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Veröffentlicht am 29.10.2017

Eine zerbrechliche Liebe am Abgrund

Viel näher als zu nah
0

Allgemeines:

Titel: Viel näher als zu nah
Autor: Angela Kirchner
Verlag: Dressler (25. September 2017)
Genre: Roman
ISBN-10: 3791500570
ISBN-13: 978-3791500577
ASIN: B071NPMSXV
Seitenzahl: 256 Seiten
Vom ...

Allgemeines:

Titel: Viel näher als zu nah
Autor: Angela Kirchner
Verlag: Dressler (25. September 2017)
Genre: Roman
ISBN-10: 3791500570
ISBN-13: 978-3791500577
ASIN: B071NPMSXV
Seitenzahl: 256 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre
Preis: 11,99€ (Kindle-Edition)
16,99€ (Gebundene Ausgabe)



Inhalt:

Am Anfang war der Knall. Es ist diese Nacht, diese Party, die alles verändert im Leben von Fey und Lucas. Fey und ihre Freundin wollen eigentlich nur nach Hause und geraten mitten rein in das Motorradrennen von Lucas und Ben, mitten rein in den Unfall. Mitten rein in ein neues Leben. Und dann treffen Fey und Lucas sich wieder. Obwohl sie sich hassen sollten, sprüht es Funken, und nicht nur vor Wut!


Bewertung:

Auf diesen Roman aufmerksam geworden bin ich über die Verlagsseite der Verlags-Gruppe Oetinger. Der Name der Autorin hat mir erst nicht gesagt, doch als ich mitten im Lesen war ist mir aufgefallen, dass ich schon das Debüt von Angela Kirchner "Über den Dächern wir zwei" mit Begeisterung gelesen habe. Und auch diese ungewöhnliche Liebesgeschichte, eindringlich und wunderbar zart erzählt, ist etwas ganz Besonderes!

Doch zuerst einige Worte zum Cover und der äußerlichen Gestaltung. Ich muss zugeben, dass ich das Cover auf den ersten Blick nicht besonders ansprechend fand. Die rosa, glänzende Schrift mit den verlaufenden Blumen erschienen mir zu aufdringlich, der türkisblaue Stoffstreifen über dem Buchrücken zu kontrastreich und der kartonierte Hintergrund zu schlicht. Auch von der Einbandart, mit festem Karton anstatt einem normalen Buchdecken, hat mich zuerst verwundert. Doch jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass mir die Art, wie sich das Buch von Einband und Titel her von der Masse abhebt, sehr gut gefällt. Sowohl der pinke Titel, der wunderschön glänzt, wenn man ihn ins Licht dreht, als auch der aufdringlich große Titel passen wunderbar zur Handlung und spiegeln die Grundatmosphäre wider: einerseits blumig, zart und schön, anderseits aufdringlich, seltsam und scharfkantig. Einfach wundervoll! Gut gefallen hat mir auch, dass die Schriftart sich mit der Perspektive ändert, so erhalten die Passagen aus Feys Sicht eine größere, rundere Schrift, als die kleingedruckten, eckigen Passagen aus Lucas´ Sicht, sodass man die beiden wunderbar unterscheiden kann und die Perspektivwechsel nicht in Verwirrung ausarten.


Erster Satz: "Ich kann das"


Nach einem recht verwirrenden und abrupt beginnenden Prolog werden wir in eine der wohl ungewöhnlichsten Liebensgeschichten des Jahrhundert eingeführt: zwei verletzte Menschen, die das Schicksal grausam zusammen finden lassen hat und sie dann immer wieder durch zufällige Begegnungen im Alltag konfrontiert. Ein grausames Spiel oder eine Möglichkeit auf Heilung für sie beide?


"Atmen, ich muss atmen.
Es geht nicht. Alles steht in Flammen.
Niemals.
Niemals zuvor.
Niemals zuvor hatte ich solche Schmerzen."



Das ist der Schlüsselmoment der alles verändert: Durch Lucas Svensson sind drei Menschen schwer verletzt worden, als er nach einer Party mit seinem Freund Ben ein Motorradrennen veranstaltet. Schwer verletzt wird er durch sein Gewissen gequält, unfähig aus seinem Loch wieder hinauszuklettern. Als er dann noch erfährt, dass er eines der Mädchen kennt, deren Leben er zerstört hat, reißt es ihm den Boden unter den Füßen weg. Ausgerechnet Fey, der er auf der Party näher gekommen war und die ihm mit ihren pinken Haaren sofort aufgefallen und ihn mit ihrer sarkastischen, lockeren Art fasziniert hat. Als Lucas sie daraufhin aufsucht, um sich zu entschuldigen und sie unglaublich wütend und verletzt wiederfindet, ist es ein Schock für sie beide. Dass sie ihn nun hasst ist verständlich, doch als sich ihre Wege immer wieder kreuzen und obwohl sich beide dagegen wehren, können sie es dennoch nicht verhindern, dass sie sich voneinander angezogen fühlen...


"Ich habe ständig das Bild vor Augen, wie sich rotes Blut mit dem Pink ihrer Haare vermischt. Inzwischen sind ihre Haare blau. Die Farbe wird von Mal zu Mal dunkler, wenn wir uns über den Weg laufen. Das ist ein Stimmungsbarometer für meine Laune, je dunkler ihre Haare, desto schlechter meine... mein... mein Gewissen."


Ich habe die atmosphärische Diskrepanz eben schon angesprochen: das Buch vereint eine unglaublich zerbrechliche Liebe, die am Abgrund aus Gefühlen, Schuld und Verletzungen wandelt, immer in Gefahr abzustürzen. Diesen stetigen Drahtseilakt zwischen Hass und Liebe, Schuld und Vergebung, Täter und Opfer, Licht und Dunkelheit, Lachen und Weinen authentisch darzustellen, erfordert unglaublich viel Fingerspitzengefühl, doch Angela Kirchner meistert das ganz wunderbar. Mit ihrer vorsichtigen, zurückhaltenden Art, Szenen zu konstruieren und ihrem flüssigen Schreibstil, lässt sie die knapp 250 Seiten wie im Fluge vergehen und hält eine knisternde Spannung aufrecht, die durch die leise Tragik der beiden Protagonisten entsteht, während wir Leser hoffen, dass sie die Schwierigkeiten, die ihr Schicksal ihnen in den Weg gelegt haben, zusammen überwinden können und zueinander finden.


Lucas:

"Fey lächelt. Ganz langsam senke ich meinen Kopf. Wie schon heute Nachmittag verändert sich ihr Gesicht auf eine Weise, die ich für die Ewigkeit konservieren möchte. Ich sollte Tesa über den Moment kleben, einen Film darüber drehen, was dieses Lächeln mit ich macht, oder sie einfach darum bitten, mindestens einmal am Tag so zu lächeln. Für den Rest ihres Lebens."


Das wirklich besondere an diesem Buch sind die Charaktere und vor allem deren Verbindungen. Obwohl sich Lucas und Fey die Erzählperspektive teilen, ist er eindeutig der Hauptprotagonist der Geschichte. Als solcher ist er sowas von antiklischeehaft und gespalten, dass er sich unsere Sympathie erst erkämpfen muss. Wir lernen ihn zuerst als gewissenlosen Aufreißer und coolen Typen kennen, dem nichts wichtiger ist als sein Ruf, sein Motorrad und ein wenig Spaß zu haben. Doch nach dem Unfall ändert sich das alles. Seine Schuld drückt ihn in ein tiefes Loch, aus dem ihm weder seine Eltern, noch sein bester Freund Ben heraushelfen können, da er blind vor Verzweiflung jede Hilfe ablehnt und sich nur auf sich selbst konzentriert. Das gerade das Mädchen, dass er durch seine Schuld ebenfalls in einen Abgrund gestoßen hat, ihm dabei helfen wird, den Weg hinaus zu finden, ist eine kranke Fügung des Schicksals, die er niemals erwartet hätte, eben so wenig wie Fey selbst. Im Laufe des Buches wird Lucas immer sympathischer, auch wenn er immer wieder Fehler macht. Er ist sich bewusst, dass er großen Mist gebaut hat und versucht, alles wieder geradezubiegen, wobei er weder auf seine Gesundheit noch auf seine eigenen Gefühlen Rücksicht nimmt. Es ist wirklich beeindruckend, wie er immer wieder aufsteht, sich aufrafft und sich schmerzhaften Dingen stellt und so versucht, seine Schuld abzuarbeiten.


