Nincshof ist anders
Nincshof ist ein verschlafenes, kleines Dorf im Burgenland (Österreich an der Grenze zu Ungarn).
Und Nincshof ist anders… Der Bürgermeister samt Komplizen, eine Gruppe, die sich die Oblivisten nennen, ...
Nincshof ist ein verschlafenes, kleines Dorf im Burgenland (Österreich an der Grenze zu Ungarn).
Und Nincshof ist anders… Der Bürgermeister samt Komplizen, eine Gruppe, die sich die Oblivisten nennen, haben sich in den Kopf gesetzt, dass Nincshof vergessen werden und zu einem Zustand einer alten Legende zurückkehren soll, die besagt, dass Nincshof lange Zeit unbemerkt in einem Moor exsistiert hat und völlig autark und frei von der Außenwelt war.
Nun ist es aber in unserer digitalisierten Welt gar nicht mal so einfach vergessen zu werden und obendrein gibt es in Nincshof auch die „Neuen“, eine zugezogene Familie, die mit ihren Irrziegen ganz schön viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.
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Was an Nincshof gleich auffällt, ist der Schreibstil. Anfangs war ich ein wenig davon irritiert, klang es für mich eher nach Kinderbuch als nach Roman. Aber schon nach den ersten paar Seiten war klar, dass dieser, an Märchen erinnernde Stil, einfach wahnsinnig gut zu der Geschichte passt.
Beim Lesen taucht man ab in eine andere Welt, die sich unglaublich von unseren Strukturen unterscheidet und so recht will man auch nicht wieder auftauchen, denn Nincshof ist eine heile Welt. Die matriarchalisch agierende Gemeinschaft ist zufrieden, allen geht es gut, niemand will weg aus Nincsdorf, und die, die weggegangen sind, kommen immer wieder. Das Matriarchat wird seit jeher in Nincshof gelebt, niemand hinterfragt es und die „Neue“ Isa Bachgasser, eine ehemalige Filmemacherin, ist absolut fasziniert davon, dass den Nincshoferinnen anscheinend gar nicht bewusst ist, dass sie so viel anders leben, als der Rest von Österreich.
Das Konzept des Oblivismus fand ich ziemlich spannend und im Buch auch wahnsinnig gut umgesetzt. Absichtliches Vergessen bzw. Vergesserwerden ist sicher nicht nur auf Nincshof betrachtet vorteilhaft, sondern auch für unsere schnelllebige Welt, in der sich unglaubliche viele Informationen in unseren Köpfen ansammeln. Ein bisschen ausmisten würde uns sicher allen gut tun. Und die Einführung, die Valentin Salmarek (einer der Oblivisten) dazu gibt, kann man schon fast als wissenschaftlich bezeichnen.
Als weitere Protagonstinnen sollte noch Erna Rohdiebel erwähnt werden, eine 70jährige, die mit dem Alter ein wenig übermütig wird und Silvano Mezzaroni, der „Neue“ und einzige Mann in Nincsdorf, der nicht den Nachnamen seiner Frau trägt und mit seiner Obsession für Irrziegen auf sich aufmerksam macht.
Die Charaktere die Sebauer schafft, sind alle ein bisschen schrullig und eigen, aber jede*r für sich auch sehr liebenswürdig und authentisch. Alle samt werden eingebettet in eine Geschichte die spannend und lustig ist und sich toll lesen lässt.
Ein wirklich gelungenes Debüt, dass viel Lust auf weitere Werke der Autorin macht und von mir eine große Leseempfehlung.