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Veröffentlicht am 13.05.2024

Düster-geniale Vibes und interessante Crew

A Tempest of Tea
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Arthie Casimir, kriminelles Genie und Waise, steckt gemeinsam mit Jin all ihr Herzblut in das Spindrift – eine Teestube, die nachts zum illegalen Bluthaus für Vampire wird und Arthie ihre wichtigste Währung ...

Arthie Casimir, kriminelles Genie und Waise, steckt gemeinsam mit Jin all ihr Herzblut in das Spindrift – eine Teestube, die nachts zum illegalen Bluthaus für Vampire wird und Arthie ihre wichtigste Währung liefert: Geheimnisse. Als sie das Spindrift zu verlieren drohen, ist klar, dass Arthie und Jin handeln müssen. Der Diebstahl eines Buches, das sich im gefährlichen Artheneum der Vampire befindet, soll die Lösung sein. Um diesen Clou möglich zu machen, braucht es eine Crew. Und schon bald hat Arthie eine ungleiche Gruppe um sich versammelt. Doch jeder von ihnen hat ein eigenes Ziel vor Augen ...


A Tempest of Tea bringt gleich mehrere Sachen mit, die mich sofort angesprochen haben: Vampire (noch immer mit meine liebsten Fantasywesen), eine starke Protagonstin (liebe ich!), eine zusammengewürfelte Crew (ganz großes Potenzial für geniale Dynamiken) und ein Teehaus (ich bin absolute Teetrinkerin). Und das Buch hat mich nicht enttäuscht!

Der Schreibstil war irgendwie besonders, er war gewählt und leicht poetisch angehaucht, mit ziemlich schönen Formulierungen, und nicht unbedingt umgangssprachlich. Darum brauchte ich auch ein bisschen, bis ich reingekommen bin, auf den ersten Seiten bin ich manchmal über einige Sätze gestolpert. Aber das hat sich sehr schnell gelegt und dann konnte ich den Schreibstil für seine Besonderheit schätzen und genießen. Außerdem passte er irgendwie gut zum Buch und den Vibes, die dieses Buch ausstrahlt.
Denn die ganze Atmosphäre des Buches fand ich richtig super. Das Teehaus, wie es aufgebaut ist und wie dort alles abläuft. Die Straßen White Roarings mit ihrer düsteren Ausstrahlung. Wie die Länder, die Gesellschaft/Regierung und das Zusammenleben mit den Vampiren aufgebaut sind und was für Einflüsse alles aufeinander hat (hier sei unbedingt dazu gesagt, das u. a. Bezüge auf Kolonialismus sowie die Situation zwischen weißen und Schwarzen Menschen aus unserer echten Welt aufgemacht werden, und wahnsinnig gut und flüssig in diese Welt und Handlung eingebaut werden). Das Artheneum als vampirischer Unterschlupf. Die ganze Thematik mit dem kriminellen Unterton, den Geheimnissen, die Arthie sammelt, die Machtspielchen, die an jeder Ecke zu finden sind. Das alles wurde durch den Aufbau der Handlung und den Schreibstil total gut transportiert.

Die Handlung baut sich etwas langsamer auf, weshalb das Buch auch ein bisschen braucht, um wirklich in Fahrt zu kommen. Bis man so richtig einschätzen kann, wo es hin will, muss man durchaus ein paar Kapitel lesen. Man merkt also auch noch, dass es der Einstieg in eine Reihe ist. Aber auch, wenn mich die ersten Seiten am Anfang noch nicht so richtig gefesselt hatten, war ich doch fasziniert und neugierig von dem, was da passiert. Und der weitere Aufbau hat mir gut gefallen. Nachdem der Status Quo aufgezeigt wird kommt die Bedrohung, dann die Suche nach einer Lösung, das Zusammenstellen der Crew, die Vorbereitung auf den Diebstahl und schließlich das Finale, wie sich beim großen Clou alles entwickelt und was für Entdeckungen dabei gemacht werden. Hat für mich wunderbar funktioniert so. Im letzten Drittel hat das Buch auf jeden Fall gut an Spannung zugelegt, was es auch gebraucht hat an der Stelle, sodass ich nun ziemlich ungeduldig auf Band 2 warte.