Fey:

"Hey wow! Vorsicht!", sage ich, und ein nervöses Lächeln rutscht mir über die Lippen. Das hier ist viel näher als zu nah. Meine Hände liegen noch auf seiner Brust, ich muss sie wegnehmen, damit seine Wärme mich nicht einfangen kann. Gleich nehme ich sie weg.
Gleich..."



Auch Fey, eigentlich Felicitas Lippkes, ist ein recht zwiespältiger Charakter, den man ebenfalls weder einfach durchschauen noch so schnell ins Herz schließen kann. Trotz der kleinen Passagen aus ihrer Sicht ist sie sehr schwer einzuschätzen, was sie sowohl in Lucas´ als auch in den Augen des Leser sehr interessant macht. Sie versucht zuerst, Lucas für seine Verantwortung zu hassen, man sieht sie dabei aber immer mehr scheitern. Da wir eine wichtige Information über sie erst ganz am Ende erfahren, wirken ihre wechselnden Launen sprunghaft und überraschend, sind aber nur reiner Selbstschutz. Ansonsten ist sie ein erstaunlich lebensfrohes und aufrichtiges Mädchen, wenn man bedenkt, was sie alles hinter sich hat. Sie lässt sich so einfach nicht unterkriegen und beeindruckt so genau wie Lucas mit innerer Stärke.
Gerade die spannende Wendung am Ende reißt die Handlung in eine ganz neue Richtung und man versteht endlich ihr Handeln und die volle Tragik des ganzen. Mich hat es sehr berührt.

Auch Lucas´ Beziehung zu seinem besten Freund Ben ist sehr interessant. Auch er hat große Probleme, die aber in denen von Lucas komplett untergehen, was ihn authentisch mitleiden lässt.
Alle Charaktere sind also wirklich super herausgearbeitet und glaubwürdiger dargestellt, als man das bei so wenigen Seiten und einem solch schwierigen Thema erwarten würde!


"Wenn ich könnte, würde ich all die Bilder und Gedankenfetzen, die mich an den Unfall erinnern, gegen etwas eintauschen, was ... ich weiß nicht... anders schlimm ist. Gegen die Schmerzattacken vom Anfang zum Beispiel. Gegen drei weitere Jahre mit Krücken. Oder gegen eine fette Tracht Prügel. Aber so läuft das nicht. Stattdessen blitzen mehr Erinnerungen auf, wechseln sich im Takt meines Herzschlags ab.
Badumm - badumm - badumm.
Rücklicht - Fiat - Kreuzung.
Badumm - badumm - badumm.
Ampel - dunkel - Schmerz."



An manchen Stellen bemerkt man die Kürze dann aber doch, so sind einige Szenen ein wenig sprunghaft und zwischendrin fehlt ein kleines bisschen Substanz, weshalb ich auch keine vollen 5 Sterne vergeben werde. Trotzdem bin ich rundum begeistert von diesem kleinen Meisterwerk.

Wer also typische Liebesgeschichte erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht werden, viel mehr haben die Protagonisten damit zu kämpfen, mit dem schlimmen Unfall und seinen Folgen klarzukommen, sich ihre Schuld einzugestehen, einander verzeihen zu können und so damit abzuschließen.
Das Ende ist recht offen gehalten, was in dem Fall genau richtig gewählt ist. Alle wichtigen Fragen sind geklärt und der Grundkonflikt hat sein Ende gefunden, wie genau sich die Dinge aber noch entwickeln werden, wird offen gelassen, sodass wir Lucas und Fey alleine den Rest ihres Wegs gehen lassen.


Fazit:

Dieser wundervolle Roman zeichnet das Bild eine unglaublich zerbrechliche Liebe, die am Abgrund aus Gefühlen, Schuld und Verletzungen wandelt, immer in Gefahr abzustürzen und zeigt auf, wie schwierig der Prozess der Heilung nach einem schweren Unfall sein kann und wie wichtig es ist, einander und vor allem sich selbst verzeihen zu können.
Grandios!

Veröffentlicht am 29.10.2017

Eine zerbrechliche Liebe am Abgrund

Viel näher als zu nah
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Allgemeines:

Titel: Viel näher als zu nah
Autor: Angela Kirchner
Verlag: Dressler (25. September 2017)
Genre: Roman
ISBN-10: 3791500570
ISBN-13: 978-3791500577
ASIN: B071NPMSXV
Seitenzahl: 256 Seiten
Vom ...

Allgemeines:

Titel: Viel näher als zu nah
Autor: Angela Kirchner
Verlag: Dressler (25. September 2017)
Genre: Roman
ISBN-10: 3791500570
ISBN-13: 978-3791500577
ASIN: B071NPMSXV
Seitenzahl: 256 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre
Preis: 11,99€ (Kindle-Edition)
16,99€ (Gebundene Ausgabe)




Inhalt:

Am Anfang war der Knall. Es ist diese Nacht, diese Party, die alles verändert im Leben von Fey und Lucas. Fey und ihre Freundin wollen eigentlich nur nach Hause und geraten mitten rein in das Motorradrennen von Lucas und Ben, mitten rein in den Unfall. Mitten rein in ein neues Leben. Und dann treffen Fey und Lucas sich wieder. Obwohl sie sich hassen sollten, sprüht es Funken, und nicht nur vor Wut!


Bewertung:

Auf diesen Roman aufmerksam geworden bin ich über die Verlagsseite der Verlags-Gruppe Oetinger. Der Name der Autorin hat mir erst nicht gesagt, doch als ich mitten im Lesen war ist mir aufgefallen, dass ich schon das Debüt von Angela Kirchner "Über den Dächern wir zwei" mit Begeisterung gelesen habe. Und auch diese ungewöhnliche Liebesgeschichte, eindringlich und wunderbar zart erzählt, ist etwas ganz Besonderes!

Doch zuerst einige Worte zum Cover und der äußerlichen Gestaltung. Ich muss zugeben, dass ich das Cover auf den ersten Blick nicht besonders ansprechend fand. Die rosa, glänzende Schrift mit den verlaufenden Blumen erschienen mir zu aufdringlich, der türkisblaue Stoffstreifen über dem Buchrücken zu kontrastreich und der kartonierte Hintergrund zu schlicht. Auch von der Einbandart, mit festem Karton anstatt einem normalen Buchdecken, hat mich zuerst verwundert. Doch jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass mir die Art, wie sich das Buch von Einband und Titel her von der Masse abhebt, sehr gut gefällt. Sowohl der pinke Titel, der wunderschön glänzt, wenn man ihn ins Licht dreht, als auch der aufdringlich große Titel passen wunderbar zur Handlung und spiegeln die Grundatmosphäre wider: einerseits blumig, zart und schön, anderseits aufdringlich, seltsam und scharfkantig. Einfach wundervoll! Gut gefallen hat mir auch, dass die Schriftart sich mit der Perspektive ändert, so erhalten die Passagen aus Feys Sicht eine größere, rundere Schrift, als die kleingedruckten, eckigen Passagen aus Lucas´ Sicht, sodass man die beiden wunderbar unterscheiden kann und die Perspektivwechsel nicht in Verwirrung ausarten.


Erster Satz: "Ich kann das"


Nach einem recht verwirrenden und abrupt beginnenden Prolog werden wir in eine der wohl ungewöhnlichsten Liebensgeschichten des Jahrhundert eingeführt: zwei verletzte Menschen, die das Schicksal grausam zusammen finden lassen hat und sie dann immer wieder durch zufällige Begegnungen im Alltag konfrontiert. Ein grausames Spiel oder eine Möglichkeit auf Heilung für sie beide?


"Atmen, ich muss atmen.
Es geht nicht. Alles steht in Flammen.
Niemals.
Niemals zuvor.
Niemals zuvor hatte ich solche Schmerzen."



