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Veröffentlicht am 30.06.2024

Whitaker liefert wieder ab!

In den Farben des Dunkels
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Monta Clare/USA, 1975.Patch hat sich das Piraten Dasein angeeignet, da er mit einem Auge geboren wurde und seit jeher eine Augenklappe trägt. Seine beste Freundin Saint ist leidenschaftliche Bienenzüchterin ...

Monta Clare/USA, 1975.Patch hat sich das Piraten Dasein angeeignet, da er mit einem Auge geboren wurde und seit jeher eine Augenklappe trägt. Seine beste Freundin Saint ist leidenschaftliche Bienenzüchterin und von Kopf bis Fuß in Patch verliebt. Dieser wird eines Tages Zeuge, wie Misty, das beliebteste Mädchen der Schule, von einem maskierten Mann im Wald überwältigt wird. Patch nimmt all seinen Mut zusammen und geht dazwischen. Nun wird er, anstelle von Misty, in das Auto des Mannes gezerrt und entführt. Er wird daraufhin für eine lange Zeit an einem sehr dunklen Ort festgehalten. Als die örtliche Polizei schon die Hoffnung aufgegeben hat, den Jungen lebend zu finden, gibt Saint jedoch nicht auf und findet ihren besten Freund. Patch wird aus seinem Gefängnis nach mehr als 300 Tagen befreit. Doch er wird die Dunkelheit, an die er sich nun gewöhnt hat, nicht los.

Ich habe nichts anderes erwartet, als dass Chris Whitaker wie gewohnt abliefert. "In den Farben des Dunkels" streift wie die vorigen Romane des Autors das Krimi und Thriller Genre. Ab der ersten Seite schafft Whitaker es, eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen, in der die Freundschaft und Liebe zwischen Patch und Saint greifbar wird. Für Saint ist es nur selbstverständlich, dass sie alles dafür tun wird, um ihren Freund wieder nach Hause zu holen. Selbst dann, als alle Erwachsenen die Hoffnung verlieren und sich abwenden.
"In den Farben des Dunkels" ist eine Geschichte über das Suchen und Finden, über Leid und Schuld. Irgendwo zwischen Hoffnungslosigkeit und dem inneren Antrieb helfen zu wollen, stellen sich die Protagonist*innen ihren eigenen Dämonen. Ich konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Eine klare Leseempfehlung und ein riesiges Lob an Whitaker, solche vielschichtigen Charaktere zu erschaffen.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Eine Hommage an eine starke Frau und Mutter

Memorial Drive
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[TW: True Crime, Femizid, psychische Gewalt, Rassismus]

Die Pulitzer-Preisträgerin Natasha Trethewey beschreibt ihre Kindheit im von Rassismus geprägten Süden der USA. Ein wichtiger Ankerpunkt in ihrem ...

[TW: True Crime, Femizid, psychische Gewalt, Rassismus]

Die Pulitzer-Preisträgerin Natasha Trethewey beschreibt ihre Kindheit im von Rassismus geprägten Süden der USA. Ein wichtiger Ankerpunkt in ihrem Leben spielt dabei ihre Familie. Als sich ihre Eltern eines Tages scheiden lassen, zieht ihre Mutter Gwendolyn mit ihr nach Atlanta. Die harmonische Zweisamkeit der beiden endet schnell, als ein neuer Mann in Gwendolyns Leben tritt. Das Zuhause, wie Natasha es bisher kannte, existiert seit diesem Zeitpunkt nicht mehr. Sie wird von dem neuen Mann ihrer Mutter, den sie selbst "Big Joe" nennt, psychisch schikaniert. Dabei entwickelt das junge Mädchen für sich Strategien, wie es mit diesem Missbrauch umgehen kann. Nachdem Natashas Bruder Joey zur Welt kommt, den sie Jahrzehnte lang für ihren Stiefbruder hält, wird Big Joe auch Gwendolyn gegenüber gewalttätig.

