Feinfühliger Blick in komplexe Familienstrukturen
Adrienne Brodeur erzählt über die Familie Gardener, in der nach außen hin alles perfekt ist: der Vater ein anerkannter Meeresbiologe, der Sohn ein erfolgreicher Geschäftsmann mit hohen politischen Ambitionen ...
Adrienne Brodeur erzählt über die Familie Gardener, in der nach außen hin alles perfekt ist: der Vater ein anerkannter Meeresbiologe, der Sohn ein erfolgreicher Geschäftsmann mit hohen politischen Ambitionen und die Tochter eine direkt vor dem Durchbruch stehende Künstlerin.
Doch nach und nach blicken wir – jeweils aus der Perspektive eines Einzelnen – hinter diese perfekte Welt. Nach dem frühen Tod der Mutter sind bei den inzwischen erwachsenen Kindern tiefe Wunden entstanden, die bis heute nicht verheilt sind. Und so werden Erinnerungen mit den Themen im hier und jetzt verwoben. Adrienne Brodeur beobachtet dabei ebenso feinfühlig wie genau. Jede Figur hat ihre eigene Sprache und ist sehr facettenreich ausgearbeitet. So erleben wir zum Beispiel die Qualen, die eine bipolare Störung beim Vater auslöst, hautnah mit. Das ist verstörend und faszinierend zugleich.
Fast nebenbei tauchen wir ein in das US-amerikanische Leben im Jahr 2016. So wird nicht nur der Wahlkampf zwischen Trump und Clinton thematisiert, sondern es kommt auch immer wieder zu Wertediskussionen zwischen den Generationen. Für mich trifft das Buch die Stimmung in den USA ziemlich perfekt.
Mich haben die Figuren sehr berührt. Denn es wird deutlich, wie schwer es ist, sich von Kindheitstraumata zu lösen und einen eigenen erwachsenen Weg zu finden. Im Grunde würde ich zu gern wissen, wie es für die Gardeners weiter geht.