Das ist der Schlüsselmoment der alles verändert: Durch Lucas Svensson sind drei Menschen schwer verletzt worden, als er nach einer Party mit seinem Freund Ben ein Motorradrennen veranstaltet. Schwer verletzt wird er durch sein Gewissen gequält, unfähig aus seinem Loch wieder hinauszuklettern. Als er dann noch erfährt, dass er eines der Mädchen kennt, deren Leben er zerstört hat, reißt es ihm den Boden unter den Füßen weg. Ausgerechnet Fey, der er auf der Party näher gekommen war und die ihm mit ihren pinken Haaren sofort aufgefallen und ihn mit ihrer sarkastischen, lockeren Art fasziniert hat. Als Lucas sie daraufhin aufsucht, um sich zu entschuldigen und sie unglaublich wütend und verletzt wiederfindet, ist es ein Schock für sie beide. Dass sie ihn nun hasst ist verständlich, doch als sich ihre Wege immer wieder kreuzen und obwohl sich beide dagegen wehren, können sie es dennoch nicht verhindern, dass sie sich voneinander angezogen fühlen...


"Ich habe ständig das Bild vor Augen, wie sich rotes Blut mit dem Pink ihrer Haare vermischt. Inzwischen sind ihre Haare blau. Die Farbe wird von Mal zu Mal dunkler, wenn wir uns über den Weg laufen. Das ist ein Stimmungsbarometer für meine Laune, je dunkler ihre Haare, desto schlechter meine... mein... mein Gewissen."



Ich habe die atmosphärische Diskrepanz eben schon angesprochen: das Buch vereint eine unglaublich zerbrechliche Liebe, die am Abgrund aus Gefühlen, Schuld und Verletzungen wandelt, immer in Gefahr abzustürzen. Diesen stetigen Drahtseilakt zwischen Hass und Liebe, Schuld und Vergebung, Täter und Opfer, Licht und Dunkelheit, Lachen und Weinen authentisch darzustellen, erfordert unglaublich viel Fingerspitzengefühl, doch Angela Kirchner meistert das ganz wunderbar. Mit ihrer vorsichtigen, zurückhaltenden Art, Szenen zu konstruieren und ihrem flüssigen Schreibstil, lässt sie die knapp 250 Seiten wie im Fluge vergehen und hält eine knisternde Spannung aufrecht, die durch die leise Tragik der beiden Protagonisten entsteht, während wir Leser hoffen, dass sie die Schwierigkeiten, die ihr Schicksal ihnen in den Weg gelegt haben, zusammen überwinden können und zueinander finden.


Lucas:

"Fey lächelt. Ganz langsam senke ich meinen Kopf. Wie schon heute Nachmittag verändert sich ihr Gesicht auf eine Weise, die ich für die Ewigkeit konservieren möchte. Ich sollte Tesa über den Moment kleben, einen Film darüber drehen, was dieses Lächeln mit ich macht, oder sie einfach darum bitten, mindestens einmal am Tag so zu lächeln. Für den Rest ihres Lebens."


Das wirklich besondere an diesem Buch sind die Charaktere und vor allem deren Verbindungen. Obwohl sich Lucas und Fey die Erzählperspektive teilen, ist er eindeutig der Hauptprotagonist der Geschichte. Als solcher ist er sowas von antiklischeehaft und gespalten, dass er sich unsere Sympathie erst erkämpfen muss. Wir lernen ihn zuerst als gewissenlosen Aufreißer und coolen Typen kennen, dem nichts wichtiger ist als sein Ruf, sein Motorrad und ein wenig Spaß zu haben. Doch nach dem Unfall ändert sich das alles. Seine Schuld drückt ihn in ein tiefes Loch, aus dem ihm weder seine Eltern, noch sein bester Freund Ben heraushelfen können, da er blind vor Verzweiflung jede Hilfe ablehnt und sich nur auf sich selbst konzentriert. Das gerade das Mädchen, dass er durch seine Schuld ebenfalls in einen Abgrund gestoßen hat, ihm dabei helfen wird, den Weg hinaus zu finden, ist eine kranke Fügung des Schicksals, die er niemals erwartet hätte, eben so wenig wie Fey selbst. Im Laufe des Buches wird Lucas immer sympathischer, auch wenn er immer wieder Fehler macht. Er ist sich bewusst, dass er großen Mist gebaut hat und versucht, alles wieder geradezubiegen, wobei er weder auf seine Gesundheit noch auf seine eigenen Gefühlen Rücksicht nimmt. Es ist wirklich beeindruckend, wie er immer wieder aufsteht, sich aufrafft und sich schmerzhaften Dingen stellt und so versucht, seine Schuld abzuarbeiten.


Fey:

"Hey wow! Vorsicht!", sage ich, und ein nervöses Lächeln rutscht mir über die Lippen. Das hier ist viel näher als zu nah. Meine Hände liegen noch auf seiner Brust, ich muss sie wegnehmen, damit seine Wärme mich nicht einfangen kann. Gleich nehme ich sie weg.
Gleich..."



Auch Fey, eigentlich Felicitas Lippkes, ist ein recht zwiespältiger Charakter, den man ebenfalls weder einfach durchschauen noch so schnell ins Herz schließen kann. Trotz der kleinen Passagen aus ihrer Sicht ist sie sehr schwer einzuschätzen, was sie sowohl in Lucas´ als auch in den Augen des Leser sehr interessant macht. Sie versucht zuerst, Lucas für seine Verantwortung zu hassen, man sieht sie dabei aber immer mehr scheitern. Da wir eine wichtige Information über sie erst ganz am Ende erfahren, wirken ihre wechselnden Launen sprunghaft und überraschend, sind aber nur reiner Selbstschutz. Ansonsten ist sie ein erstaunlich lebensfrohes und aufrichtiges Mädchen, wenn man bedenkt, was sie alles hinter sich hat. Sie lässt sich so einfach nicht unterkriegen und beeindruckt so genau wie Lucas mit innerer Stärke.
Gerade die spannende Wendung am Ende reißt die Handlung in eine ganz neue Richtung und man versteht endlich ihr Handeln und die volle Tragik des ganzen. Mich hat es sehr berührt.

Auch Lucas´ Beziehung zu seinem besten Freund Ben ist sehr interessant. Auch er hat große Probleme, die aber in denen von Lucas komplett untergehen, was ihn authentisch mitleiden lässt.
Alle Charaktere sind also wirklich super herausgearbeitet und glaubwürdiger dargestellt, als man das bei so wenigen Seiten und einem solch schwierigen Thema erwarten würde!


"Wenn ich könnte, würde ich all die Bilder und Gedankenfetzen, die mich an den Unfall erinnern, gegen etwas eintauschen, was ... ich weiß nicht... anders schlimm ist. Gegen die Schmerzattacken vom Anfang zum Beispiel. Gegen drei weitere Jahre mit Krücken. Oder gegen eine fette Tracht Prügel. Aber so läuft das nicht. Stattdessen blitzen mehr Erinnerungen auf, wechseln sich im Takt meines Herzschlags ab.
Badumm - badumm - badumm.
Rücklicht - Fiat - Kreuzung.
Badumm - badumm - badumm.
Ampel - dunkel - Schmerz."



An manchen Stellen bemerkt man die Kürze dann aber doch, so sind einige Szenen ein wenig sprunghaft und zwischendrin fehlt ein kleines bisschen Substanz, weshalb ich auch keine vollen 5 Sterne vergeben werde. Trotzdem bin ich rundum begeistert von diesem kleinen Meisterwerk.

Wer also typische Liebesgeschichte erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht werden, viel mehr haben die Protagonisten damit zu kämpfen, mit dem schlimmen Unfall und seinen Folgen klarzukommen, sich ihre Schuld einzugestehen, einander verzeihen zu können und so damit abzuschließen.
Das Ende ist recht offen gehalten, was in dem Fall genau richtig gewählt ist. Alle wichtigen Fragen sind geklärt und der Grundkonflikt hat sein Ende gefunden, wie genau sich die Dinge aber noch entwickeln werden, wird offen gelassen, sodass wir Lucas und Fey alleine den Rest ihres Wegs gehen lassen.


