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Veröffentlicht am 30.05.2024

Ein faszinierender Einblick in die Welt der Kunst, der nix unverhüllt lässt ...

Der falsche Vermeer
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Mit seiner fiktiven Person des Malers Jan von Aelst und die ihm an die Seite gestellte Reporterin Meg von Hettema ist dem Autor Patrick von Odijk ein großartiger Debütroman gelungen.

Jan von Aelst - dessen ...

Mit seiner fiktiven Person des Malers Jan von Aelst und die ihm an die Seite gestellte Reporterin Meg von Hettema ist dem Autor Patrick von Odijk ein großartiger Debütroman gelungen.

Jan von Aelst - dessen Leben locker auf dem des niederländischen Kunstmalers Han van Meegeren (1889 bis 1947) basiert - werden schwere Vorwürfe gemacht. Er soll während des Krieges mit Hitler paktiert haben und soll nun als ein Nazis Sympathisant an den Pranger gestellt werden. Ein gefundenes Fressen für die ehrgeizige junge Meg, die sich schon während des Krieges als engagierte und mutige Untergrundreporterin einen Namen machen konnte. Nun, nachdem der Krieg beendet ist, soll sie wieder in die Abteilung "Geschichten, die die Frauen interessieren" verbannt werden und die Männer die "echte" Reportage Arbeit übernehmen lassen. Das lässt sie nicht auf sich sitzen und stürzt sich mit Feuereifer auf die Story um den angeklagten Kunstmaler. Sie beginnt eine Geschichte zu enthüllen, die ihresgleichen sucht. Gegen die Polizei, hauptsächlich vertreten durch Kapitein Rosendahl, aber mit dem kanadischen Sergeanten Bill O'Connor an ihrer Seite, beginnt die Jagd ihres Lebens und sie findet sich bald tief in einer Welt der Fälschungen und Korruption wieder, die ihresgleichen sucht. Zweifellos ist sie dem größten Kunstskandal der Nachkriegsgeschichte auf der Spur ...

Äußerst lebendig und mit ebenso großer Sprach- wie Bildgewalt konnte mich der Roman faszinieren. Ich bin beeindruckt von der enormen Recherchearbeit, die in diesen Roman eingeflossen ist und kann nur sagen ... Chapeau! ... zu diesem gelungenen Debut. Ich werde den Autor auf jeden Fall im Auge behalten und bin schon heute gespannt auf seinen nächsten Roman. Doch zunächst vergebe ich für dieses fiktionale Werk, das in großen Teilen auf wahren Tatsachen beruht, dicke, wohlverdiente fünf Sterne und spreche eine Leseempfehlung nicht nur an kunstinteressierte Leser historischer Roman aus.

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Schnell fängt man an, über die eigenen Familiengeschichte nachzudenken ...

Wenn wir wieder leben
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Was für eine Geschichte! Wer hier denkt „Naja, einfach noch mal eine Kriegsgeschichte zum wiederholten Male“ irrt sich in meinen Augen gewaltig, denn diese hier geht wirklich an die Nieren. Immer wenn ...

Was für eine Geschichte! Wer hier denkt „Naja, einfach noch mal eine Kriegsgeschichte zum wiederholten Male“ irrt sich in meinen Augen gewaltig, denn diese hier geht wirklich an die Nieren. Immer wenn ich gedacht hatte, nun weiß ich wirklich alles zu diesem Thema, tut sich ein neues Türchen auf und eine ganz neue Variante der Grausamkeit des Krieges präsentiert sich mir. Geschehen hier mit den vier jungen Leuten Julius, Gundi, Lore und Erik, die das Schicksal zusammengeführt hat und die ihr Möglichstes tun, ihm ein fröhliches Gesicht aufzusetzen. Sie gründen eine Band im beschaulichen Ort Zoppot bei Danzig namens die „Piroggen“, und hoffen mit ihrer Musik den großen Durchbruch zu erlangen. Beide Jungs sind in die frech-fröhliche Gundi Sonnenschein verliebt, während deren Halbschwester Lore als scheues Mauerblümchen eher im Hintergrund bleibt. Schließlich geschieht das Heißersehnte. Der Gauleiter Danzigs, Albert Forster, verliebt sich in das Vorzeigelied des Quartetts und ebnet ihnen der Weg zu einer für die Verhältnisse recht steilen Karriere. Während Gundi, die bis dato eigentlich nur ihren Pop geliebt und verehrt hatte, wie ein Schmetterling durchs Liebesleben flattert, braut sich am Horizont ein Gewitter der besonderen Art auf: der Zweite Weltkrieg bricht aus und bald wird nichts mehr so sein, wie es einmal war …
Zwanzig Jahre später wird die junge Wanda mit diesem Thema konfrontiert und versucht verzweifelt – angetrieben von dem fast schon besessenen Andras – die Wahrheit herauszufinden was damals geschah und wie es mit ihrer Familie zusammenhing. Doch für ihre Beharrlichkeit zahlt sie bald einen hohen Preis …
Die wunderbare Autorin Charlotte Roth, die viele eigene Erfahrungen und Erlebnisse in ihren Roman einfließen ließ, hatte mich schon mit den ersten Seiten abgeholt und eingefangen und bald entwickelte das Buch eine Sogwirkung, der ich mich schwerlich entziehen konnte. Danzig und Umgebung mit seiner Sonderstellung, die sich durch die Abgeschnittenheit damals ergab, muss für seine Bewohner etwas ganz Besonderes gewesen sein. Polen, wie Deutsche lebten recht friedlich miteinander bis die Nazis einen Hass zu schüren begannen, der seinesgleichen sucht. Es erschütterte mich über diese hasserfühlte Entwicklung lesen zu müssen, die bald in der friedlichen Enklave zu brodeln begann. Auch brachte die Geschichte der „Gustloff“ mir vieles an neuen Erkenntnissen, kannte ich den großen Pott bisher doch nur als untergegangenes Flüchtlingsschiff. Mit seinen über 600 recht klein bedruckten Seiten ist „Wenn wir wieder leben“ kein Roman zum eben mal nebenher weglesen. Man muss sich einlassen auf die Geschichte, die mich am Schluss sehr nachdenklich und betroffen zurückließ. Ich vergebe auf jeden Fall fünf wohlverdiente Sterne und spreche eine Leseempfehlung an alle diejenigen aus, die diesem Kapitel der Geschichte die verdiente Beachtung schenken möchten. Mal wieder ein absoluter Volltreffer, liebe Charlotte, danke schön dafür!

Veröffentlicht am 01.05.2024

Ostfriesland meets Paris ... willkommen in der Welt der Mode!

Der Traum vom Leben
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„Der Traum vom Leben“ … eigentlich dachte Luise sie hätte sich in ihrem kleinen Heimatort in Ostfriesland schon erfüllt. Sie ist glücklich auf dem Hof der Eltern, liebt Nils, den Sohn des benachbarten ...

„Der Traum vom Leben“ … eigentlich dachte Luise sie hätte sich in ihrem kleinen Heimatort in Ostfriesland schon erfüllt. Sie ist glücklich auf dem Hof der Eltern, liebt Nils, den Sohn des benachbarten Großbauern, und vor allem liebt sie ihre Arbeit als Friseurin im ortsansässigen Salon, wo man so schön mit den Nachbarsfrauen schnacken kann. Doch da tritt Udo, ein etwas in die Jahre gekommener Starfriseur, in ihr Leben, fegt sie von den Füßen und nimmt sie mit nach Paris, wo sie die Haare der kleinen und großen Models in Kunstwerke verwandeln soll. Sie hat kaum Zeit nervös zu sein, denn der Job ist anstrengend, die Models nicht immer einfach und so sinkt sie abends einfach nur todmüde ins Bett. Da kommt auf einmal ihre große Chance. Ein Model fällt aus und Luise, mit ihrer perfekten Figur und den längsten Beinen darf, kann, muss einspringen. Mit soviel Glück auf einmal beginnt ihr Leben schnell zu pulsieren und sie muss aufpassen, nicht die Bodenhaftung zu verlieren …
„Liest sich ein wenig banal und kitschig!“ sagt ihr? Jep, das dachte ich auch als ich den Klappentext las, doch dann kam alles ganz anders und ich steckte bald mitten drin in Luises Leben in Paris und fühlte mich pudelwohl. Wunderbar gelesen von Tanja Fornaro und aufgrund selbsterlebter Geschichte zudem auch perfekt in Szene gesetzt von der Autorin Katharina Fuchs, vergebe ich hier gerne fünf Sterne. Ich habe mich wohl gefühlt auf den Brettern, die die Welt bedeuten aber auch im zugigen Ostfriesland, wo die Arbeit hart aber ehrlich ist. Sympathische Protagonistin gepaart mit gekonnter Erzählung, ich vergebe gerne eine Empfehlung für dieses (Hörbuch).

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Veröffentlicht am 01.05.2024

Persien - Land der Sehnsucht ...

Drei sind ein Dorf
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Für mich ein absolutes Highlight! Ein interessantes Zusammenspiel einer persischen Familie, bestehend aus den Eltern und zwei Kindern, die beschließen dem Iran den Rücken zuzukehren. Die Mutter Pari, eine ...

