Cover-Bild Lächeln
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: GOYA
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 21.09.2022
  • ISBN: 9783833745188
Roddy Doyle

Lächeln

Sabine Längsfeld (Übersetzer)

Das Wiedersehen mit einem ehemaligen Mitschüler im Pub bringt Victor Forde in Bedrängnis. Er wird von den traumatischen Erlebnissen seiner Schulzeit bei den Christlichen Brüdern eingeholt und muss sich seiner Vergangenheit stellen.

Gerade in eine neue Wohnung gezogen und zum ersten Mal seit Jahren allein, geht Victor Forde in Donnelly’s Pub auf ein Bier. Dort bekommt er Gesellschaft. Ein Mann in Shorts und rosa Hemd bringt ihm ein Bier, stellt sich als Fitzpatrick vor und setzt sich zu ihm. Er kennt Victors Namen und erinnert sich an ihre gemeinsame Schulzeit.
Victor mag ihn nicht. Auch mag er die alten Geschichten über ihre Zeit bei den Christlichen Brüdern nicht, die Fitzpatrick hervorkramt. Angeregt durch die Gespräche steigen auch andere Erinnerungen in Victor hoch – an Rachel, seine schöne Ex-Frau und Berühmtheit, an seinen eigenen Anspruch, etwas im Leben zu erreichen. Aber es sind die Erinnerungen an die Schule, an die Lehrer, vor allem an den einen christlichen Bruder, die ihm am meisten Unbehagen bereiten. Die lange verdrängten Ereignisse suchen Victor in immer kürzeren Abständen heim und scheinen ihm schließlich fast den
Verstand zu rauben. Bis Victor zu einer schockierenden Erkenntnis gelangt, die alles verändert. Roddy Doyles wichtiger und couragierter Roman beschäftigt sich mit dem brisanten und tragischen Thema des Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche. Er zeigt, dass die traumatischen Erlebnisse tief sitzen und die Betroffenen ein Leben lang beschäftigen. Lächeln. Das Unsagbare ist ein Beitrag dazu, das Schweigen zu brechen und das Leid spürbar und sichtbar zu machen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2024

Eine Geschichte, die unter die Haut geht, von Macht und Autorität und des Missbrauch beidens

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„Deinem Lächeln kann ich einfach nicht widerstehen, Victor Forde.“

Victor ist Mitte 50 und lebt seit kurzem allein in Dublin; der Sohn ist aus dem Haus, die Liebesbeziehung im Eimer. Die Trennung von ...

„Deinem Lächeln kann ich einfach nicht widerstehen, Victor Forde.“

Victor ist Mitte 50 und lebt seit kurzem allein in Dublin; der Sohn ist aus dem Haus, die Liebesbeziehung im Eimer. Die Trennung von seiner Lebenspartnerin bedrückt ihn sehr, gleichzeitig versucht er, sein Leben auf die Reihe zu bekommen, endlich wieder etwas Sinnvolles zu schreiben, Bekanntschaften im Pub nebenan zu schließen, in dem er bald Stammgast ist. Hier begegnet er eines Abends auch Edward Fitzpatrick, Eddie, einem unangenehmen, leicht aufdringlichen Mann, der behauptet ein ehemaliger Schulkamerad Victors zu sein und auch Details aus der gemeinsamen Zeit bei den Christian Brothers nennen kann - diesem jedoch gänzlich unbekannt vorkommt. Victor beginnt die zufälligen Treffen mit Eddie und dessen Gesellschaft gleichermaßen zu fürchten wie herbeizusehnen, sehr ambivalente Gefühle löst die stark physische Präsenz des Mannes in ihm aus und bringt ihn dazu, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, die Bilder von früher nach diesem Gesicht abzusuchen, Erinnerungen abzugleichen.

„Lächeln“ ist eine Geschichte, die unter die Haut geht, eine Geschichte von Macht und Autorität und des Missbrauch beidens, die nicht neu ist, und doch nicht oft genug erzählt werden kann. Roddy Doyle hat einen sehr eigenen, authentischen Erzählton, der auch in der starken Übersetzung von Sabine Längsfeld bestehen bleibt; etwas distanziert, fast lakonisch, ohne viel Aufhebens und Tamtam. Es ist kein lautes Buch, keine bildgewaltige Geschichte, wenn auch mit einem überraschenden Twist am Ende. Manches bleibt im Ungewissen und zwischen den Zeilen, verliert dadurch aber nicht an Eindringlichkeit, im Gegenteil. Er schwirrt mir auch nach Tagen noch im Kopf herum, dieser Mann, dessen Schmerz ein Kollektiver ist, dessen Geschichte stellvertretend für die Vieler steht.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Nicht meine Schuld

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Victor Forde trifft in einem Pub einen Mann, der sich als Edward Fitzpatrick vorstellt und dass er mit ihm zu Schule gegangen sei. Victor ist der Mann nicht ganz geheuer, v.a. da er ihm immer im gleichen ...

