hätte.

Rosalinds Arbeit kommt ebenfalls nicht zu kurz. Sie ist ein sehr wichtiges Identifikationsmerkmal für sie und es ist undenkbar, nicht darüber zu schreiben. Ich fand es sehr bewundernswert, wie es Marie Benedict gelungen ist, die naturwissenschaftlichen Sachverhalte zusammenzufassen, damit sie auch für einen Laien verständlich sind und nicht wie langweilige Lückenfüller wirken. Dabei bleibt ihr Stil wie gewohnt leicht und gut zugänglich.
Hätte ich eine Zeitmaschine, nach der Lektüre des Buches wäre ich definitiv in der Zeit zurückgereist und hätte diese faszinierende Frau nur allzu gerne kennengelernt.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Unglaublich gut

Das Fenster zur Welt
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Ein wirklich tolles Buch, das mich emotional wirklich sehr gepackt hat und bei dem ich zwischendurch auch ein paar Tränchen vergossen habe.
Es ist eine wunderbare Geschichte über Liebe, Freunde, Zusammenhalt, ...

Ein wirklich tolles Buch, das mich emotional wirklich sehr gepackt hat und bei dem ich zwischendurch auch ein paar Tränchen vergossen habe.
Es ist eine wunderbare Geschichte über Liebe, Freunde, Zusammenhalt, Mut, Hoffnung, Selbstfindung und das Leben selbst. Es ist von allem ein bisschen dabei, garniert mit einer feinen Prisen Humor.
Der Einstieg war ein bisschen spröde und ich habe ein bisschen gebraucht, um mit dem Stil und dem manchmal etwas eigenwilligen Humor warm zu werden. Aber es hat sich gelohnt.
Erst als die Erzählung in der Nachkriegszeit einsetzt und Ulysses aus dem Krieg nach London heimkehrt, nimmt die Geschichte für mich so richtig Fahrt auf. Und ab da hatte es mich dann auch gepackt. Ulysses' Freunde sind eine bunte Mischung. Sie sind rauhbeinig und vom Leben auch gebeutelt, aber dabei sind sie auch unheimlich hilfsbereit, warmherzig und für einander da. Und obwohl sie eigentlich nur Nebenfiguren sind, haben sie sich in mein Herz geschlichen und haben diese Geschichte so richtig lebendig gemacht.

Evelyn und Ulysses sind beides sehr sympathische Charaktere, denen man gerne durch die Jahre folgt und an ihrem Leben teilhat. Ich fand es faszinierend, dass sich der Stil immer ein wenig änderte, je nachdem, über wen erzählt wurde. Bei Erzählungen über Evelyns Leben ist der Stil etwas sanfter, die Sprache ein wenig gehobener. Bei Ulysses und seinen Freunden geht es schon mal etwas derber zur Sprache. Aber es passt am Ende ganz wunderbar zusammen und bildet ein harmonisches Ganzes.
Mir hat das Fingerspitzengefühl gefallen, mit dem die Autorin auch schwere Momente zwar leicht, aber angemessen erzählt hat. Und ich habe die vielen Details geliebt, die am Anfang wie wahllos eingestreut wirken, im späteren Verlauf aber wieder aufgegriffen werden und zu sehr persönlichen Momenten führen.

Ein unheimlich tolles Buch, von dem ich am Anfang gar nicht angenommen hätte, dass es mich so sehr begeistern würde.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Wunderbar

Für immer, dein August (Mühlbach-Saga 2)
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Ein Buch, so richtig nach meinem Geschmack und es hat mir unglaublich gut gefallen. Es hat nur wenige Seiten gebraucht und ich war von der Geschichte gefesselt und das hat auch bis zum Ende angehalten. ...

Ein Buch, so richtig nach meinem Geschmack und es hat mir unglaublich gut gefallen. Es hat nur wenige Seiten gebraucht und ich war von der Geschichte gefesselt und das hat auch bis zum Ende angehalten. Die Seiten lasen sich weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Und obwohl das Buch einen Vorgänger-Band hat, braucht man diesen meiner Meinung nach nicht zwangsläufig gelesen haben. Eventuelle Fragen, die sich beim Leser einstellen könnten, wie z.B. einige Personen zueinander in Beziehung stehen oder einzelne Vorkommnisse in der Vergangenheit, werden geschickt innerhalb der Handlung beantwortet. Dadurch hatte ich nie das Gefühl, dass mir wichtige Zusammenhänge fehlen. (Da ich jetzt aber ziemlich angefixt bin, brauche ich den Vorgänger-Band unbedingt auch noch!)
Ich habe die Figuren geliebt, alle. Und es war ein wenig, als würde man das Leben guter Freunde begleiten, mit allen Höhen und Tiefe, mit all der Freude und Kummer, die einem im Leben so begegnen. Alles wirkt lebendig. Die Eigenheiten der Menschen, ihre Sorgen und Nöte, ihre Hoffnungen, ihre Ängste. Es fällt dadurch sehr leicht, sich die einzelnen Unterhaltungen vorstellen zu können. Männer in der Kneipe, Frauen am Gartenzaun, Charlotte und August daheim im Schlafzimmer, Karl und Lina in Bremen. Das Erzähltempo hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Ausführlich, aber nicht ausufernd, an den passenden Stellen gerafft und dabei nie langweilig. Ich habe jedes Jahr mitgefiebert und bei so mancher Begebenheit auch feuchte Augen bekommen, weil ich so bewegt war.

Die Autorin war mir bisher nicht bekannt, aber mit diesem Buch hat sie sich auf jeden Fall in mein Herz geschrieben und "Für immer, dein August" wird nicht das letzte ihrer Bücher in meinem Regal sein.

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