Für mich ein absolutes Highlight! Ein interessantes Zusammenspiel einer persischen Familie, bestehend aus den Eltern und zwei Kindern, die beschließen dem Iran den Rücken zuzukehren. Die Mutter Pari, eine praktizierende Ärztin, wird wegen ihres christlichen Glaubens nicht nur angefeindet, sondern offen angegriffen und beschließt, dass eine Flucht aus dem Land, das alles verurteilt, was scheinbar nicht dem islamischen Glauben entspricht. Der Vater weigert sich und so nimmt sie die beschwerliche Reise alleine mit ihren beiden Kindern Nilou und Kian auf sich um zuerst in Europa und dann schließlich in Oklahoma in der tiefsten Provinz zu landen. Hier versuchen die drei eine neue Heimat zu finden, sind ehrgeizig und strebsam aber doch immer einsam. Der Vater Baba, ein Zahnarzt scheint derweil in der alten Heimat immer mehr den Drogen und der damit einhergehenden Sehnsucht nach Drama aber auch Liebe und Geborgenheit zu verfallen, die ihm von seiner Familie nicht mehr gegeben werden kann. Es entsteht ein Teufelskreis aus gewollter Zugehörigkeit und tiefer Traurigkeit, denn Heimat bleibt Heimat und besonders Nilou leidet stark unter Heimweh. Es folgen mehr oder weniger gescheiterte Treffen mit dem Vater bis sie eines Tages Anschluss an eine Gruppe iranischer Exilanten findet und ihre Wurzeln wiederentdecken kann …

Ich gestehe, ich musste mich ein wenig selbst überreden, mich diesem Buch zu widmen, denn ich ahnte, dass es sich hierbei um keine einfache Lektüre handeln würde. Umso begeisterter wurde ich mit jeder Seite, die ich am Ende gemeinsam mit den Düften Persiens in mich wahrlich aufgesaugt habe. Immer tiefer stieg ich ein in den Roman, der durchaus autobiografische Züge zeigte, denn das Schicksal der Autorin ist dem Nilous nicht unähnlich. Ich empfehle diese Geschichte allen, die sich einlassen möchten auf die Nöte von Flüchtlingen aber auch auf ihren Ehrgeiz, Fleiß und vielleicht ein bisschen Glück sich wider aller Konventionen in ihrer neuen Heimat ein Zuhause zu schaffen. Von mir gibt es mit fünf Punkten die Bestnote und ich bin gespannt, ob wir bald wieder was von Dina Nayeri hören werden.

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Faszinierend beim Lesen miterleben zu können, wie sich die Puzzlesteine zu einem Ganzen fügen ...

Das verlorene Kleid
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Mit „Das verlorene Kleid“ werde ich diesen Monat schon zum zweiten Mal nach Paris und in die Welt der Mode entführt, was eigentlich eher ungewöhnlich für mich ist. Aber auch zum zweiten Mal bin ich wirklich ...

Mit „Das verlorene Kleid“ werde ich diesen Monat schon zum zweiten Mal nach Paris und in die Welt der Mode entführt, was eigentlich eher ungewöhnlich für mich ist. Aber auch zum zweiten Mal bin ich wirklich glücklich darüber, denn dieses Buch ist etwas ganz Besonderes. In zwei Erzählstränge aufgeteilt, lerne ich in der Gegenwart Lucille und ihre kleine Familie bestehend aus ihr, ihrer Mutter Genévieve und ihrer betagten Großmutter Sylvie, kennen. Letztere hat für Lucille, zu der sie eine innige Beziehung hegt, einen Auftrag der besonderen Art. Sie soll nach Paris reisen, um dort ein ganz spezielles Kleid aufzustöbern, das Sylvie einst in der Stadt der Liebe trug. Im zweiten Erzählstrang, der in die frühen fünfziger Jahre zurückreicht, treffe ich Alice, die jung verheiratet ihre Rolle an der Seite ihres Mannes Albert, der als englischer Botschafter in Paris eingesetzt ist, einnimmt. Schnell wird klar, dass Albert Alice gegenüber nicht mit Geld wohl aber mit seinen Gefühlen geizt. Er sieht in ihr die hübsche Frau an seinem Arm, die funktioniert, von Liebe ist keine Spur geblieben. Alice fühlt sich im Stich gelassen und betrogen und als Antoine in ihr Leben tritt, scheint es um sie geschehen …

Fasziniert lese ich mich von Kapitel zu Kapitel und tauche immer tiefer ein in die Geschichte der Frauen. Ich bewundere die schönen Kleider von Christian Dior und nehme Anteil an dem Schicksal ihrer Trägerin. Gleichzeitig genieße ich die „Jagd“ durch das heutige Paris auf der Suche nach dem verlorenen Kleid. Der eingängliche Schreibstil scheint mit jedem Kapitel spannender zu werden und am Schluss konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Erst auf den letzten wenigen Seiten fiel mir der Zusammenhang wie Schuppen von den Augen und das Ende der Geschichte ließ mich das Buch mehr als befriedigt zuklappen. Ich vergebe hier mit fünf Sternen sehr gerne die volle Punktzahl und spreche eine Empfehlung aus, die von Herzen kommt!

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