Cover-Bild Prima facie
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kjona Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 29.01.2024
  • ISBN: 9783910372214
Suzie Miller

Prima facie

Roman. »Für alle, die nicht länger nach den Gesetzen des Patriarchats leben wollen.« Mareike Fallwickl
Katharina Martl (Übersetzer)

Das Gesetz ist dazu da, ALLE Menschen zu beschützen. Oder? Tessa Ensler ist die auffälligste unter den jungen Strafverteidiger:innen Londons. Sie entstammt nicht einer jener angesehenen Familien mit old money. Sie hat sich aus einem Klima häuslicher Gewalt befreit und aus der Arbeiter:innenklasse hochgearbeitet. Heute verteidigt sie unter anderem Männer, die wegen sexueller Übergriffe angeklagt sind. Ihre Art, Zeuginnen – die mutmaßlichen Opfer – ins Kreuzverhör zu nehmen, ist legendär und wird zu ihrer Eintrittskarte in den inner circle der Anwaltskammern. Es scheint, als hätte sie es geschafft. Doch dann passiert etwas, das ihren Glauben an das Gesetz tief erschüttert, und sie entscheidet sich, selbst in den Zeug:innenstand zu treten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2024

Eine juristischer Roman, der erschreckend ehrlich ist und lange nachhallt

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„Gehen Sie nie davon aus, dass jemand Ihnen die Wahrheit sagt, nicht einmal Sie selbst. Es gibt keine echte Wahrheit, nur eine juristische.“


Habt ihr euch schon einmal mit Sexualstrafverfahren beschäftigt? ...

„Gehen Sie nie davon aus, dass jemand Ihnen die Wahrheit sagt, nicht einmal Sie selbst. Es gibt keine echte Wahrheit, nur eine juristische.“


Habt ihr euch schon einmal mit Sexualstrafverfahren beschäftigt?
Wusstet ihr, dass jede dritte Frau in ihrem Leben Opfer eines Sexualdeliktes wird?

Ich musste mich bisher glücklicherweise noch nicht mit dieser Thematik auseinandersetzen und wurde zum Ersten Mal im Buch von Suzie Miller damit konfrontiert.

Die Hauptprotagonistin Tessa ist Strafanwältin in London und kennt sich mit Sexualstrafverfahren aus. Muss sie doch oft die Männer verteidigen, die sich schweren Vorwürfen gegenübergestellt sehen.
Dabei glaubt sie an die Gerechtigkeit und das Rechtssystem, ja liebt es geradezu.
Bis ihr eines Tages selbst etwas widerfährt, was ihren Sinn für Gerechtigkeit und das Gesetz ins Wanken bringt.

Mit einem sehr guten Schreibstil, erzählt aus der Ich- Perspektive der Protagonistin Tessa, baut Suzie Miller den Plot langsam auf.
Ganz allmählich wird der Leser in das britische Strafrechtssystem eingeführt . Dabei platziert die Autorin geschickt Hintergrundinfos hierzu, ohne dass es für den Lesefluss störend gewesen wäre.
Die Infos fügen sich problemlos in den Plot ein und man erfährt nur soviel, wie man auch benötigt, um die Geschichte um Tessa Ensler zu erfassen.
Dabei nimmt sich die Autorin im Roman Zeit für den Charakter- und Story Aufbau.
Der Leser lernt die junge Strafanwältin mit Cambridge Abschluss kennen.
In Rückblenden erfährt man immer wieder Ausschnitte aus Tessas Leben, das im Gegensatz zu ihren Kolleginnen und Kollegen, so gar nicht privilegiert war.
Ein Vater, der sich schon früh aus dem Staub gemacht hatte, ein Bruder, der schon mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist und eine hart arbeitende Mutter.
Tessa musste sich alles erarbeiten und ihren aktuellen Status erkämpfen.
Bis ihr eines Tages selbst etwas widerfährt, was ihren Sinn für Gerechtigkeit und das Gesetz ins Wanken bringt.
Der Plot wird dabei, wie in dem Zitat deutlich, in ein Vorher und Jetzt, bzw. Ein Später aufgeteilt.