Fazit:

Dieser wundervolle Roman zeichnet das Bild eine unglaublich zerbrechliche Liebe, die am Abgrund aus Gefühlen, Schuld und Verletzungen wandelt, immer in Gefahr abzustürzen und zeigt auf, wie schwierig der Prozess der Heilung nach einem schweren Unfall sein kann und wie wichtig es ist, einander und vor allem sich selbst verzeihen zu können.
Grandios!

Veröffentlicht am 27.10.2017

Episch, himmlisch und voller spannender Wendungen

Engelslicht
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Allgemeines:

Titel: Engelslicht
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (13. Juli 2015)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453316665
ISBN-13: 978-3453316669
ASIN: B00CWZLIFC
Seitenzahl: 416 Seiten
Originaltitel: ...

Allgemeines:

Titel: Engelslicht
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (13. Juli 2015)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453316665
ISBN-13: 978-3453316669
ASIN: B00CWZLIFC
Seitenzahl: 416 Seiten
Originaltitel: Rapture
Preis: 7,99€ (Kindle-Edition)
8,99€ (Taschenbuch)
16,99€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: "Engelsnacht", "Engelsmorgen", "Engelsflammen"



Inhalt:

Diese Liebe bringt die Welt ins Wanken

Neun Tage. Nur neun Tage haben Daniel, Luce und ihre Mitstreiter Zeit, drei wertvolle Reliquien zu finden und zum Berg Sinai zu bringen. Sollten sie scheitern, fällt die Welt endgültig Luzifer anheim. Doch die Zeit läuft ihnen davon, und die Suche bringt sie mehr als einmal in tödliche Gefahr. Schließlich sind auch Engel nicht unsterblich. Und Luce begreift endlich, wer sie wirklich ist – eine Erkenntnis, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Liebe zu Daniel für immer verändert ...


Bewertung:

DISCLAIMER: Achtung! Diese Rezension enthält große Spoiler für all jene, die die Vorgänger "Engelsnacht", "Engelsmorgen" und "Engelsflammen" noch nicht gelesen haben! Solltest Du dazu gehören, rate ich Dir schleunigst mit dem Lesen dieser Rezension aufzuhören!

Nun bin ich beim letzten, finalen Teil der Engelssaga angekommen, zu der sich meine Meinung während des Lesens im ständigen Wechselspiel geändert hat. Nach einem durchwachsenen 1. und 2. Teil konnte mich der dritte Teil mit seiner wunderschönen, kunterbunten und quietschlebendigen Zeitreise-Mystik begeistern, während der letzte Teil hier eine ganz andere Schiene auffährt: episch, himmlisch und voller spannender Wendungen findet die Reihe um Luce´ und Daniels Liebe ihr Ende!


"Er bedeutete ihr alles, so wie sie ihm alles bedeutete. Die einzige Möglichkeit, dieses tiefe Maß ihrer Liebe zu erleben, bestand darin, jeden neuen Moment gemeinsam zu beginnen, als sei die Zeit aus Wolken gemacht. Und Luce wusste, dass sie und Daniel alles für ihre Liebe riskieren würde, wenn es unvermeidlich war."


Doch ich will mal wieder mit meiner Meinung zum Cover beginnen. Mit dem perfekt in die Reihe passenden Layout und Design, bei dem diesmal vor allem die weiß/dunkle Farbgebung im Vordergrund steht, finde ich dieses Cover das gelungenste der Reihe. Wo das Mädchen auf den vorangegangenen Bildern immer ein schwarzes Kleid getragen hat und durch andere Farbkleckse hervorgehoben wurde, so trägt dasselbe mystische Mädchen nun ein schlichtes weißes Kleid, das sich stark von der dunklen Felslandschaft im Hintergrund abhebt. Die extremen Kontraste zwischen Dunkel und Hell, die auch diesmal wieder eine geheimnisvolle Atmosphäre schaffen, wird auch durch den nun silber-weiß glänzenden Titel unterstrichen. Das Mädchen dreht uns hier den Rücken zu, ihr wahres Gesicht hat sie uns nie gezeigt, was wunderbar zur Handlung passt und perfekt mit der Tatsache harmoniert, dass ihr Kleid nun weiß ist. Angesichts der epischen Entwicklungen hätte ich mir vielleicht ein etwas individuelleres Coverdesign für diesen Teil gewünscht, etwas Besonderes, dass es von den anderen Bänden etwas abhebt. So wirkt es zwar sehr düster und unheilvoll, jedoch auch ein wenig trist und fade. Den Titel "Engelslicht" hingegen könnte zutreffender nicht sein, denn "Licht" ist mit "Liebe" und "Daniel" wohl das am meisten widerholte Substantiv des Buches


Erste Sätze: "Zuerst war da Stille ...
In dem Raum zwischen dem Himmel und dem Sturz, weit in der unendlichen Ferne, gab es einen Augenblick, da das herrliche Summen des Himmels verstummte und durch eine Stille ersetzt wurde, die so absolut war, dass Daniels Seele angestrengt auf den leisesten Laut horchte."



Wir beginnen diesen Band direkt pompös, verheißungsvoll und himmlisch mit dem Engelssturz, dem Beginn der Zeitrechnung. Nach dem Prolog hält sich die Autorin nicht lange mit Alltagsdingen auf, wie sie es in Band 1 und 2 gemacht hat, sondern lässt ihre Protagonisten auf abenteuerliche Art und Weise losstürzen um das Problem zu lösen, dass sich nach Luce´ Rückkehr aus den Verkündern ihrer Vergangenheit aufgetan hat: Nach über siebentausend Jahren will Luzifer erneut die Engel vom Himmel auf die Erde fallen lassen um die gesamte Zeitrechnung der Weltgeschichte zurück zu setzten. Um das zu verhindern und alles zu retten, was ihnen lieb ist, machen sich Luce, Daniel, Cam, Molly, Gabbe, Anabelle, Arianne und andere Mitstreiter auf den Weg, drei wertvolle Reliquien zu finden und zum Berg Sinai zu bringen und ihn so aufzuhalten. Es beginnt ein spannender Wettlauf gegen die Zeit, bei dem alles auf dem Spiel steht, was jemals wichtig war...


"Auf einer Wäscheleine ein Stockwerk über ihr sang eine Drossel und auf der anderen Seite des Kanals stand eine Reihe schmaler, pastellfarbener Häuser. Es war bezaubernd, gewiss, das Traum-Venedig der meisten Menschen, aber Luce war nicht als Touristin hier. Sie und Daniel waren hier, um ihre Geschichte zu retten und die Geschichte der Welt. Und die Uhr tickte!"


In einem temporeichen Hin und Her schafft es Lauren Kate, die Spannung immer hoch zu halten, ihre Geschichte mit viel Geschick weiterzuspinnen und dabei den Horizont, das Ausmaß der Handlung enorm zu erweitern, während sie alle verbliebenen Fragen beantwortet und wir endlich erfahren, was Lucindas wahres Schicksal im Gefüge des Himmels und der Welt ist. Ich will an dieser Stelle gar nicht zu viel verraten, auf jeden Fall hat mir diese Entwicklung sehr gefallen, sowohl in ihrer Darstellung als auch in der gesamten Auswirkung auf den weiteren Plotverlauf.

Ich gebe zu, dass ich schon von Anfang an eine Ahnung in diese Richtung hatte, was mich aber nicht gelangweilt, sondern nur noch mehr angetrieben hat, herauszufinden, ob ich wirklich richtig liege. Am Ende haben mir noch einige kleinere Details für ein wirklich vollständiges Gesamtbild gefehlt, weshalb ich auch nicht volle 5 Sterne geben werde, diese Kritik ist aber nur unwesentlich.


"Cam drehte sich zu Luce um. "Du bist die Schachfigur, um die alle Kräfte des Guten und des Bösen kämpfen. Und alle Kräfte dazwischen..."


Super gefallen hat mir wieder der Schreibstil, der sehr ähnlich und beständig innerhalb der Reihe mit vielen Gänsehautsätzen begeistert und hier eindeutig an Tempo zulegt, ohne den Plot gehetzt wirken zu lassen. Die vielen abwechslungsreichen Szenen rund um den Globus, garniert mit Erinnerungen aus allen möglichen Zeiten haben immer einen roter Faden an romantischer Atmosphäre in sich, sodass man sich als Leser rundum unterhalten und wohl fühlen kann. Mit viel Fingerspitzengefühl umgarnt Lauren Kate den Leser, quält ihn nach jedem Erfolg mit mindestens einem Fehlschlag und hetzt uns durch die immer knapper werdende Zeit. Wir begleiten unsere Protagonisten, während sie neue Verbündete gewinnen, auf alte Feinde treffen, kämpfen, sterben, leiden, lieben und schließlich gewinnen.


