Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
online

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2024

Nüchterner Schreibstil

Summer Girls
0

Direkt von der Polizeischule in Amsterdam kommend, tritt Profilerin Lot van Dijk ihre erste Stelle bei der Polizei in der Region Tente an. Einer Gemeinde, in der nicht viel geschieht und die Polizei vor ...

Direkt von der Polizeischule in Amsterdam kommend, tritt Profilerin Lot van Dijk ihre erste Stelle bei der Polizei in der Region Tente an. Einer Gemeinde, in der nicht viel geschieht und die Polizei vor allem mit entlaufenden Tieren beschäftigt ist.

Ein schrecklicher Fund in einer ehemaligen Salzhütte wirbelt jedoch das geruhsame Leben der Beamten durcheinander und Lot kann endlich beweisen, was sie in ihrer Ausbildung gelernt hat.

Alles weist darauf hin, dass ein Serienkiller mordet, doch Lots Chef und Kollegen glauben nicht an ihre Prophezeiungen ... bis eine weitere Tote gefunden wird.


Chronologisch wird die Geschichte in der Gegenwart mit Lot im Mittelpunkt erzählt. Regelmässig wird dieser Strang unterbrochen von Kapiteln, in denen die Vergangenheit des Täters, sowie einzelne Passagen aus der Sicht eines Opfers, thematisiert werden.

In der Gegenwart dreht sich vieles um die Akzeptanz der jungen Profilerin in dem Team, das schon lange zusammenarbeitet. Sie muss sich ganz schön durchbeissen und wird zur Kaffeeholerin degradiert. So mancher männlicher Kollege, wie auch ihr vorgesetzter Leo schrammen nahe an Mobbing vorbei. Letzterer macht eine wundersame 180 Grad Drehung, als Lot einiges zur Aufklärung beträgt. Das gesamte Team ist nicht nur höchst unprofessionnell, sondern auch unsympathisch.

Lot selbst hat oft seltsame Geistesblitze, die rein der Umsetzung des Plots dienen und mich mit einem schalen Gefühl zurücklassen. Mir war die ganze Seite der Ermittlungen zu schleppend und blass. Es haben mir eindeutig überraschende Wendungen und Spannung gefehlt. Immerzu hatten die Ermittler mögliche Täter zur Hand, die rein dadurch in das Zentrum der Ermittlungen gerieten, weil sie im Wald campieren oder nach einer abgesessenen Haftstrafe zum Zeitpunkt der Tat wieder auf freiem Fuss waren.

Durch den oft abgehackten und nüchternen Schreibstil haben mich leider die eigentlich bedrückenden Kapitel mit dem Opfer im Mittelpunkt kaltgelassen. Da hätte eine Menge mehr Gefühl hineingehört, um mit dem Opfer mitzufühlen. Die Passagen aus der Vergangenheit des Täters sind ebenso sachlich gehalten. Man sieht jedoch, wie viel in einer Kindheit falsch laufen kann und so ein potenzieller Täter heranwächst. Dieser Täter, dessen Identifizierung zum Schluss gar schnell gelöst wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2024

Wenig Spannung!

Das Waldhaus
0

Nachdem ihr Bruder schon vor Jahren jeglichen Kontakt zum Vater abgebrochen hat, fühlt sich Hannah Davidson verpflichtet, sich um den dementen und alten Mann zu kümmern.

Sie zieht kurzerhand wieder in ...

Nachdem ihr Bruder schon vor Jahren jeglichen Kontakt zum Vater abgebrochen hat, fühlt sich Hannah Davidson verpflichtet, sich um den dementen und alten Mann zu kümmern.

Sie zieht kurzerhand wieder in ihr Elternhaus in London zurück. Als ihr Vater sie mit ihrer Mutter Jen, die vor vielen Jahren tot aufgefunden wurde, verwechselt, beschleicht Hannah ein schrecklicher Verdacht.

Was weiss ihr Vater über den mysteriösen Tod seiner Frau?




