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Veröffentlicht am 20.08.2022

Der Faden der Adriane

Mörderische Masche
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In Bökersbrück in der Lübecker Heide, wo eigentlich nie etwas passiert, wird Maike plötzlich von einem Stier getötet. Ihr verzweifelter Mann Henri steht daher nicht nur allein da, sondern muss sich auch ...

In Bökersbrück in der Lübecker Heide, wo eigentlich nie etwas passiert, wird Maike plötzlich von einem Stier getötet. Ihr verzweifelter Mann Henri steht daher nicht nur allein da, sondern muss sich auch noch um den Verkauf von Maikes Handarbeitsladen kümmern. Edda, die einzige Angestellte von „Nähschiff und Nadelflotte“, will ihn allerdings unbedingt davon abbringen. Und es gelingt ihr sogar und „Häkel-Henri“ arbeitet im Laden mit. Bald merkt er, dass der Häkelclub nicht nur mit Handarbeiten beschäftigt ist, sondern sich auch ums Aufdecken übler Geschäfte kümmert. Mit der Zeit stellt sich sogar heraus, dass auch Maikes Unfall gar keiner war …
Die Filethäkelei auf dem Cover beinhaltet zwar sogar einige Totenköpfe, nimmt durch seine Feinheit aber auch etwas vom Schrecken der blutroten Lettern des Titels weg. Die Kapitel sind mit aussagekräftigen Titeln versehen und haben eine angenehme Länge. Am Ende des Buches gibt es eine detaillierte Anleitung für einen einfachen Schal. Der Schreibstil ist einfach, die Dialoge sind lebhaft.
Die detaillierten Beschreibungen übermitteln ein gutes Bild des Ortes und lassen einen sofort in die Geschichte eintauchen. Vom schrulligen Kneipenwirt über die geschäftige Bürgermeistersgattin - die Charaktere sind durchwegs authentisch gezeichnet und durch ihre Spitznamen, Eigenheiten und Geheimnisse außerdem recht gut unterscheidbar. Auch die Handlung selbst ist sehr realistisch gehalten.
Wer einen richtigen Krimi hinter dem Werk erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden. Wer sich allerdings auf eine ruhige Handlung einlässt, den wird dieses Buch begeistern. Die kleinen Nebenhandlungen und vor allem die humorvollen Zwischentöne lassen einen richtig liebenswerten Wohlfühlkrimi entstehen. Dennoch beinhaltet das Buch auch ernstere Themen, schließlich ist Henri gerade erst Witwer geworden. Wie er seine Trauer bewältigt oder wie andere Handelnde ihre Probleme lösen, fließt nämlich ebenso in die Geschichte ein
Der Reiz der Geschichte liegt in seiner Unaufgeregtheit, in den kleinen Geschichten hinter der Handlung, in der Betonung des Lokalkolorits und in den offensichtlichen – oder auch geheimen - Charakterzügen der Protagonisten. Zur Entspannung und als Auflockerung beschert dieses Buch nicht nur Handarbeitsfans viele schöne Stunden ohne großes Blutvergießen.

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Veröffentlicht am 05.08.2022

So unvorhersehbar wie das Leben

Eine unwahrscheinliche Begegnung
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Auf der Fahrt nach Paris treffen in einem Zug zufällig eine Frau und ein Mann aufeinander. Sie denkt an ihren Freund, den sie schon lange verlassen will und er ist ohne Fahrkarte und Aufenthaltsgenehmigung ...