"Luce stieg durch die Dunkelheit berauscht in die Höhe. Sie war so schwerelos wie der Wind. Ein einziger Stern hing in der Mitte des dunkelblauen Himmels, hoch über dem hellen Band am Horizont in den Farben des Regenbogens. Funkelnde Lichter auf dem dunklen Boden schienen unglaublich weit entfernt zu sein. Luce war in einer anderen Welt, stieg in die Unendlichkeit auf, erhellt von Schein strahlender silberner Flügel..."


Luce und die anderen Charaktere haben mir immer besser gefallen, auch wenn sie alle von der enorm einnehmenden Handlung ein klein wenig in den Hintergrund gedrängt werden. Wunderbar mit anzusehen war es, dass Luce endlich ihre verdienten Antworten erhält und ganz zu sich selbst wird. Schon in Band 3 konnte sie immer mehr über sich erfahren, sich an wichtige Schlüsselmomente ihres Lebens erinnern, doch hier begreift sie endlich, wer oder was sie wirklich ist und welche Rolle sie zu spielen hat. Das gibt ihr einerseits die Freiheit, endlich ihren Fluch beenden und in Gewissheit leben zu können, auf der anderen Seite liegt eine große Verantwortung auf ihr, denn nur sie alleine kann Luzifer aufhalten...


"Sie hatte plötzlich ein ausgeprägtes Gefühl dafür, wer sie war - und sie war nicht nur Luce Price aus Thunderbolt, Georgia. Sie war jedes Mädchen, das sie je gewesen war, eine Verschmelzung von Erfahrungen, Fehlern, Erfolgen und vor allem Liebe. Sie war Lucinda."



Diesmal beschränkt sich der personale Erzähler -abgesehen vom kurzen Prolog und Epilog- wieder nur auf Luce´ Sicht, sodass Daniel nicht mehr zum Zuge kommt. Nachdem Daniels Hintergründe und Handlungsmotivationen im dritten Teil besser erläutert wurden, konnte ich jedoch meine leichte Aversionen gegen ihn ablegen und ihn zusammen mit Luce anschmachten.
Besonders gut gefallen hat mir aber Luzifers Charakter, der diesmal an der Reihe ist, genauer unter die Lupe genommen zu werden. Dabei rücken Cam und Luce´ andere Freunde leider total in den Hintergrund, was aber verständlich ist, denn was will man von 410 Seiten auch alles erwarten... Sehr berührend wird es, als die letzte Schlacht einige Altbekannte auf den Plan ruft und einige Opfer verlangt werden. Auch die Outcasts, denen wir bereits in anderen Teilen der Geschichte begegnet sind, werden ihre Rolle im großen Spiel des Lebens einnehmen. Wie all das mit einer geheimnisvollen Bibliothekarin und ihrer verrückten Schwester zusammen hängt, erfahrt ihr, wenn ihr das Buch lest...


"Und der Himmel weine, als er die Sünden seiner Kinder sah.
Die Worte waren kaum zu verstehen. Die Erinnerung kam schneller, ... es war vor langer Zeit geschehen. Sie hatte alles schon einmal durchgemacht, war gefesselt und dann freigelassen worden.“



Minimal überzogen fand ich gegen Ende, dass sich sogar Gott einmischt. Natürlich hat es recht gut in die Handlung gepasst, ich bin bei expliziten Darstellung von Gottheiten in fiktionalen Büchern jedoch immer ein wenig skeptisch, da ich es allgemein schwierig finde, ein so sensibles Thema wie Religion auf diese Weise in die Geschichte mit einzubauen. Engel und Luzifer sind da eine Sache, aber Gott als handelnde Figur...?

Das Ende präsentiert sich dann -nach einem finalen Show-Down, wie er im Buche steht- eher zurückhaltend, leicht offen und zugegebener Weise anders, als ich es mir erhofft hatte. Trotzdem natürlich ein Happy End, das sogar vergleichsweise realistisch erscheint und dadurch glänzt, dass damit wohl niemand gerechnet hat.

So beendete ich das Buch zufrieden aber trotzdem mit dem bitteren Beigeschmack, dass ausgerechnet die Liebe, die sie ansonsten alle Hindernisse überwinden ließ, hier so viele Opfer gefordert hat.

Zum Schluss noch mein absolutes Lieblingszitat:

"Licht.
"Luce?" Daniels Stimme klang weit entfernt. Starb sie? Sie fühlte sich plötzlich elektrisiert, als sei der Daumenabdruck auf ihrer Stirn ein Zündungsschalter und als hätte Dee ihre Seele in Gang gesetzt. "Ist das ein weiteres Zeitbeben?", fragte sie, obwohl der Himmel nicht grau war, sondern strahlend weiß. So hell dass sie Daniel oder einen der anderen Engel ringsum nicht sehen konnte. "Nein." Rolands Stimme.
"Das bist du, Luce."
(...)
Jetzt ist für dich die Zeit gekommen zu erwachen."




Fazit:

Nach einigen heftigen Anlaufschwierigkeiten hat mich die Saga um Luce und Daniel nun doch noch erwischt. So konnte mich "Engelslicht" als äußerst packendes Finale überzeugen, dass bis zum Ende spannend bleibt und viele neue Ideen aufweist.
Episch, himmlisch und voller spannender Wendungen findet die Reihe um Luce´ und Daniels Liebe ihr Ende!
Eine klare Empfehlung an alle Fans von Fantasy und Liebesgeschichten.

Veröffentlicht am 27.10.2017

Episch, himmlisch und voller spannender Wendungen

Engelslicht
0

Allgemeines:

Titel: Engelslicht
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (13. Juli 2015)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453316665
ISBN-13: 978-3453316669
ASIN: B00CWZLIFC
Seitenzahl: 416 Seiten
Originaltitel: ...

Allgemeines:

Titel: Engelslicht
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (13. Juli 2015)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453316665
ISBN-13: 978-3453316669
ASIN: B00CWZLIFC
Seitenzahl: 416 Seiten
Originaltitel: Rapture
Preis: 7,99€ (Kindle-Edition)
8,99€ (Taschenbuch)
16,99€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: "Engelsnacht", "Engelsmorgen", "Engelsflammen"



Inhalt:

Diese Liebe bringt die Welt ins Wanken

Neun Tage. Nur neun Tage haben Daniel, Luce und ihre Mitstreiter Zeit, drei wertvolle Reliquien zu finden und zum Berg Sinai zu bringen. Sollten sie scheitern, fällt die Welt endgültig Luzifer anheim. Doch die Zeit läuft ihnen davon, und die Suche bringt sie mehr als einmal in tödliche Gefahr. Schließlich sind auch Engel nicht unsterblich. Und Luce begreift endlich, wer sie wirklich ist – eine Erkenntnis, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Liebe zu Daniel für immer verändert ...


Bewertung:

DISCLAIMER: Achtung! Diese Rezension enthält große Spoiler für all jene, die die Vorgänger "Engelsnacht", "Engelsmorgen" und "Engelsflammen" noch nicht gelesen haben! Solltest Du dazu gehören, rate ich Dir schleunigst mit dem Lesen dieser Rezension aufzuhören!

Nun bin ich beim letzten, finalen Teil der Engelssaga angekommen, zu der sich meine Meinung während des Lesens im ständigen Wechselspiel geändert hat. Nach einem durchwachsenen 1. und 2. Teil konnte mich der dritte Teil mit seiner wunderschönen, kunterbunten und quietschlebendigen Zeitreise-Mystik begeistern, während der letzte Teil hier eine ganz andere Schiene auffährt: episch, himmlisch und voller spannender Wendungen findet die Reihe um Luce´ und Daniels Liebe ihr Ende!


