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Veröffentlicht am 10.06.2024

Zauberhaft und düster - wie ein Märchen

Emily Wildes Enzyklopädie der Feen
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Die Cambridge-Professorin Emily Wilde ist eine gewissenhafte Feen-Forscherin und dabei ist, die erste Enzyklopädie über Feenkunde zu verfassen. Mit Menschen kommt die Hirn-über-Herz-Frau nicht gut zurecht: ...

Die Cambridge-Professorin Emily Wilde ist eine gewissenhafte Feen-Forscherin und dabei ist, die erste Enzyklopädie über Feenkunde zu verfassen. Mit Menschen kommt die Hirn-über-Herz-Frau nicht gut zurecht: Sie zieht ohnehin die Gesellschaft ihrer Bücher, ihres Hundes und des Feenvolkes vor. Als sie für ihre Feldstudie in das nordische Dorf Hrafnsvik reist, fällt es ihr schwer, die eigentümlichen Einwohner für sich zu gewinnen, dabei ist sie auf ihr Vertrauen angewiesen, denn Erfahrungsberichte über “die Verborgenen” von Einheimischen sind wertvoll. Dann kommt ihr auch noch ihr akademischer Rivale Wendell Bambleby in die Quere – oder wie gerufen? Der unverschämt lässige Professor erobert die Dorfbewohner: innen mit seinem Charme im Sturm. Während die beiden den Mysterien des listigen Feenvolkes auf den Grund gehen, bestätigt sich Emilys vager Verdacht...

Der atmosphärische, lebendige Schreibstil ist mitreißend und die Dynamik zwischen den Charakteren ist unterhaltsam. Ich mag Kabbeleien eher weniger, weil ich sie meistens banal oder albern finde, doch die Unstimmigkeiten zwischen Emily und Wendell sind wirklich geistreich und sinnvoll. Sie ist pragmatisch, ungesellig, belastbar. Er ist ein Genussmensch, faul, aber diplomatisch, was viele Türen öffnet. Sie ergänzen sich richtig gut!

Beide haben allerdings auch untypische Seiten und entwickeln sich weiter...

Die vielen Erzählungen über Begegnungen mit Feen, die “Fakten” über sie und die Erfahrungen, die Emily mit ihnen macht (ein Kobold hat Nadel-Finger) sind märchenhaft - wundervoll und gruselig - sodass es unheimlichen Spaß gemacht hat, die Welt der launischen Feen, die voller Abenteuer und Gefahren steckt, kennenzulernen!

Die bildstarke Geschichte ist ereignis- sowie einfallsreich, witzig, süß, mysteriös, düster, und voller Überraschungen. Für meinen Geschmack gibt es allerdings zu wenige nervenaufreibende Gefahren und ich finde, dass sich das Ende bzw. die Auflösung des letzten großen Problems erst in die Länge zieht, und dann schnell sowie für mich wenig plausibel leicht vonstatten geht.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Tolle Faction

Die Dahlien-Morde
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Nach einer traumatischen Internet-Erfahrung in ihrer Jugend findet Reagans Leben in Sydney fast ausschließlich offline statt: kein Smartphone, keine sozialen Medien. Nach Jahren der Paranoia, verbunden ...

Nach einer traumatischen Internet-Erfahrung in ihrer Jugend findet Reagans Leben in Sydney fast ausschließlich offline statt: kein Smartphone, keine sozialen Medien. Nach Jahren der Paranoia, verbunden mit einigen Umzügen, fühlt sie sich nun sicher. Bis sie beim Joggen nahe ihrer Wohnung über eine zerstückelte Leiche stolpert. Die tote Frau sieht ihr zum Verwechseln ähnlich. In den Wochen danach fühlt sich Reagan beobachtet, dann erhält sie bedrohliche E-Mails und als weitere Morde im selben Stil Sydney in Aufruhr versetzen, ist Reagan überzeugt, dass ihr Stalker von früher sie gefunden hat...

“Die Dahlien-Morde" ist Fiktion, die Prämisse beruht allerdings teilweise auf wahren Begebenheiten, die sich 1947 in Los Angeles ereigneten: Die 22-jährige Elizabeth Short wurde tot auf einer Wiese gefunden – brutal verstümmelt. Die Presse nannte sie wegen ihrer schwarzen, lockigen Haarpracht Black Dahlia.

Die Stimmung ist von der ersten Seite an beklemmend: Reagans Ängste werden greifbar geschildert, ihre Paranoia ist nachvollziehbar, die zermürbend gleißende Hitze des australischen Sommers kommt hautnah an, genau wie Reagans Alltagssorgen – die sie eigentlich als willkommene Ablenkung betrachtet, bis sie erdrückend werden...

