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Veröffentlicht am 24.09.2018

Wortgewaltiges Buch

Die Schulter des Riesen
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"Was bleibt einem, wenn man alles verloren hat? Gibt es im Leben ein Licht, das der Dunkelheit ihre Schrecken nimmt?"


Cover / Artwork / Aufbau des Romans
Bei „Die Schulter des Riesen“ haben wir es mit ...

"Was bleibt einem, wenn man alles verloren hat? Gibt es im Leben ein Licht, das der Dunkelheit ihre Schrecken nimmt?"


Cover / Artwork / Aufbau des Romans


Bei „Die Schulter des Riesen“ haben wir es mit einem Roman zu tun, der in mehrfacher Hinsicht Beachtung verdient – bereits das Cover hebt sich doch schon von anderen Büchern ab und wirft zusammen mit dem Titel Fragen in unserem Kopf auf und das ist grundsätzliches erst mal etwas Gutes – Fragen zu haben heißt, wir sind neugierig und wollen mehr von dem Buch wissen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass ich mit der Ebook-Version eine ältere Version des Buches gelesen habe, bei der das Cover vor allem in grauen Tönen gehalten wurde. Inzwischen liegt mir eine neuere Version als Taschenbuchausgabe vor, bei der das Cover noch einmal überarbeitet wurde. Noch immer sehen wir die "Darstellung des Orion" auf dem Cover, doch diese bildet nur eine durchscheinende Facette des Covers, auch der Protagonist Gregor ist zu sehen, der augenscheinlich verloren inmitten einer Straße steht. Diese Veränderung des Covers gefällt mir sehr gut. Mein erster Eindruck bei der alten Fassung war, dass es sich um einen historischen Roman handeln müsse, der in der klassischen Antike spielt. Nun lässt das Cover in meinen Augen viel mehr Möglichkeiten zu und das öffnet das Buch auch einem größeren Publikum. Ganz im Gegenteil behandelt der Autor nämlich ein sehr aktuelles Thema. Das Buch selbst ist in einer teilweise bildgewaltigen Sprache verfasst, daher sollte man das Buch mit der notwendigen Ruhe lesen - es lohnt sich. Zur Taschenbuchausgabe sei noch gesagt, dass sie knappe 400 Seiten umfasst und der Einband von wirklich sehr guter, stabiler Qualität ist.


Inhalt
"Niemand anders als er selbst hatte die Ereignisse angestoßen. Er selbst hatte den fatalen Fehler begangen [...] So hatte der Absturz begonnen, und dann hatter er, Gregor Bach, keinen Halt mehr gefunden" (aus dem Beginn der Erzählung)

Der Inhalt ist relativ schnell zusammengefasst: Gregor, Familienvater mit zwei Söhnen und seiner Frau, lebt ein beschauliches Leben in eine Kleinstadt (die ist übrigens fiktiv) und gerät aus einer Situation heraus in einen ungebremsten sozialen Absturz. Gregor, von Natur aus ein Mann, der gerne mal aneckt mit seiner Art und seiner Sicht auf viele Dinge, kann diesen Absturz nicht aus eigener Kraft aufhalten und muss zusehen, wie sein bisheriges Leben sich in seine Bestandteile auflöst.


Fazit
Wie eingangs bereits angeklungen, steht bei diesem Buch nicht nur das Thema, sondern auch die Art und Weise des Autors, dieses Thema in seine Geschichte einzubinden, im Fokus meiner Betrachtung. Dass das Thema hochaktuell ist, brisant und auch sehr wichtig, muss ich an dieser Stelle glaube ich nicht erwähnen, auch wenn ich es jetzt ja indirekt dennoch getan habe. Was ich jedoch ehrlich gesagt viel interessanter und erfrischender finde ist die Schreibe von Raffael Rauhenberg, mit der er wieder einmal beweist, dass unbekannte Autoren durchaus durch Ebooks oder über selfpublishing einer breiteren Leserschaft bekannt gemacht werden können. Wortgewaltig, mit beeindruckenden Assoziationen unterlegt schafft es der Autor, den Leser in seine Welt einzuladen und schnell habe ich dabei feststellen können, dass hier jemand schreibt, der sein Handwerk wirklich versteht. Gerade in dem er die Geschichte in einem fiktiven Ort geschehen lässt, wird einem klar, dass dies überall passieren könnte. Stellt sich einem doch die Frage, was dagegen getan werden kann?

