Über das Sich-neu-finden
Frühling, Sommer, Herbst und duDer Freund ein Betrüger, der Brautmodenladen gefährdet, ein Shitstorm im Internet. Maya ist mit den Nerven am Ende. Ähnlich wie Alex, der kurz vor der Hochzeit einfach sitzen gelassen wird. Eigentlich ...
Der Freund ein Betrüger, der Brautmodenladen gefährdet, ein Shitstorm im Internet. Maya ist mit den Nerven am Ende. Ähnlich wie Alex, der kurz vor der Hochzeit einfach sitzen gelassen wird. Eigentlich wider Willen finden sich beide im gleichen Bulli auf dem Weg ins spanische Baskenland wieder, zusammen mit Mayas Cousine Greta sowie ihrem Zwillingsbruder - und Alex' bestem Freund - Antonio. Für beide hält diese Reise einige Überraschungen parat ...
"Frühling, Sommer, Herbst und du" ist eine unterhaltsame Geschichte in der beide Protas nach schweren EInschlägen ihren Weg neu finden müssen. Das Buch schafft dabei den Spagat zwischen 'die Situationen, in denen sie sich befinden, ernst nehmen' und 'es mit einer guten Portion Humor verpacken'. Denn manche Momente sind schon absurd-komisch und bringen einen zum Schmunzeln, genau wie ich es mir erhofft habe. Henriette Krohn hat einen locker-flockigen Schreibstil, bei dem ich am Anfang bei ein paar Szenensprüngen noch nicht ganz durchgefunden habe, bei dem ich dann aber doch relativ schnell gut reingekommen bin. Das enzige, was ich etwas gewöhnungsbedürftig fand, war, dass sie Kapitel abwechselnd aus Mayas und aus Alex' Sicht gewählt hat, aber während die von Maya in der Ich-Perspektive geschrieben sind, sind die von Alex in Erzähl-Perspektive. Ein Grund dafür hat sich mir nicht ganz entschlossen. Aber im Laufe des Buches konnte ich da drüber weg lesen.
Zu Beginn der Handlung sind wir noch in Berlin, wo die Katastrophe ihren Lauf nimmt, aber relativ zügig beginnt dann die Reise ins Baskenland und die wirkte in ihrem Chaos irgendwie sehr reizvoll. Manchmal muss man einfach spontan aufbrechen und raus. Ein Roadtrip ist es jedoch nicht, da sie relativ bald am Ziel sind (einem Haus der Familie von Maya, Antonio und Greta) und dort auch bleiben. Die Beschreibung der Ortschaft und generell das Feeling dort fand ich sehr schön. Und die Entwicklung der Handlung war gelungen kurzweilig. Alles steuert auf eine Hochzeit hin, wegen der Greta ursprünglich sowieso dorthin wollte, und auf dem Weg dahin gibt es natürlich allerlei Umwege, Irritationen, auch mal Streitereien und auf jeden Fall Lesespaß. Was ich mochte, ist, dass dabei aber auch ernste Töne angeschlagen wurden und auf die Vergangenheit von Maya in ihrer Familie, aber auch auf die Vergangenheit von Maya und Alex eingegangen wird und nach und nach Licht auf die Sachen geworfen wurde. So hat das ganze noch etwas mehr Tiefe bekommen.
Die Charaktere waren ein interessanter Haufen. Greta am Rande zwischen nervig-aufdringlich und richtig gute Stütze. Antonio irgendwie verplant und fast zu entspannt. Alex etwas überfordert mit allem. Maya nicht überzeugt, ob sie das richtige macht. Und Matilda, die Tochter von Antonio, als quirlige Ergänzung. Außerdem gibts einige Nebencharaktere, die die Handlung noch runder machen (wie z.B. im Stoffladen).
Leider muss ich sagen, dass mir sowohl Alex als auch Maya irgendwie nicht sonderlich sympathisch waren. Ich fand beide manchmal etwas anstrengend und hab auch durch ihre eigenen Gedankengänge keinen richtigen Zugang zu ihnen gefunden. Gleichermaßen hab ich auch die Liebesgeschichte nicht gefühlt, die sich nur so am Rande und auch nicht so richtig aufgebaut hat. Es ging die meiste Zeit eher um Mayas Selbstfindung, was sie vom Leben will, und auch Alex versuchte herauszufinden, wer er eigentlich sein will. Das find ich grundsätzlich gut. Aber der Fokus war eindeutig darauf und in all der Zeit haben sie sich darum eher gegenseitig von sich gestoßen und sich nicht wirklich aufeinander einlassen oder überhaupt miteinander reden können. Ich habe ihre Anziehung zueinander deshalb nicht spüren können und war vom Ende etwas überrumpelt (und da gab es auch ein bisschen was, was mich gestört hat, aber dafür müsste ich spoilern). Mich hat das nicht so recht abholen können. Trotzdem war es schön, jeweils ihre Reise mitzuerleben und wie sie sich von der Vergangenheit befreien.
Insgesamt war das Buch vielleicht nicht hundertprozentig, was ich erwartet hab (eine Sommerlektüre auch nicht wirklich, da es im November spielt) und ich hatte ein wenig Schwierigkeiten mit den beiden Hauptcharakteren. Aber die chaosreiche Handlung war unterhaltsam, das Setting schön, und ich hatte ein paar schöne Lesestunden. Von mir gibt es 3-3,5 Sterne.