Die Charaktere waren eine tolle und bunte Mischung. Arthie ist eine starke Person, die trotz ihres jungen Alters schon sehr schnell erwachsen werden und sich durchschlagen musste. Man merkt, dass ihre Vergangenheit sie zu einem gewissen Teil gebrochen hat, aber sie hat sich dadurch ihre Stärke antrainiert. Sie ist nicht immer die allersympathischste, aber irgendwie auch nie unsympathisch, ziemlich genial, und ich liebe ihre Schlagfertigkeit und wie sie sich durch bestimmte Situationen manövriert. Ich empfinde Bewunderung für sie, auch wenn ich nicht alles gutheiße, was sie tut. Jin ist ihr nicht-blutsverwandter Bruder, die beiden sind schon seit über 10 Jahren ein Team. Er ist charmant, etwas weniger risikofreudig als Arthie, und auch er ist mit manchem nicht einverstanden, aber man spürt sehr deutlich, dass er Arthie als Schwester liebt und alles für sie tun würde.
Dann gibt es da noch Flick, eigentlich aus gutem Hause, aber als talentierte Fälscherin dort in Ungnade gefallen. Matteo, ein angesehener Künstler, dessen Beziehungen die Crew zu nutzen weiß. Und Laith, der eigentlich als Gardist der Gehörnten Garde auf der Seite des Feindes stehen müsste, aber sehr undurchsichtig (und faszinierend) in seinen Motiven ist.
Ich fand alle Charaktere super, ihre Interaktionen miteinander wirklich herrlich, ich habs genossen, wenn sie in unterschiedlichen Konstellationen aufeinandergetroffen sind, und jeder bringt seine Eigenheiten mit. Die Handlung erleben wir vor allem abwechslend aus Arthies und Jins Perspektiven, aber auch Kapitel aus Flicks Sicht sind dabei.

Ein bisschen was fehlte mir bei dem Buch, um es Highlight oder Lieblingsbuch zu nennen. Vielleicht, weil trotz der genialen Charaktere sie mir auf emotionaler Ebene noch ein wenig distanziert geblieben sind (was aber gegen Ende besser wurde), oder weil so das BÄM-Gefühl beim Lesen für mich fehlte. Nichtsdestotrotz fand ich es sehr gut, habs wahnsinnig gern gelesen, mochte die Vibes, den Schreibstil, die Crew und wie sich am Ende alles entwickelt hat. Nachdem einiges noch ans Tageslicht kam, und sich manche Dinge etwas überschlagen haben, bin ich wahnsinnig gespannt, wie es im Folgeband weitergehen wird.

Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine Empfehlung!

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Veröffentlicht am 11.05.2024

Sehr schönes Finale

Dark Sigils – Wen das Schicksal betrügt
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Vor Kurzem noch eine Waise in Prime, jetzt Mirrorlady - Raynes Leben hat sich von Grund auf geändert. Während sie in die Machtspiele der Oberen gerät, wächst die Bedrohung von Seiten Leanore, für Prime ...

Vor Kurzem noch eine Waise in Prime, jetzt Mirrorlady - Raynes Leben hat sich von Grund auf geändert. Während sie in die Machtspiele der Oberen gerät, wächst die Bedrohung von Seiten Leanore, für Prime und den Mirror. Als Rayne auf ein Geheimnis ihres verstorbenen Vaters stößt, ist eine Rettung zum Greifen nah. Doch der Untergang ebenso ...



Dark Sigils ist eine Reihe, die mir wirklich viel Spaß gemacht hat und die ich gern gelesen habe, das ist bis zu Band 3 auch so geblieben. Anna Bennings Schreibstil ist richtig schön, gut zu lesen, man kommt leicht rein und fliegt nur so durch die Seiten, sie schafft es, Spannung aufrechtzuerhalten, selbst wenns ruhigere Szenen gibt.

