Cover-Bild Nincshof
(40)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 18.07.2023
  • ISBN: 9783832168209
Johanna Sebauer

Nincshof

Ausgezeichnet mit dem Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals 2023
Nincshof, ein kleines Dorf an der österreichisch-ungarischen Grenze, soll vergessen werden. So der Plan dreier Männer, die sich »die Oblivisten« nennen und rauswollen aus der hektischen Zeit. Wenn niemand mehr von ihnen weiß, können sie und das ganze Dorf in Freiheit und Ruhe leben. Laut Legende ist das in Nincshof schon einmal so gewesen. Ausgerechnet die alte Erna Rohdiebl soll dabei helfen, dass dieses Vorhaben gelingt, denn die drei Männer glauben, dass die alte Frau die Freiheit im Blut hat und daher genau die Richtige für ihre Bewegung ist. Erna Rohdiebl wiederum hat in ihrem langen Leben selten Dümmeres als die Idee zu verschwinden gehört, aber ihre Neugierde siegt. Abend für Abend poltern die Oblivisten an ihre Eckbank und plotten bei Speckbroten und Pusztafeigenschnaps ihr Verschwinden. Straßenschilder werden abmontiert, wichtige Feierlichkeiten abgesagt, lästige Fahrradtouristen vergrault. Alles scheint nach Plan zu verlaufen. Wenn da nicht die Neuen aus der Stadt wären. Ein turbulenter Sommer nimmt seinen Lauf!

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2023

Für/Gegen das Vergessen

0

„Erna Rohdiebl rülpste leise und freute sich ein wenig.“

Ein kleiner Satz und doch der, dank dem ich mich endgültig in Erna verliebte. Erna Rohdiebl, fast 80 Jahre, war kurz zuvor heimlich und nachts ...

„Erna Rohdiebl rülpste leise und freute sich ein wenig.“

Ein kleiner Satz und doch der, dank dem ich mich endgültig in Erna verliebte. Erna Rohdiebl, fast 80 Jahre, war kurz zuvor heimlich und nachts in den Pool der verreisten Nachbarn eingestiegen, hatte ein paar Bahnen gezogen, sich zuhause aus dem Badeanzug geschält und ein Bier geöffnet. Das gute Leben, auch nach einigen Jahrzehnten im äußersten Zipfel Österreichs, dem Schauplatz dieses wundervollen Romans: Nincshof.

Johanna Sebauers Debüt ist eine Hommage ans Burgenland, eine liebevolle Verbeugung vor den teils skurrilen und teils noch skurrileren Einwohnern dieser Gegend zwischen Neusiedler See und ungarischer Grenze. Aber auch ein sehr charmanter Roman über das Vergessen und das Vergessen werden. Denn die drei Nincsdorfer Oblivisten – der örtliche Bürgermeister, ein sehr junger und ein sehr alter Mann – möchten, dass ihr Ort vergessen wird. Wieder einmal. Und die Erna, die soll gefälligst mitmachen.

Viele schöne Halbwahrheiten schimmern auf den gut 360 Seiten. Das Dorf selbst, das gibt es nicht. Google Treffer gibt’s zumindest keine, nur die zum Buch, aber Moment mal, darin findet selbst das Navi Nincsdorf nicht, der Wikipedia-Eintrag verschwindet, genauso die Seiten in den Burgenland-Chroniken der Bibliothek. Die Nachbarorte und der Einserkanal dagegen, die sind echt. Und die Irrziegen? Die Pusztafeige? Alles irgendwie nebulös.

Verwirrt sind dann auch die Neuen, die Isa Bachgasser, Filmemacherin a. D. aus Wien, und ihr Mann Silvano Mezzaroni, Architekt a. D. und neuer (Irr-)Ziegenwirt im Dorf. Raus aus der Stadt wollten sie, ein neues Leben auf dem Land beginnen, zum Schrecken der Oblivisten, besonders, als Silvano auf Rat des örtlichen Winzers Tierwanderungen anbieten möchte, schließlich seien Irrziegen die Alpakas von morgen. Aber es gibt schon Pläne sie zu zermürben – inklusive abgesägter Schilder und einer geplanten Entführung.

Und dann ist Nincshof auch noch eine Art matriarchalische Hochburg: Männer nehmen seit jeher den Namen der Frauen an, statt eines Bürgermeisters war viele Jahrzehnte, Jahrhunderte, die jeweilige Wirtin die wichtigste Person im Ort und bei Krisen, da half und hilft nicht der Pusztafeigenschnaps sondern: Masturbation. Genau.

