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Veröffentlicht am 30.06.2024

Die im Dunkeln sieht man nicht

Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.
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An der Urban Promise Prep School gibt es für die Schüler nichts zu lachen, Schuldirektor Kenneth Moore führt die Schule mit eiserner Hand, nicht einmal ein fröhliches Grinsen wird geduldet, für jede noch ...

An der Urban Promise Prep School gibt es für die Schüler nichts zu lachen, Schuldirektor Kenneth Moore führt die Schule mit eiserner Hand, nicht einmal ein fröhliches Grinsen wird geduldet, für jede noch so kleinste Verfehlung gibt es einen Punkteabzug zur Strafe hinzu. Als der Direktor ermordet aufgefunden wird, werden schnell drei Verdächtige gefunden, die an diesem Tag nachsitzen mussten. Jeder der Jungs hätte Gründe gehabt, Moore etwas anzutun, aber alle bestreiten vehement ihre Schuld. Fast zu spät merken sie, dass sie nur gemeinsam herausfinden können, was geschehen ist.

„Denn wir müssen wirklich herausfinden, wer das war. Nicht bloß, um deinen Namen reinzuwaschen, sondern auch, damit die Cops den Mord nicht als Vorwand nutzen können, um jeden Schwarzen oder Braunen Typ zu schikanieren, der ihnen über den Weg läuft.“ (Seite 233)

Das Cover zog meinen Blick auf sich, der Klappentext machte mich neugierig und die Leseprobe überzeugte mich vollends, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte. Das Glück war mit mir und kurze Zeit später konnte ich loslegen mit der Geschichte von J.B. Williamson, Trey Jackson sowie Ramón Zambrano und wie es dazu kam, dass sie des Mordes an ihrem Schuldirektor beschuldigt wurden. Zu Wort kamen dabei nicht nur die drei Jungs, sondern Lehrer, Mitschüler und andere Personen, die mit der nach außen hin so feinen Privatschule zu tun hatten. Wie das so ist, passte hier das bekannte Sprichwort, dass zu viele Köche den Brei verderben, denn wo viele Zeugen sind, gibt es auch unterschiedliche Aussagen und nicht alle sind wahr, obwohl sie nicht gelogen sind. Aber auch die drei Verdächtigen benahmen sich manchmal seltsam, jeder deutete etwas an, warf mir kleine Happen an Informationen zu, hielt andere zurück und machte sich immer wieder bei mir verdächtig. Natürlich beteuerten sie ihre Unschuld, ich hätte es selbst kaum anders gemacht.

Das vorliegende Jugendbuch wird ab 14 Jahren empfohlen und da würde ich es (plus minus ein Jahr) auch ansiedeln. Es ist ein ruhiges Buch mit Krimi-Elementen, allerdings liegt der Fokus hier mehr darauf, zu zeigen, welche Bedürfnisse junge Menschen haben und warum es besser ist, miteinander zu sprechen und offen zu kommunizieren, als allen gegenüber misstrauisch zu sein und gegeneinander zu kämpfen. Etwas weichgespült, das würde manch einer sagen, aber ich finde, es muss nicht immer blutig und voller schockierender Elemente sein. Natürlich spielt dabei der Umstand mit, dass der Autor Nick Brooks früher als Pädagoge mit gefährdeten Jugendlichen arbeitete. Dieser Umstand ist aus vielen Zeilen herauszulesen, aber nicht belehrend, was mir sehr gefallen hat.

An manchen Stellen hätte ich mir etwas mehr Tempo gewünscht, auch viele Geheimnisse waren vorauszusehen und keine große Überraschung für mich. Das ein oder andere Klischee war ebenfalls vorhanden, aber wenn ich berücksichtige, dass ich nicht die Zielgruppe bin, dann wurde ich erstaunlich gut unterhalten und hatte eine tolle Lesezeit. Wer einen unblutigen und unaufgeregten Jugendroman sucht, ist mit diesem Buch gut bedient. Mir hat die Story jedenfalls viel Spaß gemacht.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Verschließe deine Tür

Der Eindringling
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Ein Unbekannter bricht in die Wohnungen von Frauen ein, trinkt oder isst dort etwas, stiehlt mehr oder weniger wertloses Zeug und verschwindet unbemerkt. Keine noch so gute Sicherheitsmaßnahme und kein ...