Veröffentlicht am 02.05.2024

Phänomenale Charakterzeichnungen

Der Wind kennt meinen Namen
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Nach Lesen einer ersten Leseprobe war ich geflasht und wollte das Buch unbedingt zu Ende lesen. Als ich es dann wirklich vor mir hatte, habe ich leider an der ein oder anderen Stelle ein paar Längen gehabt, ...

Nach Lesen einer ersten Leseprobe war ich geflasht und wollte das Buch unbedingt zu Ende lesen. Als ich es dann wirklich vor mir hatte, habe ich leider an der ein oder anderen Stelle ein paar Längen gehabt, auch wenn ich die Geschichte an sich sehr gelungen erzählt finde und das Thema auch sehr wichtig.

Was Isabelle Allende wie immer sehr gut macht ist die Charakterzeichnung. Es gibt Stellen im Buch, die ich einfach so schön geschrieben fand, dass ich sie laut vorgelesen habe. Gerade wenn es darum geht, die Beziehung zwischen zwei Menschen zu beschreiben habe ich selten so gut gewählte Worte erlebt. In dieser Szene wird beschrieben, wie die Beziehung zwischen zwei Menschen einfach aufgrund der unterschiedlichen Charaktere schwieriger wird. Die Namen habe ich hier mal ersetzt, um nicht zu spoilern

(S. 151) "In kurzer Zeit veränderte [sie] sein Leben und machte ihn sanftmütiger. Er begriff, dass er sie nie würde festhalten können, sie glitt ihm durch die Finger wie Sand, deshalb wollte er wenigstens an ihrer Seite sein, was sich aber ebenfalls als undurchführbar erwies. Schließlich gab er es auf, ihrem Tempo zu folgen, und begnügte sich damit, die Höhenflüge ihres Lebens, das so anders war als seins, bewundernd mitanzusehen."

Interessant hierbei ist in meinen Augen, dass es in dem Buch gar nicht einmal ausschließlich um dieses Paar geht, es wird in mehreren Rahmengeschichten erzählt und thematisiert Flucht und Bewältigung - aus dem Nazibesetzten Deutschland, der Gewalt in El Salvador - und hat für mich die Frage in den Fokus gerückt, wie man "danach" weiterlebt.

Wie beschrieben ist das Buch ein wirklich gutes Buch, aber an einigen Stellen haben mich die Längen ein wenig am Lesen gehindert.

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Veröffentlicht am 14.12.2023

Ein wirklich gutes Buch - starke Protagonistin

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Es war für mich ein Eye-Catcher - die Kombination der Covergestaltung mit einem prägnanten, ansprechenden Titel - und so war ich nach einer absolut überzeugenden Leseprobe mit hohen Erwartungen in das ...

Es war für mich ein Eye-Catcher - die Kombination der Covergestaltung mit einem prägnanten, ansprechenden Titel - und so war ich nach einer absolut überzeugenden Leseprobe mit hohen Erwartungen in das Buch "Bevor die Welt sich weiterdreht" gestartet.

Was in meinen Augen für mich absolut im Vordergrund steht ist die Charakterzeichnung der Protagonistin Johanna. Der Autor Luca Brosch lässt sie einfach menschlich, mit allen Gefühlen, die ein Mensch haben kann. Sie ist keine Superheldin, ist nicht zur Spionin geboren - nein, sie hat eine Geschichte, die von dem Autor mit im Grunde einfachen Mitteln dargestellt wird und die jedoch exemplarisch für das Schicksal vieler junger Frauen zu sehen ist, zumindest was den Ursprung der Geschichte angeht.

Johanna ist Krankenschwester und als sie aus dem Krieg in ihre Heimat Davos zurückkehrt, ist sie hochschwanger. Sie ist froh, wieder zu Hause zu sein, hofft, auf die familiäre Unterstützung, um die Geburt und vielleicht auch die Erfahrungen aus dem Krieg verarbeiten zu können. Doch spätestens in der Reaktion ihrer Schwester und auch ihres Vaters sieht man als Leserin deutlich, wie sich die Realität von den Träumen unterscheiden können. Die Fassade muss stimmen - das ist das einzig Wichtige.

