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Veröffentlicht am 03.06.2024

Cozy-Fantasy mit einer seichten Slow-Burn-Romance, Humor und allerhand Tiefgang.

Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen
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Habe ich lediglich eine leichte Lektüre mit Unterhaltungs- und Gemütlichkeitsfaktor erwartet, so kreierte Sangu Mandanna ein weitaus originelleres Rezept für ihren Plot:
Man nehme etliche Emotionen, eine ...


Habe ich lediglich eine leichte Lektüre mit Unterhaltungs- und Gemütlichkeitsfaktor erwartet, so kreierte Sangu Mandanna ein weitaus originelleres Rezept für ihren Plot:
Man nehme etliche Emotionen, eine Handvoll verschrobener Charaktere, verstreut allerhand Humor und Wohlfühlmomente, gibt je eine Prise Spannung, Magie und Romantik hinzu und schüttelt alles mit diversen sensiblen Themen durch. Zum Schluss unbedingt mit Herzlichkeit garnieren.

Mika Moon, eine außergewöhnliche Person, die vor Bindungen jeglicher Art samt dem „Wurzeln schlagen“ zurückschreckt und den stillen Wunsch hegt, einzig um ihretwillen geliebt zu werden. Ständig im Klinsch mit ihren Selbstzweifeln und Unsicherheiten hat die 31-Jährige, trotz ihrer treuen Hündin Circe und den Kojs, beständig das Gefühl, dass irgendetwas in ihrem Leben fehlt.
Nie hätte sie gedacht, dass sie in einem bunten Haushalt, inmitten eines turbulenten und unberechenbaren Alltags, Ruhe findet.
Freunde. Ein zu Hause. Und so viel mehr...

Stilistisch tragen uns klare Worte, Details und Moderne durch den Verlauf. Mandanna hält eine gewisse Distanz aufrecht, was dem oft „trockenen und sarkastischen“ Tonfall zugutekommt und im starken Kontrast zu den angesprochenen Inhalten und bewegenden Einblicken steht. Viele wahre Aussagen, leise Gesellschaftskritik, schlagfertige Dialoge und Witz finden sich, während Mika plötzlich, nach all den einsamen Jahren, an einen Ort kommt, in den sie sich perfekt schmiegt. Dabei sind die Umstände in Nowhere House definitiv regelwidrig, gar gefährlich, wenn sie ihrer Mentorin Glauben schenken darf.
Immerhin wurde der Hexe seit jeher eingeredet, dass Menschen wie sie unauffällig bleiben, sich anpassen müssen und nur alleine überleben können. Bereits in ihrer Kindheit wurde die einfallsreiche, taffe und manchmal äußerst aufmüpfige Frau von dem Gedanken begleitet, nicht wichtig zu sein, nicht gut und liebenswert genug, niemand, an den man sich erinnert. Dass sie gerade durch ihren „Alterego“ – einen Social-Media-Kanal, auf dem sie ihre Fähigkeiten zumindest als Trick getarnt teilen kann – die Chance bekommt, alles umzukrempeln, ihren Lebensstil und ihr Denken, damit hat wohl niemand aus der „sehr geheimen Gesellschaft“ gerechnet. ...

Welche Anforderungen und Aufgaben Ian & Co an Miss Moon stellen? Steigt ein in Besenstiel und erkundet dieses heimelige Fleckchen.

Die Autorin gab ihren lebendigen, fast gänzlich unvoreingenommenen, aber dennoch vorsichtigen Figuren Hintergründe, die Reaktionen und Intentionen nachvollziehbar werden lassen, Ecken und Eigenheiten. Trotz all der Fröhlichkeit und der Wärme verstecken die BewohnerInnen des herrschaftlichen, verborgenen Anwesens mehr als nur drei kleine Hexen. Durchweg schwingen neben Mystery und Zauberei auch Melancholie und Traurigkeit mit. Magische Gegebenheiten wurden aufschlussreich dargelegt, die Phantastik fließt sacht, dennoch ebenso deutlich durch die Zeilen wie eine bittersüße Nuance.
Angst vor den eigenen Besonderheiten, davor, zu lieben und verletzt zu werden, und vor dem Schmerz jener, die geliebt werden. Kampf gegen Vorurteile, Traumata und die Definition von „richtig sein“.

