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Aglaja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2024

Der Bär

Cascadia
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Zwei Schwestern leben mit ihrer totkranken Mutter auf der Insel San Juan, umgeben von Meer und uralten nordpazifischen Regenwäldern - Kaskadien. So paradiesisch ihr Wohnort ist, umso weniger paradiesisch ...

Zwei Schwestern leben mit ihrer totkranken Mutter auf der Insel San Juan, umgeben von Meer und uralten nordpazifischen Regenwäldern - Kaskadien. So paradiesisch ihr Wohnort ist, umso weniger paradiesisch ist ihre Lebenswelt. Vor allem die jüngere Schwester Sam, setzt alle ihre Erwartungen in das Weggehen von diesem Ort, diesen prekären Verhältnissen, ihrer verhassten, schlecht bezahlten Arbeit. Sie hängt an ihrer Schwester und orientiert sich in allem an ihr, ein fast symbiotisches Verhältnis. Sie geht davon aus, dass ihre Schwester genau so denkt wie sie, sie reden nicht darüber, so wie über vieles Wesentliche nicht geredet wird, aus Angst vor Verletzung. Doch eines Tages, mit dem Erscheinen eines Bären tut sich zwischen beiden eine Kluft auf, die Sam in Verzweiflung stürzt. Sie will unbedingt die Schwester zurückhaben, die sie vermeintlich all die vergangenen Jahre kannte. Sie fasst einen Plan, der in einer Katastrophe endet.

Die Autorin hat ein Buch geschrieben, das tief berührt, das im Gedächtnis bleibt. Sie hat von der ersten Seite an eine Spannung erzeugt, die den Leser atemlos läßt, bis zur letzten Seite. Es ist ein Buch über den Menschen in der Gesellschaft mit anderen und mit sich, ohne Halt an übergeordneten Entitäten, eingebettet in die Natur dieser Welt.

Den ursprünglichen amerikanischen Titel "The Bear" hätte ich als aussagekräftiger empfunden.

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Veröffentlicht am 05.08.2024

"berührende Erzählkunst"

Das Wesen des Lebens
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Die Autorin, eine junge Frau, die sowohl naturwissenschaftliche Forschung betreibt, als auch Literatur studiert hat, erstaunt den Leser, auf wie meisterliche Weise sie diese beiden akademischen Fächer ...

Die Autorin, eine junge Frau, die sowohl naturwissenschaftliche Forschung betreibt, als auch Literatur studiert hat, erstaunt den Leser, auf wie meisterliche Weise sie diese beiden akademischen Fächer zusammenbringt.
Eine Zartheit und Zärtlichkeit für die Schöpfung der Natur spricht aus ihren Worten, die sich trotzdem an der reinen Lehre der Wissenschaft orientieren.
Sie übersetzt die blanken Fakten der Wissenschaft in die schönste Literatur.
In ihrem federleichten, poetischen Stil bringt die Autorin dem Leser die Geschichte um die Entdeckung der Stellerschen Seekuh nahe, deren "Begegnung mit dem Menschen kurz und schrecklich war", wie auch bei vielen anderen Kreaturen, die der Gier des Menschen zum Opfer gefallen sind.
Der Ansatz der Wissenschaft war vor dreihundert Jahren ein anderer, niemals hätte man gedacht, dass es durch die Hand des Menschen möglich sein könnte, eine so tiefgreifende Änderung, wie die Ausrottung von Arten herbeizuführen.
"Selbst der größte wissenschaftliche Geist ist fehlbar."

Naturwissenschaft und Literatur - eine gelungene Marriage

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Was denkt ein Chinese?

Ein Chinese sagt nicht, was er denkt
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Ein grundehrlicher Schweizer trifft auf eine Kultur von List und Täuschung, eine Kultur, die das Leben als Krieg betrachtet, den man mit allen Mitteln gewinnen muss.

Der Autor hat ein faszinierendes Buch ...

Ein grundehrlicher Schweizer trifft auf eine Kultur von List und Täuschung, eine Kultur, die das Leben als Krieg betrachtet, den man mit allen Mitteln gewinnen muss.

Der Autor hat ein faszinierendes Buch geschrieben über China und die Chinesen. Er schöpft aus seinen eigenen Erfahrungen, die er im Rahmen einer Geschäftsgründung gemacht hat und aus seinem Leben mit seiner chinesischen Frau, einer Professorin für Traditionelle chinesische Medizin. Er schreibt sehr anschaulich über die Erkenntnisse, die er über Chinesen gewonnen hat, im Kontext zu deren weltanschaulichen, systembedingten Unterschieden zu der westlichen Kultur. Nicht nur seine persönlichen Erlebnisse sind in seinem Buch zu finden, sondern auch allgemeingültige Überlegungen und Maximen aus einem großen Themenkreis.

Jedem, der sich für China interessiert, oder sich aus geschäftlichen Gründen dafür interessieren muss, sei dieses Buch empfohlen. Es öffnet die Tür zum Verstehen einer völlig anderen Kultur, in der man ohne Anleitung nicht weit kommt.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Nicht nur ein Kochbuch - Hommage an den Iran, das alte Persien

Hier fließt die Liebe. Persische Küche
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Ein Buch wie aus "Tausend und einer Nacht", sowohl das Cover von Christina Mühlhöfer, als auch der persönliche Inhalt, der nicht nur die Rezepte präsentiert. Die beiden Autorinnen erzählen von Land und ...

Ein Buch wie aus "Tausend und einer Nacht", sowohl das Cover von Christina Mühlhöfer, als auch der persönliche Inhalt, der nicht nur die Rezepte präsentiert. Die beiden Autorinnen erzählen von Land und Leuten, der Heimat ihrer Vorfahren, mit dem Zauber, der der uralten Kultur Persiens eigen ist. Wenn man den Iran nur nach der derzeitigen politischen Unkultur von außen betrachten kann, ist das ein großer Verlust. Wer das Glück hat, das Land von innen zu kennen und zu erkennen erlebt Wunder an Menschlichkeit. Wer auch noch das Land durch seine Sprache verstehen kann, dem eröffnet sich eine neue Welt, die in der alten verankert ist, durch tausende von Höflichkeiten, Sprichwörtern und klassischer Poesie, die sich in allen Bevölkerungsschichten erhalten hat. Und dann, das Essen, ein Kulturgut, angerichtet und fotografiert in und auf außergewöhnlich schönen, zum Teil antiken Gefäßen, Geräten und Textilien, ein Fest für die Augen; zum Schluss nicht zu vergessen die, für viele unbekannten erstaunlichen Geschmackserlebnisse.

Ganz zum Schluss noch ein Wort über Frau, Leben Freiheit. "Baraye Zan Zendegi, Azadi", so heißt das Lied von Shervin Hajipour, das die leider, bisher gescheiterte Revolution der Frauen des Iran begleitet hat. Man kann es mit Übersetzung auf youtube anhören. Mich hat es sehr berührt.

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Im dunklen Herzen Finnlands

Arctic Mirage
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Arctic Mirage ist das Debut der finnischen Schriftstellerin Terhi Kokkonen, für das sie mit einem Literaturpreis ausgezeichnet wurde. In ihrer Heimat ist sie mit ihrer außergewöhnlichen Stimme schon länger ...

Arctic Mirage ist das Debut der finnischen Schriftstellerin Terhi Kokkonen, für das sie mit einem Literaturpreis ausgezeichnet wurde. In ihrer Heimat ist sie mit ihrer außergewöhnlichen Stimme schon länger bekannt und beliebt mit ihrer Band "Ultra Bra"

Wer denkt, er kauft einen der vielen populären skandinavischen Thriller aus dem Winter-Wunder-Land Lappland, der wird enttäuscht sein, keine schneebeladenen Tannen, keine Blockhausromantik in klirrender Kälte, keine Verzauberung durch das Nordlicht und weit und breit kein Wolf der schaurig im Mondlicht heult. Und trotzdem kommt das Buch direkt aus dem dunklen Herzen Finnlands. Wenn man bedenkt, dass sich die Finnen als das glücklichste Volk der Erde empfinden, fragt man sich wieso es soviel psychisch behandlunsbedürftige Menschen gibt, und die Suizidrate überdurchschnittlich hoch ist. Genau diesem Themenkreis hat die Autorin für ihr Buch ausgewählt.

Ein Ehepaar das eine absolut gestörte Beziehhung führt reist für ein paar Tage in den Norden ihres Landes, mit der Illusion, dass es nach ein paar Tagen der Entspannung wieder besser mit ihnen laufen sollte. Das ist nicht der Fall. Nach lange verdrängten Gefühlen endet der Erkenntnisprozess in einer blutigen Eskalation.

Die Autorin hat für ihr Buch die Form gewählt, das Ende an den Anfang zu stellen. Obwohl dies den Kulminationspunkt des Geschehens vorweggenommen hat, hat sie Spannung aufgebaut und bis zum letzten Satz gehalten. Im Laufe der Geschichte wurde man hin und her gerissen zwischen Zweifel und Gewissheit, von der Frage, wem man glauben schenken soll, wem die Sympathien gelten sollen. Das ist die große Stärke des Romans.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Das Cover ist ein Gemälde des spanischen Künstlers Guim Tio Zarraluki, das mit der dargestellten Einsamkeit des Menschen in einer Landschaft, den Tenor des Buches trifft.

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