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Venatrix

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Veröffentlicht am 24.10.2017

Wiens Miss Marple ermittel wieder

Tod an der Wien
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Bezug nehmend auf den Tatort, nämlich das „Theater an der Wien“ (mit Wien ist hier der Wien-Fluss gemeint) nennt Beate Maly ihren neuesten historischen Krimi rund um die pensionierte Lehrern Ernestine ...

Bezug nehmend auf den Tatort, nämlich das „Theater an der Wien“ (mit Wien ist hier der Wien-Fluss gemeint) nennt Beate Maly ihren neuesten historischen Krimi rund um die pensionierte Lehrern Ernestine Kirsch und ihren Freund, den Apotheker Anton Böck, „Tod an der Wien“.

Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise in das Jahr 1923. Dem Jahr in dem es einigen Leuten nach dem Ersten Weltkrieg wieder besser geht und die sich Theaterbesuche und den Eintritt in das Variéte „Tabarin“ leisten können. Trotzdem gibt es viele Menschen, die ein Leben unter der Armutsgrenze fristen, in schimmelige und feuchten Behausungen, in denen Betten für Stunden vermietet werden, um sich die eigene Miete leisten zu können. So sieht das Umfeld aus, in dem Ernestine und Anton leben.

Worum geht’s?

Der Einstig ist mit einem Rückblick in das Jahr 1900, in ein Elite-Gymnasium, in dem Prügelstrafe und das „Brechen“ der jungen Schüler, also die „Schwarze Pädagogik“, üblich und sogar teilweise von den Eltern gewollt, an der Tagesordnung sind, ziemlich schockierend. Ein Schüler begeht Selbstmord und einer der grausamen Lehrer kommt ebenfalls zu Tode. Ob Mord oder Unfall – da lässt uns die Autorin im Unklaren. Wegen seiner Grausamkeit haben wir Leser wenig Mitleid mit diesem Lehrer. Das Mitgefühl liegt eher auf Seiten der gepiesackten Schüler, von denen lediglich Pseudonyme, nämlich Laelius und Cicero, bekannt sind.

Welche Rolle werden die beiden später im Buch noch spielen?

Doch zurück ins Jahr 1923. Im „Theater an der Wien“ hat Franz Lehars Operette „Die gelbe Jacke“ ihre Premiere. Ernestine verschleppt ihren Anton in das Musikstück, dessen Titel doch eher schaurig klingt und vom Wiener Publikum nur verhalten angenommen wird. (Erst Jahre später wird die Operette als „Land des Lächelns“ fulminante Erfolge feiern.)

Um Antons Enkelin Rosa eine Freude zu machen, versucht Ernestine von der Hauptdarstellerin Hermine Egger ein Autogramm zu ergattern und wird Zeugin von Streitereien. Als die Operetten-Diva am nächsten Morgen tot im Theater aufgefunden wird, macht sich die pensionierte Lehrerin so ihre Gedanken. Als dann der Tod der Soubrette als Unfall ad acta gelegt werden soll, ist die Neugierde von Ernestine erst recht geweckt, zumal sie einige Ungereimtheiten entdecken kann. Als dann noch die keifende Hausmeisterin des Theaters ebenfalls tödlich verunglückt, sind das für Wiens Miss Marple zwei Zufälle zuviel.

Wie wir es von Ernestine gewöhnt sind, steckt sie ihre Nase in allerlei Dinge, die sie nichts bis wenig angehen.

Wird Ernestine die beiden Todesfälle aufklären können? Und wie hängen sie mit dem Prolog zusammen?

Meine Meinung:

Die Stimmung in der Bevölkerung ist gut eingefangen. Man erfährt so nebenbei vom Schicksal der Kriegerwitwen, von Familien, die einige ihrer Lieben an die Spanische Grippe verloren haben und – sehr aufschlussreich – einiges über das Schulwesen in Österreich. Eingangs die reaktionären Methoden der „Schwarzen Pädagogik“ und im Laufe der Geschichte einiges über die Reformpädagogik eines Otto Glöckels und Maria Montessoris. Ein schöner Exkurs, denn in der heutigen Diskussion um die Schule wird auf Errungenschaften des „Roten Wiens“ oft vergessen, weil für selbstverständlich gehalten.

Gemeinsam mit Ernstine und Anton streifen wir durch Wien und delektieren uns an vorzüglichen Mehlspeisen im Café Dobner oder im Café Central. Wir dürfen das verruchte Nachtlokal „Tabarin“ besuchen, in dem Größen wie Hans Moser, Fritz Grünbaum und eine Reihe jüdischer Kabarettisten ihre Auftritte haben.

Gut gefällt mir auch der Seitenblick in das private Leben der beiden Spürnasen. So bahnt sich für Antons Tochter Heide, die ebenfalls Kriegerwitwe ist, eine mögliche neue Liebe in Gestalt des Kriminalinspektors Erich Felsberg an. Da ist es doch ausnehmend gut, dass Erich ein ehemaliger Schüler Ernestines ist und einen aufrechten Charakter aufweist. Herzlich und liebevoll ist das Verhältnis von Opa Anton zu seiner Enkelin Rosa, der er, genauso wie Ernestine, keinen Wunsch abschlagen kann. Wenn auch aus anderen Gründen.

Die Auflösung ist gekonnt und lässt die eine oder andere Möglichkeit offen. Das stellt einen eleganten Kunstgriff dar, denn das Leben ist nicht immer schwarz oder weiß. Häufig findet man allerlei Graustufen.

Fazit:

Ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit, bei dem der Leser seine eigene Fantasie mitspielen lassen darf. Gerne gebe ich 5 Stern und warte mit Ungeduld auf den 3. Fall für Ernestine Kirsch und Anton Böck.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Skurrile Spannung bis zur letzten Seite

Grazer Wut
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"Grazer Wut" ist der fünfte Fall mit dem Grazer Kriminalbeamten Armin Trost. Grundsätzlich kann das Buch zwar für sich gelesen werden, ich empfehle aber, die Reihe von Anfang an zu lesen, um die Zusammenhänge ...

"Grazer Wut" ist der fünfte Fall mit dem Grazer Kriminalbeamten Armin Trost. Grundsätzlich kann das Buch zwar für sich gelesen werden, ich empfehle aber, die Reihe von Anfang an zu lesen, um die Zusammenhänge besser verstehen zu können. 
Worum geht’s?
Es ist kurz vor Weihnachten. Die Weihnachtsmärkte schießen wie die Schwammerl aus dem Boden und es hat den Anschein, dass in Graz so etwas wie Weihnachtsfrieden einzieht. Doch weit gefehlt!
Den Anfang macht ein mysteriöser Stromausfall in der Strafanstalt Karlau, einem der Hochsicherheitsgefängnisse Österreichs. Man gibt Großalarm, alle verfügbaren Polizisten fahren zum Einsatz, nur um dann festzustellen, dass alle Insassen wieder brav in ihren Zellen sitzen. Kurios, oder?
Nur Chefinspektor Armin Trost traut dem Frieden nicht und ahnt noch nicht, wie recht er mit seiner Einschätzung haben wird.
Wenig später wird er in ein abgelegenes beinahe unbewohntes Dorf entführt. Dort entspinnt sich ein Albtraum, der ihm schier den Verstand raubt. 
Doch nicht nur Armin gerät in die Fänge verrückter Krimineller, nein auch seine Familie ist betroffen.
Wird sich Armin selbst aus der Gewalt der Entführer befreien können? Und vor allem, wer sind die Galgenvögel? Haben sie mit früheren Fällen zu tun?
Meine Meinung:
Obwohl schon der fünfte Krimi mit Armin Trost ist es mein erster. Wahnsinn, welche Szenarien Autor Robert Preis da entwirft. Größtenteils geht es ziemlich gruselig zu, doch kommt auch der Humor nicht zu kurz. Kollegen, Vorgesetzte sowie fast alle anderen Mitspieler haben Ecken und Kanten, manche echte Macken. 
Was Trost bewegt in einem Baumhaus zu wohnen und sich gehen zu lassen, weiß ich noch nicht. Ich hoffe, das erschließt sich mir, wenn ich die Reihe von Band 1 weg lese. Vielleicht hängt das mit dem Prozess, der im Prolog angedeutet wird und dem Verschwinden von Koll. Schulmeister zusammen.
Herrlich die Namen für die Protagonisten Trost, Gierack, Landerdinger, Schulmeister und Hinterher, die eine mögliche Spekulation auf ihre Charaktereigenschaften zulassen. Auch über das Kompetenzgerangel Polizei und Bundesheer habe ich herzlich lachen müssen.
Meine Lieblingssatz ist: 
"Jetzt bin ich wie die Sau gfahren, da fängt so ein gschissener Schneesturm an und reißt uns die Fahrbahn weg". (S. 92)
Wir Leser erleben diesen Kriminalfall aus verschiedenen Blickwinkeln. Hier macht sich jeder so seine eigenen Gedanken. Trotzdem ist das oberste Ziel der Ermittler, Armin Trost zu retten, wobei noch nicht ganz klar ist, ob „nur“ aus den Fängen der Entführer oder nicht doch auch aus seinen eigenen Albträumen. 
Der Schreibstil hält die Leser in Atem. Ich „musste“ das Buch de facto in einer Nacht lesen. Ich bin total im Sog der Ereignisse verschwunden. Auch wenn ich das eine oder andere auf Grund des fehlenden Vorwissens nicht ganz verstehe, mache ich mir so meine eigenen Gedanken und Szenarien.
Wunderbar finde ich, dass einiges im Dialekt geschrieben ist. Das passt so gut zum Lokalkolorit. Die ganze Atmosphäre ist gruselig und mysteriös. 
Auch der Epilog verspricht Spannung, endet er doch mit einem ganz fiesen Cliffhanger.
Ich bin von dieser Serie hellauf begeistert und verstehe mich selbst nicht, einen solchen Autor bislang nicht beachtet zu haben.
Fazit:
Ein teilweise skurriler, tiefgründig böser und an Action reicher Krimi, der mit total gefesselt hat. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung und bitte beginnt mit dem 1. Band. 