Da der Found-Family-Aspekt, Selbstfindung und einige innere wie zwischenmenschliche Entwicklungen, verschiedenste Empfindungen – von Unzulänglichkeit bis hin zum Misstrauen – im Fokus stehen, blieb der romantische Anteil eher im Hintergrund und lief im Slow-Burn-Modus ab. Aber das heißt nicht, dass Sangu Mandanna auf Momente zum Dahinschmelzen verzichtet.

„Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen“ hält einen unglaublich stimmigen Mix aus Emotionen, Magie, Humor, Geheimnissen und Konflikten bereit. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass dieser Roman eine Kuscheldecke ist, denn die Intensität der sensiblen Themen samt der oft unangenehmen Realität zwicken hier und da. Nichtsdestotrotz lädt Mikas Geschichte zum Wohlfühlen, Hoffen und Träumen ein.

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Er umfängt ihre Verletzlichkeit, sie haut ihn um.

Boys of Tommen 1: Binding 13
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ˢʰᵃⁿⁿᵒⁿ & ᴶᵒʰⁿⁿʸ
ᴰᵉˢᵗᶦⁿᵉᵈ ᵗᵒ ᵇᵉ ᵗᵒᵍᵉᵗʰᵉʳ


„𝐁𝐢𝐧𝐝𝐢𝐧𝐠 𝟏𝟑“ ist Band eins der College-Romance-Serie 𝘉𝘰𝘺𝘴 𝘰𝘧 𝘛𝘰𝘮𝘮𝘦𝘯 und beschreibt auf 800 Seiten eine gewaltige Geschichte. Wer jetzt denkt, dass zähe Kapitel, ...

ˢʰᵃⁿⁿᵒⁿ & ᴶᵒʰⁿⁿʸ
ᴰᵉˢᵗᶦⁿᵉᵈ ᵗᵒ ᵇᵉ ᵗᵒᵍᵉᵗʰᵉʳ


„𝐁𝐢𝐧𝐝𝐢𝐧𝐠 𝟏𝟑“ ist Band eins der College-Romance-Serie 𝘉𝘰𝘺𝘴 𝘰𝘧 𝘛𝘰𝘮𝘮𝘦𝘯 und beschreibt auf 800 Seiten eine gewaltige Geschichte. Wer jetzt denkt, dass zähe Kapitel, Nichtigkeiten und Ausschweifungen dominieren, der irrt. Kein Abschnitt war uninteressant, keine Zeile Füllstoff.

Shannon Lynch ist klein, zierlich und unerfahren, zurückhaltend und zutiefst verängstigt. Ihr ganzes Leben wurde von Armut, Gewalt und Mobbing geprägt — Panik, wohin sie geht, ein ständiger Begleiter. Das Tommen-College sollte ein schulischer Neuanfang sein, eine kleine Pause vom Elend. Und dort traf sie ihn … Johnny Kavanagh: den erfolgreichen All-Star-Rugbyspieler, groß, präsent und beliebt. Obgleich ihre erste Begegnung unglücklich verlief, entwickelt sich eine zarte, unbeholfene Freundschaft, die von Anfang an durch „mehr“ auf wackeligen Beinen steht. Es knistert, funkt und diese Energie dringt durch die Seiten, krallt sich – Ignoranz, Unwillen, Verdrängung zum Trotz – fest. Beide verschweigen der Welt etwas, aus Scham, aus Hilflosigkeit …

Während Johnny weder sich selbst noch andere enttäuschen will, nur ein Ziel hat, für das er seit jeher rücksichtslos und unerbittlich kämpft, riskiert er seine Gesundheit und letztendlich den Traum, den er für seine Zukunft sah. Und Shannon, wie der Fluss … ihr Geheimnis verbirgt sich hinter Ausreden – für Blessuren, für „nicht dürfen“, für jedes Zusammenzucken. Doch die Sorge über die Konsequenzen, die die Wahrheit bringen würde, nicht nur für sich, raubt ihr die Worte. Zwei Teenager mit Schatten, mit Problemen und einem Herzen, das vor Güte und Selbstlosigkeit überquillt, für die jeder Tage zu oft nur ein ertragen ist. …

Ohne noch mehr vorwegzunehmen: Diese Story war ein Wechselspiel der Gefühle, ein Portpourie an Emotionen, an dem wir durch die verschiedenen Perspektiven intime, echte Einblicke in das Innerste der Protagonisten bekommen. Obwohl ich Johnnys Bedenken zweifelsohne nachempfinden konnte; deutlich herausgearbeitet wurde, was seine Verletzung mit ihm macht, was diese ihn kostet, und wie viel es dem Sportler abverlangt, sein Temperament zu zügeln und seine Empfindungen zu verbergen, ging mir Shannons Geschichte noch näher. So unglaublich nah.
Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen? Wie laut Schweigen?

