Die Geschichte hat mich erst verzaubert, dann verloren und dann ein Stück weit wiedergefunden
„Ich weiß nicht, wo die Mensa ist.“
„Du bist seit einem Monat hier.“
„Ich weiß.“
„Und du hast die Mensa nicht gefunden.“
„Ich hab sie nicht wirklich gesucht.
„Warum hast du nicht jemanden ...
„Ich weiß nicht, wo die Mensa ist.“
„Du bist seit einem Monat hier.“
„Ich weiß.“
„Und du hast die Mensa nicht gefunden.“
„Ich hab sie nicht wirklich gesucht.
„Warum hast du nicht jemanden gefragt? Mich zum Beispiel?“
(…) „Willst du wirklich, dass ich dir dumme Fragen
stelle?“
„Wenn es um Essen, Wasser Luft oder Schutz geht – ja.“
(Seite 45)
„Bist du auf Drogen?“
„Nein.“
„Wäre vielleicht besser.“
(Seite 46)
Eigentlich sind Cath und Wren als Zwillinge unzertrennlich,
doch das College soll alles ändern. Cath möchte lieber ihren Freiraum und
streicht das gemeinsame College-Zimmer. Ein harter Schlag für die schüchterne
Cath, die immer mehr in ihre Traumwelt abdriftet. Fanfiction schreiben ist ihre
Welt, hier kann sie sich austoben, die Liebe erleben und Abenteuer bestehen. Und
das sogar mit Erfolg, denn Tausende Leser folgen ihrem Blog und kommentieren
reichlich. Doch als Wren ihrer Mitbewohnerin und dann auch ihren Mitstudenten
begegnet und sie näher kennenlernt, muss sie sich fragen, ob sie nicht doch
mehr um sich braucht, als Fantasien.
Die Autorin kannte ich von „Eleanor & Park“ ein Buch,
was mich ziemlich umgehauen hat und der Klappentext von Fangirl hat mir sofort
gefallen. Ich liebe Bücher, in denen Geschichten schreiben ein Element ist.
Also wir lernen Wren und ihre Schwester Cath kennen und dann
auch ihren Vater. Die drei verstehen sich gut und sind doch völlig unterschiedlich.
Cath ist die lebenslustige, Wren die in sich gekehrte und ihr Dad, der wirkt
ein kleines bisschen verrückt, aber auf eine sympathische Art. Das College
steht an und Wren ist super nervös, weil sie sich mit einer Fremden das Zimmer
teilen soll. Die erste Begegnung hilft ihr auch nicht wirklich weiter, ein Typ
mit im Zimmer, keine wirkliche Kommunikation, uiuiui. Da verzieht Wren sich
lieber an ihren Laptop und verschwindet in der Welt der Fanfiction.
Wren ist wirklich super schüchtern. Sie traut sich nicht in
die Mensa, sondern ernährt sich lieber von Müsliriegeln. Klingt fragwürdig, aber
es war echt süß geschrieben. Nach und nach freundet sie sich dann doch mit
ihrer Mitbewohnerin Reagan an, die ein unheimlich toller, vielschichtiger
Charakter ist und auch mit Levi, der quasi dauernd in dem Zimmer rumhängt. Er
ist ein ziemlich cooler Typ, kein Bad Boy sondern eher der süße Nerd. Auch in
ihren Kursen fasst Wren Fuß und findet einen Schreibpartner, mit dem sie gut
zusammenarbeitet. Vorerst.
„Geh nicht allein zurück, wenn es spät wird“, sagte Levi.
(…)
„Ich geh immer allein nach Hause“, fauchte Reagan ihn an.
„Das ist was anderes.“ Levi lächelte ihr freundlich zu. „Du
hast keine Rotkäppchen-Aura. Vor dir haben alle Angst.“
(Seite 59)
Der Anfang des Buches hat mir richtig richtig gut gefallen,
ich habe es wirklich gerne gelesen und mich sehr wohl gefühlt. Reagans Art, die
lustigen Dialoge, das College-Leben fühlte sich echt an, die Figuren waren mir
sympathisch, alles schön. Nach einer Weile jedoch hat mich das Buch etwas
verloren. Die Lovestory fand ich ziemlich doof, was nicht unbedingt an den
Charakteren liegt, sondern die Art, wie alles passiert. Das Wren Levi küsst,
obwohl sie ihn für den Freund ihrer Mitbewohnerin hält, geht für mich einfach
gar nicht klar. Auch dass er danach eine andere angegraben hat, fand ich blöd.
Wrens Liebe zur Fanfiction und ihre Art dies auszuleben wurde mir irgendwann
auch etwas zu viel. Als sie dann dafür sogar einen Uni-Kurs sausen lassen will,
hätte ich sie gerne geschüttelt.
Was ich toll fand, war die Problematik mit dem Vater und
auch die Probleme zwischen den Schwestern. Levi fand ich hinterher auch wieder
besser, er hat sich wirklich gut um Wren gekümmert und war total für sie da.
Cath verwandelt sich auf dem College in das totale Partymädchen. Sie schneidet
sich die Haare kurz und zerstört somit Wrens Ebenbild, was Wren verletzt und
verwirrt. Cath scheint nur noch Party zu machen wollen, doch das ist absolut
nichts für Wren. Zusätzlich taucht die Mutter der Zwillinge plötzlich wieder
auf, was eine neue Welle Chaos und verwirrter Gefühle heraufbeschwört.
Nach jedem Kapitel gibt es einen kleinen Ausschnitt von
Simon&Baz, die Hauptfiguren der Bücher, von denen Wren die Fan Fiction
schreibt. Das fand ich wirklich cool, weil man dann einfach ein bisschen
mitterleben konnte, was Wren so daran fasziniert. Fangirl war mein erstes Buch
seit langem ohne Ich-Perspektive, was ich persönlich sehr angenehm fand.
Ich gestehe, am Ende des Buches wusste ich echt nicht, was
ich von der Geschichte halten soll und habe jetzt ganz schön lange gewartet,
bis ich diese Rezi geschrieben habe. Ich finde das Buch nicht schlecht, ich
finde es aber auch nicht richtig gut. Aber andere Leute stören meine oben
genannten Punkte vielleicht nicht und die werden das Buch total lieben. Fakt
ist, dass ich von der Autorin jederzeit wieder etwas lesen würde.
Von mir bekommt „Fangirl“ drei Sterne mit Schokostreuseln
darauf. Die Geschichte hat mich erst verzaubert, dann verloren und dann ein Stück weit wiedergefunden und ich bin sehr froh, dass ich sie gelesen habe.