Unsympathischer Protagonist, langatmige Handlung ohne Spannung
Totenstille im WattDr. Bernhard Sommerfeldt lässt sich als praktischer Arzt in Norddeich nieder. Die Menschen mögen und vertrauen ihm. Er behandelt seine Patienten umfassend und nimmt sich ihrer Sorgen an. Er ist ein Mann ...
Dr. Bernhard Sommerfeldt lässt sich als praktischer Arzt in Norddeich nieder. Die Menschen mögen und vertrauen ihm. Er behandelt seine Patienten umfassend und nimmt sich ihrer Sorgen an. Er ist ein Mann mit Prinzipien, der auch vor Mord nicht zurück schreckt. Außerdem hat er eine Vergangenheit, von der niemand weiß. Wer ist Dr. Sommerfeldt wirklich?
Die Handlung wird aus der Perspektive von Bernhard Sommerfeldt erzählt. So erhält der Leser Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt. Die Wahl der Erzählperspektive ist nicht unbedingt gelungen, weil es die Geschichte zwischenzeitlich sehr einseitig erscheinen lässt.
Bernhard Sommerfeldt ist ein Mann mit Vergangenheit. Er hatte es nicht immer leicht im Leben. In seiner neuen Rolle als Mediziner und auch in der Beziehung mit seiner Partnerin Beate geht er voll auf. Schnell wird jedoch klar, dass die Wahl seiner Methoden häufig mehr als fragwürdig ist. Das führte dazu, dass der Protagonist bereits im zweiten Kapitel unsympathisch war. Dies besserte sich während des gesamten Handlungsverlaufs nicht mehr. Es wurde eher noch schlimmer. Ich wurde mit Sommerfeldt nie warm, konnte keine Beziehung zu ihm aufbauen und seine Gedanken und Handlungen nie nachvollziehen. Stellenweise nervten er und seine Gewaltbereitschaft mich sehr.
Auch mit dem Schreibstil hatte ich anfangs Probleme. Alles wirkte etwas abgehackt, da wenige Nebensätze verwendet wurden. Dadurch wurde mein Lesefluss ein wenig gestört. Zum Glück besserte sich dies im Verlauf, sodass ich zügiger voran kam.
Meine Mutter ist von den Ostfriesenkrimis von Klaus-Peter Wolf regelrecht begeistert, sodass ich mich gefreut hatte, auch mal ein Buch des Autors zu lesen. Nach der Lektüre war ich ziemlich enttäuscht. Nach dem vielen Lob hatte ich eindeutig mehr erwartet. Ich bin mit dem unsympathischen Protagonisten nie warm geworden. Der Handlung plätscherte zu lange ohne roten Faden und mit zu vielen Längen so vor sich hin. Es fehlte an Spannung. Ich war zu keiner Zeit gefesselt. Vermutlich hätte ich das Buch abgebrochen, wenn ich es nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen hätte.
Alles in allem konnte mich „Totenstille im Watt“ nicht überzeugen. Würde meine Mutter nicht so von Klaus-Peter Wolfs Bücher schwärmen, wäre dies mein erstes und letztes Buch von ihm gewesen. So werde ich mich vielleicht noch einmal an den ersten Ostfriesenkrimi heran wagen. Die Reihe um Bernhard Sommerfeldt werde ich aber auf keinen Fall weiter verfolgen.