Trotz einiger Klischees ein sehr spannender Thriller
KrähentageIn den letzten Wochen begegnete mir Werbung für dieses Buch eigentlich auf allen von mir regelmäßig besuchten Buchportalen im Internet. Obwohl ich vom Autor Benjamin Cors bislang noch nichts gelesen hatte, ...
In den letzten Wochen begegnete mir Werbung für dieses Buch eigentlich auf allen von mir regelmäßig besuchten Buchportalen im Internet. Obwohl ich vom Autor Benjamin Cors bislang noch nichts gelesen hatte, reizte mich der Klappentext. Daher fragte ich bei NetGalley ein Rezensionsexemplar an und freute mich, dass ich es kurze Zeit später auf meinen Kindle laden und mit dem Lesen beginnen konnte.
In einer deutschen Stadt wurde unter dem Namen „Gruppe 4“ eine neue Sondereinheit für komplexe Serienstraftaten gebildet. Die Leitung haben die erfahrenen Ermittler Jakob Krogh und Mila Weiss inne. Schon an ihrem ersten Arbeitstag werden sie zu einem Fall gerufen. Junge Frauen wurden in ihren Wohnungen überfallen, brutal zusammengeschlagen, gefesselt, erniedrigt und schwer verletzt zurückgelassen.
Im Rahmen dieser Ermittlungen stoßen sie gleich auf eine weitere grausame Verbrechensserie. Sie finden verstümmelte Leichen, die zusammen mit ausgehungerten Krähen eingeschlossen zurückgelassen wurden. Doch damit nicht genug. Die definitiv toten Opfer wurden lange nach ihrem ermittelten Todeszeitpunkt von Zeugen noch lebend gesehen und dabei sogar gefilmt. Es scheint fast, als müssten die Ermittler einen Geist jagen.
Im Polizeiapparat sind aus Budgetgründen nicht alle von der neuen Einheit begeistert. Der Druck, schnell Ergebnisse zu liefern, ist für die Ermittler entsprechend hoch. Werden sie es schaffen, den oder die Täter zu stellen, bevor weitere Menschen zu Schaden kommen und sich damit ihre Daseinsberechtigung erkämpfen?
Innerhalb einer sehr kurzen Zeit hatte ich diesen Thriller ausgelesen. Den Schreibstil empfand ich als flüssig, die Sprache angenehm und sehr bildhaft. Verschiedene, in der dritten Person verfasste und sich abwechselnde Handlungsstränge sorgten dafür, dass ich beim Lesen nie Längen empfand. Dabei wurden unterschiedliche Perspektiven beleuchtet. Mal die des leitenden Ermittlerduos (die definitiv auch Geheimnisse mit sich herumtragen) oder ihres Teams, aber auch die eines Täters. Die leitenden Ermittler und auch die Mitglieder ihres Teams wurden mir, trotz Ecken und Kanten oder nicht immer ganz gesetzestreuen Herangehensweisen, im Laufe der Lesezeit immer sympathischer. Einzig der ständig herumschreiende Staatsanwalt ging mir ein bisschen auf die Nerven.
Etwas eigenartig fand ich, dass die deutsche Stadt, in der die Handlung größtenteils angesiedelt ist und auch der Ort, in dem das Haus am Meer steht, nie namentlich benannt wurden. Das fiel mir allerdings nur auf und störte mich beim Lesen nicht wirklich. Obwohl ich als Leser wegen der Sequenzen mit dem Täter immer einen Informationsvorsprung vor den Ermittlern hatte, legte der Autor genügend falsche Fährten, die dann zu für mich überraschenden Wendungen führten. Der Fall mit den brutal zusammengeschlagenen Frauen geriet mir später allerdings etwas zu sehr ins Hintertreffen und wurde für meine Begriffe zu schnell abgehandelt.
Auch die Motivation des Krähenmörders empfand ich etwas Klischeehaft. Dennoch sorgte die von mir permanent gefühlte Grundspannung dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Diese gipfelte kurz vor dem Ende in einen aufregenden Showdown und am Schluss gab es noch einen gruseligen Cliffhanger, der mich, zusammen mit der Tatsache, dass auch die Geheimnisse der Ermittler noch nicht gänzlich aufgedeckt wurden, annehmen lässt, dass bereits eine Fortsetzung geplant ist. Eine Ankündigung dafür habe ich bislang zwar noch nirgendwo gefunden, aber ich hoffe sehr stark, dass der Autor Leser wie mich, denen das Buch insgesamt sehr gut gefiel, nicht zu lange im Regen stehen lässt.