Dieser Roman macht sehr viel Freude, er ist mal absurd, mal ernst, er steckt voller wunderlicher und liebenswerter Personen, um sich ändernde Leben und Welten, um Existenzkrisen (kleine wie große), nur am Ende, da geht der Geschichte, die ja irgendwie abschließen muss, ein klein wenig die Luft aus. Keine Sorge, das Ende ist nicht schlecht oder enttäuschend, bloß vielleicht – wenig überraschend. Und dennoch: ein tolles Buch für den Sommer und darüber hinaus. Unbedingt lesen und, ganz wichtig, nicht vergessen. Wobei, auch da gilt als Zitat ein weiser Satz des jungen Oblivisten Valentin: Wer ist eigentlich schuld – der, der vergessen wird oder der, der vergisst?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2023

Wenn man sich selbst verschwinden lassen will…

0

Die Debütantin dieses Romans, Johanna Sebauer, ist im österreichischen Burgenland in der Nähe der ungarischen Grenze groß geworden und ist dann in die große weite Welt gezogen. Und genau das merkt man ...

Die Debütantin dieses Romans, Johanna Sebauer, ist im österreichischen Burgenland in der Nähe der ungarischen Grenze groß geworden und ist dann in die große weite Welt gezogen. Und genau das merkt man diesem gelungenen Sommerroman an. Hier werden Perspektiven aufeinander aufgemacht und so herrlich ironisch und absurd erzählt, dass es kracht.
Es geht um Nincshof (wie der Titel des Romans), ein österreichisches kleines Dorf in dem eine Gruppe Radikaler wohnt, möchte man fast sagen und weiß zugleich, dass es eine ironische Titulierung ist. Denn diese Gruppe, die ‚Oblivisten‘ wollen ihr Dorf von der Welt abschneiden, es vergessen lassen und autark leben. Die Bewegung besteht aus drei Männern, die diesen Plan ersonnen haben. Im Dorf wohnt auch die ältere Erna Rohdiebl, die sich um die Meinung andere wenig schert und sich keine Meinung einreden lässt. Die Oblivisten wollen sie für ihre „Aktionen“ gewinnen, aber dann taucht auch noch diese unsägliche Dokumentarfilmerin mit ihrem Mann auf und die Dynamik wird herrlich abstrus.
Der Schreibstil ist mal was anderes, zum Teil auch dem österreichischen zu verdanken. Ich fand es herrlich erfrischend zu lesen.
Wer sich den vielen schlechten Nachrichten über unseren Erdball mal ein paar Stunden entziehen will, gerne in humorvoller Literatur versinkt um über uns - „die Menschen“ – zu lachen in all ihrer Absurdität, dann greift zu diesem guten Sommerbuch. Hebt die Laune und macht glücklich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.04.2024

Von Waschweibern und Irrziegen

0

Erna Rohdiebl ist über 70 und kriminell veranlagt, bricht sie doch nachts in den Garten der Nachbarn ein, um dort im neuen Pool ihre Bahnen zu ziehen. Dies macht sie zur idealen Komplizin einiger Herren ...

Erna Rohdiebl ist über 70 und kriminell veranlagt, bricht sie doch nachts in den Garten der Nachbarn ein, um dort im neuen Pool ihre Bahnen zu ziehen. Dies macht sie zur idealen Komplizin einiger Herren ihres Heimatortes, die sich nichts sehnlicher wünschen, als dass das kleine Nincshof (gesprochen Ninschhof) von der Welt vergessen wird und fortan in völliger Unabhängigkeit und Freiheit existiert. In Zeiten von Internet und Smartphone ein heikles Unterfangen. Zudem stellt die Neubürgerin Isa Bachgasser, erfolgreiche Dokumentarfilmerin, die selbsternannten Oblivisten (lt. oblivisci = vergessen) vor weitere Herausforderungen.

Der kleine Ort liegt an der österreichisch-ungarischen Grenze und sein Name (nincs = nichts) ist offenbar historisch gewachsen, wie wir im Verlauf der Handlung lernen werden. Die einerseits witzige und liebenswerte, andererseits aber auch überdrehte Handlung spielt sich während eines warmen Sommers von Juni bis August ab. Da passiert im Dorf eine ganze Menge, aber auch etwas mit den Menschen. Diese persönlichen Entwicklungen haben mir sehr gefallen. Der Schreibstil der Autorin ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Wie die Handlung ist er häufig sehr humorvoll, steckt aber auch voller Wiederholungen, die als Stilmittel eingesetzt werden. Außerdem wird, wenn über die Charakter gesprochen wird, fast ausschließlich der Vorname plus Nachname verwendet und das wirklich inflationär. Es sorgt nicht unbedingt dafür, dass man sich den Figuren weniger nahe fühlt, vielmehr hat es auf mich irgendwie "ländlich" gewirkt, ruft eine gewisse Stimmung hervor. Ich kann gar nicht genau sagen warum. Einen Teil des Buches habe ich als Hörbuch gehört, sehr charmant gelesen von der Wienerin Verena Noll.