Die Geschichte um die Familie Davidson kommt nur sehr gemächlich in Gang. So sind ersten 45 E-Book Seiten sehr träge, da man als Leser hauptsächlich eine Einführung kriegt. Die Autorin berichtet ellenlang über die Figuren, ihre Beziehung untereinander und vergangene Kränkungen. An Handlung geschieht nicht übermässig viel und nach langen und zähen Seiten hat man eigentlich nur die Erkenntnis, dass Hannah ihre ganze Familiengeschichte infrage stellt. Das legt sich nach den langatmigen ersten 45 Seiten und die Frage taucht auf, was vor vielen Jahren mit Hannahs Mutter geschehen ist und wer Schuld an ihrem Tod trägt.

Hannah schlüpft in die Rolle ihrer Mutter Jen, nimmt kurzerhand ab und zieht eine blonde Perücke über den Kopf und Jens Kleider an, die wundersamerweise nach 20 Jahren immer noch alle in den Schränken hängen. Damit versucht sie bei verschiedenen Personen in ihrem Umfeld die Wahrheit herauszukitzeln. Das ist nicht nur krank, sondern auch noch an den Haaren herbeigezogen. Dass der demente Vater auf diese Scharade hereinfällt, mag ja noch angehen. Die anderen Figuren jedoch, die ja alle wissen, dass Jen schon viele Jahre tot ist, lassen sich problemlos provozieren.

Mitte Buch habe ich geahnt, worauf das Ganze hinausläuft und 50 Seiten vor Schluss hat sich diese Ahnung bestätigt. Ein paar Geschehnisse, die sich in der Vergangenheit ereignet haben, brachten den dringend nötigen Pep in die Geschichte. Wie in vielen anderen Büchern, in denen 20 Jahre nach einer Tat, diese aufgeklärt wird, ist es auch hier so, dass der Hinweis auf die Mordwaffe noch immer herumsteht. Und das 20 Jahre nach der Tat! Welcher Täter lässt solche Hinweise stehen?

Vielschichtig sind die Beziehungen innerhalb der Familie Davidson. Hannah, die im Teenageralter ihre geliebte Mutter verloren hat, ist nun, als Erwachsene, noch nicht darüber hinweg. Hannah zeigt Suchtverhalten und wirkt oft fahrig und aufbrausend. Ihr Bruder Reece, der 4 Jahre älter ist, hat komplett mit Schwester und Vater gebrochen und versucht, sich aus der "Affäre" pflegebedürftiger Vater zu winden. Durch die Demenz konnte ich Hanna^s und Reece Vater nicht so richtig einschätzen. Es gab jedoch ein paar Szenen, die fand ich sehr beklemmend und gruselig. Sehr berührt hat mich die Nebengeschichte mit der krebskranken und alten Katze der Familie.

Ich denke, wenn die Autorin den Start in die Geschichte etwas temporeicher und vor allem mit Handlung bestückt hätte, hätte das der ganzen Geschichte gutgetan. Denn der Schreibstil ist gut und hat mich überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.05.2024

Mehr erwartet!

Die Auszeit
0

Zu Werbezwecken werden die bekannte Influencerin Viktoria Kaplan, ihr Bruder Max mit Freundin Josefine, sowie ihre Freunde Karla, Sebastian und Julian eingeladen ein Wochenende in einem luxuriösen Retreat ...

Zu Werbezwecken werden die bekannte Influencerin Viktoria Kaplan, ihr Bruder Max mit Freundin Josefine, sowie ihre Freunde Karla, Sebastian und Julian eingeladen ein Wochenende in einem luxuriösen Retreat zu verbringen. Dafür soll Viktoria auf Instagram kräftig Werbung für das Glowing Forest Retreat and Lodges und dessen Besitzer Pierre Karthee machen.

Doch das Wochenende in dem versteckt liegenden Anwesen verläuft nicht wie geplant, denn die Gruppe um Viktoria Kaplan ist teilweise von Neid, Spannungen und Geheimnissen zerfressen. Als jemand aus der Gruppe tot aufgefunden wird, zieht das alle in einen Strudel der Angst und der Anschuldigungen.


