Welche Enttäuschung dieses unsagbar beliebte Buch doch war, lässt sich kaum in (positive) Worte fassen. Ich werde auch nur recht grob bezüglich der Handlung und des Inhaltes bleiben, um nicht aktiv zu spoilern.
Seit ihrer Kindheit träumt Scarlett, das magische und atemberaubende Spiel, die Show von Caraval besuchen zu dürfen. Teils aus eigenem Interesse, denn rangen sich viele Geschichten um dieses legendäre Spiel, aber auch aufgrund ihrer Schwester, um ihr nach einem tragischen Ereignis und wegen ihres grausamen Vaters etwas Schönes zu geben. Deshalb schreibt sie Jahr um Jahr Briefe an den Master von Caraval namens Legend, bis er auf einmal antwortet, gerade zu jener Zeit, in welcher ihre große Hochzeit bevorsteht. Nun besteht die Frage, ob Caraval die Chance ist, vor ihrem Vater zu fliehen oder doch der zukünftige Ehemann Erlösung bringt. Vielleicht ist es sogar ein ganz anderer Mann, der ihr Leben verbessert.
Hätte ich diese Inhaltsbeschreibung gelesen, wäre das Buch wohl nicht in meinen Händen gelandet, obschon es nach vielen Stimmen sehr gut sein soll, aber genau das ist es nicht. Es zeigt weder eine neue und magische Welt, eine innovative Idee, noch ist es sonderlich gut geschrieben oder besitzt besondere Charaktere und einen Plot voller unerwarteter Wendungen. Für mich war es lediglich eines jener Bücher, das nach der Lückentextvorgabe für Jugendbücher geschrieben worden ist. Doch fangen wir am Anfang an.
Diesen empfand ich nämlich als vollkommen in Ordnung. Der Schreibstil war möglicherweise etwas jungfräulich, doch da es anscheinend Stephanie Garbers Debüt ist, dachte ich, er würde sich noch entwickeln, sowie auch die Charaktere, die Geschichte etc. Leider irrte ich mich diesbezüglich gewaltig, denn traten kleine Mängel mit zunehmender Wiederholung stärker hervor. Zum einen war es der Schreibstil, der vor allem die Umgebung um die Hauptperson Scarlett beschrieb, so ebenfalls um andere Charaktere. Hierbei war auffällig, dass gewisse Schlüsselwörter oftmals jedes Mal auftraten, sobald die Person in Erscheinung kam. Beispielsweise der Zylinder von Legend, der Geruch von Scarletts Vater oder die braunen Augen eines gewissen jungen Mannes, der den beiden Schwestern auf der Reise zu Caraval half. Des Weiteren entwickelte sich die seltsame Eigenart von Scarlett, Dinge und Gefühle in Farben zu beschreiben. An sich wäre es ein interessantes sprachliches Mittel, doch in diesem Buch war es lediglich nervend, zumal es in den seltsamsten Zusammenhängen verwendet wurde und man viele gleiche Sätze nur mit anderen Wörtern vorfand. Neben der Beschreibung mittels Farben, waren viele Metaphern, sprachliche Bilder vorzufinden, was nicht immer notwendig war, sondern für mich etwas Erzwungenes hatte, als wolle das Buch besonders anders und intelligent sein, doch hinter den philosophisch wirkenden Worten steckte schlussendlich nichts.
Auf ähnliche Weise wie der Schreibstil, missfielen mir die Charaktere. Die Hauptcharaktere waren so durchschnittlich wie ihre Namen. Ich habe nichts gegen Scarlett oder Julian, aber mit diesen Namen verbinde ich nicht nur außergewöhnliche Charaktere, sondern eher jene, die nach einem Muster geschrieben worden sind. Mit ihnen waren auch alle anderen entweder ohne Tiefe, sehr langweilig oder unglaubwürdig. Über manche Personen erfährt man viel, über andere nichts. Und zu keiner konnte ich eine emotionale Bindung aufbauen. Am Schlimmsten war mitunter, dass das Buch aus der Sicht von Scarlett erzählt wird, welche ganz typisch sofort dem heißen Mann verfällt und immer von ihren schlimmen Erlebnissen mit ihrem Vater erzählt, doch auch nur erzählt. Die Worte sind niedergeschrieben und sagen, wie es sein soll, aber die Kunst des Erzählens eines Buches, Gefühle und Vorahnungen hinter den Worten zu verstecken, ohne dass man es direkt liest, sondern schlichtweg weiß, gibt es hier nicht. Stattdessen sagt Scarlett etwas ihren Handlungen Widersprüchliches und hierbei ist es kein inneres Verdrängen oder dergleichen. Sie ist ein sehr weicher weiblicher Held, der jedoch als stark dargestellt wird, sich kaum entwickelt und gegen schwache Gegenspieler zu kämpfen hat. Alles wird viel schlimmer dargestellt, als es eigentlich ist.
Die Handlung besteht aus der Suche nach Hinweisen, die Scarlett immer zufälligerweise in die Hände fallen. Andere Mitspieler bekommt man kaum mit, da für sie dieses Spiel nicht so ernst ist. Es ist eine haltlose Erzählung, mit einem viel zu vorhersehbaren Verlauf, dummen und teils lächerlichen Szenen. Das englische Wort cringe beschreibt meine Gefühle für den Großteil des Buches perfekt.
Zusammenfassend war es ein Buch, welches mich eher traurig in Hinblick auf die Entwicklung der Jugendbücher gemacht hat. Es möchte mehr sein als es ist, sucht dennoch die einfachsten und vorhersehbarsten Wege und baut darauf auf, dass alles nicht so ist, wie es in dem Spiel Legend zu sein scheint, oder etwa doch? Obschon der Anfang gut zu lesen war, zerstörte die Liebesgeschichte komplett die Geschichte, die durchaus Potential in sich trug, bis gewisse Richtungen eingeschlagen wurden, die in mancher Hinsicht unterdurchschnittlich waren. Ich kann es nicht ernst nehmen und würde es nur sehr ungern erneut lesen. Vielleicht ist es für andere etwas, aber persönlich erwartete und wünsche ich mir mehr von einem Buch.