Veröffentlicht am 22.10.2017

Spannend bis zur letzten Seite

Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel
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Der junge Bretone Nicolas Le Floch, Findelkind und Protége wird vom Pariser Polizeipräfekten als Sonderermittler eingesetzt. Er soll, als unverbrauchter und Ortsfremder Ermittler verschiedenen Korruptionsvorwürfen ...

Der junge Bretone Nicolas Le Floch, Findelkind und Protége wird vom Pariser Polizeipräfekten als Sonderermittler eingesetzt. Er soll, als unverbrauchter und Ortsfremder Ermittler verschiedenen Korruptionsvorwürfen im Pariser Polizeiapparat nachgehen. Ihm zur Seite steht Inspecteur Bourdeaux, ein Mann, der Paris wie seine Westentasche kennt und den unerfahrenen Le Floch mit Rat und Tat zur Seite steht.

Während des Pariser Karnevals verschwindet Le Flochs Vorgesetzter Comm. Lardin, in dessen Haus Le Floch wohnt plötzlich spurlos. Was zunächst nur nach der Suche nach einem abgängigen Ehemann aussieht, entwickelt sich schnell zu einem verwickelten Komplott, in dessen Verlauf es mehrere Tote und Anschläge auf Le Floch gibt.

Wer zieht hier die Fäden? Wem tritt Le Floch auf die Zehen? Erstreckt sich die Korruption gar bis hin zu Louis XV.?

Wir begleiten Le Floch aus seinen Ermittlungen durch die Elendsviertel von Paris und bekommen Audienzen in Häuser von hochgestellten Persönlichkeiten. Wir begegnen vielen historischen Personen, wie dem Henker von Paris, Charles-Henri Sanson, der ein gewaltiges medizinisches Wissen hat und einiges davon mit Le Floch teilt.

Meine Meinung:

Ein atmosphärischer Krimi im Stile eines Sherlock Holmes, der zu Unrecht bislang ein Schattendasein geführt hat. In Frankreich sind die Krimis um Le Floch seit langem Kult und als TV-Serie bekannt.

Ich kann von dieser vorrevolutionären Atmosphäre in Paris gar nicht genug bekommen. Langsam aber sicher steuert das Königreich seinem Untergang zu, was nicht nur auf die Verschwendungssucht der Bourbonen zurückzuführen ist. Wenn der Polizeiapparat dermaßen korrupt ist, muss es zur Detonation kommen.