Ein Unbekannter bricht in die Wohnungen von Frauen ein, trinkt oder isst dort etwas, stiehlt mehr oder weniger wertloses Zeug und verschwindet unbemerkt. Keine noch so gute Sicherheitsmaßnahme und kein Schloss kann ihn aufhalten, jede Alarmanlage überwindet er mühelos. Lincoln Rhyme könnte bei seiner Ergreifung helfen, wurde aber suspendiert, gegen ihn wurde eine Ermittlung wegen Beweisfälschung eingeleitet. Dazu heizt eine anonyme Person im Internet die Stimmung an, die Stadt ist in Aufruhr und der unbekannte Täter kurz davor, jemanden zu töten. Die Zeit drängt.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich bereits um den fünfzehnten Teil der großartigen Buchreihe mit Lincoln Rhyme und seiner Frau Amelia Sachs. Der im Rollstuhl sitzende Kriminalist und die toughe rothaarige Detective, die früher ein Mannequin war, ergänzen sich auch in diesem Band hervorragend, dazu gibt es natürlich ein Wiedersehen mit den üblichen Verdächtigen, die mir mal mehr und mal weniger ans Herz gewachsen sind. Die vorherigen Bücher muss man nicht zwingend gelesen haben, um der Geschichte folgen zu können, wenn etwas wichtig ist für den aktuellen Fall, wiederholt der Autor dies, um das Gedächtnis der Leserschaft aufzufrischen.

Wie bei Jeffery Deaver üblich, setzt dieser nicht auf blutige Schockeffekte, die gute alte Laufarbeit sowie das Sammeln und Auswerten von Beweisen stehen im Vordergrund. Es gibt mehrere, parallel laufende Erzählstränge, interessante Verwicklungen und natürlich auch einen Widersacher, der mit allen Wassern gewaschen ist. Mehrere Wendungen geben der Story die nötige Abwechslung, die Charaktere sind toll ausgearbeitet und an Spannung fehlt es nicht. Eigentlich, muss ich sagen, denn eine Besonderheit des Autors ist es, ungewöhnliche Szenarien zu kreieren, um die Leser zu täuschen, bevor er mit einer unerwarteten Wendung zur Stelle ist. Diese Vorgehensweise ist nun nach fünfzehn Büchern der Reihe ein wenig abgenutzt, da man dies erwartet, was dazu führt, dass das Überraschungsmoment fast gar nicht vorhanden ist. Dies möchte ich bemängeln, weil so der Ausgang jeder Situation von vornherein feststeht, was den Nervenkitzel ein wenig dämpft. Ansonsten aber war es wie üblich eine tolle Story, die mich sehr gut unterhalten hat, sodass ich bereits jetzt der Fortsetzung entgegenfiebere.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Freisein

Was das Meer verspricht
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Vida lebt auf einer kleinen Insel im Norden, abgesehen von einigen Jahren der Schule war sie nie fort. Ihr Bruder Zander lebt in der Stadt, sodass Vida ihren Eltern zur Hand geht, um irgendwann das Familienunternehmen ...

