Profilbild von HarleyQ

HarleyQ

Lesejury Profi
offline

HarleyQ ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HarleyQ über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2024

Nicht unbedingt spannend, aber bissig

Echtzeitalter
0

Es geht um Till, der auf die altehrwürdige Privatschule Mariannum (nach Kaiserin Maria Theresia benannt) in Wien geht und in seiner Freizeit gerne Age of Empires 2 spielt. Jedoch gerät er an den vermutlich ...

Es geht um Till, der auf die altehrwürdige Privatschule Mariannum (nach Kaiserin Maria Theresia benannt) in Wien geht und in seiner Freizeit gerne Age of Empires 2 spielt. Jedoch gerät er an den vermutlich schrecklichsten Klassenvorstand, Herrn Dolinar. In seinem acht Schuljahren ist er vielleicht nicht der beste Schülern wird jedoch zu einem der Top- Spieler in der AoE2-League. Neben den Schikanen in der Schule, bekommt Till natürlich auch viel vom Zeitgeschehen mit und auch diese haben Einfluss auf sein Leben.

Ich kann nicht genau sagen, was es am Ende war, dass mich so überzeugt hat. Der Roman hat bestimmt nicht die spannendste Handlung, ist eigentlich ziemlich vorhersehbar, es gibt keinen großen Plot-Twist... Den braucht der Roman aber auch nicht. Es geht nicht darum, möglichst viel Spannung aufzubauen und die Leser:innen eiskalt zu erwischen. Das Buch möchte Kritik üben, an veralteten Lehrmethoden und "Traditionsschulen", die nichts falsch machen können, da sie das bekannteste und angesehenste Privatgymnasium im Land sind. Was jedoch hinter den alten Steinmauern passiert, war bisher unbekannt. Echtzeitalter ändert dies und macht es auf eine sprachlich sehr ansprechende Art. Till ist ein sympathischer Junge, mit dem man mit leidet und am Ende nur hofft, dass er glücklich wird. Man lernt viel über das System im Theresianum - sorry, Mariannum - und denkt danach vielleicht zweimal darüber nach, ob diese Schulen soviel besser sind als die öffentlichen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2024

Vermutlich einer der wichtigsten Romane des Autors

VIEWS
0

Marc-Uwe Kling hat mit VIEWS einen Roman geschrieben, der mindestens so viele Views (bzw. Reads) verdient, wie das Video im Roman. Die Kriminalbeamtin Yasira Saad sieht bei ihrem Tinderdate ein Video online, ...

Marc-Uwe Kling hat mit VIEWS einen Roman geschrieben, der mindestens so viele Views (bzw. Reads) verdient, wie das Video im Roman. Die Kriminalbeamtin Yasira Saad sieht bei ihrem Tinderdate ein Video online, auf dem die 16-jährige Lena Palmer von Asylwerbern vergewaltigt wird. Ein heikler Fall, denn die Polizei muss ermitteln, ohne die rechte Seite zu sehr zu befeuern. Das machen die schon selbst und sind sehr aktiv dabei!
Kling spricht in dem Roman viele wichtige Themen an, wie z.B. die Gefahren von Social Media, was die falsche Nutzung anrichten kann, Rassismus und Rechtsradikalität und was alles ein Video bewirken kann. Es gibt sogar noch mehr wichtige Themen, die hier zu erwähnen, wäre jedoch ein großer Spoiler.
Ganz nach Kling, der meist satirische Bücher schreibt, ist der Schreibstil einfach gehalten, was überhaupt nicht stört, denn dieser Roman überzeugt und schockiert mit dem Inhalt und das schafft er sogar besser, wenn man nicht 90% seiner Konzentration benötigt, um irgendwelche poetischen Satzkonstrukte zu entwirren.
Ich kann sagen, dieses Buch ist vermutlich nicht nur eines der wichtigsten in der Karriere des Autors, sondern auch einer der wichtigsten Bücher des Jahres!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.05.2024

Ersetzt die Scham durch Wut!

Sorry not sorry
0

Mit "Sorry not Sorry" hat Anika Landsteiner ein Manifest geschaffen, für alle Frauen auf der Welt, die sich nicht mehr ständig entschuldigen wollen, für Dinge, die eigentlich ganz normal sind. Landsteiner ...

