Ein abenteuerlicher Kampf ums Überleben
Der GlashundIn sprichwörtlich letzter Sekunde gelingt es Henriette, sich vor der Deportation durch die braunen Schergen zu retten. Angezettelt als Racheakt, denn Rolf Reinhardt kann nicht vergessen, dass er einst ...
In sprichwörtlich letzter Sekunde gelingt es Henriette, sich vor der Deportation durch die braunen Schergen zu retten. Angezettelt als Racheakt, denn Rolf Reinhardt kann nicht vergessen, dass er einst als "Spielball" für einen übermütigen Backfischstreich herhalten musste. Fortan kann sich Henriette nur noch als Schatten in Berlin bewegen und als ständiger Begleiter sitzt ihr die Angst im Nacken, doch noch von den Nazis entdeckt zu werden. Ein ehemaliger Kommilitone kreuzt immer wieder ihren Weg und aus der anfänglichen Antipathie entwickelt sich erst Freundschaft, um dann beide Herzen immer höher schlagen zu lassen. Doch können Henriette und Ben wirklich ihren Widersachern entkommen ?
Iris Conrad lässt in ihrem Roman "Der Glashund" das Leben im Untergrund sehr lebendig werden und ermöglicht ihren Leser:innen ebenfalls das Abtauchen...wenn auch nur in die fiktive Geschichte. Diese ist jedoch so authentisch, schockierend und nachfühlbar erzählt, dass die Grenze zwischen dem Hier und Jetzt und den damaligen Ereignissen komplett verschwindet. Die Lesenden werden zu Henriette oder Ben, bangen und zittern um ihr nacktes Überleben und bekommen am eigenen Leib zu spüren, wie sich Denunziantentum, Hass und Hetze anfühlen. Lügen und ausgeklügelte Taktiken gehören fortan zur Tagesordnung, um am Leben zu bleiben. Die fiese Fratze des braunen Sumpfes zeigt in aller Deutlichkeit sein ganzes Spektrum und doch gibt es Menschen in Uniform, die ein Gewissen besitzen und helfen, obwohl um sie herum nichts als eine entmenschlichte und vergiftete Atmosphäre zu finden ist.
Die Charaktere sind von der Autorin sehr vielschichtig angelegt und ausgearbeitet worden und so gelingt es ihr, die Gefühls- & Gedankenwelt ihrer Figuren zugänglich zu machen. Während die ganze Welt regelrecht zu Asche zerfällt, hängt Rolf seinen falschen Idealen nach, sinnt nach Rache und besitzt auch noch die Frechheit, sich als "Gutmensch" darzustellen. Henriette und Ben scheinen zwar immer der unaufhaltsamen Katastrophe einen Schritt voraus zu sein, aber nicht nur bei den beiden Hauptfiguren liegen die Nerven blank, sondern auch bei der Leserschaft.
Das Buch ist ein abenteuerlicher Kampf ums Überleben, Schicksalsroman und zugleich Lektüre gegen das Vergessen.