Schöner, aber ruhiger Auftakt
Hunting Souls (Bd. 1)Katrina Smythe hatte vor einen Jahr einen tödlichen Unfall. Seitdem ist sie eine Untote und froh darüber, da sie sich nicht mehr mit aufgewühlten Teenagergefühlen herumschlagen muss.
Als eine Jägerfamilie ...
Katrina Smythe hatte vor einen Jahr einen tödlichen Unfall. Seitdem ist sie eine Untote und froh darüber, da sie sich nicht mehr mit aufgewühlten Teenagergefühlen herumschlagen muss.
Als eine Jägerfamilie im Nachbarhaus einzieht, wird ihr Leben aber dennoch wieder turbulent. Nicht nur, dass die Jäger Hilfe von den Übernatürlichen erbitten, Katrina wird auch noch unfreiwillig an den gleichaltrigen Tate gebunden. Ausgerechnet an den Feind gekettet – der absolute Horror für Katrina. Besonders als ihr Körper beginnt, Gefühle zu entwickeln, die sie gar nicht haben dürfte…
Die Urban-Fantasygeschichte kommt mit einem spannenden Mix verschiedenster Wesen daher: Katrina ist eine Untote, ihre Schwester ist eine Hexe, ihr Bruder ein Werwolf und ihre Eltern Vampire. Zudem gibt es noch die Jäger, die die Übernatürlichen töten.
Und die „normalen Menschen“ wissen nichts vom alledem.
In der Schule ist die 18-jährige Katrina eine Außenseiterin. Zwar wissen ihre Mitschüler:innen nichts von ihrer wahren Identität, aber sie gilt trotzdem als komisch, wird gemieden und schräg angeschaut. Ihre Schwester ist ihre beste Freundin. Das liebste Spiel der beiden ist es, sich gegenseitig tödliche Streiche zu spielen. Und so geht es im Hause Smythe manchmal chaotisch und turbulent daher.
Als Untote ist Katrina übermenschlich stark und fühlt anders (weniger) als Menschen und andere Übernatürliche. Ihre nüchterne, teils gleichgültige Art fand ich sehr angenehm. Allerdings ändert sich diese im Verlauf der Geschichte. Als Katrina unfreiwillig an den Jäger Tate gekettet wird, stellt sie fest, dass die lange nicht so gefühlskalt ist, wie sie dachte – und wie sie gern sein möchte.
Dass Tates Jägerfamilie die Hilfe der Übernatürlichen erbittet, ist bereits ungewöhnlich. Die unfreiwillige Verbindung von Katrina und Tate zwingt aber beide dazu, noch tiefere Einblicke ins Leben, die Kultur und Absichten der jeweils anderen zu bekommen. Und letztlich erkennen beide, dass sie voller Vorurteile sind.
Anfangs ist die Stimmung extrem angespannt. Zwar hatte Katrina bereits zugestimmt, den Jägern zu helfen, aber Tate so nah bei sich zu haben, bringt sie regelmäßig auf die Palme. Ganz langsam ändert sich die Beziehung der beiden. Die Feindseeligkeit wechselt zu einem spielerisch neckenden Verhalten. Sie wollen einander ehrlich unterstützen und helfen.
Das Zusammenspiel von Tate und Katrina, die Entwicklung und Veränderung in ihrem Verhalten und Denken übereinander hat mir richtig gut gefallen.
Drum herum gibt es noch eine Story – rätselhafte Vorfälle, in die auch beide Familien irgendwie ein wenig verwickelt sind. Leider kommt dieser Handlungsstrang insgesamt zu kurz. Letztlich fand ich die Geschichte zwar interessant, der Handlungsverlauf aber eher ruhig und langsam. richtige Spannung kommt noch nicht auf, da an dem Handlungsstrang, der Geheimnisse und Dramatik verspricht, nur gekratzt wird.
Das Ende ist dann ein riesiger Cliffhanger, der deutlich turbulentere Ereignisse für den zweiten Band verspricht.
Rebecca Veil und Louis Friedemann Thiele machen in meinen Augen (oder Ohren) einen guten Job. Beiden habe ich sehr gern zugehört, sie bringen die Eigenheiten ihrer Figuren in der Betonung gut rüber. Besonders Katrinas mal patzige, mal aggressive, mal aufgewühlte Stimmung fand ich schön dargestellt.
Fazit
Vielfältige Wesen, interessante und facettenreiche Hauptfiguren, die beide eine große Entwicklung durchmachen und vor allem mit ihren verbalen Schlagabtauschen für Momente zum Schmunzeln sogen, aber auch ernst Gespräche führen.
Insgesamt passiert mir aber zu wenig. Die möglicherweise spannendenden, rätselhaften Ereignisse werden nur am Rande angedeutet, spielen aber noch kaum eine Rolle. Die Entwicklung zwischen Tate und Katrina (die auch wirklich toll dargestellt ist) steht hier klar im Fokus.