Mit "Sorry not Sorry" hat Anika Landsteiner ein Manifest geschaffen, für alle Frauen auf der Welt, die sich nicht mehr ständig entschuldigen wollen, für Dinge, die eigentlich ganz normal sind. Landsteiner zeigt in den in diesem Buch gesammelten Essays, wie die Gesellschaft und das Patriachart Frauen dazu drängt, sich für Dinge zu schämen, die eigentlich ganz normal sind und bei Männern manchmal sogar zelebriert werden - das Altern, das Verlangen nach Sex, das Single-sein und noch so viel mehr. Mit persönlichen Anekdoten und diversen Verweisen auf andere Publikationen, Studien oder ähnliches beweist die Autorin in einer einfach verständlichen Sprache, wie die Scham genutzt wird, um Frauen klein zu halten und Geld mit ihnen zu verdienen.
Das Buch hat genau das erreicht, was es sollte - ich wurde wütend! Wütend auf etwas, das mir eigentlich schon längst klar sein sollte, wütend auf ein System, das einfach nicht hinterfragt wird, obwohl es so offensichtlich die Ungleichberechtigung der Geschlechter unterstützt, wütend, dass ich mich in so vielen Essays wieder finden konnte, als Opfer dieser Scham, die ich eigentlich gar nicht empfinden müsste! Das Buch ist eine gelungene Aufforderung an alle FLINTA*-Personen, diese Scham in Wut zu ändern und diese Wut zu nutzen, endlich dieses verdammte System zu ändern!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2024

Macht wütend, aber auf gute Art

Und alle so still
0

Mareike Fallwickl schreibt in ihrem Roman "Und alle so still" von Frauen, die von einen Tag auf den anderen entscheiden, dass sie ihre Arbeit, die Hausarbeit und die Carearbeit nicht mehr machen. Aus Protest ...

Mareike Fallwickl schreibt in ihrem Roman "Und alle so still" von Frauen, die von einen Tag auf den anderen entscheiden, dass sie ihre Arbeit, die Hausarbeit und die Carearbeit nicht mehr machen. Aus Protest legen sie sich auf die Straße.
Fallwickl erzählt ihren Roman aus verschiedenen Perspektiven, darunter sind auch etwas ungewöhnlichere wie eine Pistole, die Gebärmutter und die Berichterstattung. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, man kommt jedoch schnell rein und am Ende ist klar, dass es ein genialer Kunstgriff war, der den Mehrwert des Buches nur steigert. Aufrüttelnd erzählt die Autorin von den Orten in unserer Gesellschafft, wo Frauen unverzichtbar sind, teilweise weil Männer diese Arbeit einfach nicht machen wollen, da das doch "Frauensache" ist. Die Männer merken jedoch schnell, dass diese Aufgaben gar nicht so einfach wie gedacht sind und dass es eben nicht ohne die Frauen geht.
Als Frau hat man beim Lesen dieses Buches eigentlich keine andere Möglichkeit, als wütend zu werden. Wütend darauf, dass unsere Gesellschaft genau so funktioniert und dass es sich vermutlich nicht ändern wird. Am liebsten möchte man sich mit den Frauen im Roman auf die Straße legen, möchte aufzeigen, was eigentlich allen klar sein sollte - denn wenn der Roman eines nicht unbedingt gebracht hat, dann sind es bahnbrechende neue Erkenntnisse. Nein, er spricht nur das an, woran niemand denken möchte, was jeder ignoriert und irgendwo in eine dunkle Ecke des Gehirns sperrt. Fallwickl gräbt genau das hervor, spricht es an und zeigt: So sollte es nicht weitergehen, aber haben wir tatsächlich eine Alternative?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2024

Berührend

Demon Copperhead
0

Barbara Kingsolver hat mit Demon Copperhead eine moderne David Copperfield Geschichte geschrieben - da ich David Copeprfield noch nicht gelesen habe, kann ich das nur schwierig beurteilen, dafür bin ich ...

Barbara Kingsolver hat mit Demon Copperhead eine moderne David Copperfield Geschichte geschrieben - da ich David Copeprfield noch nicht gelesen habe, kann ich das nur schwierig beurteilen, dafür bin ich unvoreingenommen an den Roman gegangen. Und vielleicht war das das Beste, das passieren konnte!
Der Protagonist, Demon, ist der Sohn einer drogenabhängigen Mutter, die Demon nichts von seinem biologischem Vater erzählt und auch noch einen Stiefvater ins Haus holt, der sie ständig schlägt. Demon hat eindeutig kein Glück im Leben, denn nach dem Tod seiner Mutter wird er von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht. Doch Demon ist ein sher sympathischer Junge, ein Charakter mit dem man sich sofort wohlfühlt, mit dem man mehr Zeit verbringen möchte. Das ist auch gut so, denn das Buch ist nicht gerade kurz. Trotzdem ist es nicht langweilig und plötzlich sind da nur mehr ganz wenige Seiten.
Demon Copperhead zeigt ein Schicksal, das vermutlich viel zu viele Kinder betrifft. Der Roman zeigt, wie wichtig Chancengleichheit, die nicht(!) existiert ist und wie das Sozialsystem Kinder vernachlässigen kann. Es ist eine Botschaft, dass wir etwas ändern müssen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere