Liebe zwischen (der syrischen und österreichischen) Kulturen: Eine oberflächliche Erkundung
Gspusis, Gspür und wilde GschichtenLasst uns mehr miteinander sprechen. Egal ob mit unserem Partner, unserer Mutter, unserer besten Freundin oder unserem Arbeitskollegen. Lasst uns einander zuhören und einander Raum geben, uns zu öffnen. ...
Lasst uns mehr miteinander sprechen. Egal ob mit unserem Partner, unserer Mutter, unserer besten Freundin oder unserem Arbeitskollegen. Lasst uns einander zuhören und einander Raum geben, uns zu öffnen. Lasst uns Themen wie Liebe, Gefühle und Sex in unseren All- tag und in den öffentlichen Diskurs integrieren, um so gemeinsam ein besseres Verständnis füreinander zu erlangen. - Buchzitat (Seite 228)
"Gspusis, Gspür und wilde Gschichtn" von Omar Khir Alanam ist ein Werk, das die Vielfalt der Liebe zwischen den Kulturen erforscht - Fokus liegt auf dem Vergleich zwischen Syrien und Österreich. Omar Khir Alanam, geboren in Syrien und nun in Österreich lebend, ist nicht nur ein Bestseller-Autor, sondern auch ein Kabarettist und Workshop-Leiter, der sich für eine friedliche Vision und gegenseitiges Verständnis einsetzt.
Das Buch erkundet die Facetten der Liebe von Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Von One-Night-Stands bis zu lebenslangen Partnerschaften, von Tiroler Dorfdiscos bis zu Kellercafés in Damaskus, führt uns Alanam durch eine Welt voller Geschichten, die zum Lachen, Staunen und Nachdenken anregen sollen.
Mich konnte "Gspusis, Gspür und wilde Gschichtn" leider nicht überzeugen. Während ich die Idee, verschiedene Liebesgeschichten und -erfahrungen aus verschiedenen Kulturen zu erkunden, interessant fand, hat es leider einiges gegeben, dass mich gestört hat. Vielleicht lag es aber auch an meinen Erwartungen. Nachdem ich bereits das Buch "Let's talk about sex, Habibi" von Mohamed Amjahid geslesen habe, das mir sehr gut gefallen hat und das neben Geschichten auch viele Fakten und Zahlen enthielt, hatte ich mir etwas ähnliches erwartet. Omar Khir Alanam wiederholt sich häufig und lässt wichtige Themen wie Gewalt in Beziehungen oder Sextourismus undifferenziert stehen. Seine Erzählweise wirkt oft oberflächlich und pauschalisierend. Mir hat es an Tiefe und Differenziertheit gefehlt. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn wir über Sextourismus und Sexismus sprechen, sollte man natürlich nicht außer Acht lassen, dass auch Frauen Täterinnen sind ABER der Großteil ist nun einmal nach wie vor Männer. Das kam für mich im Buch gar nicht rüber. Und wenn ich schon ein Beispiel nehme, bei dem es Männer betrifft, sollte ich vlt. auch über die Situation der Männer im Detail nachdenken: "»Das ist besser als Therapie, Krankenhaus oder Kur! Das tut einfach gut!«, strahlte Irmi während eines gemeinsamen Kaffeeplauschs mit Marie. Marie selbst ließ sich in ihrer Zeit auf Sansibar nur von ihrem Mann, der sie begleitete, verwöhnen, aber ihre Beobachtungen von dem dort wohl aufblühenden Liebestourismus fand ich äußerst sympathisch und interessant. " - Buchzitat (Seite 157). An dieser Stelle hätte man meiner Meinung nach viel kritischer sein müssen und sich überlegen, was es für die Menschen und vor allem die betroffenen Männer vor Ort bedeutet, Teil der Sextourismusindustrie zu sein. Darüber hinaus stören mich die wiederholten Verweise auf seine früheren Werke und seine wiederholten Selbstbeweihräucherungen (wenn auch als Fremdzuschreibung) als "Love Doctor". Auch fehlendes Gendern sowie das Unkommentiert-Lassen rassistischer Aussagen im Buch trüben das Leseerlebnis. Um ein Beispiel aus dem Kapitel "Online-Dating" zu nennen, "Oskar, 30 Jahre: Bitte nur rechts swipen, wenn deine Eltern ein Chinarestaurant besitzen." Diese in meinen Augen problematische Aussage wird vom Autor lediglich als kurios kommentiert. Was mir auch aufgestoßen ist, der begriff "bunte Familie". Das impliziert, dass eine Familie, die nicht heteronormativ ist, anders oder "bunt" ist.
Trotz dieser Kritikpunkte gibt es auch positive Aspekte des Buches. Einige der Geschichten haben mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Besonders die Geschichten von Hannelore und Hildegard sowie gegen Ende als er von seinen Eltern erzählt fand ich sehr einfühlsam und authentisch.
Fazit: "Gspusis, Gspür und wilde Gschichtn" bietet einen interessanten Einblick in die Vielfalt der Liebeserfahrungen verschiedener Kulturen, für alle, die es gerne nicht sehr tief mögen und sich nicht daran stören, wenig Fakten und zahlen zu finden. Während einige Geschichten berühren und zum Nachdenken anregen, bleibt das Buch insgesamt hinter meinen Erwartungen zurück. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat die Bewertung jedoch nicht beeinflusst.