Reagan besitzt eine Gärtnerei in Sydney, doch es läuft nicht gut. Dann ist da noch ihre toxische Mutter, die sie immer wieder mit passiv aggressiven Vorwürfen und kleinlichen Forderungen schikaniert. Ihre beste Freundin Min, eine True-Crime-Journalistin, ist die einzige Vertraute in Reagans Leben. Es gibt aber auch einige Männer (Bekannte, Stammkunden…), die alle mehr oder weniger undurchsichtig wirken…

Obwohl es für mich, als sehr erfahrene Thriller-Leserin, einen offensichtlichen Verdächtigen gab, blieb es spannend, denn hier ist nichts ganz so wie es scheint...

Schreibstil ist so mitreißend, dass sich das Buch quasi von selbst liest! Die Charaktere sind interessant und die düsteren, nervenaufreibenden Geschehnisse erhalten durch kleine, nette Nebenhandlungen sowie Reagans Selbstironie und schwarzem Humor etwas Leichtigkeit.

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Veröffentlicht am 25.05.2024

Nervenaufreibend!

Sie hat angefangen
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Während der Sekundarstufe bildeten Annabel, Esther, Tanya and Chloe eine beliebte Clique, die den Ton angab. Mittlerweile haben sie sich auseinandergelebt, doch die unerwartete Einladung zu einer Hen Party ...

Während der Sekundarstufe bildeten Annabel, Esther, Tanya and Chloe eine beliebte Clique, die den Ton angab. Mittlerweile haben sie sich auseinandergelebt, doch die unerwartete Einladung zu einer Hen Party bringt sie wieder alle zusammen. Eine Mitschülerin von damals, Poppy, lädt ein, in die Karibik und obwohl keine der vier in den letzten 10 Jahren Kontakt mit Poppy hatte und sie die Außenseiterin sogar gemobbt haben. Die vier gehen davon aus, dass Poppy ihnen vergeben hat oder niemanden sonst hat, um zu feiern – egal, schließlich lässt man sich eine kostenlose 4-tägige Auszeit auf einer tropischen Privatinsel nicht entgehen...

“Sie hat angefangen” ist ein fesselnder, ereignis- sowie temporeicher Thriller voller Sonne, Strand und Tod, denn dieser Junggesellinnenabschied in der Karibik ist ein Rachefeldzug: Als die Verwalterin der Privatinsel die fünf Frauen nach der 4-tägigen Hen Party abholen will, sieht sie am Strand nur die Braut, sie ist blutüberströmt und sagt: Sie hat angefangen...

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, zudem gibt es Tagebucheinträge der jugendlichen Poppy, die verdeutlichen, wie sehr die fiesen Schikanen der Clique ihr Selbstwertgefühl zerstört haben.

Annabel, Esther, Tanya and Chloe haben es als Erwachsene nicht weit gebracht. Sie sind auch schon lange keine echten Freundinnen mehr, sie geben sich nur noch miteinander ab. Sie sind nicht ehrlich zueinander und haben dunkle Geheimnisse voreinander – aber Poppy weiß alles über alle und sie legt es darauf an, die vier gegeneinander auszuspielen...

Daraufhin eskalieren die Geschehnisse: Am 3. Morgen wird eine der Frauen vermisst, kurz darauf wird eine andere tot aufgefunden, dann kommt ein Sturm auf, und unter den Verbliebenen geht paranoides Misstrauen um: Jede verdächtig jede...

“Sie hat angefangen” ist ein tolles Spannungsdebüt: Unheilvoll, packend, psychologisch düster, dramatisch sowie voller Überraschungen. Der flüssige, locker leichte Schreibstil, die bedrohliche Stimmung auf der paradiesischen Insel und die erschütternden Enthüllungen, die sich mit fortschreitender Handlung häufen, sind absolut mitreißend.

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Veröffentlicht am 23.05.2024

Bittersüß!

Divine Rivals
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Während Krieg zwischen den Göttern herrscht, versucht die 18-jährige Iris sich und ihre, dem Alkohol verfallene, Mutter zu ernähren, denn ihr Bruder ist in den Krieg gezogen. Sie schreibt für eine renommierte ...

Während Krieg zwischen den Göttern herrscht, versucht die 18-jährige Iris sich und ihre, dem Alkohol verfallene, Mutter zu ernähren, denn ihr Bruder ist in den Krieg gezogen. Sie schreibt für eine renommierte Zeitung und will zur Kolumnistin aufsteigen, doch da der arrogante Roman denselben Job will, entwickelt sich ein Wettstreit zwischen den beiden.