Ich muss sagen, bei der Reihe hab ich es nicht zu hundertprozentig geschafft, emotional so richtig tief drin zu stecken, was vielleicht auch Grund für (oder Konsequenz von) die Tatsache sein könnte, dass ich sowohl bei Band 2 als auch bei Band 3 erstmal inhaltlich wieder reinfinden und mich gefühlsmäßig neu auf die Charaktere einlassen musste. Die Charaktere sind alle interessant und sympathisch, und Rayne und Adam hab ich geliebt, einzeln und zusammen. Aber so unfassbar tief gefühlt, wie ich es erhofft habe, hab ichs nicht. Deshalb auch der kleine Abzug.

Denn was den Plot selbst, die Entwicklungen, Probleme und Entdeckungen angeht, war auch der finale Band, wie die Vorgänger, richtig gut gelungen. Es war jederzeit glaubwürdig und spannend, und vor allem mag ich Anna Bennings Kreativität so! Die Welt, der Mirror, die Sigils selbst und alles was da dranhängt hat mich auch hier wieder total überzeugt. Auch das entdeckte Geheimnis. Ich habe es so nicht erwartet, aber es macht tatsächlich Sinn und fügt sich richtig gut in den Rest ein. Es ist eine super Lösung, ohne steif eingebaut zu wirken. Ich hab mit richtig viel Freude verfolgt, wie die Geschichte ihren Lauf nahm und bin auch mit dem Ende zufrieden.

Ich kann Dark Sigils also wirklich nur empfehlen, es ist eine wirklich gute Reihe! Emotional war ich vielleicht nicht ganz so invested wie bei anderen Reihen oder wie erhofft, aber absolut tolle Lesestunden hatte ich in jedem Fall! 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Ziemlich episches Finale

Crescent City – Wenn die Schatten sich erheben
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Bryce und ihre Freunde stecken nach ihrem gescheiterten Plan in ziemlich großen Schwierigkeiten. Während Bryce in einer fremden Welt gestrandet ist, wurden Hunt, Ruhn und Baxian von den Asteri gefangen ...

Bryce und ihre Freunde stecken nach ihrem gescheiterten Plan in ziemlich großen Schwierigkeiten. Während Bryce in einer fremden Welt gestrandet ist, wurden Hunt, Ruhn und Baxian von den Asteri gefangen genommen und gefoltert. Die Gefährten sind auf Hilfe von unerwarteten Seiten angewiesen, um da wieder rauszukommen. Doch Aufgeben ist für Bryce keine Option, jetzt, wo ihr Ziel immer näher rückt – die Welt von den Asteri zu befreien ...

Wer Band 1 und 2 mochte, wird auch diesen finalen Band mögen, da bin ich mir sicher. Denn für mich steht er den Vorgängern in so ziemlich nichts nach. Es beginnt wieder sehr langsam, der Aufbau dauert sehr lange, was hier und da vielleicht auch ein bisschen zäh sein kann und war, ich aber von den vorherigen Bänden eben schon kannte und erwartet habe. Und auch, wenn dann irgendwie der Sog fehlt, ist dieser Aufbau schon ziemlich cool, weil die verschiedenen Ebenen gut konstruiert sind. Die Freunde sind an verschiedenen Stellen und wir verfolgen einzelne Handlungsstränge – von Bryce, von Hunt, von Tharion, von Ithan. Jeder Charakter hat gerade seine eigenen Probleme, mit denen er zu kämpfen hat. Ich fand das richtig interessant, wobei die Situationen von Bryce und Hunt wesentlich spannender für mich waren als die von Tharion und Ithan. Aber ich mochte es wieder total gerne, wie dann nach und nach die Fäden zusammengelaufen sind. Erst von zwei Handlungssträngen und dann mehr, bis alle am Ende wieder aufeinandergetroffen sind. Wie alle Charaktere Wissen sammeln, Entdeckungen machen, die das große Ganze vorantreiben und die in der Gruppe dann zusammengefügt werden. So sind die Fäden zwar getrennt voneinander, aber sie hängen auch zusammen. Das ist einfach total gut gemacht und lässt auch verzeihen, wenn es mal ein wenig zäher wird.