Natasha Trethewey beschreibt über ihren Umgang mit Trauer und ihre Jahrzehnte anhaltenden Schuldgefühlen. Dabei holt sie durch ihre pure Authentizität ihre Leserschaft ab und lässt diese an sehr persönlichen Gedanken teilhaben. "Memorial Drive" ist mehr als eine Hommage an ihre Mutter. Sie ist auch Zeugnis einer Gesellschaft, in der Gefahren wie Femizide, wie es hier der Fall ist, überhaupt möglich sind. Trethewey bezeugt dies nicht nur anhand ihrer eigenen Erinnerungen, sondern auch mit Dokumenten aus der Fallakte ihrer Mutter. Darunter finden sich Transkripte aus Telefonaten zwischen Gwendolyn und Big Joe, aber auch ein handgeschriebenes Dokument von Gwendolyn. In diesem legt sie dar, wie gewalttätig die Beziehung mit Big Joe wirklich für sie war und dass er sie schon Jahre vor ihrem Tod mit eben diesem bedrohte. Ich kann mir den Schmerz kaum vorstellen, mit dem Natasha Trethewey diese Geschichte aufgearbeitet haben muss. Dabei ist ihre Sprache klar und pointiert und verliert dabei nie ihre gefühlvolle Art. Denn in erster Linie ist diese ein Buch über ihre junge Mutter, die bis zu ihrem Lebensende für sich und ihre Kinder voller Stärke und Liebe einstand.

"Memorial Drive" hat mich zutiefst berührt. Ich möchte hierfür gerne eine Leseempfehlung aussprechen, jedoch bitte nur für Leser*innen, die auch mit Themen wie True Crime, Rassismus und Femizid umgehen können.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Ein Buch wie eine warme Decke

Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen
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Mika Moon ist eine junge Hexe von 31 Jahren und lebt mit ihrer Hündin Circe in einer kleinen Wohnung in Brighton. Außer, dass sich Mika alle drei Monate mit ein paar anderen Hexen innerhalb der Hexengesellschaft ...

Mika Moon ist eine junge Hexe von 31 Jahren und lebt mit ihrer Hündin Circe in einer kleinen Wohnung in Brighton. Außer, dass sich Mika alle drei Monate mit ein paar anderen Hexen innerhalb der Hexengesellschaft trifft und austauscht, passiert in ihrem Leben nicht viel.
Zum Zeitvertreib nimmt sie Videos von sich beim Zaubern auf und stellt diese auf Social Media online. Dass irgendjemand auf die Idee kommen könnte, die Videos könnten echt sein, bezweifelt Mika stark. Als sie eines Tages aus ihrer Wohnung ziehen muss und nicht weiß wohin, kommt ihr ein Arbeitsangebot mit Kost und Logis sehr recht. Der Unbekannte hat ihre Videos gesehen und lädt sie für ein Kennenlernen bei sich ein. Kurze Zeit später sitzt Mika in einem gemütlichen Gebäude namens Nowhere House, mit vier Erwachsenen und drei kleinen Mädchen. Doch handelt es sich hierbei nicht um "gewöhnliche" Mädchen. Sie sind alle drei junge Hexen und brauchen dringend Mikas Hilfe, um zu lernen, wie sie ihre Kräfte sicher einsetzen können. Dass dies eher keine gute Idee ist, weiß Mika ganz genau. Primrose, die Vorsitzende der Hexengesellschaft, hat ein Zusammenleben von Hexen strengstens verboten. Und nun lebt Mika mit den drei jungen Hexen, welche ihre Kräfte nicht zu bändigen wissen, unter einem Dach. Das Chaos ist also klar vorprogrammiert...

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. "Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen" hat mich sehr begeistert. Die Geschichte liest sich einfach nur so weg! Angefangen bei den wunderbar quirky Charakteren. Mika ist eine Protagonistin, die das Buch mit ihrem Charme und Stärke trägt. Die drei kleinen Hexen sind so wunderbar unterschiedlich und mindestens genau so liebenswert wie der Rest der Bewohner*innen von Nowhere House. Die anbahnende Bedrohung (auf welche ich hier jetzt nicht eingehen werden wegen der Spoiler), welche überwunden werden muss, gibt die nötige Spannung und rundet diese cozy Geschichte ab.
Das Lesen fühlte sich an, als wäre man in einer warmen Decke gehüllt und würde dazu heißen Tee trinken."Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen" ist eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.04.2024

Dresden vor und während der Mairevolution

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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Ein paar Jahre sind vergangen und Elise ist mit Adam Jacobi verheiratet. Beide ziehen Netty als ihr Kind groß. Sie sagen ihr vorerst noch nicht, dass ihre leibliche Mutter eine talentierte Ballerina an ...