Ja - das nette, arme Mädchen verknallt sich in den herablassenden, reichen Kerl, was ich eigentlich ziemlich “abgenutzt” finde, aber hier wird diese Prämisse weitestgehend originell umgesetzt, auch weil “Der Snob” seine Arroganz schnell ablegt. Als Iris eines Abends auf der alten Schreibmaschine ihrer Großmutter einen Brief an ihren Bruder tippt landet dieser bei einem Unbekannten, da die beiden durch ihre magischen Schreibmaschinen miteinander verbunden sind. Er klärt das Missverständnis auf, dennoch entwickelt sich eine innige Brieffreundschaft – mit Roman, der sie über seine Identität im Dunkeln lässt. Dann überschlagen sich die Ereignisse aufgrund des Kriegsgeschehens mehrmals...

“Divine Rivals” ist herrlich altmodisch und doch zeitlos: Es geht um Familie, Freundschaft, Güte, Diversität, die Stärke sich und anderen etwas zuzumuten, den Mut etwas zu riskieren - für die Familie, die Karriere, romantische Liebe, sich selbst...

Der geistreich ausdrucks- und bildstarke Schreibstil kreiert eine bittersüße Atmosphäre, die mich ab Seite eins eingefangen hat. Die großartig gezeichneten Haupt- sowie Nebenfiguren sind herzallerliebst und die Handlung ist ereignisreich - ich fand sie auch immer wieder Mal spannend, vor allem zum Ende hin - für mich wird die Geschichte jedoch hauptsächlich von der gemütlichen, melancholischen Stimmung sowie den mitreißend feinsinnigen Gefühlen, Gedanken und Handlungen der wunderbaren Charaktere getragen.

Da der Fokus auf der Romanze zwischen Iris und Roman liegt, die von den sich zuspitzenden Kriegsereignissen beeinflusst wird, vergebe ich 4 Sterne, denn Liebesgeschichten sind nicht wirklich mein Ding. Die Fantasy-Elemente, Familien- sowie Freundschaftsthemen spielen nur am Rand eine Rolle, was ich schade fand. Ich denke, ich werde Band 2 (Ruthless Vows) dennoch lesen, denn Band 1 endet mit einer wirklich unerwarteten Wendung, die in einen “fiesen” Cliffhanger mündet!

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Nervenaufreibend!

Das Resort
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Inhalt:

Mila und Ethan sind auf dem Weg zur Hochzeit von Milas Schwester, doch auf dem Weg zum Veranstaltungsort, einem Luxusresort in den Bayrischen Bergen, verfahren sie sich. Da sie weit und breit ...

Inhalt:

Mila und Ethan sind auf dem Weg zur Hochzeit von Milas Schwester, doch auf dem Weg zum Veranstaltungsort, einem Luxusresort in den Bayrischen Bergen, verfahren sie sich. Da sie weit und breit niemanden finden, das Auto dann auch noch den Geist aufgibt, ruhen sie sich in einer verlassen, halb verfallenen Hütte aus, die Teil einer historischen, unbewohnten Siedlung ist. Mila schläft ein, als sie aufwacht, ist Ethan weg! Es ist kalt, es schneit, Mila hat wenig zu Essen und noch weniger zu trinken mitgenommen, sodass ein Überlebenskampf beginnt. Aber die Natur ist nicht ihr einziger Feind, oder bildet sie sich die menschliche Bedrohung nur ein? Schließlich entdeckt sie einen möglichen Ausweg, etwas, das wie eine Rettung aussieht, doch der Albtraum, zu dem Milas Leben geworden ist, will kein Ende nehmen...

Meine Meinung:

Das Buch hat mich während der ca. 1. Hälfte zwiegespalten: Für meinen Geschmack werden einige Elemente unnötig oft wiederholt oder zu Tode erklärt. Es gibt viele fesselnde Stellen, manche Passagen empfand ich allerdings als eher zäh. Ab etwa der 2. Hälfte ändere sich das für mich: Ich fand es dann durchgehend spannend, ereignis-sowie einfallsreich und überraschend! Meiner Meinung nach sind manche Begebenheiten ziemlich abenteuerlich, doch die Autorin stellt sie plausibel dar.

Die Figurenzeichnung ist toll, besonders die Einblicke in die Vergangenheit der Protagonistin Mila (ihre toxischen Eltern, ihre Adoleszenz, das komplizierte Verhältnis zur Schwester) fand ich eindrucksvoll! Mila ist seeehr menschlich, voller Schwächen und Macken, sie ist jedoch selbstkritisch, stets dabei an sich zu arbeiten, was sie sympathisch macht. Auch die Nebenfiguren sind authentisch sowie interessant.

Die rätselhaften, unheimlichen, wendungsreichen Geschehnisse empfand ich größtenteils als atmosphärisch und packend geschildert. Das – in vielerlei Hinsicht – erschütternde Ende hat mich mit der 1. Hälfte, die mir nicht so gut gefallen hat, versöhnt!

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