Und auf im darauf Folgenden beweist diese Protagonistin alles, was ich mir bei einer Geschichte wünsche. Sie kämpft, mit sich selbst, aber auch um ihr Kind und lernt dadurch Seiten an sich kennen, die ich nicht nur realistisch dargestellt finde, sondern auch sehr spannend sind.

Es gibt nur einen Punkt, weswegen ich dem Buch keine volle Punktzahl gebe - gerade zum Ende habe ich der Geschichte manchmal nicht ganz folgen können - sie war sehr spannend und gut, aber sie hatte mich nicht mehr so, wie zu Beginn des Buches. Das mag jedoch eine subjektive Empfindung sein.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Schöne Neuausgabe des Klassikers von Galsworthy

Die Forsyte Saga
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Fazit

Ich hatte zunächst ein paar Schwierigkeiten beim Einstieg. Zum einen gibt es wirklich sehr viele Charaktere, die gefühlt zeitgleich auf den Plan treten, zum anderen ist mir die Identifizierung mit ...

Fazit

Ich hatte zunächst ein paar Schwierigkeiten beim Einstieg. Zum einen gibt es wirklich sehr viele Charaktere, die gefühlt zeitgleich auf den Plan treten, zum anderen ist mir die Identifizierung mit den Protagonisten schwer gefallen, da ich zunächst nicht ausmachen konnte, wer im Mittelpunkt steht und wer nur Nebencharakter ist. Der Stammbaum hat zumindest ersteres erheblich vereinfacht.

Da ich regelmäßig Klassiker lese, daher war mir vorab klar, dass die Schreibe des Autors nicht mit der aktueller Autoren vergleichbar sein kann. Im Vergleich zu anderen Autoren seiner Zeit muss ich jedoch gestehen, dass Galsworthys Schreibe zwar flüssig ist und man daher auch alle drei Bücher in relativ kurzer Zeit lesen kann. Aber stets hatte ich beim Lesen eine gewisse Distanz zu den Charakteren, die auch nach der kompletten Lektüre des Werks nicht geschmolzen ist. Galsworthy lässt nicht zu, dass sich die Leserschaft ein eigenes Bild zu den Charakteren oder der Handlung machen, da er stets alles bewertend beschreibt bzw. ankündigt. Dies ist wohl der negativste Punkt an der Reihe. Alles in allem jedoch habe ich Lektüre sehr genossen und die neue Aufmachung ist sowohl optisch als auch qualitativ sehr gelungen.

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Veröffentlicht am 21.12.2021

Interessanter Fokus auf eine düstere Zeit

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens
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Innerhalb einer Leserunde habe ich gerade das Buch "Unwert - Der Weg des Kirschmädchens" von Yasmin Alinaghi ausgelesen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und es ist schön, dass sie immer mal wieder ...

Innerhalb einer Leserunde habe ich gerade das Buch "Unwert - Der Weg des Kirschmädchens" von Yasmin Alinaghi ausgelesen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und es ist schön, dass sie immer mal wieder die Mundart einfließen lässt.

In dem mit dreihundert Seiten für einen historischen Roman eher schmalen Buch geht es um die dreizehnjärige Käthe, die auf einem kleinen Bauernhof in der hessischen Gemeinde Gudenshain aufwächst. Nachdem ihr Mutter im Kindbett gestorben und ihr Vater in einem Siechenheim wohnt, ist sie zunächst froh, dass sie auf dem Hof bleiben darf - sie hilft überall aus, wo sie gebraucht wird, nicht zuletzt bei der Kirschernte. Doch einer der Erntehelfer, ein Mann namens Zorres, vergeht sich mehrfach an ihr, so dass ihr Leben einer Hölle gleicht.

Was ich nicht erwartet hatte, jedoch keineswegs im negativen Sinn ist die weitere Entwicklung der Handlung. Ich hatte damit gerechnet, dass der Roman sich darum dreht, wie Käthe aus den Fängen von Zorres entkommt, doch vielmehr wird thematisiert, wie mit einigen jungen Frauen und Mädchen in Käthes Situation zur Zeit des Naziregimes umgegangen wird.

Thematisch hatte mich da Buch daher sehr in den Bann geschlagen, lediglich die Beschreibung der Protagonistin hätte für meinen Geschmack ein klein wenig ausführlicher sein können, doch das ist ja Geschmackssache. Ich werde auf jeden Fall den Buchmarkt im Auge behalten, sollte hier die Geschichte fortgesetzt werden.

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