Ein paar Jahre sind vergangen und Elise ist mit Adam Jacobi verheiratet. Beide ziehen Netty als ihr Kind groß. Sie sagen ihr vorerst noch nicht, dass ihre leibliche Mutter eine talentierte Ballerina an der Königlichen Oper war. Elise hat Adam aus Vernunft und Verantwortung ihrer Familie gegenüber geheiratet. Sie hat sich mit der Ehe abgefunden und kann immerhin ihrer Leidenschaft des Musizierens nachgehen. Einst liebte sie den Malergehilfen Christian. Doch der unüberbrückbare gesellschaftliche Graben der Beiden stand zwischen ihnen. Christian ist mittlerweile zweiter Dekorationsmaler der Königlichen Oper und ein begnadeter Künstler. Er kann Elise nach all den Jahren nicht vergessen und versucht so oft es geht, ihrem Geigenspiel zu lauschen. Abends geht er nach wie vor mit seinen Freunden ins Wirtshaus und sucht Zerstreuung, wenn die Sehnsucht nach Elise zu groß wird. Doch mehr als Ablenkung, begegnet er immer häufiger den immer lauter werdenden Stimmen der Arbeiter. Diese fordern den Rücktritt des Königs und die Einführung der Demokratie. Dass Christian bald selbst im engsten Kreis der Revolutionäre befinden wird, ahnt er da noch nicht.
Im zweiten Band des Dresden Epos steht die Zeit vor und während der Mairevolution 1849 im Fokus. Der Ton ist deutlich düsterer als im ersten Band und dies spiegelt sich auch im Leben der Charaktere wider. Ein großer und wichtiger Aspekt des Buches lässt sich in dem Aufbegehren der Frauen wiederfinden. So erfahren die Leser*innen mehr über den Stand der Frauen in der damaligen Gesellschaft und ihre Lebensrealitäten. Zudem wird die Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung, Louise Otto, eingeführt. Nur eine der zahlreichen "realen" Charaktere, die sich in diesem Band wiederfinden lassen.
"Das Opernhaus – Rot das Feuer" ist genau so stark wie der Vorgänger "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" und ich kann daher nur eine Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Alicia Zett hat wieder ein wunderbares, queeres Jugendbuch rausgehauen!

Wie Farben im Regen
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Caro ist leidenschaftliche Bäckerin und würde am liebsten nach dem Abi ihr eigenes Café eröffnen. Ihre Eltern sehen dies jedoch lediglich als Luftschloss und würden sich wünschen, ihre Tochter studiere ...

Caro ist leidenschaftliche Bäckerin und würde am liebsten nach dem Abi ihr eigenes Café eröffnen. Ihre Eltern sehen dies jedoch lediglich als Luftschloss und würden sich wünschen, ihre Tochter studiere später "etwas Richtiges". Ähnlich geht es ihnen mit Caros Beziehung zu Sam. Dass sich ihre Tochter als lesbisch labelt, geht ihnen ein kleines bisschen gegen den Strich. Caro selbst fühlt sich mit ihrem Label sehr wohl und empfindet diesen als safespace. Als die Sommerferien enden und Caro endlich zurück auf Schloss Mare ist, gilt ihrer größten Freude dem Wiedersehen mit ihrer Beziehungsperson. Diese wirkt jedoch ihr gegenüber abwesend und Caro versteht nicht, wieso. Erst, nachdem Caro die angespannte Situation anspricht, öffnet sich Sam und outet sich bei ihr als trans Mann. Nun stellen sich Caro viele Fragen und Ängste werden geschürt. Wie wird sich die Beziehung der beiden nun verändern? Wird sie ihren Freund auch nach einer Transition noch attraktiv finden? Und was ist mit ihrem eigenen Label?
Alicia Zett nimmt ihre Leserschaft mit auf eine sensible und empathische Reise. Caro steht mit ihren Gefühlen und Gedanken im Fokus. Ich habe sie als sehr empfindsamen Charakter sehr zu schätzen gelernt. War sie mir als Figur aus den vorigen Büchern nur als "das Mädel mit den Back- und Tupperwaren" bekannt, kann sie hier erstmals Tiefe zeigen.
Neben der Beziehungsthematik und der Transition Samuels, werden in dem dritten Band auch Familiendynamiken, Zukunftsängste und mental health angesprochen. Zwar wirkt die Geschichte ernster als die vorigen Bände, dennoch würde ich hinsichtlich des positiven Blicks auf die Queerness der Charaktere auch dieses Buch als Wohlfühlbuch bezeichnen. Ich war gedanklich sehr gerne ein letztes Mal mit der Clique unterwegs. Vor allem den optimistischen Ausblick in die Zukunft der einzelnen Charaktere empfand ich als wholesome.

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