Eine wunderbar altmodische Sprachmelodie lässt uns den Moloch Paris mit samt seinen schlechten Gerüchen auferstehen. Jeden Moment erwarte ich vom Inhalt eines vollen Nachttopfs getroffen zu werden. Brrr! Der Lärm, der Gestank, die vielen Menschen und der Verkehr – die Städte dieser Zeit waren alles andere als gemütlich.

Fazit.

Ein wunderbarer historischer Krimi, den ich allen frankophilen Lesern (und denen, die es werden wollen) stark ans Herz lege. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 22.10.2017

EIn toller Bildband mit ebensolchen Texten

Dichterhäuser
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Das Duo Bodo Plachta (Autor) und Achim Bednorz (Fotograf) begibt sich auf Spurensuche nach berühmten Dichtern und deren Wirkungsstätten. Die beiden nehmen die Leser mit auf eine Reise durch Zeit und (deutschsprachigen) ...

Das Duo Bodo Plachta (Autor) und Achim Bednorz (Fotograf) begibt sich auf Spurensuche nach berühmten Dichtern und deren Wirkungsstätten. Die beiden nehmen die Leser mit auf eine Reise durch Zeit und (deutschsprachigen) Raum. Vom Mittelalter bis in die Gegenwart begleiten wir die beiden auf der Suche nach den Häusern der Dichter.

Wir dürfen Einblick nehmen in Schreibstuben, Druckereien, Bibliotheken und Museen. Wir bekommen Hintergründe, Geschichte, G’schichteln über Erfolge und Misserfolge erzählt. Die kurzen, in sich abgeschlossenen Kapitel lassen ein längeres Verweilen bei dem jeweiligen Literaten zu.

Ehrfurchtsvoll blättert der geneigte Leser in diesem prächtigen Bildband. Wie schön haben die Dichter gewohnt! Oder doch nicht?

Ich durfte anlässlich eines Lübeck-Besuchs das „Buddenbrock-Haus“ besichtigen. Ein Eindruck, der nun durch dieses Buch wieder gefestigt wurde.

Oder das Robert-Musil-Museum in Klagenfurt: ein feines kleines Museum, das neben dem Namensgeber an die beiden wohl bekanntesten Töchter Kärntens erinnert: Christine Lavant und Ingeborg Bachmann.

Wie alle Fotobände nicht unbedingt als „Bettlektüre“ geeignet, ist das Buch doch 24x 30cm groß, 3cm dick und 1,7kg schwer.

Das Buch besteht aus 11 Kapiteln, 245 Seiten mit 157 farbigen Abbildungen. Ein Zitat aus der Einleitung darrf nun auch zum Abschluss nicht fehlen:

„Orte üben wohl deshalb eine derart große Anziehungskraft aus, weil sie Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpfen und uns so Kontinuität vermitteln. Doch der Besuch dieser Orte allein reicht meistens nicht aus. Wir benötigen Erklärungen, um die oftmals komplexen spuren deuten zu können und um nicht in bloßer Verehrung zu verharren. Der Ort muss zum Erzählen gebracht werden, damit wir eine genauere Vorstellung davon gewinnen können, was hier einst geschah und was diesen Ort überhaupt auszeichnet und bewahrenswert macht.“

Das Buch macht Appetit, auf den Spuren der Dichter zu lustwandeln. Das eine oder andere Dichterhaus werde ich mir nun auch persönlich ansehen.

Veröffentlicht am 19.10.2017

Ein Dorf voller Geheimnisse

Mord ohne Grenzen
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Sabine Radek erbt in der kleinen Ortschaft Potterchen im „Krummen Elsass“ ein Haus, macht sich auf, um diesen Besitz in Augenschein zu nehmen und erlebt den Alptraum ihres Lebens: Ihre vierjährige Tochter ...