„Binding 13“ ist so viel mehr als eine typische 0815-College-Romance. Mehrfach war die Stimmung eine schwere, von Zerrissenheit erfüllt, von Bedrohung. Manche Ereignisse, Offenbarungen waren so schockierend, gewaltvoll, beängstigend, dass es mir die Tränen in die Augen trieb, Gänsehaut bescherte. Und doch waren die beiden – gemeinsam – unglaublich amüsant; Kontraste, die aufeinander prallen. Individuen, die miteinander, aneinander wachsen. Ebenso oft Unterhaltung wie Romantik versprachen.
Er umfängt ihre Verletzlichkeit, sie haut ihn um.

Chloe Walsh schuf eine intensive Dynamik, die fesselt, fasziniert. Detailreich kamen die wechselnden Handlungsorte und Ereignisse zur Geltung, atmosphärisch die verschiedenen Situationen. Dass auf explizite Szenen verzichtet wird, die romantische Entwicklung eine leichte, langsame ist, unterstreicht den Ernst der Thematiken, die Zerbrechlichkeit. Eine Vielzahl Nebenfiguren – gerade Johnnys Eltern und sein bester Freund Gibsie, die zwei Freundinnen an Shannons Seite sowie ihre Familie – tragen zusätzlich zu Abwechslung, Witz und Problemen bei.
Neben einer direkten und modernen, für die Charakterzeichnung passenden Ausdrucksweise empfängt uns dieser überaus charmante, gleichzeitig tiefsinnige und realitätsnahe Roman mit gefühlvollen, sanften Tönen. Mit ersten Malen, herzzerquetschenden Dramen, verruchten Gedanken. Mit Lebenstragik und Schmerz, Wut, Hass und zarter Liebe.
Wie sehr konnte ich mitleiden, verstehen, spüren…?
Die Autorin hält durchweg einen Spannungsbogen aufrecht, weckt den Drang, ins Buch zu kriechen, zu beschützen, rührt an Mitgefühl und Verständnis. Appelliert daran, genauer hinzuschauen, nicht weg.
Niemals weg.
Im letzten Viertel überschlagen sich die Ereignisse, bis uns ein Cliffhanger Luft holen lässt.

⚠ Die Fortsetzung der Geschichte von Shannon & Johnny erscheint im Juli unter dem Titel „𝐊𝐞𝐞𝐩𝐢𝐧𝐠 𝟏𝟑“
→ in Band drei steht ein anderes Couple im Fokus.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Romantisch, witzig, magisch.

Sternenhell (Nachtschwarz-Sternenhell, Bd. 2) Aufregende Urban-Fantasy-Dilogie über die Magie der Sterne und eine große Liebe – Buchumschlag mit Perlmuttglanzeffekt + Character Card in der 1. Auflage!
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»𝘞𝘪𝘳 𝘴𝘵𝘦𝘩𝘦𝘯 𝘥𝘪𝘳𝘦𝘬𝘵 𝘯𝘦𝘣𝘦𝘯𝘦𝘪𝘯𝘢𝘯𝘥𝘦𝘳 𝘶𝘯𝘥 𝘴𝘪𝘯𝘥 𝘥𝘰𝘤𝘩 𝘓𝘪𝘤𝘩𝘵𝘫𝘢𝘩𝘳𝘦 𝘦𝘯𝘵𝘧𝘦𝘳𝘯𝘵.«

„𝐒𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞𝐧𝐡𝐞𝐥𝐥“ bildet das Finale der mitreißenden Urban-Romantasy Dilogie von #SaskiaLouis und setzt nahtlos an „𝐍𝐚𝐜𝐡𝐭𝐬𝐜𝐡𝐰𝐚𝐫𝐳“ an ...