"Er bedeutete ihr alles, so wie sie ihm alles bedeutete. Die einzige Möglichkeit, dieses tiefe Maß ihrer Liebe zu erleben, bestand darin, jeden neuen Moment gemeinsam zu beginnen, als sei die Zeit aus Wolken gemacht. Und Luce wusste, dass sie und Daniel alles für ihre Liebe riskieren würde, wenn es unvermeidlich war."


Doch ich will mal wieder mit meiner Meinung zum Cover beginnen. Mit dem perfekt in die Reihe passenden Layout und Design, bei dem diesmal vor allem die weiß/dunkle Farbgebung im Vordergrund steht, finde ich dieses Cover das gelungenste der Reihe. Wo das Mädchen auf den vorangegangenen Bildern immer ein schwarzes Kleid getragen hat und durch andere Farbkleckse hervorgehoben wurde, so trägt dasselbe mystische Mädchen nun ein schlichtes weißes Kleid, das sich stark von der dunklen Felslandschaft im Hintergrund abhebt. Die extremen Kontraste zwischen Dunkel und Hell, die auch diesmal wieder eine geheimnisvolle Atmosphäre schaffen, wird auch durch den nun silber-weiß glänzenden Titel unterstrichen. Das Mädchen dreht uns hier den Rücken zu, ihr wahres Gesicht hat sie uns nie gezeigt, was wunderbar zur Handlung passt und perfekt mit der Tatsache harmoniert, dass ihr Kleid nun weiß ist. Angesichts der epischen Entwicklungen hätte ich mir vielleicht ein etwas individuelleres Coverdesign für diesen Teil gewünscht, etwas Besonderes, dass es von den anderen Bänden etwas abhebt. So wirkt es zwar sehr düster und unheilvoll, jedoch auch ein wenig trist und fade. Den Titel "Engelslicht" hingegen könnte zutreffender nicht sein, denn "Licht" ist mit "Liebe" und "Daniel" wohl das am meisten widerholte Substantiv des Buches


Erste Sätze: "Zuerst war da Stille ...
In dem Raum zwischen dem Himmel und dem Sturz, weit in der unendlichen Ferne, gab es einen Augenblick, da das herrliche Summen des Himmels verstummte und durch eine Stille ersetzt wurde, die so absolut war, dass Daniels Seele angestrengt auf den leisesten Laut horchte."



Wir beginnen diesen Band direkt pompös, verheißungsvoll und himmlisch mit dem Engelssturz, dem Beginn der Zeitrechnung. Nach dem Prolog hält sich die Autorin nicht lange mit Alltagsdingen auf, wie sie es in Band 1 und 2 gemacht hat, sondern lässt ihre Protagonisten auf abenteuerliche Art und Weise losstürzen um das Problem zu lösen, dass sich nach Luce´ Rückkehr aus den Verkündern ihrer Vergangenheit aufgetan hat: Nach über siebentausend Jahren will Luzifer erneut die Engel vom Himmel auf die Erde fallen lassen um die gesamte Zeitrechnung der Weltgeschichte zurück zu setzten. Um das zu verhindern und alles zu retten, was ihnen lieb ist, machen sich Luce, Daniel, Cam, Molly, Gabbe, Anabelle, Arianne und andere Mitstreiter auf den Weg, drei wertvolle Reliquien zu finden und zum Berg Sinai zu bringen und ihn so aufzuhalten. Es beginnt ein spannender Wettlauf gegen die Zeit, bei dem alles auf dem Spiel steht, was jemals wichtig war...


"Auf einer Wäscheleine ein Stockwerk über ihr sang eine Drossel und auf der anderen Seite des Kanals stand eine Reihe schmaler, pastellfarbener Häuser. Es war bezaubernd, gewiss, das Traum-Venedig der meisten Menschen, aber Luce war nicht als Touristin hier. Sie und Daniel waren hier, um ihre Geschichte zu retten und die Geschichte der Welt. Und die Uhr tickte!"


In einem temporeichen Hin und Her schafft es Lauren Kate, die Spannung immer hoch zu halten, ihre Geschichte mit viel Geschick weiterzuspinnen und dabei den Horizont, das Ausmaß der Handlung enorm zu erweitern, während sie alle verbliebenen Fragen beantwortet und wir endlich erfahren, was Lucindas wahres Schicksal im Gefüge des Himmels und der Welt ist. Ich will an dieser Stelle gar nicht zu viel verraten, auf jeden Fall hat mir diese Entwicklung sehr gefallen, sowohl in ihrer Darstellung als auch in der gesamten Auswirkung auf den weiteren Plotverlauf.

Ich gebe zu, dass ich schon von Anfang an eine Ahnung in diese Richtung hatte, was mich aber nicht gelangweilt, sondern nur noch mehr angetrieben hat, herauszufinden, ob ich wirklich richtig liege. Am Ende haben mir noch einige kleinere Details für ein wirklich vollständiges Gesamtbild gefehlt, weshalb ich auch nicht volle 5 Sterne geben werde, diese Kritik ist aber nur unwesentlich.


"Cam drehte sich zu Luce um. "Du bist die Schachfigur, um die alle Kräfte des Guten und des Bösen kämpfen. Und alle Kräfte dazwischen..."


Super gefallen hat mir wieder der Schreibstil, der sehr ähnlich und beständig innerhalb der Reihe mit vielen Gänsehautsätzen begeistert und hier eindeutig an Tempo zulegt, ohne den Plot gehetzt wirken zu lassen. Die vielen abwechslungsreichen Szenen rund um den Globus, garniert mit Erinnerungen aus allen möglichen Zeiten haben immer einen roter Faden an romantischer Atmosphäre in sich, sodass man sich als Leser rundum unterhalten und wohl fühlen kann. Mit viel Fingerspitzengefühl umgarnt Lauren Kate den Leser, quält ihn nach jedem Erfolg mit mindestens einem Fehlschlag und hetzt uns durch die immer knapper werdende Zeit. Wir begleiten unsere Protagonisten, während sie neue Verbündete gewinnen, auf alte Feinde treffen, kämpfen, sterben, leiden, lieben und schließlich gewinnen.


"Luce stieg durch die Dunkelheit berauscht in die Höhe. Sie war so schwerelos wie der Wind. Ein einziger Stern hing in der Mitte des dunkelblauen Himmels, hoch über dem hellen Band am Horizont in den Farben des Regenbogens. Funkelnde Lichter auf dem dunklen Boden schienen unglaublich weit entfernt zu sein. Luce war in einer anderen Welt, stieg in die Unendlichkeit auf, erhellt von Schein strahlender silberner Flügel..."


Luce und die anderen Charaktere haben mir immer besser gefallen, auch wenn sie alle von der enorm einnehmenden Handlung ein klein wenig in den Hintergrund gedrängt werden. Wunderbar mit anzusehen war es, dass Luce endlich ihre verdienten Antworten erhält und ganz zu sich selbst wird. Schon in Band 3 konnte sie immer mehr über sich erfahren, sich an wichtige Schlüsselmomente ihres Lebens erinnern, doch hier begreift sie endlich, wer oder was sie wirklich ist und welche Rolle sie zu spielen hat. Das gibt ihr einerseits die Freiheit, endlich ihren Fluch beenden und in Gewissheit leben zu können, auf der anderen Seite liegt eine große Verantwortung auf ihr, denn nur sie alleine kann Luzifer aufhalten...


"Sie hatte plötzlich ein ausgeprägtes Gefühl dafür, wer sie war - und sie war nicht nur Luce Price aus Thunderbolt, Georgia. Sie war jedes Mädchen, das sie je gewesen war, eine Verschmelzung von Erfahrungen, Fehlern, Erfolgen und vor allem Liebe. Sie war Lucinda."


Diesmal beschränkt sich der personale Erzähler -abgesehen vom kurzen Prolog und Epilog- wieder nur auf Luce´ Sicht, sodass Daniel nicht mehr zum Zuge kommt. Nachdem Daniels Hintergründe und Handlungsmotivationen im dritten Teil besser erläutert wurden, konnte ich jedoch meine leichte Aversionen gegen ihn ablegen und ihn zusammen mit Luce anschmachten.
Besonders gut gefallen hat mir aber Luzifers Charakter, der diesmal an der Reihe ist, genauer unter die Lupe genommen zu werden. Dabei rücken Cam und Luce´ andere Freunde leider total in den Hintergrund, was aber verständlich ist, denn was will man von 410 Seiten auch alles erwarten... Sehr berührend wird es, als die letzte Schlacht einige Altbekannte auf den Plan ruft und einige Opfer verlangt werden. Auch die Outcasts, denen wir bereits in anderen Teilen der Geschichte begegnet sind, werden ihre Rolle im großen Spiel des Lebens einnehmen. Wie all das mit einer geheimnisvollen Bibliothekarin und ihrer verrückten Schwester zusammen hängt, erfahrt ihr, wenn ihr das Buch lest...


"Und der Himmel weine, als er die Sünden seiner Kinder sah.
Die Worte waren kaum zu verstehen. Die Erinnerung kam schneller, ... es war vor langer Zeit geschehen. Sie hatte alles schon einmal durchgemacht, war gefesselt und dann freigelassen worden.“



Minimal überzogen fand ich gegen Ende, dass sich sogar Gott einmischt. Natürlich hat es recht gut in die Handlung gepasst, ich bin bei expliziten Darstellung von Gottheiten in fiktionalen Büchern jedoch immer ein wenig skeptisch, da ich es allgemein schwierig finde, ein so sensibles Thema wie Religion auf diese Weise in die Geschichte mit einzubauen. Engel und Luzifer sind da eine Sache, aber Gott als handelnde Figur...?

Das Ende präsentiert sich dann -nach einem finalen Show-Down, wie er im Buche steht- eher zurückhaltend, leicht offen und zugegebener Weise anders, als ich es mir erhofft hatte. Trotzdem natürlich ein Happy End, das sogar vergleichsweise realistisch erscheint und dadurch glänzt, dass damit wohl niemand gerechnet hat.

So beendete ich das Buch zufrieden aber trotzdem mit dem bitteren Beigeschmack, dass ausgerechnet die Liebe, die sie ansonsten alle Hindernisse überwinden ließ, hier so viele Opfer gefordert hat.

Zum Schluss noch mein absolutes Lieblingszitat:

"Licht.
"Luce?" Daniels Stimme klang weit entfernt. Starb sie? Sie fühlte sich plötzlich elektrisiert, als sei der Daumenabdruck auf ihrer Stirn ein Zündungsschalter und als hätte Dee ihre Seele in Gang gesetzt. "Ist das ein weiteres Zeitbeben?", fragte sie, obwohl der Himmel nicht grau war, sondern strahlend weiß. So hell dass sie Daniel oder einen der anderen Engel ringsum nicht sehen konnte. "Nein." Rolands Stimme.
"Das bist du, Luce."
(...)
Jetzt ist für dich die Zeit gekommen zu erwachen."




Fazit:

Nach einigen heftigen Anlaufschwierigkeiten hat mich die Saga um Luce und Daniel nun doch noch erwischt. So konnte mich "Engelslicht" als äußerst packendes Finale überzeugen, dass bis zum Ende spannend bleibt und viele neue Ideen aufweist.
Episch, himmlisch und voller spannender Wendungen findet die Reihe um Luce´ und Daniels Liebe ihr Ende!
Eine klare Empfehlung an alle Fans von Fantasy und Liebesgeschichten.

Veröffentlicht am 19.10.2017

Die Liebe ihres Lebens - all ihrer Leben

Engelsflammen
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Allgemeines:

Titel: Engelsflammen
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (10. Februar 2014)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453314719
ISBN-13: 978-3453314719
ASIN: B0080KBKAG
Originaltitel: Passion
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Engelsflammen
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (10. Februar 2014)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453314719
ISBN-13: 978-3453314719
ASIN: B0080KBKAG
Originaltitel: Passion
Seitenzahl: 432 Seiten
Preis: 7,99€ (Kindle-Edition)
8,99€ (Taschenbuch)
14,99€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: "Engelsnacht", "Engelsmorgen", "Engelslicht"



Inhalt:

Luce würde für Daniel sterben. Und sie hat es getan, wieder und wieder: Seit einer Ewigkeit finden die beiden einander, nur um sich immer aufs Neue zu verlieren. Luce ist sich sicher, dass irgendwo in ihrer Vergangenheit der Schlüssel liegt, dem ewigen Fluch zu entkommen, der auf ihr und Daniel lastet. Und so reist sie zurück in ihre früheren Leben, um den Weg aus der Verdammnis zu finden. Luces Freunde brechen auf, um Luce auf ihrer Reise in die Vergangenheit zu folgen. Doch keiner sucht sie so verzweifelt wie Daniel – voller Angst, Luce könnte die Geschichte neu schreiben. Dann nämlich könnte ihre große Liebe in Flammen aufgehen ... für immer.


Bewertung:

DISCLAIMER: Achtung! Diese Rezension enthält große Spoiler für all jene, die die Vorgänger "Engelsnacht" und "Engelsmorgen" noch nicht gelesen haben! Solltest Du dazu gehören, rate ich Dir schleunigst mit dem Lesen dieser Rezension aufzuhören!

Nachdem "Engelsnacht" und "Engelsmorgen" sehr um meine Begeisterung kämpfen mussten und mich am Ende noch nicht ganz überzeugen konnten, flog mein Herz diesem hinreißenden dritten Teil geradewegs zu. Ich hatte nach den beiden doch sehr auf Urban Fantasy Art realistisch und alltäglich bleibenden ersten Teilen mit etwas ganz anderem gerechnet und wurde von einer wunderschönen, kunterbunten und quietschlebendigen Zeitreise-Mystik überrascht.

"Wir werden einander immer wiederfinden, einander immer lieben, ganz gleich, was geschieht", sagte Daniel. "Ich werde dich nie verlassen."
Luce verbarg das Gesicht in den Händen.
"Und wenn es keine Hoffnung gäbe, dass sich jemals etwas ändern wird?", fragte sie.
"Eines Tages wirst du es überleben." Er wischte mit dem Daumen ihre Tränen fort.
"Eines Tages wird unsere Liebe diesen dunklen Kreislauf besiegen. Das bedeutet mir alles."

Das Cover passt wieder perfekt in die Reihe, auch wenn ich es von den Vieren als das hässlichste beschreiben würde. Zwar ist wieder nicht das Gesicht des mystischen, schwarz gekleideten Mädchen gezeigt und auch durch die extremen Kontraste zwischen dem Dunklen Mädchen und Boden, die sich stark von dem helleren Himmel abheben, wird eine geheimnisvolle Atmosphäre geschaffen, doch der grau-violette Ton des Hintergrunds, gefällt mir nicht so gut. Er wirkt etwas künstlich, aufgesetzt und scheint zusammen mit der roten Rose nicht so recht in die dunklen, tristen Farben der Reihe zu passen. Schön fand ich aber, dass der Titel in meiner Taschenbuchausgabe hervorgehoben ist und in weichem Silber glänzt. Wieder werden zudem Kapitelanfang und Absatz durch zwei geschwungene Engelsflügel geziert. Neu ist, dass vor jedem Kapitel Ort und Zeit des Settings verraten wird, sodass man sich nicht in den verschiedenen Handlungsorten und Jahrhunderten, in denen das Buch herumspringt, verirrt. Insgesamt also wieder eine stimmige Mischung.

Erster Satz: "Ein Schuss krachte. Mit einem einzigen Knall öffnete sich die breite Front der Startboxen. Das Stampfen der Pferdehufe hallte über die Rennbahn wie fernes Donnergrollen."


Mit einem eher ruhigen Prolog über die verschollene Miss Sophia steigen wir in diese Geschichte ein, ohne dass später nochmal auf diesen vorangestellten Erzählhappen zurückgegriffen wird, dafür bekommen die Hintergründe für den Prolog des ersten Bandes geliefert. Und in dieser Manier geht es weiter. Es scheint als wolle dieser Band hinter den anderen beiden aufräumen, mitnehmen was an Antworten, Originalität und Spannung liegen geblieben ist und den lahmen Start in die Reihe wieder wett machen.