Vida lebt auf einer kleinen Insel im Norden, abgesehen von einigen Jahren der Schule war sie nie fort. Ihr Bruder Zander lebt in der Stadt, sodass Vida ihren Eltern zur Hand geht, um irgendwann das Familienunternehmen fortzuführen. Eines Tages zieht nebenan Marie ein, eine selbstbewusste und außergewöhnliche junge Frau, die sich täglich in die Fluten stürzt, um mit einem Meerjungfrauenschwanz zu schwimmen. Die zwei Frauen freunden sich an und verbringen immer mehr Zeit miteinander, durch Marie verspürt Vida den Wunsch, ein anderes Leben zu führen, als das ihr vorbestimmte, sogar ihre bevorstehende Heirat stellt sie in Frage. Als Zander eines Tages zurückkehrt und verkündet, auf der Insel bleiben zu wollen, werden Dinge in Gang gesetzt, die unausweichlich auf eine Katastrophe zusteuern.

„Unsere Familie kann sich glücklich schätzen. Und das waren wir, nehme ich an. Glücklich. Auf diese bescheidene, vom Wind glatt geschmirgelte Weise, wie man es hier oben war.“ (Seite 18)

Vida fungiert überwiegend als Ich-Erzählerin und verliert sich im ersten Drittel in den eigenen Ausschweifungen. Damit soll der Spannungsbogen aufrecht erhalten werden, allerdings führt dies besonders in diesem Abschnitt eher dazu, dass ich etwas irritiert bin, weil es einfach nicht losgeht. Dies ändert sich zum Glück bald und ab da bin ich fasziniert, denn obwohl Vida unermüdlich darauf hinweist, dass ein Unheil in Sicht ist, ist davon noch nichts zu sehen, sodass ich vorerst genieße, was zwischen den Frauen passiert.

„All das, was folgte, es begann nicht in diesem Augenblick. Es hatte längst angefangen. Das wurde mir klar, als sich Marie zu mir umdrehte und mich ansah, als hätte sie auf mich gewartet.“ (Seite 37)

Vida ist ein widersprüchlicher Charakter; eigentlich zufrieden und glücklich, hat sie bald das Gefühl, dass sie etwas verpasst und ist überzeugt davon, dass ihr Glück von einer bestimmten Person abhängt. Hin- und hergerissen analysiert sie ihre Gefühle, aber wie sie es auch dreht und wendet, auf einen Nenner kommt sie nicht. Mit Zander in der Gleichung ändert sich alles, allerdings anders, als ich es vermutet habe. Ab da ist es schwer für mich, meine Ungeduld zu zügeln, denn ich brenne darauf, endlich zu erfahren, was passiert ist. Als es soweit ist, bin ich entsetzt, denn gerechnet habe ich mit diesem Ergebnis nicht. Das letzte Kapitel beantwortet letzte Fragen und schließt die Geschichte ab. Ich habe das Gefühl, kurz selbst den rauen Nordwind zu spüren und klappe das Buch traurig, aber zufrieden zu.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Die Angst vor dem Vergessen

Die Vermesserin der Worte
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Ida Hermann ist neunundzwanzig Jahre alt, hat Germanistik sowie Kunstgeschichte studiert und arbeitet bei einer Lokalzeitung als Autorin. Seit über vier Monaten hat sie eine Schreibblockade, die Worte ...

Ida Hermann ist neunundzwanzig Jahre alt, hat Germanistik sowie Kunstgeschichte studiert und arbeitet bei einer Lokalzeitung als Autorin. Seit über vier Monaten hat sie eine Schreibblockade, die Worte verweigern sich ihr. Um Geld zu verdienen, nimmt sie einen Haushaltsjob an, in dem sie sich um das Anwesen von Ottilie Selig, einer älteren Dame, kümmert. Ottilie spricht nicht gern und scheint sehr einsam zu sein, Ida nimmt sich vor, das zu ändern. Bald erkennt sie, dass sie zuerst selbst heilen muss.