Emily Rudolf hat einen Stil der Erzählung gewählt, den ich für diese Art von Thriller nicht ganz glücklich fand. Zu unübersichtlich und zu wirr ist der Aufbau. In abwechselnden Kapiteln kommen die verschiedenen Figuren zu Wort und ihre Sicht auf die Tage vor und während der Auszeit in dem luxuriösen Anwesen wird erzählt. Dazu kommt, dass die Geschichte auf zwei Zeitenebenen gegliedert wurde. Einerseits wird das Geschehen vor dem Leichenfund chronologisch rückwärts zählend beschrieben und andererseits wird erläutert, wie die Leiche gefunden wird und was danach geschieht. Das war mir einerseits zu viel hin und her Gehüpfe und andererseits dauerte es lange, bis man bei dem Hin und Her ein Gefühl für die Figuren bekommt. Leider wurden diese zudem nicht prägnant charakterisiert und ich musste noch gegen Schluss des Buches überlegen, wer denn nun zum Beispiel schon wieder Josefine und mit wem sie zusammen ist. Die Autorin hat etliche Geheimnisse und Heimlichtuereien eingewoben, nur bedauerlicherweise gehen diese teilweise völlig unter, da ich ständig damit beschäftigt war, die Figuren zu sortieren. Gut gemeint, doch zu kompliziert gegliedert im Aufbau. Schade, denn "Die Auszeit" hat sehr viel Potenzial.

Gut gefallen hat mir, wie Instagram Posts die Geschichte unterbrechen und wie man einmal mehr sieht, dass nicht alles Gold ist, das glänzt.

Sehr gut konnte die Autorin mir dieses exklusive Flecken Erde im Süden Deutschlands, bei dem ich dann doch von dem englischen Namen erstaunt war, näher bringen. Ich habe sehr schnell die örtlichen Details vor dem inneren Auge gesehen und fand das Ganze atmosphärisch gut gelungen. So richtig Spannung kam nie auf, sogar die Zeit nach dem Mord ist recht emotionslos geschrieben. Es fehlte viel Gefühl und das, obwohl immerzu jemand der Figuren eifersüchtig oder wütend ist oder sich einen Seitensprung leistet. Irgendwie waren ihre Reaktionen und Gedanken sehr blutleer und flach.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.04.2024

Dürftige Handlung!

Gruß aus der Küche
0

Das Restaurant "Aubergine" läuft bestens und ist beliebt. Irma hat aus dem einstigen "Hirschen" ein vegetarisches Restaurant gemacht, in dem man vorzüglich essen kann. Einzig mit ihren Angestellten hat ...

Das Restaurant "Aubergine" läuft bestens und ist beliebt. Irma hat aus dem einstigen "Hirschen" ein vegetarisches Restaurant gemacht, in dem man vorzüglich essen kann. Einzig mit ihren Angestellten hat sie oft zwischenmenschliche Schwierigkeiten. Da ist Josh, ihr Freund seit der Schulzeit, der auf Freiersfüssen wandelt. Lucy, die 17-jährige Schulabbrecherin, die zwar flink im Service, aber auch frech ist. Der Gemüsemann Vincent, der taub und ziemlich einsam ist und schlussendlich hilft auch ihre beste Freundin Nicole mit, die aber leider ein ziemliches Klatschmaul hat. Sie alle versucht Irma unter eine Haube zu kriegen und gerät dabei öfters zwischen die Fronten.


Die Autorin bestreitet die Geschichte mit fünf Protagonisten, die abwechselnd in eigenen Kapiteln in ich Perspektive erzählen. Das empfand ich beim Start eine Herausforderung, da es keine Einführung in die Figuren gibt und man regelrecht in die Geschichte geworfen wird. Ich habe in einzelnen Kapiteln oft einige Seiten lesen müssen, um erfassen zu können, welche Figur gerade im Fokus steht und wer sie überhaupt ist. Immer wieder musste ich raten, wie die Figur in die Story passt. Wenn man dann mal ein Gefühl und eine Ahnung von den Figuren hat, erkennt man, wie wandelbar Ingrid Nolls Schreibstil ist und wie differenziert sie die Figuren zum Leben erweckt. So fand ich zum Beispiel den Jugend-Slang der Teenagerin Lucy gut, jedoch oft übertrieben und Jugendlichen, denen ich einzelne Sätze vorgelesen habe, bestätigten, dass "so kein Mensch spricht".

In "Gruss aus der Küche" passiert nicht gerade die grosse Handlung. Klar wird gekocht und serviert und Irma versucht ihre bunte Schar irgendwie dazu zu bringen verantwortungsvoll zu arbeiten. Um dieses Ziel zu erreichen, rutscht ihr auch mal die Hand bei "Kichererbse" Lucy aus. Hauptsächlich geht es jedoch um zwischenmenschliche Konflikte, Liebeleien, Verleumdung und Gefühle. Dabei ist die Genreeinteilung " Krimi" völlig aus der Luft gegriffen, denn wo sich der Krimi versteckt, erschliesst sich mir nicht.