Gegen Ende ist es wie zu erwarten ziemlich hoch her gegangen und eskaliert, und da hat das Buch es wieder geschafft mich komplett zu packen. Die letzten ca. 200 Seiten waren ein einziges Drama, Chaos, zum Luft anhalten und gebannt aufsaugen. Das war wirklich top. Und ich mochte auch die Charakterentwicklungen. Hier und da haben mich manche teilweise genervt (looking at you Tharion und Ithan), aber insgesamt sind alle nachvollziehbar geblieben und ich mochte es sehr, wie sie sich durch alles durchmanövriert haben. Und nach wie vor liebe ich die Dynamiken und Dialoge zwischen ihnen – auch dem erweiterten Kreis um Ruhns Freunde, Bryce' Familie und Freunde etc. Alles richtig interessante Charkatere, die der Story gutes Futter geben. Und man wurde durchaus hier und da nochmal überrascht.

Das Crossover mit ACOTAR mochte ich sehr gerne. Es war eher zurückhaltend, aber das fand ich gar nicht schlecht, denn wenn sich die beiden Reihen so komplett miteinander vermischt hätten, hätte ich das auch nicht gut gefunden. So hab ich gefeiert, was wir aus der ACOTAR-Reihe bekommen und gesehen haben, wie Bryce mit zwei der Charaktere von dort so interagiert hat, und wie sich alles zusammengefügt hat. Generell war das einer der Hauptpunkte, die ich so wahnsinnig faszinierend an diesem Band fand – wie die Welt um Prythian mit Midgard zusammenhängt, wie sich die Geschichte entwickelt hat, wo Parallelen und Zusammenhänge sind, sowohl die Welten selbst und ihre Personen als auch gewisse Artefakte. Das fand ich richtig gut!

Mir hat also auch dieser dritte Band von Crescent City wieder echt gut gefallen, wobei ich wie bei den Vorgängern sagen muss, dass man einen langen Atem braucht, dass es sich langsam aufbaut und dass ein paar weniger Seiten vielleicht auch gereicht hätten. Dadurch schafft Crescent City es einfach nicht, diesen Sog auszulösen, den ich bei anderen Fantasybüchern bekomme. Aber wenn man dann zum Ende kommt, merkt man, wie genial alles ist. Empfehlung für diese Reihe und diesen Band! 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Augenöffnender Überblick

Beklaute Frauen
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Die meisten großen Entdeckungen, Erfindungen und Entwicklungen der Vergangenheit verbinden wir mit Männern. Dabei ist es nicht so, als wären Frauen untätig gewesen – ihr Einfluss wird nur seit jeher aus ...

Die meisten großen Entdeckungen, Erfindungen und Entwicklungen der Vergangenheit verbinden wir mit Männern. Dabei ist es nicht so, als wären Frauen untätig gewesen – ihr Einfluss wird nur seit jeher aus der Geschichte radiert oder mit Begriffen wie »Sekretärin«, »Ehefrau von ...« etc. abgetan. Diesen Frauen – Wissenschaftlerinnen, Autorinnen, Kämpferinnen, Künstlerinnen – wird hiermit die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie von Anfang an verdient hätten.


»Hinter jedem erfolgreichen Mann steht ein System, das ihn bestärkt; vor allen anderen steht ein System, das sie aufhält.« Mit diesem Satz hab ich gleich schon im Klappentext von »Beklaute Frauen« eine Aussage bekommen, die sich in meinem Kopf festgesetzt hat. Generell gab es so einige Passagen in dem Buch, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Die mir auch nochmal vor Augen geführt haben, wie begrenzt mein Horizont, meine Wahrnehmung eigentlich ist, obwohl ich das zu vermeiden versuche. Dabei hebt das Buch aber nicht den belehrenden Finger hoch, sondern klärt lediglich auf.

Ich finde es gut und richtig, wie viele verschiedene Bereiche dabei in diesem Buch aufgemacht werden. Es geht um Revolutionen und den Kampf um Rechte, um Physik und generell Naturwissenschaften, um Kunst, um die Ehe an sich, um Bildung, um Autorinnenschaft, … denn in jedem dieser Bereiche gibt es genug zum Thema zu sagen. Dabei bezieht sich Leonie Schöler auch immer wieder auf unsere heutige Zeit, vergleicht und verbindet mit der aktuellen Situation; und die letzten Kapitel bzgl. Bildung oder auch dem Internet setzen sich ganz explizit mit der Welt auseinander, in der wir in diesem Augenblick leben. So gibt »Beklaute Frauen« ein wirklich gutes Rundumpaket.

Außerdem findet die Autorin eine gute Balance zwischen dem Bericht von einzelnen Frauen, und ihrem Leben im Speziellen, und dem großen Ganzen. Die meisten Kapitel haben jeweils eine Frau im Fokus, wie zum Beispiel Mileva Marić oder Rosalind Franklin. Trotzdem gibt es auch breite Überblicke, und trotzdem wird immer wieder klargemacht, dass das keine 'Einzelschicksale' sind, auch wenn hier eben nur ausgewählte Frauen genannt werden (können). Das ganze hat System und das wird in dem Buch auch immer wieder herausgearbeitet. Diese ganze Mischung aus verschiedenen Oberbereichen, verschiedenen Frauen, verschiedenen Herangehensweisen hat mir extrem gut gefallen an dem Buch.

Man darf beim Lesen allerdings nicht vergessen, dass es immer noch ein Geschichtsbuch und die Autorin Historikerin ist. Das merkt man, das darf man auch merken; aber trotzdem hab ich mich (nach dem eingängigen Prolog) etwas schwer getan, ins Buch reinzufinden. Es geht mit dem Thema Revolutionen los, und dort wurden erstmal viele Zusammenhänge erklärt, die für mich zunächst etwas trocken wirkten. Die aber natürlich trotzdem wichtig sind. Generell gibt die Autorin auch immer einen Grundriss über die Situation, in der sich die »Protagonist
innen« des Kapitels befinden, damit man das ganze einordnen kann. Das ist nämlich unerlässlich, um die Zusammenhänge zu verstehen und die Gegebenheiten nachvollziehen zu können. Trotzdem liest es sich dadurch nicht gerade locker runter – wobei schon hier und da auch mal Alltagssprache und -Formulierungen auftauchen, und Leonie Schöler stets so schreibt, dass man es auch versteht, wenn man nicht im Thema ist. Das ist auf jeden Fall gelungen.


Ich habe mit diesem Buch einige Frauen neu kennengelernt, von denen ich hoffe, dass sie mir im Gedächtnis bleiben. Und ich hab auf jeden Fall wieder einiges daraus mitnehmen können. Es ist ein Geschichtsbuch, das nicht als lockere Abendlektüre funktioniert (was es auch gar nicht soll), aber meiner Meinung nach unbedingt gelesen werden sollte, weil ich es inhaltlich extrem wichtig finde und es wirklich gut gemacht ist. Ich bin froh, es gelesen zu haben und empfehle es auf jeden Fall weiter. 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Italienisches Flair und tolle Charaktere

Shape of Love - Mit jeder meiner Fasern (Love-Trilogie, Band 1)
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Voller Eupohrie und Hoffnung macht sich Cleo auf den Weg nach Venedig, um ihre Praktikumsstelle bei der gefeierten Designerin Ornella Russo anzutreten. Doch sie bekommt schnell einen Dämpfer, als ihr das ...

Voller Eupohrie und Hoffnung macht sich Cleo auf den Weg nach Venedig, um ihre Praktikumsstelle bei der gefeierten Designerin Ornella Russo anzutreten. Doch sie bekommt schnell einen Dämpfer, als ihr das gesamte Team klar macht, dass sie dort eigentlich nichts verloren hat. Zum Glück ist ihr neues Zuhause da positiver. Nicht zuletzt wegen ihres Nachbarn Alessandro – der sich plötzlich ausgerechnet als Model von Ornellas Kollektion entpuppt. Cleo und Alessandro kämpfen beide mit ihren Unsicherheiten und Zweifeln und es fällt ihnen nicht leicht, sich aufeinander einzulassen. Doch sich voneinander fernhalten klappt auch nicht ...