Wir erleben die Geschichte um die Protagonistin und die Ungerechtigkeit, die hinter der Unschuldsvermutung bei Sexualdelikten steht.
Geschickt beschreibt die Autorin auch die Gefühle der Protagonistin und die fühlende Ohnmacht, nichts machen zu können und sich hilflos der Rechtssprechung hingeben zu müssen.
Dabei wurden die Charaktere für mich sehr authentisch durch die Autorin gezeichnet.
Auch der Zwiespalt der Protagonistin kam für mich realistisch rüber und es war mir so möglich, mich in die Lage von Tessa hineinzuversetzen.

Mir persönlich hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn die Thematik natürlich sehr erschreckend ist.
Die Story wirkt auf jeden Fall lange nach und regt zum Nachdenken an.
Daher kann ich euch das Buch nur sehr ans Herz legen.
Von mir gibt es volle 5 Blitze für diesen herausragenden Roman.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Highlight!

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PRIMA FACIE
Suzie Miller

Wow, was für ein Buch! Es schlägt ein wie ein Blitz, völlig unerwartet und hinterlässt einen fließenden elektrischen Strom, der bis ins Herz eindringt.

Tessa Ensler ist in London ...

PRIMA FACIE
Suzie Miller

Wow, was für ein Buch! Es schlägt ein wie ein Blitz, völlig unerwartet und hinterlässt einen fließenden elektrischen Strom, der bis ins Herz eindringt.

Tessa Ensler ist in London Strafverteidigerin. Eine sehr gute Strafverteidigerin, die auch die schwierigsten Fälle gewinnt. Sie bereitet sich vor, scheut vor nichts zurück und will es allen beweisen - dass sie dazugehört - zu der elitären Gruppe der Juristen, bestehend aus Kronanwälten, Solocitoren und Barristern.
Tessa stammt aus einfachen Verhältnissen. Sie hat keinen sogenannten „Stammbaum“, der ihre Vorfahren seit Generationen als Anwälte oder Richter ausweist.
Ihre Mutter putzt Büroräume, der große Bruder ist der Polizei kein Unbekannter und der gewalttätige Vater ist seit Jahren verschwunden.
Tessa hat es jedoch geschafft. Mit guten Noten und Ehrgeiz erhielt sie für Cambridge ein Stipendium und lernte dort schnell, ihre Herkunft zu verbergen.
Jetzt ist sie auf Strafrecht spezialisiert. Ihre Mandanten sind des Mordes oder der Vergewaltigung angeklagt. Mit Fingerspitzengefühl beginnt sie Kreuzverhöre, wo sie versucht, Zeugen zu verunsichern oder Verfahrensfehler aufzudecken, damit ihr Mandant freigesprochen wird.
Alles läuft perfekt, bis diese eine Nacht kommt, wo sie selbst zum Opfer wird und die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird …

Ich muss mich jetzt wiederholen: Was für ein Debüt! Dieses Buch ist der Hammer. Ich habe es weginhaliert oder vielleicht hat es mich auch eingesogen, auf jeden Fall konnte ich die letzten Stunden nur lesen. Der Schreibstil ist flüssig und zwischen den Zeilen hat die Autorin es wunderbar verstanden, die Überheblichkeit der jungen Juristen so wundervoll darzustellen.
Wusstet ihr, dass jede 3. Frau bereits sexuell belästigt wurde? Dass nur jede 10. Frau diese Belästigung zur Anzeige bringt? Und das es in nur 1,9 % der Fälle vor Gericht eine Verurteilung gibt?
Bitte lest dieses Buch. Für mich ist es ein Jahreshighlight.
5+/ 5

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Veröffentlicht am 01.06.2024

»Das Gesetz ist dazu da, alle Menschen zu beschützen. Oder?«

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»Das Gesetz ist dazu da, alle Menschen zu beschützen. Oder?«

Tessa Ensler, eine junge engagierte und motivierte Strafverteidigerin hat sich ihre angesehene Laufbahn hart erarbeiten müssen. Doch, sie hat ...