Ingrid Noll kann schreiben, zweifelsohne ist ihr Stil gut lesbar, oft witzig und tiefgründig. Ich empfand leider die Handlung als dürftig und oft tritt das Geschehen auf der Stelle. Dadurch brauchte ich für dieses mit 304 Seiten eher dünne Buch relativ lange. Irgendwann war es für mich zu viel an Gefühlen und Streitereien und zu wenig an Handlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2024

In der Mitte schwach!

Bonjour Agneta
0

Nach 24 Jahren Ehe ist in der Beziehung von Agneta und Magnus die Luft raus. Findet Agneta. Magnus, der nach dem Auszug der Kinder völlig aufgeht in seinem Fitness- und Sportwahn und seinen Vogelbeobachtungen, ...

Nach 24 Jahren Ehe ist in der Beziehung von Agneta und Magnus die Luft raus. Findet Agneta. Magnus, der nach dem Auszug der Kinder völlig aufgeht in seinem Fitness- und Sportwahn und seinen Vogelbeobachtungen, stellt strenge Ernährungsregeln im Hause Strömberg auf. Bis Agneta der Kragen platzt und sie von Stockholm nach Frankreich reist. Sie hat sich auf eine Zeitungsannonce gemeldet und wird die nächste Zeit im Städtchen Saint Carelle, in der Provence, leben und arbeiten. Allerdings hat sie sich ihre Arbeit als Au-pair ganz anders vorgestellt. Ihre Aufgaben geben Agneta jedoch wieder Lebensfreude, Selbsterkenntnis und ein völliges neues Selbstbild.


Die Idee hinter dieser Geschichte ist nicht neu. Eine Frau um die 50, die mit ihrer Beziehung und ihrem Leben unzufrieden ist, steigt aus und fährt an einen schönen Ort, an dem sie neue Lebensfreude entdeckt. In letzter Zeit begegneten mir etliche solcher Romane. Bemerkenswert und unvergleichlich in "Bonjour Agneta" ist jedoch einerseits der Schreibstil und andererseits die Protagonistin.

Im ersten Teil des Buches, in dem Teil, in dem Agneta noch in Stockholm mit Magnus lebt, hat mir ihre sarkastische und witzige Art gefallen. Immer wieder musste ich schmunzeln, wie Agneta ihre Gedanken zu ihrem knochentrockenen Mann mit den Lesern teilt. Dieser Teil hat von mir die volle Punktezahl bekommen.

Leider ging der Witz und die frische Art Agnetas mit ihrer Ankunft in Nimes steil bergab. Im alten Kloster, in dem sie wohnt, drehen sich die Gedanken und die Handlung oft um sexualisierte Gedanken. Egal, ob dies die vergangene gleichgeschlechtliche Liebe einer Schlüsselfigur, die Gedanken Agnetas zu der eingeschlafenen Liebesbeziehung mit Magnus oder die Entdeckung ihres Körpers ist. Manchmal wähnte ich mich in einem Erotikroman. Mir war das zu aufgebauscht und zu klischeehaft. Man bekommt fast den Anschein, dass Franzosen nur Käse essen, Stierkämpfe besuchen und Liebe machen.

Mitte Buch fand ich die Handlung eher dürftig und schwach. Zum Glück taucht dann irgendwann einmal eine Figur aus der Vergangenheit des Gastgebers auf und die Handlung wird danach wieder greifbarer, interessanter und weniger nur auf das Eine fixiert.

Demenz ist ebenfalls ein Thema in Agnetas Teilzeitdomizil in Frankreich und wurde gut umgesetzt und eingewoben.

Obwohl Agneta etliches in ihrem Leben bereut und nun im Nachhinein anders machen würde, erzählt sie nie in einem weinerlichen Ton. Sie stellt fest, was nicht passt und die Erkenntnis in Frankreich lässt sie aufblühen. So wird sie von der verbitterten Frau zu der Lavendelfrau der Provence. Allerdings trifft sie dort in dem Städtchen auch nur ihr wohlgesonnene Menschen, was ich wiederum sehr klischeehaft empfand.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere