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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2017

Entzückende Illustrationen und eine direkte Botschaft!

Zarah und Zottel - Ein Pony auf vier Pfoten
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Zarah ist mit ihrer Mutter umgezogen und hat noch keine Freunde. Die Kinder, die vor ihrem neuen Zuhause spielen, wollen sie nicht in ihren Kreis aufnehmen und so sucht sie sich auf eigene Faust einen ...

Zarah ist mit ihrer Mutter umgezogen und hat noch keine Freunde. Die Kinder, die vor ihrem neuen Zuhause spielen, wollen sie nicht in ihren Kreis aufnehmen und so sucht sie sich auf eigene Faust einen Freund. Eigentlich möchte sie ein Pony, auf dem sie wie ein Indianer reiten kann, doch der Besitzer des Ladens, in dem sie nach einem Pony fragt, gibt ihr Zottel "zum Ausprobieren" mit. In den Aufzug passt er immerhin schon mal...

Dieses Buch ist einfach nur entzückend. Die Illustrationen sind witzig und lebensnah mit vielen kleinen Details, die man erst auf den zweiten Blick entdeckt - z.B. Kartons von UBI und eine Schlagbohrmaschine der Marke TILTI... Diese Anspielungen fallen Kindern natürlich nicht auf, aber ich habe mich köstlich darüber amüsiert! Meine Nichte fand die Zeichnungen total süß und mochte es sehr, dass die Frisuren von Zarah und Zottel sich so ähnlich sahen.

Die Geschichte ist natürlich mit einem Augenzwinkern geschrieben und ist nicht ganz so ernst zu nehmen, aber die Botschaft, die sie vermitteln will, kommt bei Kindern wie bei Erwachsenen direkt an. Die Situation, dass man irgendwo "neu" ist und sich fremd fühlt, kann jedes Kind nachvollziehen und sich deshalb sehr gut in Zarah wiederfinden. Es ist bemerkenswert, wie mit so wenig Text, so viel ausgesagt wird. Ein Zitat am Ende des Buches bringt es auf den Punkt: "Egal, was du bist oder woher du kommst, Hauptsache, du bist mein Freund!"

Ein wirklich ansprechend illustriertes Kinderbuch mit einer wichtigen Botschaft zum immer wieder (vor)lesen und daran freuen.

Veröffentlicht am 24.10.2017

Bemerkenswert und ausdrucksstark!

Das Tagebuch der Anne Frank
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Das Tagebuch der Anne Frank gehört als eines der am meisten bewegenden Dokumente der NS-Zeit zur Pflichtlektüre an vielen Schulen. Auch ich habe es damals gelesen und fand es als Jugendliche manchmal schwierig ...

Das Tagebuch der Anne Frank gehört als eines der am meisten bewegenden Dokumente der NS-Zeit zur Pflichtlektüre an vielen Schulen. Auch ich habe es damals gelesen und fand es als Jugendliche manchmal schwierig zu verstehen. Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass es modernisiert wurde und begrüße diese neue Ausgabe in Form eines "Graphic Diary", was besser zum visuellen Geschmack der heutigen Jugend und zu unserer Zeit passt. Es wurde anschaulich, mit hervorragend gezeichneten Bildern und fiktiven, aber glaubwürdigen Dialogen ausgestattet.

Das jüdische Mädchen, Anne Frank, hat keine richtige Freundin und als sie zum Geburtstag ein Tagebuch geschenkt bekommt, nennt sie es "Kitty". Von da an ist Kitty ihre beste Freundin, der sie alles anvertrauen kann. Ihre Erlebnisse, wie sie und ihre Familie durch den Judenhass immer mehr in ihrem normalen Leben eingeschränkt werden und sich schließlich sogar über einen sehr langen Zeitraum in einem Versteck verkriechen müssen, werden eindrucksvoll in Wort und Bild dargestellt. Auch die Schicksale von anderen Familienmitgliedern und Freunden werden bewegend geschildert.

Die bedrückende, bedrohliche Atmosphäre in der sich die Familie befand und ihre Entbehrungen kann man sich durch die ausdrucksvollen Zeichnungen sehr gut vorstellen und besonders ein Querschnitt durch das Haus, in dem sie sich verstecken mussten, macht die beengende Situation deutlich spürbar. Mir haben besonders die Darstellungen der Gedanken, Träume und Wünsche von Anne gefallen. Die detailreichen Zeichnungen sind wunderbare Ergänzungen zum besseren Verständnis ihres Charakters. Die immer vorhandene Furcht vor der Entdeckung, der ewige Vergleich mit ihrer wohlgeratenen Schwester, der ständige Streit mit ihrer Mutter und die nervigen Eigenheiten der Mitbewohner verdeutlichen, wie sehr das Zusammenleben auf engstem Raum, ihre Wut und ihre Ängste schüren. Dabei habe ich oft an den hier so sehr passenden Spruch gedacht: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!

Einige Textpassagen aus dem Original wurden aber auch ungekürzt in dieses Werk übernommen, um die sprachliche Reife der dreizehnjährigen Anne aufzuzeigen. Dies erläutert der Autor nochmals gesondert in einem interessanten Nachwort über die Entstehung der modernisierten Form des Tagebuchs. Über die Schicksale und Lebenswege der beschriebenen Personen nach Beendigung von Annes Aufzeichnungen wird ebenfalls in einem Nachtrag informiert.

Das Tagebuch der Anne Frank ist durch die grafische Darstellung bemerkenswert ausdrucksstark und unterhaltsam aufbereitet. Das macht es auch für medial "verwöhnte" Jugendliche interessant und ist somit eine wertvolle und lesenswerte Alternative bzw. Ergänzung zum Original!

Veröffentlicht am 21.10.2017

Lesenswert!

Ich war Hitlers Trauzeuge
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Dieser Roman beleuchtet die letzten Wochen des Dritten Reichs aus einer ungewohnten und in dieser Form noch nie dagewesenen Perspektive. Der Jude Harry Freudenthal konnte sich bisher unter einer falschen ...

Dieser Roman beleuchtet die letzten Wochen des Dritten Reichs aus einer ungewohnten und in dieser Form noch nie dagewesenen Perspektive. Der Jude Harry Freudenthal konnte sich bisher unter einer falschen Identität erfolgreich vor den Nazis verbergen. Als er sich als Pilger getarnt auf den Weg nach Santiago de Compostela machen will, gerät er durch die resolute Leni Riefenstahl, die einen Durchhaltefilm dreht und noch Männer dafür braucht, mitten in den Volkslauf von Berchtesgaden nach Berlin. Der Sieger darf dort dem Führer zum Geburtstag gratulieren...

Der Reiz liegt bei diesem Werk in der gekonnten Verschmelzung von Realität und Fiktion. Wahre geschichtliche Ereignisse und real existente Persönlichkeiten aus der NS-Zeit wie Leni Riefenstahl, Joseph Goebbels, Eva Braun und auch Adolf Hitler begegnen der erdachten Figur Harry Freudenthal alias Paul Renner, dessen Deckname zum Programm wird. Er rennt buchstäblich um sein Leben und quält sich trotz Schmerzen immer weiter dem Ziel entgegen. Unterwegs verliebt er sich sogar in ein BDM-Mädchen, was ihn beinahe auffliegen lässt. Dazwischen erfährt man in Rückblenden vieles aus seinem bisherigen Leben und den Schicksalen seiner jüdischen Familie.

Der Schreibstil ist mit ironischem Witz und schwarzem Humor gewürzt und so lässt sich die schon überaus interessante Handlung noch unterhaltsamer lesen. Auch gibt es etliche bemerkenswerte Nebenfiguren, die mit ihren detailreichen Geschichten für Spannung sorgen. Ich konnte mich jedenfalls sehr gut in fast jeden Charakter hineinversetzen und habe besonders mit Harry mitgelitten und gebangt.

Ein sehr lesenswerter Roman über ein düsteres Kapitel unserer deutschen Geschichte, der zum Nachdenken anregt und trotzdem überaus unterhaltsam geschrieben ist. Ich muss sagen, dass sich die 20-jährige Recherche des Autors dafür gelohnt hat!

Veröffentlicht am 26.09.2017

Mitreißende Story in einer ursprünglichen Welt

Moon Chosen
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In einer dystopischen Zukunft existieren verschiedene Clans mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und Gebräuchen. Leda ist die Mondfrau der Erdwanderer und reinigt alle drei Tage die Stammesmitglieder ...

In einer dystopischen Zukunft existieren verschiedene Clans mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und Gebräuchen. Leda ist die Mondfrau der Erdwanderer und reinigt alle drei Tage die Stammesmitglieder vom Nachtfieber. Ihre Tochter Mari möchte sie gerne zu ihrer Nachfolgerin ausbilden. Aber Mari ist anders als die übrigen Erdwanderer und muss dieses Geheimnis wahren, um nicht von der Gemeinschaft verstoßen zu werden.
Nik gehört zu den Gefährten, die von einem Hund auserwählt, eine lebenslange Seelenpartnerschaft mit ihm eingehen. Doch sie leben in Feindschaft mit den Erdwanderern. Vor den Hautdieben müssen sich alle in acht nehmen, denn sie sind Kannibalen und ziehen ihren Opfern die Haut bei lebendigem Leibe ab. Die Situation spitzt sich zu, als Nik ein wertvoller Welpe in den gefährlichen Wald entwischt...

Die hier beschriebene Welt hat so etwas Ursprüngliches, dass man sich in einen steinzeitlichen Urwald zurückversetzt fühlt. Doch gründet sie sich auf eine vergangene Zivilisation, wobei nicht erklärt wird, wie es dazu kam. Obwohl am Anfang sehr viel passiert und etliche Informationen zu verschiedenen Clans zu verarbeiten sind, konnte ich die Zusammenhänge schnell verstehen und mich in dieser Welt bestens zurecht finden. Eine Karte wäre hierbei hilfreich gewesen, um die räumliche Lage der Clans und ihre Wege noch besser nachvollziehen zu können.

Der Schreibstil ist sehr anschaulich und man kann sich die ganze Szenerie lebhaft und bildlich vorstellen. Die Charaktere sind sehr interessant, da sie alle mit ganz verschiedenen Problemen zu kämpfen haben und sich im Laufe der Handlung realistisch und nachvollziehbar weiterentwickeln. Auch der Hautdieb Fahlauge begeht zwar abscheuliche Taten, aber in jeder guten Geschichte braucht es so eine richtig ekelhafte Hassfigur, sonst wäre es doch langweilig. Es kommen auch einige brutale Szenen vor, die zart besaitete Gemüter vielleicht abschrecken könnten, aber ich empfand sie als nicht zu heftig, wenn man bedenkt, was Jugendliche jeden Tag im TV oder Internet zu sehen bekommen. Für meinen Geschmack haben sich die rasanten Abschnitte im richtigen Verhältnis mit ruhigeren Beschreibungen gemischt und die Spannung im Lesefluss nicht abreißen lassen.

Als sehr dezent und doch romantisch dargestellt, war für mich die zart aufkeimende Liebe der Protagonisten. Trotz vieler gegenseitiger Missverständnisse und Vorurteile, bauen sie mit der Zeit ein immer größeres Vertrauen zueinander auf, dass sie gegen alle Widerstände verteidigen müssen.
Hier sind lebensnahe Themen, wie zum Beispiel Vorurteile, Diskriminierung und Gewalt, die auch unsere Gesellschaft von heute bewegen, in eine mitreißende Story verpackt. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich freue mich auf die Fortsetzung, die ich schon sehr gespannt erwarte!

Veröffentlicht am 21.09.2017

Spannende Geschichte aus der Urzeit

Ivory and Bone
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Dieses Buch entführt weit in die Vergangenheit, als die Menschen noch mit Speeren Mammuts jagten und vor Säbelzahntigern fliehen mussten. Kol ist ein junger Mann, der zusammen mit seinen Eltern und Brüdern ...

Dieses Buch entführt weit in die Vergangenheit, als die Menschen noch mit Speeren Mammuts jagten und vor Säbelzahntigern fliehen mussten. Kol ist ein junger Mann, der zusammen mit seinen Eltern und Brüdern in einem Clan aufwächst. Ihre Aufgaben bestehen hauptsächlich in der Nahrungsbeschaffung, aber auch Hüttenbau und das Gerben der erbeuteten Felle sind wichtig für das Überleben. Leider gibt es in ihrem Clan keine im Alter zu ihnen passenden Frauen und sie machen sich Sorgen, dass sie niemanden zum Heiraten finden. Da taucht eines Tages Besuch aus einem anderen Clan auf. Dabei sind zwei junge Frauen, die anscheinend noch nicht vergeben sind. Mya ist eine von ihnen, doch sie ist nicht gerade nett, sondern eher abweisend zu Kol. Hat das mit einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit der Clans zu tun ?

Die Handlung beginnt mit einer Szene, als Kol und die verletzte Mya zusammen in einer Höhle ausharren müssen. Mya bittet Kol ihr eine Geschichte zu erzählen und er beginnt ihr aus seiner Sicht zu erzählen, was alles passiert ist, seitdem sie sich zum ersten Mal begegnet sind. So erfährt man als Leser, was die beiden zu diesem Zeitpunkt in der Höhle geführt hat. Ich finde, dass das ein sehr gutes Stilmittel der Autorin ist, um den Leser neugierig zu machen und dann nach und nach die Erklärungen zu liefern, warum sie in diese Situation geraten sind.

Das alltägliche Leben in einem urzeitlichen Clan ist detailliert und anschaulich beschrieben und man konnte sich sehr gut in die Probleme und Nöte der Protagonisten hineinversetzen. Der tägliche Kampf ums Überleben bei der Mammutjagd und Kämpfe mit Säbelzahntigern sorgen für Spannung. Aber auch die Feste, die gefeiert werden, die Zubereitung des Essens und die sozialen Strukturen und Gebräuche der Clans geben einen interessanten Einblick, wie es früher gewesen sein könnte. Sehr schön fand ich die Tatsache, dass die Autorin eine homosexuelle Beziehung in die Handlung eingebaut hat und dass Frauen beim Jagen und Kämpfen den Männern gleichgestellt waren.

Etwas verwirrend und kompliziert zu verfolgen waren die Intrigen und Stammesfehden, die teilweise schon über mehrere Generationen bestanden und die zu Auseinandersetzungen zwischen den Clans geführt haben. Man musste schon sehr genau den Überblick über die vielen Namen und Stammeszugehörigkeiten behalten, um die Zusammenhänge zu verstehen. Dabei spielten zwei Schmuck-Anhänger jeweils aus Knochen und Elfenbein eine wichtige Rolle, mit denen sich mir dann auch der Titel des Buches erschlossen hat.

Es war eine sehr interessante und anschauliche Geschichte aus der Urzeit, die mich sehr gut unterhalten hat.