Victor Forde trifft in einem Pub einen Mann, der sich als Edward Fitzpatrick vorstellt und dass er mit ihm zu Schule gegangen sei. Victor ist der Mann nicht ganz geheuer, v.a. da er ihm immer im gleichen Outfit begegnet. Doch Victor beginnt sich zu erinnern - an die Schulzeit in einer christlichen Schule, seine gerade zu Ende gegangene Beziehung zu Rachel, seine Berühmtheit, aber auch an den Missbrauch, den er in der Schule miterleben musste.

Das Cover des Buches passt zwar zum Inhalt des Buches und zum Thema "Kindesmissbrauch" ist aber für mich nicht wirklich einladend.

Kindesmissbrauch wird am Buchrückentext nicht erwähnt, aber im Klappentext und in der Handlung kommt es erst spät zur Sprache, obwohl es schon lange vorher zu spüren bzw. zwischen den Zeilen zu lesen ist.

Der Schreibstil des Autors ist ausgezeichnet; Charaktere und Orte werden bildhaft dargestellt und doch spielt sich - wie bereits erwähnt - viel zwischen den Zeilen ab.

Der Twist kam nicht wirklich überraschend - auch wenn dies in einer Kritik am Buchrückentext angedeutet wird.

Aber dennoch blieb das Ende dann etwas verwirrend. Ich möchte und kann nicht genauer darauf eingehen ohne zu spoilern. Zudem fehlt mir dann ein wirklicher Abschluss des Buches.

Das Buch konnte mich unterhalten und auch emotional berühren, aber die Spannung blieb insgesamt doch unter den Erwartungen zurück.

Was mir gefiel, war die provokante Art, die der Autor in seinen Worten mitschwingen lässt; allerdings fehlte mir dann manchmal auch die Tiefe in den Vergangenheitsszenen. Auch insgesamt war der Aufbau zeitlich nicht immer klar, sondern eher chaotisch. Hier hätten vielleicht Jahreszahlen zu Beginn geholfen.

Fazit: Wichtiges Thema, welches nicht ganz optimal umgesetzt werden konnte, aber trotzdem großteils überzeugen kann. 4 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 13.10.2022

Schatten der Vergangenheit

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Normalerweise würde sich Victor über das unverhoffte Wiedersehen mit seinem ehemaligen Mitschüler Fitzpatrick freuen. Aber ausgerechnet dieser Mann, der behauptet, mit ihm zur Schule gegangen zu sein, ...

Normalerweise würde sich Victor über das unverhoffte Wiedersehen mit seinem ehemaligen Mitschüler Fitzpatrick freuen. Aber ausgerechnet dieser Mann, der behauptet, mit ihm zur Schule gegangen zu sein, bereitet Victor ein ungutes Gefühl. Anstatt Verbundenheit zu spüren, wächst die Abneigung, denn mit jedem Gespräch kommen lange verdrängte Erinnerungen bei Victor hoch, die mit einem harmlosen Lächeln begonnen haben...


Wenn ich mir den fröhlich lächelnden Jungen auf dem Cover anschaue, der mit ein wenig Schalk im Nacken die Leser:innen dazu einlädt, seiner Geschichte im Buch zu folgen, ist mir noch nicht bewusst, mit welchen schockierenden Ereignissen ich im Verlauf der Lektüre konfrontiert werde.

Doyle reißt nämlich den Mantel des Schweigens auf und ermöglicht seiner Leserschaft, einen Blick hinter die Türen der katholischen Pfarrschule zu werfen. Was dort im Namen der Barmherzigkeit geschieht, ist einfach nur unfassbar. Der Autor bringt den sexuellen Missbrauch an Kindern durch katholische Priester ans Tageslicht und gibt den Betroffenen eine Stimme, um endlich gehört zu werden.

Dabei steht Victor stellvertretend für alle, die in der Kindheit seelischen und körperlichen Missbrauch durch die Bediensteten der katholischen Kirche erfahren haben. Er zeigt den Lesenden, welche negative Macht von den traumatisierenden Vorfällen ausgeht und wie tief die Erinnerung sitzt, denn sie prägen für den Rest des Lebens.

Das Buch ist provokant und aufwühlend zugleich , aber Doyle spricht nie direkt an, sondern umschreibt das Gewesene. Zur endgültigen Aufarbeitung der Ereignisse fehlt mit ein wenig der tiefere Bezug zur Vergangenheit. Das letzte Gespräch zwischen Victor und Fitzpatrick verlangt viel Aufmerksamkeit, bleibt aber für mich etwas zu verwirrend. Der Twist ist ein gelungener Schachzug, aber trotzdem bleiben ein paar Fragezeichen zurück.

Ein wichtiges Buch, um die Missstände in der katholischen Kirche anzuprangern.

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