Das Buch
Autor: Roald Dahl
Titel: Big Friendly Giant
erschienen: 24.06.2016
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Genre: Kinderbuch
ISBN: 978-3-499-21756-2
Es handelt sich bei diesem Buch um eine Sonderausgabe „Buch zum Film“ und ich habe es zufällig in einer Kiste mit Mängelexemplaren entdeckt. Mir gefiel der Klappentext und deshalb habe ich es ohne lange zu zögern mitgenommen.
Worum geht es?
Der GuRie bringt den Kindern Träume. Eines Nachts beobachtet ihn Sophiechen dabei zufällig, weil sie nicht schlafen kann und aus dem Fenster schaut. Weil der GuRie meint, dass Sophiechen ihn verraten könnte, nimmt er sie kurzer Hand mit in sein Riesenland. Hier treffen sie auch auf andere Riesen. Die jedoch sind keine guten Riesen, sondern ernähren sich von „menschlichen Leberwesen“. Sophiechen überredet den GuRie dazu, dass sie die englische Königin um Hilfe bitten sollten um diesem Spuk ein Ende zu setzen.
Figuren
Hauptsächlich spielt die Geschichte zwischen dem GuRie und Sophiechen. Sie reden viel miteinander. Einerseits erzählt der GuRie Sophiechen von sich und andererseits sie ihm von sich. Dabei stellt sich z.B. heraus, dass der GuRie zwar nie eine Schule besucht hat, aber dennoch lesen und schreiben kann – nicht besonders gut und vor allem nicht wirklich richtig, aber er hat es sich selbst beigebracht. Daraus resultiert, dass der Riese viele Wörter verdreht und falsch ausspricht und Sophiechen erst einmal heraus finden muss, was er tatsächlich meint.
Die beiden mögen sich und werden Freunde. Sophiechen ist auch gar nicht wirklich traurig darüber, dass sie nun beim GuRie leben soll, statt länger im Waisenhaus, in dem sie sich nie wirklich wohl gefühlt hat. Außerdem erzählt der GuRie Sophiechen von seinem größten Geheimnis – nämlich woher er seine Träume hat und eines Tages zeigt er ihr sogar, wie er sie fängt und dann in die Kinderzimmer bringt. Er vertraut Sophiechen also.
Der GuRie erzählt Sophiechen auch, wovon sich die anderen Riesen ernähren – nämlich von menschlichen Leberwesen. Darüber ist Sophiechen entsetzt. Der GuRie hält das für normal, er kennt es ja nicht anders, obwohl er dies nicht tut, weil er es schrecklich findet. Durch Sophiechen ändert sich sein Blickwinkel auf die Normalität dessen und gemeinsam schmieden sie einen Plan, wie sie dem ein Ende setzen können.
Sophiechen und der GuRie sind eindeutig Sympathieträger. Ich mochte die beiden vom ersten Moment an, selbst wenn es bisweilen recht anstrengend war, die Sätze des GuRie zu lesen.
Schreibstil
Der Schreibstil von Roald Dahl ist geeignet für Kinder. Die Sätze sind kurz. Allerdings hatte ich ein bisschen meine Zweifel, ob ein Kind, dessen Wortschatz noch nicht so ausgeprägt ist, die verdrehten Buchstaben und Wörter tatsächlich richtig einordnen kann. Beim Vorlesen mag das noch gehen, da der Vorlesende die Dinge erklären kann. Wenn jedoch ein Kind selbst liest, könnte dies vielleicht zu Verwirrung führen. Manchen Satz musste ich mehrmals lesen und mir die Aussprache selbst anhören um heraus zu finden, was tatsächlich gemeint sein könnte. Aber davon abgesehen, sollte es auch einem nicht so geschulten Leser leicht fallen, den Text zu erfassen.
Eignung für kleinere Kinder
Hin und wieder habe ich mich gefragt, ob die erzählte Geschichte vielleicht zu grausam sein könnte. Immerhin werden von den Riesen kleine Kinder aus dem Kinderheim gefressen. Ihre Knochen findet man am nächsten Tag unter ihren Fenstern. Zart besaitete Kinder könnten hier vielleicht ihre Schwierigkeiten haben, wenn sie noch nicht realisieren können, dass dies nur eine Geschichte ist. Aber andererseits sind Grimms Märchen ja auch nicht immer nur feinfühlig geschrieben. Insofern denke ich, hier muss jedes Elternteil selbst entscheiden, ob das eigene Kind damit umgehen kann oder nicht.
Setting
Das Riesenland mit den blauen Bergen und der kargen Landschaft konnte ich mir gut vorstellen. Schön beschrieben fand ich auch, wie die kleine Sophie sich in der Höhe des Riesen gefühlt haben muss, in der ja alles 4x so groß ist, wie in der ganz normalen Welt. Und der GuRie ist ein kleiner Riese. Die anderen sind noch viel größer.
Besonders mochte ich, dass die englische Königin Sophiechen und dem GuRie zugehört hat und danach auch aktiv wurde. Zwar kam mir das alles völlig unwirklich vor, aber wohl gerade deshalb hat es mir so gut gefallen. Der Autor hat ihr so eine mütterliche Art gegeben, den man sich so gar nicht vorstellen kann, wenn man sich die Bilder aus dem Fernsehen vor Augen führt.
Fazit
Roald Dahl erzählt eine Geschichte von Freundschaft und Mut, von Vertrauen und davon, dass diese Eigenschaften am Ende über das Böse siegen. Damit ist diese Geschichte in meinen Augen ein klassisches Märchen. Allerdings gibt es durchaus grausame Passagen, bei denen ich nicht weiß, ob sie für jedes Kind geeignet sind. Auch könnte die Sprechweise des GuRie für Kinder schwierig zu lesen sein. Alles in allem ein kurzweiliges Vergnügen, bei dem ich hin und wieder schmunzeln konnte. 3 von 5 Sternen.