Auf der Fahrt nach Paris treffen in einem Zug zufällig eine Frau und ein Mann aufeinander. Sie denkt an ihren Freund, den sie schon lange verlassen will und er ist ohne Fahrkarte und Aufenthaltsgenehmigung unterwegs. Beim Aussteigen am Bahnhof trägt er ihren Koffer und sie versteckt ihn vor der Polizei. Beim Warten am Bahnsteig spüren die beiden Fremden, die aus verschiedenen Welten stammen, dass sie sich dennoch zueinander hingezogen fühlen.
Das Cover zeigt ein alltägliches Bild: zwei Menschen, die am Bahnsteig warten. Der Schreibstil ist sehr dynamisch und oft in kurzen Sätzen verfasst. Die Autorin beweist eine gute Beobachtungsgabe und ihr gelingt daher eine detaillierte Beschreibung der Situationen. Hervorzuheben sind auch die eingestreuten Lebenswahrheiten, die in einer schönen, direkt poetischen Sprache verfasst sind. Gerne hält man bei diesen aussagekräftigen Zitaten inne oder notiert sie sich gar.
Die Geschichte wird abwechselnd jeweils aus der Sicht der Frau und des Mannes erzählt; im Lauf der Handlung erfolgt der Wechsel dieser Sichtweisen allerdings immer schneller und verschwimmt ineinander. Genauso, wie auch das Leben der beiden sich zu verflechten scheint. Indem die Protagonistin dem zufällig Getroffenen hilft, verwirft die bisher rational handelnde Frau ihre bisherigen Ansichten und überdenkt ihr bisheriges Leben. Und dabei bestehen die Unterschiede zwischen den beiden nicht nur in ihrer bisherigen Lebensgeschichte.
So unvorhersehbar wie das Leben, so unvorhersehbar wie der Zufall, ist auch das Ende dieser unwahrscheinlichen Geschichte, die sich doch auch wirklich zutragen könnte.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Sterne unterstützen unseren Weg

Das Mondscheincafé
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Ein japanischer Mythos besagt, dass Katzen jenen Menschen etwas zurückgeben, von denen sie gut behandelt wurden. In Kyoto betreiben Katzen daher das Mondscheincafé. Es taucht ohne festen Standort unvorhersehbar ...

Ein japanischer Mythos besagt, dass Katzen jenen Menschen etwas zurückgeben, von denen sie gut behandelt wurden. In Kyoto betreiben Katzen daher das Mondscheincafé. Es taucht ohne festen Standort unvorhersehbar nur in Vollmondnächten auf. Neben süßen Köstlichkeiten servieren die charismatischen Katzen lebensverändernde Ratschläge zu Liebe, Arbeit und Beziehungen. Dabei interpretieren sie die astrologischen Lebensphasen ihrer Gäste, wie einer Drehbuchautorin in der Krise, einer Fernsehregisseurin mit gebrochenem Herzen und zwei Unternehmern mit beruflichen Schwierigkeiten.
Illustrationen von Chihiro Sakurada haben die Autorin zu diesem Buch inspiriert; die enthaltenen Illustrationen und das Cover sind wirklich überaus gelungen. Der abgebildete Mond, die Sterne und die erleuchteten Fenster des Cafés haben eine angenehme Haptik und leuchten am Cover sogar im Dunkeln. Im Zusammenklang mit Beethovens mehrfach angesprochener „Pathetique“ ist das Buch auf den ersten Blick ein Augen- und Ohrenschmaus. Die drei Kapitel sind in weitere Abschnitte unterteilt und der Schreibstil ist flüssig, der Text ist aber doch recht auf die Astrologie hin bezogen, denn die Ausführungen der Lebensphasen nehmen wirklich viel Raum ein und bleiben oft recht schulmeisterlich. Selbstverständlich kann man einige Inspirationen und Lebensweisheiten in sein eigenes Leben daraus mitnehmen, ein perfektes Buch zum Wegträumen ist es für mich allerdings nicht. Das mag durchaus auch am kulturellen Unterschied zwischen Japan und Europa liegen oder ich habe mich zu sehr vom schönen Cover und dem Hinweis auf Katzenliebhaber ablenken lassen. Sicher, man bekommt einen Einblick ins Leben der japanischen Gesellschaft und natürlich auch ins Leben der Protagonisten, die alle auf irgendeine miteinander verbunden sind; man merkt, dass sie Hilfe nötig haben, eine tiefere Beziehung zu ihnen ist bei mir aber nicht entstanden.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Eine Frau (wirklich) zwischen zwei Welten?

Mühlensommer
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Maria freut sich mit ihren Töchtern auf ein stressfreies Wochenende fern von Stadt und Schule. Der Anruf der Mutter über den Unfall des Vaters bringt sie zurück auf den elterlichen Bauernhof, wo sie sich ...

Maria freut sich mit ihren Töchtern auf ein stressfreies Wochenende fern von Stadt und Schule. Der Anruf der Mutter über den Unfall des Vaters bringt sie zurück auf den elterlichen Bauernhof, wo sie sich sich nun um Tiere, aber auch um die demente Oma kümmert; Maria erinnert sich an ihr fast vergessenes Leben mit starren Traditionen und kleinen Freiheiten. Zusammen mit ihrem Bruder und der Mutter sorgt sie sich um den Vater; und die Familie arbeitet endlich Verdrängtes auf …
Das Cover mit reifem Getreide, Lindenblüten und Schmetterling macht Freude auf den Roman mit sommerlicher Leichtigkeit. Genau wie der Beginn des Buchs, wo man das frisch gebackene Brot regelrecht riechen kann. Für mich hat die Geschichte leider nicht gehalten, was versprochen wurde. Die Kapitel sind nicht nummeriert oder betitelt, dennoch erkennt man die zwei Erzählstränge der Ich-Erzählerin. Das angekündigte Leben zwischen zwei Welten wird dabei nur angedeutet. Aus Marias Gegenwart erfährt man nur, dass sie mit ihren beiden Töchtern in der Stadt lebt. Eine richtige Gegenüberstellung von Stadt- und Landleben findet nicht statt.
Das Hauptaugenmerk der Autorin liegt auf aneinandergereihten Anekdoten ihrer Kindheit; teils sind dies allgemeingültige Erlebnisse, in denen sich das Publikum in die eigene Vergangenheit zurückversetzt sieht, teils handelt es sich um spezielle Geschichten, die sich nur auf einem Bauernhof abspielen konnten; an einigen Stellen gibt es detaillierte Beschreibungen, an anderen humorvolle Begebenheiten. Den Humor der Autorin muss man dabei allerdings mögen. Ich kann mir ihre Anekdoten gut in einem Kabarettprogramm vorstellen, in welchem sie durch ihre Geschichten auf den Retro-Trend des Publikums abzielt und so manchen Schenkelklopfer hervorruft. Als sommerlich leichte Lektüre möchte ich dieses Buch aber eher nicht bezeichnen.

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Der Duft des Vergessenwerdens

Die Vermesserin der Worte
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Weil der Autorin Ida plötzlich die Worte – und dadurch auch ihr Verdienst – fehlen, bewirbt sie sich als Haushaltshilfe bei der älteren Ottilie, die wenig spricht und jeden Tag mehr zu verschwinden scheint. ...

Weil der Autorin Ida plötzlich die Worte – und dadurch auch ihr Verdienst – fehlen, bewirbt sie sich als Haushaltshilfe bei der älteren Ottilie, die wenig spricht und jeden Tag mehr zu verschwinden scheint. Im in die Jahre gekommenen Herrenhaus findet Ida Staub und Moder, aber auch viele Schätze aus Papier und Erinnerungen eines interessanten Lebens. Als Ottilies Verbindung zur Gegenwart immer mehr schrumpft, will Ida sowohl ihre eigenen Worte wiederfinden als auch Ottilies Verblassen verhindern. So erzählt sie ihrer Arbeitgeberin eine Geschichte …
Das Cover mit seinen Pastelltönen, der Blumenvase und den drei Büchern ist eher unscheinbar, und doch fällt es ins Auge und macht zusammen mit dem Titel neugierig auf den Inhalt. Die Kapitel sind kurz und mit aussagekräftigen Überschriften versehen, der Schreibstil ist sehr angenehm. Der Roman wird bis auf ein Kapitel aus Idas Perspektive erzählt; an einigen Stellen wechselt diese Sicht aber auch innerhalb Idas Geschichte in die Gefühlswelt anderer Charaktere. Die Hauptfigur Ida bleibt leider recht blass; sowohl ihr Gefühlsleben als auch ihren Beruf betreffend, denn leider erfahren wir nicht, für welche Art von Büchern ihr plötzlich die Worte fehlen. Dafür sind immer wieder Anspielungen auf andere Romane eingestreut. Die Autorin beschreibt sehr detailliert, oft kommt es zu überflüssigen Wiederholungen; unter anderem auch Idas Putzen betreffend, die ihre ganz eigene Methode zur Beseitigung des überall vorhandenen Staubs hat.
Die behandelten Themen Freundschaft und Vergessen sind mit viel Leichtigkeit verarbeitet. Einiges wird sogar etwas zu einfach gelöst, gerade auch was das schwierige Thema Demenz angeht. Wer sich mit einer langsam erzählten Geschichte einige Stunden vom Alltag ablenken will, wird mit diesem Buch aber sicher seine Freude haben.

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