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Veröffentlicht am 21.04.2024

Starker zweiter Band der Reihe um Diederike Dirks

Hauptkommissarin Diederike Dirks / Friesenklinik
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Im zweiten Band der Ostfriesland-Krimi-Reihe um Hauptkommissarin Diederike Dirks und ihren Kollegen Oskar Breithammer bekommen es die beiden Ermittler diesmal zunächst mit einer toten jungen Frau zu tun, ...

Im zweiten Band der Ostfriesland-Krimi-Reihe um Hauptkommissarin Diederike Dirks und ihren Kollegen Oskar Breithammer bekommen es die beiden Ermittler diesmal zunächst mit einer toten jungen Frau zu tun, die an einer Überdosis K.O.-Tropfen gestorben ist. Könnte ein Unfall gewesen sein - falsch dosierte Mittel eines möglichen Triebtäters? Schon bald verdichten sich aber die Hinweise, dass es auch andere Gründe für den Tod der jungen Frau gegeben haben könnte - und die sprechen nicht für einen Unfall...

Im Verlauf der Ermittlungen stoßen Dirks und Breithammer auf jede Menge Hinweise, von denen viele allerdings im Sande verlaufen. Die Zeit drängt, denn das große Finale dieses spannenden Krimis steht unmittelbar bevor...

Stefan Wollschläger entwickelt auch in "Friesenklinik" wieder mehrere parallel laufenden Handlungsstränge, die jeder für sich sehr interessant sind, die aber scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Erst auf den letzten Seiten wird der Zusammenhang klar, und dann liegt die Lösung des Falls auch mit einem großen "Aha" auf der Hand.

Ein starker zweiten Band einer Krimireihe, die noch jeden Menge Potenzial für viele weitere Fälle birgt.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Eindrückliche Umsetzung eines erschreckenden Themas

Das Fest des Ziegenbocks
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Der peruanische Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa nimmt seine Leser in "Das Fest des Ziegenbocks" mit auf eine Reise in die Dominikanische Republik im Jahr 1961, wo "Der Wohltäter" General ...

Der peruanische Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa nimmt seine Leser in "Das Fest des Ziegenbocks" mit auf eine Reise in die Dominikanische Republik im Jahr 1961, wo "Der Wohltäter" General Trujillo - genannt "Der Ziegenbock" - diktatorisch die Geschicke des Landes leitet und dabei nicht vor der Anwendung der üblichen Mechanismen einer Diktatur (Unterdrückung, Verführung, Diskreditierung, Mord, usw.) zurückschreckt.

Llosa erzählt seinen hochspannenden, sehr atmosphärischen Roman aus drei Perspektiven. Da ist zum einen die Sicht der Urania Cabral, Tochter des ehemaligen, später in Ungnade gefallenen Parlamentspräsidenten unter Trujillo, die vor 35 Jahren in einer Nacht- und Nebelaktion die Dominikanische Republik verlassen hatte und nun ihren schwer kranken Vater mit den Gründen und daraus resultierenden Vorwürfen konfrontiert. Da ist außerdem die Sichtweise des Ziegenbocks, des selbstherrlichen, alternden Diktators und die Sicht seiner Attentäter, die der Diktatur ein Ende machen wollen. Die drei Perspektiven überlappen sich zunächst nur wenig, aber im Verlauf der Geschichte werden sämtliche bei der Lektüre aufkommenden Fragen durch das Zusammenführen der unterschiedlichen Erzählstränge logisch beantwortet.

Mario Vargas Llosa ist ein außergewöhnlich guter Geschichtenerzähler, dem mit "Das Fest des Ziegenbocks" ein eindrücklicher, teilweise erschreckender Roman gelungen ist, der die Skrupellosigkeit und Brutalität eines diktatorischen Regimes schonungslos offenlegt - beängstigent, wenn man sieht wie in vielen Teilen der Welt auch heute wieder die Tendenz in Richtung "Diktatorischer Machtanspruch" alter weißer Männer geht.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

"Man sieht nur mit dem Herzen gut" auf koreanisch

Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen
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Jeder Mensch hat Probleme - das kann das unschöne Verhältnis zwischen den Eltern und ihren erwachsenen Kindern sein, das kann die Frage nach der beruflichen oder persönlichen Zukunft sein, das kann Orientierungslosigkeit ...