»Das Gesetz ist dazu da, alle Menschen zu beschützen. Oder?«

Tessa Ensler, eine junge engagierte und motivierte Strafverteidigerin hat sich ihre angesehene Laufbahn hart erarbeiten müssen. Doch, sie hat es geschafft und kann stolz auf sich sein. Außer ihrer manchmal nicht ganz leichten Beziehung zu ihrer Mutter sowie zu ihrem Bruder scheint alles in Ordnung. Als sich eine Beziehung zwischen ihr und dem charmanten Arbeitskollegen Julian anzubahnen scheint, könnte sie nicht glücklicher sein.
Stets hat sie Männer, die wegen mutmaßlichem sexuellen Missbrauchs vor Gericht standen, mit Bravour verteidigt und diese Prozess mit Geschick für sich gewinnen können. Doch auf einmal nimmt ihr Leben eine schonungslose Wende und sie steht selbst als betroffene Zeugin dar, der nicht geglaubt wird.
Ihr Glaube, dass die Justiz, allem Anschein nach, der Gerechtigkeit aller dient, gerät ins Wanken.

Schon seit einigen Monaten habe ich diesen Roman bei mir zu Hause liegen und seitdem unzählige, meiner Erinnerung nach ausschließlich begeisterte Rezensionen darüber gelesen. Die positive Welle an Besprechungen ebbt dabei keineswegs ab.
Ich war neugierig und skeptisch, gespannt und voller Vorfreude. Trotz allem traf mich das Buch mit einer ungeahnten Wucht.
Ich wusste, dass die Lektüre schwer und bewegend sein würde, doch die genauen Schilderungen Millers, welche den Leser regelrecht eine hautnahe Beteiligung am Geschehen ermöglichen, riefen während des Lesens ähnliche Emotionen hervor, wie sie die Protagonistin Tessa Ensler während ihrer Verhandlung verspürt haben muss.
Gefühle der Ohnmacht, der Unfähigkeit etwas dagegen zu tun und vor allem grenzenlose Wut kamen in mir auf und das nur als Außenstehender.

Ein einzigartiges, wirklich schonungsloses und unendlich wichtiges Buch, das jeder gelesen haben sollte! Eine unbedingte Leseempfehlung an alle, die diesen Roman bisher noch nicht kennen.

»Es muss sich etwas ändern. Nicht nur im Justizwesen, sondern auch in der Gesellschaft.«

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Ungerechtigkeit in höchsten Kreisen

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Ihren prekären Voraussetzungen zum Trotz hat Tessa alles erreicht, was man an ihrem bisherigen Punkt im Leben schaffen kann. Sie hat ihre Herkunft hinter sich gelassen, mit einem Stipendium in Cambridge ...

Ihren prekären Voraussetzungen zum Trotz hat Tessa alles erreicht, was man an ihrem bisherigen Punkt im Leben schaffen kann. Sie hat ihre Herkunft hinter sich gelassen, mit einem Stipendium in Cambridge Jura studiert, gehört seit sechs Jahren einer renommierten Kanzlei an und gewinnt einen scheinbar aussichtslosen Fall nach dem anderen. Doch Tessa merkt auch, dass sie ihre Abstammung nie ganz abschütteln wird, nie zu den Familien mit Old Money gehören wird, für die Status eine Selbstverständlichkeit ist, während Tessa sich die Symbole ihres Standes hart erarbeitet hat.
Ihren Erfolg verdankt Tessa einem scharfen Intellekt und ihrem Verständnis des Gesetzes und was es für die leistet, die ihm unterstehen. Die junge Anwältin hat ein tiefes Vertrauen in die Justiz, ihrer Auffassung nach gibt das Gesetz jedem eine faire Chance, solange die Anwälte beider Parteien eines nur die bestmögliche Geschichte vor eine Jury und eine:n Richter:in bringen.
Auf dem Höhepunkt ihres Lebens und ihrer Karriere widerfährt ihr ein so großes Übel, das Tessa an ihr Vertrauen in das Gesetz zweifeln lässt. Wie kann Gerechtigkeit hergestellt werden, wenn die Justiz sie einem versagt?

Suzie Miller „Prima Facie“ setzt aus den Facetten Vorher, Damals, Jetzt, Danach ein Bild zusammen, um den Werdegang ihrer Protagonistin zu zeichnen. Tessa Ensler ist eine allzu nahbare Frau mit Wünschen, Träumen, Hoffnungen, Sorgen und Ängsten, deren während der Geschichte erlittenes Unrecht einer jeden von uns hätte passieren können. Die Geschichte, wie sie erzählt ist, hat mich über das Ende hinaus zum Sinnieren angeregt. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Veröffentlicht am 24.04.2024

Große Erzählkunst

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Tony durchschaut das Gesetz der Straße, hier im Gerichtssaal jedoch, erkennt er keinerlei Zeichen. Er hat Angst. Seine Furcht lässt diesen großen, gewalttätigen Jungen zu ihr aufschauen, seine Sinne sind ...

Tony durchschaut das Gesetz der Straße, hier im Gerichtssaal jedoch, erkennt er keinerlei Zeichen. Er hat Angst. Seine Furcht lässt diesen großen, gewalttätigen Jungen zu ihr aufschauen, seine Sinne sind geschärft. Seine Tatoos hat er, wie empfohlen unter einer Schicht Polyester von Primark verborgen. Er ist gerade fünfundzwanzig Jahre geworden.

Tess steht da, Rücken gerade, guter Stand, kalkuliert und berechnend. Der Richter beobachtet wie sie heranpirscht. Mögen die Spiele beginnen. Tess wiegt den einzigen Zeugen, der glaubt gesehen zu haben, dass Tony zuerst zugeschlagen hat, in Sicherheit, wickelt ihn ein, stellt sich ein wenig ungeschickt an. Er fühlt sich überlegen, wird Wachs in ihren Händen, formbar, unvorsichtig. Und schon verwickelt er sich in Widersprüche.

Tess ist Anwältin, hat sich auf Strafrecht spezialisiert. Sie ist zugleich gefürchtet und geachtet, erlaubt sich einfach keine Fehler. Der Weg hierher war hart. Mit einem Stipendium ehrte man ihre vorherigen Leistungen. Die meisten hielten das für Glück. Sie lässt sich ihre Herkunft nicht anmerken. Den prügelnden Vater, der verschwand, bevor Tess alt genug war, um die Hand auch gegen sie zu erheben. Ihr Bruder Johnny wurde mit siebzehn verurteilt, hatte nicht das Glück, würdig vertreten zu werden. Ihre Ma putzt seit Tess denken kann. Sie hat sie selten ohne Uniform und Namensschild gesehen. Johnny und Ma haben sie nach Cambridge gebracht, damit sie sich einrichten konnte. Da saßen sie zu dritt auf ihrem Bett und schauten zu Boden. Es war eine tiefe Liebe zwischen ihnen, das konnte Tess spüren, nur zeigen konnte sie keiner.

Wärend der ersten Vorlesung sitzt sie zwischen Mia und einem verwegen gutaussehenden Typen. Die Professorin erklärt ihnen, dass jeder dritte im Saal, das Jurastudium vorzeitig abbrechen wird, jeder dritte. Das wird nicht Tess sein, nicht in dieser Sache, aber in einer anderen. Tess wird die eine von jeder dritten sein.

Fazit: Was für ein Debüt. Suzie Miller entführt mich in die Welt der augenscheinlichen Gerechtigkeit. Die Protagonistin ihrer Ich-Erzählung, ist so brilliant, wie perfektionistisch, glaubt alles in ihrem Leben unterliege ihrer Kontrolle und gewinnt daraus eine Sicherheit, die sie in ihrer Herkunftsfamilie nicht hatte. Ihr Ehrgeiz beflügelt sie zu enormen Erfolgen, die ihren Selbstwert heben. Es könnte nicht besser laufen, doch dann erlebt sie einen Kontrollverlust, der alles infrage stellt, ihr Leben, sie selbst, ihre Arbeit, ihr Glaube an Gerechtigkeit. Ich habe ihr die Geschichte in vollem Umfang abgekauft, genau das passiert jeder dritten Frau. Suzie Miller hat intensive Gefühle in mir ausgelöst, mich miterleben lassen, wie sich das Schreckliche anfühlt und was es mit eine*m macht, das ist große Schreibkunst. Eine riesige Leseempfehlung für diesen feministischen Roman.

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