Nicht ich hab das Buch gefunden, das Buch hat mich gefunden und aus diversen Gründen angesprochen, sodass ich nicht widerstehen konnte. Es hatte mich ja gleich mit dem Italiensetting. Ich liebe Italien, sowohl in echt als auch in Büchern. Ich hab selbst mal ein halbes Jahr dort gelebt, und Cleos Ankunft in Venedig, wie sie mit zwei schweren Koffern aus dem Bahnhof tritt, mit viel zu dickem Pullover für das sonnige Wetter gekleidet, und sie direkt Italiener ansprechen und (manchmal suspekte) Hilfe anbieten – das war eins zu eins meine Erfahrung und hat mich so extrem in Nostalgie versetzt! Das hat direkt was in mir berührt, weil ich das so nachvollziehen konnte. Aber auch für Nicht-ehemals-in-Italien-Wohnende ist der Anfang sicher ziemlich charmant. Witzig geschrieben, sympathisch und Italien kommt gut zur Geltung. Ich hab zwar nicht in Venedig gelebt, aber mal ein Wochenende dort verbracht, und klar gibt es auch unschöne Seiten an dieser Stadt. Aber sie hat absolut ihren Charme und ihre Schönheit, und das kommt gut zur Geltung in diesem Buch. Durch den Schreibstil wurde der Ort sehr lebendig in meinem Kopf.

Cleo war mir direkt sympathisch. Real und authentisch, mit Humor, freundlich, bestimmt und lässt sich nicht unterkriegen. Da sie etwas mehr Kurven hat als dem typischen Schönheitsideal entspricht, hat sie schon viele unschöne Erfahrungen machen müssen, die mein Mitgefühl geweckt haben. Aber auch, wenn man gemerkt hat, dass sie manchmal noch zu kämpfen hat, mochte ich ihr Selbstbewusstsein und dass sie sich durch sowas nicht von ihren Träumen abhalten lassen will. (An dieser Stelle kurz der Einwurf, dass der Klappentext etwas in die Irre führt, denn der eigentliche Grund, warum Cleo in dem Job unerwünscht ist, ist gar nicht ihr Gewicht ...).
Alessandro ist ebenso sympathisch. Er verkörpert das typische hot male model, und das merkt man ihm auch bei gewissen Gesten und in einigen Situationen an. Aber das macht ihn niemals unangenehm, da wir viel von seinen echten, weichen Seiten zu sehen bekommen. Gerade in Verbindung mit seiner Nonna und seiner Cousine mochte ich ihn bzw. alle richtig gerne. Ich liebe diese als typisch italienisch empfundene Beziehungsdynamik mit italienischen Nonnas. Und sie haben insgesamt einfach ein herzliches, manchmal aber auch realistisch schwieriges Umfeld geschaffen, das mich überzeugt hat.
Wie Cleo und Alessandro näher gekommen sind, hat mir gut gefallen. Mit viel Witz und Empathie und sehr berührend. Ich mochte ihre Dynamik, und wie sie sich unterstützt haben. Natürlich gab es auch Drama, und das war für mich in manchen Punkten nicht ganz nach meinem Geschmack verlaufen. Aber die Problempunkte der beiden Charaktere wurden gelungen umgesetzt. Denn sowohl Cleo als auch Alessandro haben zu kämpfen, was ich hier vor allem wegen Spoilern zu Alessandro nicht weiter ausführen möchte. Aber ich finde es super, dass die Autorin es geschafft hat, dieses generelle Thema sensibel und mit positiver Message zu verpacken, den Ernst aufzuzeigen und gleichzeitig eine Leichtigkeit im Buch beizubehalten.

Ein bisschen fehlte mir zum Highlight- oder Lieblingsbuchpotenzial, denn auch wenn mich das italienische Flair und die tollen Charakteren sehr verzaubert haben, hat das Buch nicht ganz diesen mitreißend-emotionalen Sog in mir ausgelöst, wie ich es mir erhofft hatte. Der Sog, der dafür sorgt, dass ich gar nicht aufhören kann zu lesen und der mir schon zeigt, dass das Buch noch lange im Gedächtnis bleibt. Das ist aber wirklich nur so ein kleines persönliches Gefühl, das ich gar nicht richtig beschreiben kann. Aber deswegen ziehe ich minimal was ab und vergebe 4,5 Sterne. Eine deutliche Empfehlung gibt es aber und ich freu mich auf die weiteren Bände und die Rückkehr nach Venedig ...

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