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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2024

Gehen müssen und ankommen und dann wieder zurück

Und dahinter das Meer
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London, 1940, der zweite Weltkrieg ist auch in England angekommen. Um ihre Tochter Beatrix vor den Bombenangriffen der Deutschen zu schützen, beschließen deren Eltern schweren Herzens, sie aus London heraus, ...

London, 1940, der zweite Weltkrieg ist auch in England angekommen. Um ihre Tochter Beatrix vor den Bombenangriffen der Deutschen zu schützen, beschließen deren Eltern schweren Herzens, sie aus London heraus, zu einer Gastfamilie in den USA zu schicken. Beatrix kommt, schockiert von dieser Entscheidung, verzweifelt und mit einem Gefühl des Alleingelassenseins in Boston an. Aber die Familie mit ihren beiden Söhnen nimmt sie herzlich auf, mit viel Verständnis und Wärme und allmählich, über die Jahre, werden die Gregorys zu ihrer neuen Familie. Nach dem Krieg geht es zurück nach London und nun ist es die Fremdheit, die Entfremdung zu ihren eigentlichen Eltern, die Bea aufarbeiten muss. Die Geschichte geht bis in die 70er Jahre und als Leser erfährt man so auch, wie das Leben dieser zwei doch irgendwie über die Zeit verbundenen Familien weitergeht und wie aus dem 11-jährigen Mädchen eine Frau wird, der es letztendlich doch gelingt, das Erlebte positiv einzubeziehen in ihr eigenes Leben als Erwachsene.
Das Buch bindet die beteiligten Personen sehr emotional in die Geschichte ein. Jeder kommt 'zu Wort' und so wird das Geschehen, besonders intensiv und gelungen in den Kriegstagen und kurz danach, zu einem sehr nachvollziehbaren Ganzen zusammengefügt. Familie ist absolut so viel mehr wie ein Wort und größer, über die definierten Grenzen hinaus. Und diese Familie prägt unser Leben.
Ein bisschen mehr Zeit hätte das alles vielleicht noch berührender gemacht und einem die Personen noch nähergebracht, aber vielleicht wirkt ja auch gerade das 'nicht alles sagen' nach. Ich denke schon.

Veröffentlicht am 10.08.2024

Ein ganz alltägliches gutes Leben, Ehefrau, Mutter und trotzdem ist es oft so schwer

Genau so, wie es immer war
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Julia Ames ist Ende fünfzig, verheiratet, mit einem guten Mann und Mutter von zwei Kindern. Ihr Sohn macht sich gerade auf in ein eigenes selbstständiges Leben, die Teenagertochter ist auf dem Absprung ...

Julia Ames ist Ende fünfzig, verheiratet, mit einem guten Mann und Mutter von zwei Kindern. Ihr Sohn macht sich gerade auf in ein eigenes selbstständiges Leben, die Teenagertochter ist auf dem Absprung zum College. Leer wird es werden im Haus, das wird ihr bewusst und dann begegnet ihr im Supermarkt Helen, die ältere Freundin aus einem irgendwie anderen Leben. Viele Jahre ist es hier, ihr Sohn Ben war gerade 3, als diese Frau zu einem ganz wichtigen Halt in ihrem Leben wurde, für einige Zeit. Dinge, die sie damals getan hat, in ihrem Unglücklichsein, der Unzufriedenheit, einer Depression, sie hat sie bereut und Konsequenzen gezogen. Ob es die richtigen waren, damals und auch zu vielen anderen Zeiten in ihrem Leben, das sind Dinge, die wohl jeder hinterfragt, beim Rückblick in Vergangenes.
Diese Geschichte, die Geschichte eines amerikanisches Lebens, die einer Frau, in guten Verhältnissen, was die Erwachsenenzeit mit Mann und Familie betrifft, die Kindheit war da eher belastet, sie gibt uns Einblicke in all die Facetten der Gefühlswelt eines Menschen, der heftige Kämpfe mit seinen Emotionen austrägt, oft Unzufriedenheit empfindet und unbefriedigt ist, von dem, was seine vorgegebene und doch auch irgendwie selbstgewählte Rolle im inneren Zirkel der Familienbande und auch darüber hinaus, ausmacht und ihm abverlangt. Es gibt keine gravierenden Schicksalsschläge, keinen existentiellen Kampf, es ist einfach das, was aufeinandertrifft, das individuelle Sein eben dieser Julia und die eher unaufgeregten Gegebenheiten des Lebens, wie man sie zu bewältigen hat. Mal funktioniert es besser, mal weniger und auch der Faktor Alter und Zeit trägt natürlich seinen Teil dazu bei. Und man ist ziemlich nah dran, mit wiederholten Zeitsprüngen, die schon ein zusätzliches Maß an Aufmerksamkeit vom Leser fordern, aber auch helfen, dabei zu bleiben, denn manchmal könnten die Befindlichkeiten, die sich, das ist nun einmal so, auch wiederholen, sonst zu auch einem leichten Hauch von Ermüdung führen, vielleicht.
Dies ist ein Buch, das gut unterhält, mit Gefühlen, die einem näher sind und Teilen, da ist das dann einfach so, aber man kann dieser Frau einiges abgewinnen und das Ende schließt den Kreis.

