Gemütliche Wintergeschichte mit kleinen Plausibilitätspatzern
WinterengelWahrscheinlich liegt es daran, dass ich noch nicht in Weihnachtsstimmung bin. Aber leider kann ich mich den vielen 4- und 5-Sterne-Rezensionen nicht ganz anschließen. Natürlich, das Buch von Corina Bomann ...
Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich noch nicht in Weihnachtsstimmung bin. Aber leider kann ich mich den vielen 4- und 5-Sterne-Rezensionen nicht ganz anschließen. Natürlich, das Buch von Corina Bomann ist wie immer was fürs Herz und zum Dahinschmelzen. Aber verglichen mit dem wunderschönen Roman „Winterblüte“ aus dem letzten Jahr ist es diesmal für mich leider kein Highlight gewesen.
Zu oft habe ich mich gefragt, wie es denn zu dieser oder jener Handlung kommen kann, ob sowas damals wohl wirklich stattgefunden haben könnte etc. Zuerst schon einmal kam es mir etwas merkwürdig vor, dass eine englische Königin tatsächlich eine deutsche Glasmacherin nach England holen würde um ihr ein wenig Schmuck für den königlichen Weihnachtsbaum abzukaufen. Und dass sie ihr dazu auch noch die gesamte Reise bezahlt. Wäre es nicht viel wahrscheinlicher, dass sie einen ihrer Angestellten nach Deutschland entsendet, der vor Ort einkauft und die Ware der Königin überbringt? Es hätte aus meiner Sicht schon eine handfeste Begründung geben müssen, um plausibel zu machen, warum sie Anna persönlich kennenlernen will. Die hat mir aber gefehlt. Und ist es wirklich so, dass viele englische Adlige, deren Vorfahren aus Deutschland stammen, noch in zweiter oder dritter Generation ein so gutes Deutsch sprechen, dass die Dialoge so wie im Buch geschrieben stattfinden können? Denn es wurde ja auch immer betont, dass sich Lord Sandhurst und viele andere mit Anna auf deutsch unterhielten, weil sie kein Englisch spricht.
Meine Zweifel an der Plausibilität einiger Gegebenheiten oder Vorkommnisse trübten also ein wenig meine Lesefreude. Auch wenn das Buch natürlich, wie von Frau Bomann gewohnt, eine charmante und gemütliche Geschichte für die kalte Jahreszeit bereithält, die sich flüssig lesen lässt und dunkle Gedanken vertreibt.
Mein Tipp: für gemütliche Stunden am Kamin bei einer Tasse Tee gut geeignet. Logikfragen sollten aber, sobald sie sich im Kopf formen, einfach ausgeblendet werden. Dann klappt’s auch mit dem Lesegenuss