Die Handlung fand ich sehr unterhaltsam und Erna und Isa sind, bei aller Unterschiedlichkeit, zwei sehr sympathische Charaktere. Aber der Schreibstil ist schon besonders, den muss man mögen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich hier die Geister scheiden. Wer sich auf den Roman einläßt, wird auch erfahren, welche wichtigen Rollen die Waschweiber und die Irrziegen in dieser Geschichte spielen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2023

Sommerlicher Dorfroman

0

Wie das Buch auf den Leser wirken wird, kommt stark darauf an, wie ernst man die Geschichte nimmt. Denkt man nicht zu intensiv über manche Äußerungen nach oder misst man gewissen Ansichten nicht allzu ...

Wie das Buch auf den Leser wirken wird, kommt stark darauf an, wie ernst man die Geschichte nimmt. Denkt man nicht zu intensiv über manche Äußerungen nach oder misst man gewissen Ansichten nicht allzu viel Bedeutung bei, kann "Nincshof" ein sehr unterhaltsamer Sommeroman sein.

Ein Sommerroman über ein Dorf in der österreichischen Pampa, das gern vergessen werden möchte. Zumindest wenn man einigen wenigen engagierten Einwohner*innen folgt. Dem stehen die neu Hinzugezogenen im Weg- ein Züchter seltener (fiktiver) Ziegen und eine Filmemacherin auf der Suche nach einer neuen Aufgabe.

Die Story schwankt zwischen belustigender Gegenwart und aufschlussreicher Vergangenheit, wobei das Gleichgewicht zwischen den beiden Parts unterwegs etwas aus dem Gleichgewicht gerät. Dabei verliert der eigentliche Schwerpunkt des Buches etwas den Fokus.

Die Figuren sind sehr skurril und schrullig gezeichnet, haben aber teilweise auch sehr schwere Päckchen zu tragen. Leider passt genau diese Ernsthaftigkeit nicht so ganz zur angestrebten Leichtigkeit des Romans.

Und vor allem die immer wieder angesprochene Aussteigermentalität könnte, wenn man die Geschichte zu ernst nimmt und ihr zu viel Bedeutung einräumt, einen etwas bitteren Beigeschmack bekommen.

Für mich persönlich hat aber die unbeschwerte Lockerheit überwogen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2023

Keiner findet Nincshof?

0

Das Cover des Buches ist besonders, aber passend zur Handlung gestaltet. Das Gras wächst hier nicht über Dinge, sondern über das ganze Dorf Nincshof, der Pool- ein Schlüssel(thema der Geschichte).

Das ...

Das Cover des Buches ist besonders, aber passend zur Handlung gestaltet. Das Gras wächst hier nicht über Dinge, sondern über das ganze Dorf Nincshof, der Pool- ein Schlüssel(thema der Geschichte).

Das zentrale Thema des Debütromans von Johanna Seebauer ist: vergessen werden!
In einer Zeit, wo jeder und alle ständig gesehen, gehört werden wollen, sich im 2. Leben auf Social Media präsentieren, möchten einige der Dorfbewohner hier nur unbemerkt vom Rest der Welt existieren. So wie früher, denn da war alles deutlich besser. Keine Radfahrer, die Unruhe bringen, keine Neuankömmlinge.

Doch ausgerechnet Isa- frühere Dokumentarfilmerin- zieht mit ihrer Familie nach Nincshof. Ihr Mann züchtet merkwürdige Irrziegen und will damit Touristen begeistern. Und Isa stellt (zu) viele Fragen!
DAS können die Oblivisten (oblivisci= vergessen) nicht zulassen! Da Erna bereits zuvor durch revolutionäres Verhalten auffällig geworden ist, wird sie genötigt, sich anzuschließen. Und findet sich mit Bürgermeister, Faktotum des Dorfes und "Jüngling" Valentin plötzlich in ihrer Küche wieder, wo Pläne geschmiedet werden, mit Puztafeigenschnaps. Zudem sich später noch eine Ziege gesellt.

Der Schreibstil ist sehr bildhaft und besonders, der Humor gefiel mir sofort.
Ebenso eigenwillig sind auch die Figuren. Erna mauserte sich als ältere (uneinsichtige!) Rebellin sofort zum Liebling.

So wurde NINCSHOF zu einem unterhaltsamen, skurrilen Sommerroman, der das dörfliche Miteinander feiert und die Frage aufwirft, ob das Vergessen(werden) nicht zuweilen doch Vorteile bringt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere