Ein Roman, der zu Herzen geht!
The way I used to beEdens Geschichte, die Amber Smith in "The way I used to be" beschreibt, ist keine leichte. Die Hauptprotagonistin wird im Alter von 14 Jahren vom besten Freund ihres Bruders und gleichzeitig dem langjährigen ...
Edens Geschichte, die Amber Smith in "The way I used to be" beschreibt, ist keine leichte. Die Hauptprotagonistin wird im Alter von 14 Jahren vom besten Freund ihres Bruders und gleichzeitig dem langjährigen Freund aus Kindertagen vergewaltigt. Sie schafft es nicht, irgendjemanden davon zu erzählen und während sie versucht, mit der Sache klar zu kommen, geschehen ihr unfassbar schwere Dinge, die ihr Leben immer mehr und mehr aus den Fugen geraten lässt. Besonders betroffen hat mich die Tatsache, dass Eden nicht mit ihren Eltern – insbesondere ihrer Mutter – über ihre traumatische Erfahrung sprechen konnte und sie ganz alleine damit klarkommen muss. Viel zu lange ist Eden auf sich alleine gestellt und es berührte mich sehr, das Mädchen auf ihrem Weg zur Gerechtigkeit zu begleiten, die auch am Ende dieses Buches noch nicht erreicht sein wird aber im zweiten Teil der Reihe sicherlich einen Abschluss finden wird.
Zitat: "Mein Körper ist eine Folterkammer. Ein verdammter Tatort. Fürchterliches ist hier passiert, deshalb sollte man nicht darüber sprechen, nichts darüber sagen, zumindest nicht laut. Ich will das nicht hören. Kann das nicht hören." (Amber Smith: The Way I used to be, Seite 119)
Die Autorin und die Übersetzerin:
Amber Smith liebt es, Geschichten zu erzählen. Die Autorin wuchs in Buffalo, New York auf und lebt heute mit ihrer Frau und ihren Tieren in Charlotte, North Carolina. Sie machte an der Kunstschule ihren BFA in Malerei und erwarb danach ihren Master in Kunstgeschichte. Sie schreibt, liest und ist außerdem künstlerisch tätig. Darüber hinaus ist sie freiberuflich als redaktionelle Beraterin tätig.
Ulrike Brauns stammt aus der Nähe von Köln. Sie studierte in Bonn, Stockholm und Melbourne. 2004 machte sie sich selbstständig und arbeitet seither als Übersetzerin und Untertitlerin. Sie lebt inzwischen in Berlin.
Inhalt:
„Alles, was Eden will, ist die Uhr zurückdrehen. Um diesen Tag noch mal zu leben. Sie würde alles anders machen. Nicht über seine Witze lachen und ignorieren, wie er sie an diesem Abend ansah. Und sie würde definitiv ihre Schlafzimmertür abschließen.
Aber Eden kann die Zeit nicht zurückdrehen. Also begräbt sie die Wahrheit, zusammen mit dem Mädchen, das sie mal war. Sie tut so, als bräuchte sie keine Freunde, keine Liebe, keine Gerechtigkeit. Als ihre Welt aus den Fugen gerät, wird klar: Die einzige Person, die Eden retten kann … ist Eden.“
(Produktbeschreibung)
Gedanken zum Buch:
Das Cover dieses Romans machte mich bei einem Besuch in der Buchhandlung neugierig. Die beiden Löwenzahnblumen, die umeinander geschlungen sind und gleichzeitig auseinander zu fallen scheinen, da ihre Blätter in alle Winde zerstoben werden, stehen in einem starken Kontrast zueinander. Das alles vor einem hellblauen Himmel. Hier prallen Harmonie und Chaos aufeinander. Und auch der Titel erregte mein Interesse, der sich in großen, weißen, leicht transparenten Lettern über die gesamte Seite erstreckt. Die Erstauflage besitzt außerdem einen wunderschönen Farbschnitt, der die Blumen auf dem Titel wieder aufgreift und außerdem den Namen der Hauptprotagonistin beinhaltet. „Eden“ kann man hier sogar auch als „Ende“ lesen, was im Deutschen sicherlich ein Zufall ist, dabei aber so gut zur Geschichte passt.
Nach einem extrem emotionalen und herzzerreißenden Einstieg ist man zunächst einmal etwas geschafft. Der Autorin gelingt es aber, einen Bogen zu Edens Alltag zu spannen, der es dem Leser ermöglicht, mit dem schweren Thema einer Vergewaltigung zurecht zu kommen. So manches Mal springen die Ereignisse ein wenig unkontrolliert, so dass man als Leser nicht genau weiß wo man sich chronologisch betrachtet in der Geschichte befindet. Manche Dinge, die zwischendurch wohl passiert sind, bleiben unerwähnt oder nur am Rande erzählt (wie zum Beispiel Edens Wandel im Sommer nach ihrem traumatischen Erlebnis).
Zitat: "Als wollte die ganze Welt dafür sorgen, dass ich nie vergesse, nicht mal für eine Sekunde, dass jeder Junge egal wo, selbst mein Bruder, mich jederzeit überwältigen könnte." (Amber Smith: The Way I used to be, Seite 184)
Auch sprachlich ergaben sich hin und wieder kleine Stolpersteine, wie beispielsweise ein falsch verwendetes oder fehlendes Personalpronomen. Ich empfinde das immer etwas schade, zumal sich Fehler in Büchern in den letzten Jahren zu häufen scheinen. Hier mein dringender Appell an die Verlage: gebt Geld für Korrektorat und Lektorat aus, es tut den Geschichten gut!
In diesem Buch rissen mich die Fehler aber zum Glück nicht zu sehr aus der Geschichte raus, wie es sonst bei anderen Titel öfters mal der Fall gewesen ist.
Zitat: "Ich kann mich überhaupt nicht mehr erinnern, wo die Lügen aufhören und ich anfange." (Amber Smith: The Way I used to be, Seite 292)
Was mir sehr gut gefallen hat, war die Tatsache, dass sich nicht alles nur um Edens und Joshs Beziehung dreht, sondern eher um Edens Gefühle und innere Konflikte und wie ihr Alltag sowie die sie umgebenen Menschen sie immer weiter in die Knie zwingen. Wir haben hier also nicht mit einer Liebesgeschichte im Zentrum des Geschehens zu tun, sondern mit Edens Geschichte, ihren tragischen Erfahrungen und ihrem Weg aus dieser Situation heraus. Hierbei wird dann auch nicht Josh zu ihrem Retter, im Gegenteil, die beiden verlieren sich sogar zwischendurch aus den Augen. Nein, fest steht, dass allein Eden sich retten kann, Stärke finden und Mut aufbringen muss, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Fazit:
"The Way I used to be" ist ein äußerst dramatischer Roman, mit einer sehr schweren Thematik, nämlich der der Vergewaltigung. Trotz dieser Schwere, gelingt es der Autorin, eine Geschichte zu schreiben, die man als Leser gut verdauen kann. Besonders am Anfang und am Ende der Geschichte sind bei mir einige Tränen geflossen. Dazwischen war es traurig und bestürzend, mitzuerleben, wie ein junges Mädchen aus ihrem unschuldigen Leben gerissen wird und sich selbst verliert, bevor sie überhaupt die Chance hatte, herauszufinden wer sie ist. Der zweite Teil "The Way I am now" steht bereits in meinem Regal und wird sehr bald gelesen.