Veröffentlicht am 04.07.2024

Das Hollywood der 1930er Jahre und eine Frau, die die Oberhand behält

Eve
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Die junge Eve, besonders, schön und umgeben von einer Aura, die die Mächtigen reizt, sie zu 'erforschen', macht sich auf den Weg nach LA. Es sind die 1930er Jahre und Olivia de Hallivard ist dabei, einen ...

Die junge Eve, besonders, schön und umgeben von einer Aura, die die Mächtigen reizt, sie zu 'erforschen', macht sich auf den Weg nach LA. Es sind die 1930er Jahre und Olivia de Hallivard ist dabei, einen der großen Filme dieser Zeit zu drehen 'Vom Winde verweht. Eve hat Glück und lernt die richtigen Menschen kennen. Für Olivia wird sie zu mehr wie nur einer Begleiterin. Eine Erpressung wird für den neuen Star am Filmhimmel zu einer schweren Belastung und Eve und der pensionierte Polizist Charlie nehmen sich der Sache an. Dabei öffnet sich dem Leser so manche eigentlich verschlossene Tür, die es zeigt, das wahre Hollywood zu dieser Zeit, mit Blendwerk und Glamour im strahlenden Licht der Kameras und abseits, den Intrigen, dem Machtgeschacher, dem Ehrgeiz nach Erfolg um fast jeden Preis. Dies so angenehm und gut erzählt zu bekommen, mit einer passenden feinen Note Ironie, ist sehr unterhaltsam und macht Spaß. Insgesamt bestätigt die Geschichte zwar so ziemlich alle Klischees, die man über die damalige goldene Zeit der Filmbranche in dessen Mekka Hollywood selbst so angesammelt hat, aber das tut dem Genuss dieses Buches keinen Abbruch. Und die geheimnisvolle Eve zeigt eine sehr angenehme Facette des damals gewünschten Typs Frau, denn letztendlich ist sie es, die mit den Anderen spielt.
Ein gelungener Besuch in 'The Golden Age', der Hollywood-Ära der großen Filmstudios.

Veröffentlicht am 26.04.2024

Ein ganz normales Mädchen, plötzlich Superheldin und ein cooles Mangaflair

CAT GIRLS 1
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Minou ist ein ganz normales Mädchen. Gerade war, aufgrund der Arbeit ihrer Mutter, wieder einmal Umziehen angesagt. Eine neue Stadt, eine neue Schule, das ist schon nicht so leicht. Und der erste Schultag, ...

Minou ist ein ganz normales Mädchen. Gerade war, aufgrund der Arbeit ihrer Mutter, wieder einmal Umziehen angesagt. Eine neue Stadt, eine neue Schule, das ist schon nicht so leicht. Und der erste Schultag, da geht wirklich alles daneben. Minous Familie, da können alle irgendetwas richtig gut, sie selbst nicht. Doch dann merkt sie, dass auch bei ihr etwas besonders ist. Sie hört und sieht besser als andere und richtig hoch springen kann sie auch, fast schon katzenhaft. Ihre Mitschülerin Feline bemerkt das auch und glaubt, dass sie, wie sie selbst, ein CAT GIRL ist. Das muss Minou erst einmal verarbeiten, zumal es da jemanden gibt, der Cat Girls gar nichts Gutes will.
Erzählt wird diese Geschichte sehr flott, ein wenig flippig und ziemlich cool, genau wie man sich das für die jugendliche Zielgruppe wünscht. Und dann ist da noch das Flair des sehr gelungenen Manga-Stils, der sich immer wieder in den Text einbindet und so das Geschehen miterzählt.
Das Buch ist der sehr gelungener Auftakt einer als Reihe angelegten Cat GIRL-Abenteuerserie. Hier geht es erst einmal ums Kennenlernen und das tut man sehr gerne, denn Minou ist in vielem ja einfach wie du und ich, mit den typischen Familien- und Schulproblemen. Und auch ein Junge, bei dem es mit Minou im wahrsten Sinne des Wortes so richtig rumst, ist mit im Gepäck. Die großen Abenteuer werden dann sicher in den Folgebänden in den Vordergrund treten, hier ist es vor allem die tolle Gestaltung, Text und Manga-Elemente im Wechsel und dazwischen auch noch die ein oder andere kreative Zeichnung, Sprechblase inklusive, die hervorsticht. Die Geschichte verspricht mehr, für die Zukunft, Manga-Outfit und Co sind schon jetzt der Hammer.
Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht für die frisch gebackene Superheldin und vielleicht gesellen sich ja noch ein paar Freunde dazu.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Mit Lyrik erzählt, das unstete Gefühl einer Liebesbeziehung

Paare
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Kein Gedicht, eine ganze Geschichte, wird hier erzählt durch die Lyrik, ein Experiment, das sich das Thema Liebe auf die Fahnen schreibt.
Eine Frau lebt mit Mann und Katze in einer funktionierenden Zweierbeziehung. ...

Kein Gedicht, eine ganze Geschichte, wird hier erzählt durch die Lyrik, ein Experiment, das sich das Thema Liebe auf die Fahnen schreibt.
Eine Frau lebt mit Mann und Katze in einer funktionierenden Zweierbeziehung. Ein wenig gelangweilt sucht sie nach Anderem, will sich ausprobieren in neuen 'Konstellationen'. Die Beziehung zu einer anderen Frau, gerne auch im Einklang und unter Fortführung ihrer bisherigen Partnerschaft, dazu war ihr Mann nicht bereit und so kommt es zur Trennung. Es folgt eine wilde komplizierte Liebe, in der die eine der anderen nicht genügt und die Protagonistin gerade auch das sucht, von dem sie sich zuvor abgewendet hat, Stabilität und Zweisamkeit. Und so kommt es, wie es sicherlich auch zu erwarten war. Und dann geht die Geschichte noch etwas weiter.
Das Geschehen an sich, eine Episode aus einem Leben, ein Ausbruch, der scheitert oder vielleicht eher die Erkenntnis bringt, dass jemand das Falsche gewollt hat, wo er meinte, es wäre sein Weg. Das ist nicht aufregend, aber es ist authentisch und real, kurzweilig und fokussiert auf das Wesentliche.
Das Besondere daran ist die Erzählform, Paarreimlyrik im Ich-Erzählerstil und dazwischen etwas Prosa, mit einem Perspektivwechsel verbunden. Es ist experimentell, kreativ und auch durchaus spannend, vor allem aus der Sicht des Lesers, der sich bisher noch nicht unbedingt an dichterische Ausdrucksweisen herangetraut hat.
Und natürlich fragt man sich, ob es funktioniert. Tut es, wenn man es einfach einmal anders mag, sich auch ein wenig herausfordern will.
Mir hat es gefallen, im Namen der Kunst und im Umgang mit dem Wort.