»𝘞𝘪𝘳 𝘴𝘵𝘦𝘩𝘦𝘯 𝘥𝘪𝘳𝘦𝘬𝘵 𝘯𝘦𝘣𝘦𝘯𝘦𝘪𝘯𝘢𝘯𝘥𝘦𝘳 𝘶𝘯𝘥 𝘴𝘪𝘯𝘥 𝘥𝘰𝘤𝘩 𝘓𝘪𝘤𝘩𝘵𝘫𝘢𝘩𝘳𝘦 𝘦𝘯𝘵𝘧𝘦𝘳𝘯𝘵.«

„𝐒𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞𝐧𝐡𝐞𝐥𝐥“ bildet das Finale der mitreißenden Urban-Romantasy Dilogie von #SaskiaLouis und setzt nahtlos an „𝐍𝐚𝐜𝐡𝐭𝐬𝐜𝐡𝐰𝐚𝐫𝐳“ an – spannend und amüsant, doch nicht ohne dramatische Augenblicke …

Billie, die ein Neuling in Sachen übernatürlichen Dingen ist, zeichnet sich vor allem durch die Eigenschaft aus, die festgefahrene Hierarchie der „Sternenhüter“ und die Entscheidungen der älteren Generation zu hinterfragen. Aber auch sich selbst, die Macht, die in ihr brodelt. Denn wenn ein Teil von ihr die dunkle Kraft besitzt, alles und jeden zu zerstören, wie gut kann sie sein?
Die Schuld dafür bei sich suchend, dass Kinder verschwinden, die Königin der Nacht samt ihrer treuen Ritter auf dem Vormarsch sind, versucht Billie alles, um die eingeschworene Gemeinschaft der Sternenfraktion zu schützen, beweist ihre Selbstlosigkeit, ihren Mut immer wieder. Und bringt sich nicht nur mehrfach in gefährliche Situationen, sondern deckt auch auf, was sich hinter Strenge und Verschwiegenheit der personifizierten Sternenbilder versteckt.

Band 2 ist mit Hintergründen gespickt, die aufgeworfene Fragen des Auftakts beantworten und Lücken schließen, das gesamte System inkl. der Charaktere nahbarer werden lassen.
Der magische Aspekt ist gleichermaßen verzaubernd wie düster, temporeiche Szenen kamen lebendig, informative verständlich zur Geltung.
Stilistisch haben wir Saskias gewohnten, locker-modernen Ton, detailreich, ohne ausschweifend zu sein. Nicht fehlen dürfen schlagfertige, trockene Dialoge und eine große Portion Humor, nebst etlicher unglaublich bewegender Momente.
Inmitten der allumfassenden Bedrohung und den zahlreichen Geheimnissen, während Hüter-Kinder entführt werden und sich Dunkelritter um und in Amber Lake scharren, entwickeln sich Figuren und Bindungen. Enttäuschung wird geboren, Ausweglosigkeit dämpft das fragile Glück, welches sich Ashton und Billie kurzzeitig erlauben. Denn die Zeit läuft ihnen weg.


»𝘋𝘶 𝘶𝘯𝘥 𝘈𝘴𝘩𝘵𝘰𝘯, 𝘪𝘩𝘳 𝘴𝘦𝘪𝘥 𝘸𝘪𝘦 𝘥𝘪𝘦 𝘚𝘶𝘱𝘦𝘳𝘯𝘰𝘷𝘢 𝘢𝘮 𝘏𝘪𝘮𝘮𝘦𝘭. 𝘞𝘦𝘯𝘯 𝘪𝘩𝘳 𝘸𝘰𝘭𝘭𝘵𝘦𝘵, 𝘬ö𝘯𝘯𝘵𝘦𝘵 𝘪𝘩𝘳 𝘥𝘪𝘦 𝘞𝘦𝘭𝘵 𝘦𝘪𝘯𝘧𝘢𝘤𝘩 𝘷𝘦𝘳𝘴𝘤𝘩𝘭𝘶𝘤𝘬𝘦𝘯. 𝘌𝘶𝘦𝘳 𝘓𝘢𝘯𝘥 𝘣𝘳𝘦𝘯𝘯𝘦𝘯 𝘭𝘢𝘴𝘴𝘦𝘯, 𝘰𝘩𝘯𝘦 𝘦𝘴 𝘻𝘶 𝘣𝘦𝘢𝘣𝘴𝘪𝘤𝘩𝘵𝘪𝘨𝘦𝘯.«