Sabine Radek erbt in der kleinen Ortschaft Potterchen im „Krummen Elsass“ ein Haus, macht sich auf, um diesen Besitz in Augenschein zu nehmen und erlebt den Alptraum ihres Lebens: Ihre vierjährige Tochter Annabelle verschwindet spurlos. Sie ruft ihre Freundin, die Kriminalkommissarin Tanja zu Hilfe, die als Deutsche im französischen Elsass natürlich nichts zu sagen hat.
Das Kommando hat der wortkarge, verschlossene Commissaire Jean-Yves Valleaux. Doch auch Jean-Yves schafft es nicht, die verschworene Dorfgemeinschaft zur Mitarbeit, das Mädchen zu finden, zu bewegen. Als sich herausstellt, dass bereits vor zwei Jahren ein kleines deutsches Mädchen verschunden ist, glaubt keiner der Ermittler mehr an Zufall.

Meine Meinung:

Dieser Krimi, der geheimnisvoll, fesselnd und an manchen Stellen alptraumhaft daherkommt, beleuchtet die Machtverhältnisse in einem 200 Seelen-Dorf. Mehrmals sind die Einwohner Spielball der Geschichte, mal deutsch mal französisch, haben sie ihre eigenen Ressentiments Fremden gegenüber. Und fremd ist hier bald jeder, der nicht seit Jahrhunderten ansässig ist.

Unglaublich dramatisch werden die Verflechtungen der einzelnen Familien zueinander und zu den Kriminalfällen dargestellt. Mehrmals führt uns Elke Schwab auf eine falsche Fährte. Sehr authentisch und düster ist die Stimmung des Dorfes erzählt. Die alte Madame Wolff, die im Hintergrund ihre Fäden zieht, und mit ihrem Hexenglauben, Teile der Bewohner aufstachelt. Und was hat der amtierende Bürgermeister mit dem Verschwinden von nunmehr zwei Mädchen zu tun? Seine Gier nach Macht und Aufrechterhaltung derselben lässt ihn buchstäblich über Leichen gehen.

Die Figuren haben alle Ecken und Kanten. Besonders Jean-Yves, der ja aus Potterchen stammt und mit seinem Dorf auch noch ein Hühnchen zu rupfen hat, gefällt mir sehr gut. Die aalglatten Schnösel, die alles wissen, sind ja nicht so meines. Da gefallen mir die einsamen Wölfe, die auch ihr Schicksalspäckchen zu tragen haben, viel besser. Immerhin, taut er ja mit der Zeit ein wenig auf.
Tanja, die als Mutter einer ebenfalls vierjährigen Tochter, diese wegen des Falles vernachlässigen muss, zeigt deutlich wie schwierig es ist, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Eine interessante Entwicklung macht ihre familiäre Beziehung zu Behrend, ihrem Chef und gleichzeitig Stiefvater durch.

Sabine Radek tritt, nach dem die Kriminalpolizei den Fall übernimmt, als Hauptfigur ein wenig in den Hintergrund. Besonders unbeliebt macht sie sich bei mir, als sie Tanjas Tochter Lara entführt, weil sie sich von Tanja verraten fühlt. Also, auf so eine Freundin könnte ich gut verzichten.
Immerhin hat sie Tanja mehrmals nicht die ganze Wahrheit erzählt und damit einen Erfolg bei der Suche nach Annabelle möglicherweise vereitelt.

Hier hätte es vielleicht gutgetan, ein paar Worte zu den Ermittlungen auf deutscher Seite zu verlieren. Da wäre Sabine nicht ganz so ins Hintertreffen geraten.

Gruselig finde ich Madame Wolff und einige der Dorfbewohner.
Der zwielichtige Bürgermeister, sein Schwiegersohn, die Dorfbewohner, die sich dem Diktat des Bürgermeisters nicht beugen wollen und, und, und …. Eine fesselnde Geschichte, die sich möglicherweise so ähnlich auch in Wirklichkeit abspielen könnte.

Das Einflechten von französischen bzw. elsässischen Sätzen macht den Krimi so richtig lebendig. Die Beschreibung von Land und Leuten macht Lust auf mehr. Mehr, von Elke Schwab zu lesen und Lust, diesen Landstrich näher kennen zu lernen.

Fazit:

Ein spannender vielschichtiger Krimi, der zeigt, wie weit Menschen gehen, um Macht und Einfluss zu bewahren. Gerne gebe ich 5 Sterne.