Nachdem ich Band 2 für die fehlende Dynamik der Handlung und das recht langweilige Setting kritisiert habe, bietet dieser Teil das genaue Gegenteil: eine spannende Zeitreise, auf der wir endlich Antworten finden über Luce und Daniels große Liebe. Denn was macht diese Liebe aus? Was verbindet sie, abgesehen von ihrer gemeinsamen Vergangenheit, von der Luce aber nichts weiß, miteinander? Würde sie ihn auch lieben, wenn es diese früheren Leben nicht gäbe? Luce hält diese Unwissenheit nicht mehr aus und reist kurzerhand durch einen Verkünder in ihre gemeinsame Vergangenheit, besucht sich selbst in ihren eigenen vergangenen Leben und versucht so herauszufinden, was es mit dem Fluch auf sich hat und wie man ihn vielleicht doch brechen kann. Ihre Freunde reisen ihr verzweifelt nach, denn die Vergangenheit hat so manche Tücken und auch Daniel sucht verzweifelt nach ihr. Während er zu verhindern versucht, dass Luce die Vergangenheit verändert und ihr gegenwärtiges Ich dabei womöglich auslöscht, treten noch andere Mächte auf den Plan, die mitmischen wollen und denen Luce und Daniels Liebe egal ist. Als alles auf dem Spiel steht, erwartet Luce die Entscheidung ihres Lebens...


"Du könntest ein Buch mit all den Dingen füllen, die du nicht weißt, Mädchen."


Es hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen, mit Luce auf die Reise durch ihre Vergangenheit zu gehen, die aus vielen kleinen Schnipsel besteht, die alle sehr schön und historisch wirklich gut dargestellt sind. Von Moskau während des zweiten Weltkrieges über das Viktorianische Zeitalter, Frankreich im Rokoko, William Shakespeare in London, die alten Mayas bis hin ins alte Ägypten und noch viel weiter zurück führt sie ihre Reise. All diese Schauplätze werden mit höchster Sorgfalt geschildet und als Kulisse für das immer gleiche Schauspiel lebendig gemacht, Luces spektakulärer Tod durch das Zusammentreffen mit Daniel. Beobachtet Luce diese Szenen zu Anfang nur aus der Ferne, so lernt sie später sogar - mittels "3D" - in ihre früheren Ichs hineinzuschlüpfen und wie sie zu denken und zu fühlen.

Trotz dass jedes Mal grundsätzlich dasselbe passiert, bleibt Luces Suche hochspannend, da sie mit jedem Leben und jedem Tod der Wahrheit ein Stückchen näher kommt. Sie erfährt etwas über ihre vergangenen leben, über Daniels Bürde, seinen Schmerz, ihre vergangenen Ichs, die alle sind sehr unterschiedlich sind, obwohl sie immer die selbe Seele haben und schlussendlich auch über sich selbst, wie sie ist und fühlt. Durch diese Erkenntnisse gewinnt Luce an Stärke und wächst dem Leser mehr und mehr ans Herz, sodass man richtig mit ihr mit fiebert.


"So nah war sie einem Gefühl der Klarheit noch nie gekommen. Sie würde ihre Leben bis zum Ende verfolgen, eins nach dem anderen, bis sie in einem dieser Leben den genauen Grund herausfand, warum es geschah. Und dann würde sie diesen Fluch brechen!"


Die wenigen langatmigen Stellen, die durch die ständigen Wiederholungen des Grundprinzips aufkommen, werden durch die Kapitel aus Daniels Sicht wieder ausgebügelt. Besessen, seine Luce vor schlimmen Fehlern zu bewahren jagt er ihr hinterher und lernt auch mehr über sich selbst, seiner Vergangenheit und vor allem über Luce, sodass er seine Fehler einsieht und sie besser verstehen kann. Trotzdem verpasst er sie immer wieder knapp und gerät in die seltsamsten Situationen mit seinem jüngeren Ich. Nachdem ich in Band 2 wirklich sehr enttäuscht von ihm war, bekommt er hier eine ganz hervorstechende Rolle, in der er sich der Leserschaft erklären und wieder einige Sympathiepunkte zurückgewinnen kann. Ich bin jetzt sehr gespannt, wie er sich im Finalband weiterentwickeln kann.


"Er schlüpfte durch das zerbrochene Fenster. Seine Worte - gib die Hoffnung nicht auf - hallten in seinem Kopf wider, als er sich in den Himmel aufschwang, tief hinein in die Schatten der Nacht."


Neuen Schwung in die Geschichte bringt außerdem der kleine Gargoyle Bill, der Luce plötzlich in einem Verkünder erscheint und ihr auf ihrer Zeitreise nicht mehr von der Seite weicht. Nur durch seine hilfreichen Tipps, seine Aufmunterungen und sein Wissen über die alten Zeiten schafft es Luce, nicht komplett in alle Fettnäpfchen der Geschichte zu treten, indem sie beispielsweise in einer blutigen Schwesternuniform aus dem ersten Weltkrieg auf einem Ball im Versailler Spiegelsaal aufkreuzt. So wird Bill zum Kostümeuer, der ihr passende Kleidung des aktuellen Jahrhunderts beschafft, Helfer in der Not und vor allem ein liebgewonnener Freund. Umso schmerzvoller ist es, dass auch er ein Geheimnis birgt, das es ganz schön in sich hat...

Ein wenig schade fand ich, dass die vielen Nebendarsteller aus "Engelsnacht" und "Engelsmorgen" wie zum Beispiel Luces neue Nephilimfreunde Shelby und Miles, die schillernde Arriane oder auch der dämonische Cam, fast vollständig von der Bildfläche verschwinden und das Geschehen ganz Luce und Daniel überlassen. Einerseits hätte ich sehr gerne noch mehr über sie gelesen, vor allem da der Versuch, sie in die Handlung mit einzubauen keineswegs schlecht war, auf der anderen Seite konnte man sich so ganz auf das Liebespaar und ihre Probleme konzentrieren, sodass erstmals eine Romantik auftaucht, die ich zuvor nie gespürt habe.


"Daniels Liebe zu ihr war ein langer, ununterbrochener Strom. Es war die reinste Form der Liebe, die es gab, reiner noch als die Liebe, die Luce ihm zurückgab. Seien Liebe zu ihr zerbrach nicht und hörte nie auf. Während Luce´ Liebe mit jedem Tod verflogen war, wuchs Daniels Liebe im Laufe der Zeit, im Laufe der Ewigkeit. Wie ungeheuer stark musste diese Liebe inzwischen sein? Die Liebe aus Hunderten von Leben zusammengenommen?"

Dazu trägt auch der Schreibstil bei, der mir wieder gutgefallen hat und immer die richtigen Worte zur Beschreibung findet. Wieder war ich von den vielen Gänsehautsätzen begeistert, die uns durch alle Zeiten begleiten und ein roter Faden an romantischer Atmosphäre schaffen, der sich durch das Buch zieht, auch wenn sowohl Zeit, Ort, Situation als auch Atmosphäre sich ständig ändern. Wirklich super!

Das Ende war mir dann in seinem fast hastigen Versuch episch zu sein, ein wenig zu übertrieben und vor allem viel zu schnell. Die Entwicklung, die das Ganze nimmt, hat mir zwar sehr gut gefallen, ein wenig mehr Ruhe hätte gerade in diesem wichtigen Abschnitt aber bestimmt nicht geschadet. Trotzdem bin ich nun sehr gespannt auf den vierten und abschließenden Band.

Zum Schluss noch mein absolutes Lieblingszitat aus einem Gespräch von Luce und Daniel:

„Ich weiß nicht, wie du es ertragen kannst. Immer wieder die gleiche Traurigkeit...
Er hob sie hoch. "Die gleiche Ekstase..."
"Das gleiche Feuer, das alles tötet..."
"Die gleiche Leidenschaft, die alles wieder entfacht. Du kennst es nicht. Du kannst dich nicht daran erinnern, wie wunderbar...“
"Doch, ich kenne es. Ich habe es gesehen."


Fazit:

Eine spannende Hetzjagd durch die Zeit, die durch viele Details verzaubert, den Leser mitreißt, durch viele Entwicklungen auf Trab hält, aber dennoch ganz viel Platz für Luces und Daniels Liebe lässt, die man hier in ihrer ganzen Dramatik nachvollziehen kann. Für mich eindeutig der beste Teil der Reihe.