Der Verlauf ist reich an Wendungen, Action und Romantik. Hinzu kommen der hohe Unterhaltungsfaktor und eine geballte Ladung an Emotionen. Billie und Ash brachten mich ebenso oft zum Schmunzeln, wie sie mir eine Gänsehaut bescherten. Auch die Beziehung zwischen der 17-jährigen und ihrem Vater, die frisch geknüpften Bande mit ihren neuen Freunden, sind fest im Geschehen verankert. Themen, von Zusammenhalt, Verpflichtung bis hin zu Trauer, Billies (Selbst)Zweifel, ihr Tatendrang und die nahende Gefahr sorgen für eine schwankende Stimmung, eine Vielzahl von Überraschungen und Gefühlen, für eine Storyline, die nie wirklich stillsteht.
Hoffnung und Harmonie werden von schalen Wahrheiten, bitteren Erkenntnissen und jener Opferbereitschaft abgelöst, die nur in Endgültigkeit steckt.
Was ans Licht kommt, lässt die Intentionen der HüterInnen ebenso in eine Grauzone driften wie die Böse des seit Jahrzehnten andauernden Versteckspiels. Doch umso enttäuschender eine Offenbarung, umso einschneidender der Wandel …

Saskia Louis beschert mit ihrer fesselnden Sternen-Dilogie magisch-romantische, amüsante und spannende Lesestunden.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Ein großartiger Roman.

Und dazwischen wir
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„𝐔𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐳𝐰𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐖𝐢𝐫“

So wie in Amsterdam unterschiedliche Stile aufeinandertreffen, sich verbinden und ergänzen, so prallen auch mit Phil und Lena gegensätzliche Welten aufeinander. Dass das schon immer ...

„𝐔𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐳𝐰𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐖𝐢𝐫“

So wie in Amsterdam unterschiedliche Stile aufeinandertreffen, sich verbinden und ergänzen, so prallen auch mit Phil und Lena gegensätzliche Welten aufeinander. Dass das schon immer so war, ist für beide keine Überraschung, dass sie die frühen Morgenstunden nach dem zwanzigjährigen Abi-Jubiläum gemeinsam auf dem Dach der Schule verbringen, mit Gin und Tonic in der Hand, leicht beschwipst und den Blick gen Sonnenaufgangsspektakel gerichtet – hingegen schon. Und alles, was danach kommt, erst recht. Auf nach Amsterdam.

»𝗡𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗻𝘂𝗿 𝗱𝘂 𝘄𝗼𝗹𝗹𝘁𝗲𝘀𝘁 𝗦𝗼𝗺𝗺𝗲𝗿, 𝗦𝗼𝗻𝗻𝗲, 𝗦𝗼𝗻𝗻𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗲𝗶𝗻 … 𝗜𝗰𝗵 𝘄𝗼𝗹𝗹𝘁𝗲 𝗲𝘀 𝗮𝘂𝗰𝗵. 𝗠𝗶𝘁 𝗱𝗶𝗿. 𝗢𝗵𝗻𝗲 𝗲𝘀 𝘃𝗼𝗿𝗵𝗲𝗿 𝘇𝘂 𝘄𝗶𝘀𝘀𝗲𝗻. 𝗔𝗯𝗲𝗿 𝘃𝗲𝗿𝗱𝗮𝗺𝗺𝘁 …«

Lena, 2-fach-Mama und im Kopf die Ehekrise, schon immer mit Lebensplan, Ziel und Ordnung im Gepäck, weiß nun nicht, wohin es für sie gehen soll. Dieses Klassentreffen sollte Jugend bringen, einen leichten Schwips und die Gedanken stoppen, kurz. Ausbruch vom Alltag. Doch nach 20 Jahren sind auch die coolsten Kids erwachsen geworden. … Bis Phil kam, der Sprücheklopfer. Was mit Argwohn, dann mit Witz begann, zu echten Gesprächen und „Hinter Vorurteile“ blicken wankte, führt Lena zu dem Menschen von heute, der er ist und auch sie. Führt sie in ein anderes Land – ein kleines Abenteuer. Zweifel hier, Nebelschleier da, und endlich wieder atmen, leben, sein …
Aber auch Phil – ewig jung, stets auf der Durchreise, weg, bevor irgendwas beginnt, nur keine Wurzeln schlagend – gerät in wenigen Stunden, inmitten der ernsthaften Leichtigkeit, zwischen Drinks, Musik und der Schönheit der Stadt, mit Lena an der Seite ins Straucheln.
Ein spontaner, impulsiver Wochenendtrip, der zwei Menschen so sehr zu sich selbst (zurück) führt, zueinander hin, dass danach nichts mehr ist wie zuvor, aber endlich glasklar. ...

Hach, Frau Jansen, was war das bewegend und echt. Charaktere, mitten aus dem Leben gegriffen, mit Problemen und Gedanken, die Anklang und Wiedererkennen finden, mit Entwicklungen und Aussagen, die ‚AHAS‘ bringen. Ganz zu schweigen von den wunderbaren Beschreibungen Amsterdams, die dazu drängen, die eigenen Koffer zu packen.
Es bitzelt zwischen den einstigen Klassenkameraden, es knistert und oft prallen die verschiedenen Einstellungen heftig gegen- und aufeinander. Romantik, Wagemut, Einfachheit, Sehnsucht nach Mehr und etwas Anderem in jeder Zeile.
Mit einer wunderschönen Mischung aus Poesie und Moderne fing Lene die wankende Stimmung ein, hebt mit ihrem Ton Situationen und besondere Momente hervor und zieht die LeserInnen in eine einnehmende Atmosphäre. Tiefsinn, zahlreiche Emotionen und nachhallende Überlegungen setzen sich fest, mitten im Herzen.
Neben Melancholie und Schmerz, humorvollen Erinnerungen an die 90er und sanften Gefühlen wartet in dieser Geschichte Freude – pure Freude und viele ‚Es ist okay‘s.
Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, was die beiden Protagonisten, ihr Verhalten und ihre feinfühlig geschilderten Gedanken greifbar werden lässt: Alles Zögern und Zweifeln, jedes Zurückhalten trifft auf Verständnis. Und Bewunderung, denn weder Lena noch Phil, weder Du noch ich sind zu alt, für neue Wege, eine neue Liebe, vor allem aber niemals zu alt, um zu tanzen.

„𝐔𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐳𝐰𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐖𝐢𝐫“ – ein Roman, so echt wie das Leben selbst, so echt wie das Leben in den 40ern sein kann. Voller (Selbst)Zweifel und wehmütiger Schulterblicke, voller (Un)Gewissheit und einer Standfestigkeit, die schon eine kleine Brise aus dem Gleichgewicht bringen kann. Lene spricht von den schmerzhaften Fragen, die man sich irgendwann stellt, von dem Älterwerden, das einfach passiert. Vom Loslassen und Neu anfangen. Egal, wo man gerade steht, was längst hinter und vielleicht noch vor uns liegt.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Wunderbarer Abschluss für eine Reihe, die in Erinnerung bleiben wird.

Psyche: Verdammt frei
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„𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐞“ – eine Geschichte über Entführung, Misshandlung und Missbrauch, eine Liebe, die keine war.

Lucia Herbst erzählt eine der romantischsten Mythen aus der Perspektive jener Frau, die Wahl, Freiheit ...

„𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐞“ – eine Geschichte über Entführung, Misshandlung und Missbrauch, eine Liebe, die keine war.

Lucia Herbst erzählt eine der romantischsten Mythen aus der Perspektive jener Frau, die Wahl, Freiheit und Selbstbestimmung beraubt wurde. Eingesperrt und isoliert. Klein gehalten.
Eros – sich dessen bewusst, dass ihm die größte, zerstörerischste Kraft inneliegt – manipuliert, belügt, tötet, zwingt. Aus Egoismus, Eifersucht, Missgunst. Einer falschen Interpretation von Liebe, grausamen Vorbildern folgend.
Doch nachdem Medusa Anklage erhob, Persephone gegen ihre Ketten rebellierte, die Götter verschiedener Pantheons in Aufruhr sind, in Wandel gerieten, ist auch Psyche nicht davor geweiht, ihre Augen zu öffnen, ihren Blick nach innen zu richten, Erinnerungen zuzulassen und die Wahrheit zu akzeptieren…

Im letzten Band der „Greek Goddesses“-Reihe erwarten uns erneut eine Fülle verschiedener Gottheiten und Elemente der Mythologie. Wir treffen bekannte Figuren und ergründen neue Verbindungen. Integriert wurden auch hier wieder weitreichende, tiefschürfende Botschaften – nicht nur für Opfer relevante, sondern auch für Täter und Rechtsprechung. Unterschwellig fließen Kritiken ein, die nicht treffender sein könnten.

»𝚁𝚎𝚌𝚑𝚝𝚜𝚙𝚛𝚎𝚌𝚑𝚞𝚗𝚐 𝚜𝚘𝚕𝚕𝚝𝚎 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚍𝚊𝚣𝚞 𝚖𝚒𝚜𝚜𝚋𝚛𝚊𝚞𝚌𝚑𝚝 𝚠𝚎𝚛𝚍𝚎𝚗,
𝚞𝚖 𝚗𝚎𝚞𝚎 𝙾𝚙𝚏𝚎𝚛 𝚣𝚞 𝚜𝚌𝚑𝚊𝚏𝚏𝚎𝚗.«

Psyche arbeitet im Auftrag der »Universellen Götterorganisation« mit den Angeklagten, respektvoll und intensiv. Nicht mit dem Ziel der Bloßstellung, der Strafe, sondern mit der Objektivität, die der Umgang mit gefährlichen Straftätern benötigt, bestenfalls mit der Intention einer Resozialisierung. Innerhalb von Psyches zeitaufwendiger Analyse lässt Lucia verschiedene Täterpersönlichkeiten aufleben, gibt vor allem Athene eine berührende, nicht aber entschuldigende Basis. Die Autorin spricht deutlich aus, dass Vergebung nicht essenziell ist, um loszulassen; zeigt erneut, in welch scham- und schuldbehafteten Gedankengängen sich Opfer zu leicht verlieren.

»𝙵ü𝚛 𝚍𝚎𝚗 𝚎𝚒𝚐𝚎𝚗𝚎𝚗 𝚂𝚎𝚎𝚕𝚎𝚗𝚏𝚛𝚒𝚎𝚍𝚎𝚗 𝚖𝚞𝚜𝚜 𝚖𝚊𝚗 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚣𝚠𝚊𝚗𝚐𝚜𝚕ä𝚞𝚏𝚒𝚐 𝚟𝚎𝚛𝚐𝚎𝚋𝚎𝚗, 𝚜𝚘𝚗𝚍𝚎𝚛𝚗 𝚗𝚞𝚛 𝚕𝚘𝚜𝚕𝚊𝚜𝚜𝚎𝚗.«

Abgesehen der sensiblen Inhalte ist dieser Roman voll von Action und Wendungen, Freundschaft und Zusammenhalt; logisch aufgebaut, durchdacht und merklich recherchiert. Götter, die wir bereits trafen, überraschen mit Einsicht und Sinneswandel, berühren mit Reue. Während andere selbst den kleinsten Funken Respekt endgültig verlieren. Handlungsorte, wie die Unterwelt oder der Olymp, waren detailreich ausgeschmückt, die Stärke, die Geschehen und Entwicklungen inneliegt, ergreifend.

„𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐞. 𝐕𝐞𝐫𝐝𝐚𝐦𝐦𝐭 𝐟𝐫𝐞𝐢.“ ist angefüllt mit Mut und traurigen Wahrheiten, mit Erkenntnissen und aufrüttelnden Ereignissen, aber auch mit Humor und der, mit Mythologie einhergehenden, Faszination.
Rückblenden aus Psyches Dasein füllen Lücken, beleuchten die bekannte Sage über jene fälschliche, toxische Liebe – jene Gefangenschaft – neu. Die Autorin weckt Verständnis und Mitgefühl, aber auch Wut.
Herbst erzählt feinfühlig und malerisch, ohne die Härte, die den hier zu findenden Beziehungen innewohnt, zu verschleiern, beschreibt authentisch ungesunde Verhaltens- und Denkmuster. Erreicht mit ihren Worten den Teil Betroffener, der taub ist, und deutet auf Möglichkeiten, um, wie Medusa, Psyche und Persephone, aufzustehen, für etwas einzustehen, das unablässig ist, um zu leben: für sich selbst.

Liebe ist weder Zwang noch Gewalt, weder Angst noch Abhängigkeit.
Mein größter Dank geht an Lucia Herbst für ihre drei großartigen, erinnerungswürdigen Romane, für die Wichtigkeit ihrer Worte, für das Verständnis.

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