Jeder Mensch hat Probleme - das kann das unschöne Verhältnis zwischen den Eltern und ihren erwachsenen Kindern sein, das kann die Frage nach der beruflichen oder persönlichen Zukunft sein, das kann Orientierungslosigkeit oder Verlorenheit in der aktuellen Lebensphase sein, oder einfach nur das "aus-der-Bahn-geworfen-werden" aufgrund eines heftigen Schicksalsschlags.
In solch einer Situation braucht man manchmal einfach jemanden, der einem zuhört, der die Dinge auf den einfachsten gemeinsamen Nenner herunterbricht und den Betroffenen wieder auf den rechten Weg führt.
Frau Yeom wohnt in Seoul, ist pensonierte Lehrerin und betreibt in einer Nebenstraße der südkoreanischen Hauptstadt einen kleinen 24-Stundenladen. Dort beschäftigt sie drei Personen, die ebenso wie sie selbst schon länger an Selbstzweifeln und Orientierungslosigkeit in Bezug auf ein bestimmtes persönliches Problem leiden.
Als Frau Yeom eines Tages auf ihr Bauchgefühl hört und sich dem Obdachlosen Dok-go, der ihr in einer unangenehmen Situation sehr geholfen hat, annimmt, verändert sich nach und nach rund um den Laden, die Beschäftigten und viele Kunden nahezu alles. Dok-go ist kein typischer Obdachloser - er stottert zwar, wirkt verwahrlost, aber da steckt sehr viel Wärme, Verständnis, Gerechtigkeitsgefühl und Einfühlungsvermögen in diesem Schrank von einem Mann. Am Anfang begegnet ihm jeder skeptisch, fast schon ablehnend, aber dann wagen die Beteiligten den Blick hinter die Fassade und erleben - jeder für sich - ein kleines Wunder.
Kim Ho-yeon ist mit "Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen" ein fantastisches, sehr warmherziges und lesenswertes Buch gelungen. Frau Yeom und Dok-go kann man sich in der heutigen Welt mit seiner unpersönlichen und oftmals egoitischen Ausrichtung, zum Vorbild nehmen. Jeder hat seine Leiche im Keller, aber wer sich den Dämonen der Vergangenheit ehrlich stellt, der findet aus der persönlichen Krise heraus. Die Kernaussage des Buches könnte man auf das bekannte "Man sieht nur mit dem Herzen gut" herunterbrechen - oder auch: "Der unansehnliche äußere Schein täuscht manchmal über die wertvollen Inhalte hinweg."

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Sara Rattlebag in Hochform - wenn auch etwas abgelenkt

Der Ruf des Todesvogels
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Der dritte Band der Sara-Rattlebag-Reihe aus der Feder von T.H. Campbell (aka Heidi Troi) hält eindrucksvoll, was er verspricht. Ein spannender Kriminal-Fall, humorvolle Passagen, viele persönliche Einblicke ...

Der dritte Band der Sara-Rattlebag-Reihe aus der Feder von T.H. Campbell (aka Heidi Troi) hält eindrucksvoll, was er verspricht. Ein spannender Kriminal-Fall, humorvolle Passagen, viele persönliche Einblicke in die Gefühlswelt des erneut sehr liebevoll gezeichneten Hauptcharakters und daraus resultierend insgesamt ein schöner Wohlfühl-Krimi mit vielen sympathischen Protagonisten und einer Storyiline mit einigen unvorhergesehenene Wendungen.

Die Reihe macht von Band zu Band mehr Spaß und zieht den Leser sehr schnell in seinen Bann. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil und die hoffentlich noch vielen kommenden Geschichten aus Sidbury. Vor allem die "Langzeit-Storylines" "Beziehungsstatus von Sara" und "Erbschaftsstreit mit Saras Vater" bergen noch viel Potenzial für weitere schöne Bände in den kommenden Jahren.

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Wunderbare Kurzgeschichtensammlung - aktuell wie nie

Nachbarn
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Die Autorin von "Nachbarn", Diane Oliver, wurde 1943 in North Carolina geboren und starb mit nicht einmal 23 Jahren viel zu früh bei einem Verkehrsunfall. Ihre Familie gehörte zur schwarzen Mittelschicht, ...

Die Autorin von "Nachbarn", Diane Oliver, wurde 1943 in North Carolina geboren und starb mit nicht einmal 23 Jahren viel zu früh bei einem Verkehrsunfall. Ihre Familie gehörte zur schwarzen Mittelschicht, was ihr unter anderen die Möglichkeit eröffnete, die University of North Carolina zu besuchen.

In ihrer kurzen Lebenszeit gelang es ihr wie kaum einer Zweiten, die Situation der schwarzen Bevölkerung im Amerika der 1950er und 1960er Jahre anschaulich niederzuschreiben und authentisch wiederzugeben. Im Amerika der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King begannen die Schwarzen sich gegen Diskriminierung und offensichtliche gesellschaftliche Benachteiligung zur Wehr zur setzen - mit weitreichenden, teilweise auch äußerst schmerzhaften Folgen für Viele.

In ihrer Kurzgeschichtensammlung "Nachbarn" stellt Diane Oliver genau diese (Leidens-)Geschichte der Schwarzen im Bürgerrechts-Amerika aus der Sicht der Betroffenen dar - offen, ehrlich, völlig unaufgeregt und ohne offene Anklage - sie beschreibt lediglich die tatsächliche Situation und bleibt somit fast schon erschreckend authentisch.

Da ist z.B. das talentierte Kind, das eine höhere Schule besuchen soll, was aber die Mehrzahl der Weißen auf teils perfide Weise verhindern will. Da ist u.a. die Gruppe schwarzer Jugendlicher, die ein ausschließlich für Weiße vorgesehenes Restaurant besucht und in der Folge die volle Brutalität der Rassendiskriminerung durch die Polizei zu spüren bekommt. Jede einzelne Geschichte in "Nachbarn" dreht sich um die Situation der Schwarzen im Amerika der 1950er/60er Jahre, die von Hass, Diskriminierung und Benachteiligung geprägt war.

Schaut man auf das heutige Amerika mit der "Black lives matters"-Bewegung und einem wieder zunehmenden Rassismus, den ein angehender Präsidentschaftskandidat teilnahmslos hinnimmt, befürwortet und teilweise offen anstachelt, dann wird deutlich, dass die Geschichten von Diane Oliver auch 60 Jahre nachdem sie geschrieben wurden nichts von ihrer Brisanz und Aktualität verloren haben - im Gegenteil: nie waren diese Geschichten wichtiger und aktueller.

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