„Stattdessen war sie nun allein in diesem Haus, zwar umringt von ihrer Büchersammlung, die das Anwesen in eine papierne Festung verwandelte, aber auch allein im Kampf gegen das Vergessen und das Vergessenwerden. Sie war allein mit dem Wissen, alles erreicht zu haben und es mit niemandem teilen zu können.“ (Seite 220)

Ein Buch über Bücher, die Kraft und Macht der Worte, das Alleinsein und die Liebe. Der schöne Schreibstil trug mich durch das Buch, die Geschichte wärmte mein Herz, rutschte aber auch mal eine kitschige Rutsche hinunter, was nicht schlecht sein muss, mich aber trotzdem liebevoll die Augen verdrehen ließ, wenn es mir zu viel wurde. Ida als Autorin, der die Worte ausgegangen sind, war authentisch, Ottilie blieb mir leider zu blass, was wahrscheinlich Absicht war, um ihrem Krankheitsbild gerecht zu werden. Die langsame Annäherung der Frauen, der Blick hinter die Kulissen, die Hoffnung auf Heilung und die Akzeptanz der Realität; all dies erinnerte mich ein wenig an Lebensratgeber, allerdings unterhaltsamer und spannender verpackt. Eine schöne Story um und über das Vergessen, die ich sehr gerne gelesen habe.

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Wiedersehen macht Freude

Kalmann und der schlafende Berg
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Kalmanns Vater lädt ihn in die Vereinigten Staaten von Amerika ein, geplant ist unter anderem ein Ausflug nach Washington D.C. Kurz darauf wird Kalmann ins FBI-Hauptquartier gebracht, um unmittelbar danach ...

Kalmanns Vater lädt ihn in die Vereinigten Staaten von Amerika ein, geplant ist unter anderem ein Ausflug nach Washington D.C. Kurz darauf wird Kalmann ins FBI-Hauptquartier gebracht, um unmittelbar danach in ein Flugzeug zurück nach Island gesetzt zu werden, wo ein Mord geschieht, in den ein Berg involviert ist und erstaunlicherweise auch Kalmanns geliebter Großvater, der kürzlich starb. Mit Feuereifer stürzt Kalmann sich in die Ermittlungen.

Ich habe mich sehr darüber gefreut, als ich hörte, dass es ein Wiedersehen mit Kalmann, dem selbsternannten Sheriff von Raufarhöfn, gibt. Voller Vorfreude stürzte ich mich ins Buch, war unglaublich gespannt darauf, welche neuen Abenteuer mit Kalmann mich erwarten. Anfangs wusste ich nicht so recht, worauf die Andeutungen und Hinweise hinauslaufen, aber als ich es verstanden hatte, war ich mehr als amüsiert. Was für eine verrückte und abgedrehte Story sich der Autor da hat einfallen lassen, wie großartig passten die realen Ereignisse in die fiktive Geschichte! Er hat diesmal zwar länger auf sich warten lassen, aber nun war er endlich da; der Zauber von Kalmann.

Die Erzählung hat mich in ihren Bann gezogen, der Charakter Kalmann ist ein vielschichtiger Mensch, auch wenn nicht alle seine Ausführungen für mich Sinn ergaben, aber dies soll wahrscheinlich so sein. Trotz meines Amüsements gab es im Verlauf der Geschichte viele ernste und schwierige Momente, denn Kalmann ist besonders und sein Verhalten anderen Menschen gegenüber, besonders gegenüber seiner Mutter, hat mich oft erschreckt und auch wenn ich weiß, dass es seinem Zustand geschuldet ist, mochte ich ihn in solchen Situationen etwas weniger. Zum Glück überwogen dennoch die schönen und lustigen Momente, abgesehen davon, dass man Kalmann einfach nicht lange böse sein kann.

Mit dem letzten Drittel kam für mich ein kleiner Hänger, der allerdings durch das explosive Finale wieder ausgeräumt werden konnte. Das vorliegende Buch war zwar etwas schwächer als der erste Band, was für mich persönlich mit der Thematik des Kalten Krieges zusammenhängt, aber nicht minder unterhaltsam und abgedreht. Zuletzt war ich traurig, von Kalmann Abschied nehmen zu müssen, allerdings freue ich mich schon umso mehr auf seine nächsten Abenteuer. Strahlende vier Sterne und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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